Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Shi Ging


Das Chinesische Buch der Lieder.


Nachgedichtet von Josef Maria Mayer



1


Guan, Guan, rufen die Meeresvögel auf der Insel inmitten des Flusses. Still und wunderschön ist das fromme Mädchen, dem Herrn eine liebe Gefährtin.

Unterschiedlich lang sind die Blätter des Beifuß, zur Linken und zur Rechten fasst man sie mit den Händen. Still und wunderschön ist das fromme Mädchen, wachend und schlafend sucht der Herr das Mädchen.

Er sucht sie und erreicht sie nicht, wachend und schlafend denkt er an sie. Lange Nächte, lange Nächte! Ruhelos wälzt er sich hin und her.

Unterschiedlich lang sind die Blätter des Beifuß, zur Linken und zur Rechten ernten man Beifuß. Still und wunderschön ist das fromme Mädchen, Harfen und Leiern sollen sie gnädig stimmen.

Unterschiedlich lang sind die Blätter des Beifuß, zur Linken und Rechten wählt man die besten Blätter. Still und wunderschön ist das fromme Mädchen, Glocken und Trommeln sollen ihr Freude machen.



2


Die Schlingpflanze breitet sich aus. Sie erreicht des Tales Mitte, ihre Blätter sind üppig. Der Pirol fliegt herbei. Die Amseln sammeln sich auf den dichtbelaubten Bäumen und schwatzen gesellig.

Die Schlingpflanze breitet sich aus. Sie erreicht des Tales Mitte, sie hat viele Blätter. Wir schneiden die Blätter ab und kochen die Blätter. Wir machen feines und grobes Leinen und tragen das Leinen ohne Widerwillen.

Ich sage zur Meisterin: Kehre zurück! Ich werde mein Unterkleid waschen, ich werde mein Oberkleid waschen. Was soll ich waschen und was soll ich nicht waschen? Ich kehre zurück und wünsche dem Vater und der Mutter Frieden.



3


Ich pflücke das Mausohr und fülle den Korb damit. Ich seufze über meinen Geliebten. Ich setzte ihn auf die Straße nach Zhou.

Ich steige auf den steilen Hügel, mein Pferd ist erschöpft. Ich schenke aus dem Bronzekrug Wein in den Becher, um nicht immer an ihn denken zu müssen.

Ich steige auf den hohen Bergrücken, schwarz von Schweiß und gelb von Staub mein Pferd. Ich trinke aus dem Rhinozeros-Horn den edlen Wein, um nicht ewig an meinem Geliebten zu leiden.

Ich steige auf den spitzen Gipfel, mein Pferd ist ermattet, der Kutscher ist krank. Wie traurig bin ich, wenn ich meinen Geliebten nicht wieder sehe!



4


Im Süden gibt es hohe Bäume mit langen Zweigen, Bohnen und Weinranken ranken daran auf. Glücklich sei die Dame, Freude und Wohlfahrt sollen ihr Frieden schenken.

Im Süden gibt es hohe Bäume mit langen Zweigen, Bohnen und Weinranken verbergen sie. Glücklich sei die Dame, Freude und Wohlfahrt sollen sie stärken.

Im Süden gibt es hohe Bäume mit langen Zweigen, Bohnen und Weinranken umschlingen sie. Glücklich sei die Dame, Freude und Wohlfahrt sollen sie vollkommen machen.



5


Flügel der Heuschrecken, massenhaft! Das ist angemessen, denn deine Kinder und Kindeskinder sollen zahlreich sein.

Flügel der Heuschrecken, oh sie treten in Schwärmen auf! Das ist angemessen, denn deine Kinder und Kindeskinder sollen sich unendlich fortpflanzen wie eine Perlenschnur.

Flügel der Heuschrecken, oh sie kommen in großer Menge! Das ist angemessen, denn deine Kinder und Kindeskinder sollen sich wie Insekten im Winterschlaf zusammenrollen.



6


Der Pfirsichbaum ist jung und schön. Leuchtend sind die Pfirsichblüten. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Sie macht den Haushalt und das Schlafgemach schön.

Der Pfirsichbaum ist jung und schön. Saftig sind die Pfirsichfrüchte. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Sie macht den Haushalt und das Schlafgemach heilig.

Der Pfirsichbaum ist jung und schön. Die Blätter sind üppig. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Sie weist im Haushalt und im Schlafgemach die Mägde an.



7


Man schlägt die Pflöcke für die Hasennetze ein, man hämmert Peng-Peng. Der schöne Krieger ist für den Herzog wie Schild und Mauer.

Man schlägt die Pflöcke für die Hasennetze ein, man spannt die Netze aus, wo viele Spuren sind. Der schöne Krieger ist dem Herzog ein treuer Gefährte.

Man schlägt die Pflöcke für die Hasennetze ein, man spannt die Netze im Walde aus. Der schöne Krieger ist für den Herzog wie Bauch und Herz, ein Vertrauter und eine sichere Stütze.



8


Wenn wir den Wegerich rupfen, dann rupfen wir ihn dort. Wenn wir den Wegerich rupfen, dann halten wir dort ihn fest.

Wenn wir den Wegerich rupfen, dann pflücken wir ihn dort. Wenn wir den Wegerich rupfen, dann sammeln wir ihn dort.

Wenn wir den Wegerich rupfen, dann stecken wir ihn in die Schürze. Wenn wir den Wegerich rupfen, dann stecken wir ihn in die hochgehobenen Röcke.



9


Im Süden gibt es hohe Bäume, aber man kann darunter nicht ruhen. Am Han-Fluß lustwandeln junge Mädchen, aber man darf sie nicht begehren. Der Han-Fluß ist breit, man kann nicht hinüber. Der Jiang-Fluß ist lang, man kann mit dem Floß nicht bis ans Ende fahren.

Hoch gestapelt liegt das Brennholz. Wir schneiden die Dornen ab. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Wir füttern ihre Pferde. Der Han-Fluß ist breit, man kann nicht hinüber. Der Jiang-Fluß ist lang, man kann mit dem Floß nicht bis ans Ende fahren.

Hoch gestapelt liegt das Brennholz. Wir schneiden die Blätter der Artemisie. Das Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Wir füttern ihr Fohlen. Der Han-Fluß ist breit, man kann nicht hinüber. Der Jiang-Fluß ist lang, man kann nicht mit dem Floß bis ans Ende fahren.



10


Ich wandle am Ufer des Ru-Flusses, schneide Zweige und Stengel. Ich hab den Herrn noch nicht gesehen, ich spüre Verlangen, als wär ich am Morgen hungrig.

Ich wandle am Ufer des Ru-Flusses, schneide Zweige und Triebe. Wenn der Herr mich sieht, wird er mich nicht verschmähen und von sich schicken.

Der Fisch hat einen roten Schwanz. Des Königs Gemach ist rot wie Feuer des Untergangs. Wenn es auch aussieht, als stünde es im Feuer des Untergangs, so sind doch der Vater und die Mutter nah!



11


Hufe des Einhorns! Majestätische Söhne des Herzogs! Weh dir, Einhorn!

Stirn des Einhorns! Majestätischer Stamm des Herzogs! Weh dir, Einhorn!

Horn des Einhorns! Majestätisches Geschlecht des Herzogs! Weh dir, Einhorn!



12


Der Eichelhäher hat sein Nest, die Turteltaube bewohnt das Nest. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Hundert Wagen erwarten das Mädchen.

Der Eichelhäher hat sein Nest, die Turteltaube findet Platz darin. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Hundert Wagen empfangen das Mädchen.

Der Eichelhäher hat sein Nest, die Turteltaube füllt es aus. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Hundert Wagen tragen ihre Morgengabe.



13


Wo sammelt sie Beifuß? Auf Teichen und Inseln. Wo verwendet sie Beifuß? Bei den Opfern des Herzogs.

Wo sammelt sie Beifuß? Am Fluß im Tal. Wo verwendet sie Beifuß? Im Tempel des Herzogs.

Das Kleid ist schön verziert. Morgens und abends ist sie beim Herzog. Das Kleid ist schön verziert. Gemächlich kehrt sie nach Hause zurück.



14


Insekten summen im Gras, Heuschrecken hüpfen auf dem Hügel. Ich habe den Herrn noch nicht gesehn. Mein Herz ist traurig. Sobald ich den Herrn sehe, dem Herrn begegne, findet mein Herz zur Ruhe.

Ich besteige den Südberg und sammle Farn. Ich habe den Herrn noch nicht gesehen. Mein Herz ist traurig. Sobald ich den Herrn sehe, dem Herrn begegne, findet mein Herz Entzücken.

Ich besteige den Südberg, ich sammle Wicken. Ich habe den Herrn noch nicht gesehen. Mein Herz ist traurig. So bald ich den Herrn sehe, dem Herrn begegne, findet mein Herz das Glück!



15


Wo sammelt sie Farn? Am Ufer des südlichen Flusses im Tal. Wo sammelt sie Algen? An jenen Teichen.

Wohinein füllt sie den Farn und die Algen? In die eckigen und die runden Körbe. Worin kocht sie den Farn und die Algen? In Kesseln mit drei Füßen und in Pfannen.

Wo bringt sie alles dar? Unter dem Fenster des Ahnentempels. Wer bringt das Opfer dar? Ein frommes, schönes, junges Mädchen.



16


Üppig ist der Birnbaum, fäll ihn nicht, denn Graf Schao baute dort seine Laubhütte.

Üppig ist der Birnbaum, reiß ihn nicht aus, denn Graf Schao ruhte dort.

Üppig ist der Birnbaum, wirf ihn nicht um, denn Graf Schao träumte dort.



17


Feucht ist der Tau auf dem Weg. Ist es nicht morgens und abends so? Ich sage, es ist zuviel Tau auf dem Weg.

Wer sagt, der Sperling habe keinen Schnabel? Womit könnte er in mein Zimmer dringen? Wer sagt, du seist ohne Familie? Wie könntest du mich dann verklagen vor Gericht? Doch wenn du mich auch verklagst, so hilft dir deine Familie nicht.

Wer sagt, die Maus habe keine Zähne? Womit könnte sie meine Zimmerwand durchnagen? Wer sagt, du seist ohne Familie? Wie könntest du die Klageschrift gegen mich einreichen bei Gericht? Doch wenn du mich auch verklagst, ich werde dir dennoch nicht folgen!



18


Auf dem Lammfell fünf zehnfädige Strähnen aus ungefärbter Seide. Sie ziehen sich zum Mahl vom Hof zurück. Wie sind sie doch huldvoll und artig!

Auf dem Lammfell fünf zwanzigfädige Strähnen aus ungefärbter Seide. Sie ziehen sich zum Mahl vom Hof zurück. Wie sind sie doch huldvoll und artig!

Auf dem Lammfell fünf achtzigfädige Strähnen von ungefärbter Seide. Sie ziehen sich zum Mahl vom Hof zurück. Wie sind sie doch huldvoll und artig!



19


Es grollt der Donner an der Sonnenseite des Südbergs. Warum gingest du so weit fort und gönntest dir keine Ruhe? Edler Herr, komm doch wieder, komm doch wieder!

Es grollt der Donner an der Schattenseite des Südbergs. Warum gingest du so weit fort, ohne dir etwas Muße zu gönnen? Edler Herr, komm doch wieder, komm doch wieder!

Es grollt der Donner am Fuße des Südbergs. Warum gingest du so weit fort, ohne an einer Ruhestätte zu weilen? Edler Herr, komm doch wieder, komm doch wieder!



20


Der Pflaumenbaum wird geschüttelt. Sieben Früchte. Es verlangen nach mir verschiedene Männer. Möge es günstig werden.

Der Pflaumenbaum wird geschüttelt. Drei Früchte. Es verlangen nach mir verschiedene Männer. Möge es heute zur Entscheidung kommen.

Der Pflaumenbaum wird geschüttelt. Ich lege die Pflaume in einen runden Korb. Es verlangen nach mir verschiedene Männer. Möge sich einer erklären.



21


Die kleinen Sterne leuchten, das Dreigestirn und das Fünfgestirn stehen im Osten. Rasch huschen wir in die Nacht! Morgens und abends sind wir im Palast. Wahrlich, unser Schicksal ist nicht das selbe.

Die kleinen Sterne leuchten, der Orion und die Plejaden sind sichtbar. Rasch huschen wir in die Nacht! Ich trage die Bettdecke und das Nachthemd. Wahrlich, unser Schicksal ist verschieden.



22


Der Fluß hat Nebenflüsse. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams, aber sie nahm uns nicht mit. Sie nahm uns nicht mit, doch später bereute sie das.

Der Fluß hat kleine Inseln. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams, doch sie wollte uns nicht bei sich haben. Sie wollte uns nicht bei sich haben, aber später musste sie mit uns leben.

Der Fluß hat den Nebenfluß Tuo. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams, aber sie wollte uns nicht umarmen. Sie wollte uns nicht umarmen, aber darum singt sie jetzt auch Klagelieder.



23


In der Öde gibt es ein totes Reh, bedeckt von gelbem Schilf. Es gibt ein junges Mädchen, das spürt den Frühling, ein strammer Mann verlockt sie!

Im Wald gibt es das Unterholz. In der Öde gibt es einen toten Hirsch, verhüllt von gelbem Schilf. Es gibt ein junges Mädchen, das ist rein wie Jade!

Oh wie schön! Zupf nicht an meinem Schleier! Laß den Hund nicht bellen!



24


Wie voll sind die Blüten des Kirschbaums! Warum sollen wir nicht in Ehrfurcht und Liebe die Prinzessin Ji begrüßen?

Wie voll sind die Blüten der Pfirsichbäume! Dies ist die Heirat des Sohns des Fürsten von Qi und der Enkelin des Königs Ping!

Womit angelst du? Mit der Angelschnur aus Seide. Dies ist die Heirat des Sohns des Fürsten von Qi und der Enkelin des Königs Ping!



25


Diese sprießenden Büsche! Ein Schuß! Fünf Eber! O weh, die Knechte und Jäger!

Dieser sprießende Beifuß! Ein Schuß! Fünf Ferkel! Oh weh, die Knechte und Jäger!



26


Es treibt das Boot von Zypressenholz, es fließt dahin. Ich bin hellwach und schlafe nicht, als hätte ich einen geheimen Kummer. Es ist nicht so, dass ich keinen Wein hätte, um zu schwärmen und fröhlich zu sein.

Mein Herz ist kein Spiegel, man kann nicht hineinschaun. Obwohl ich Brüder habe, kann ich nicht auf sie zählen. Wenn ich klage, begegne ich ihrer Herzenshärtigkeit.

Mein Herz ist kein Stein, den man rollen kann. Mein Herz ist keine Matte, die man zusammenlegen kann. Mein würdevolles Verhalten ist friedfertig, es ist ohne Tadel.

Mein Herz ist voller Kummer und Trauer. Bei den Kleingeistern bin ich verhasst. Ich habe sehr viel Kummer erfahren im Leben und auch viel Spott und Hohn. Wenn mein Herz ruhig ist, dann denk ich nach, wenn ich wach bin, schlag ich mir an die Brust!

O Sonne, o Mond! Warum verdunkelt ihr euch wieder? Der Kummer meines Herzens ist wie ein ungewaschenes Kleid. Wenn mein Herz ruhig ist, denk ich nach. Warum kann ich nicht aufspringen und davonfliegen?



27


Grün ist das Kleid, mit gelbem Futter. Wann geht des Herzens Kummer zuende?

Grün ist das Kleid und gelb der Rock. Wann wird des Herzens Kummer vergehen?

Grün ist die Seide, sie stammt von dir. Ich denke an die Weisen des Altertums, so werde ich ohne Sünde sein.

Fein ist das Tuch und grob ist das Tuch, sie sind kühl wie der Wind. Ich denke an die Weisen des Altertums und so finde ich meines Herzens Herz.



28


Wenn die Schwalbe fliegt, dann spreizt sie ihre Federn. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Ich begleite sie ins freie Feld. Ich halte Ausschau und seh sie nicht mehr. Meine Tränen tropfen wie der Regen.

Wenn die Schwalbe fliegt, dann reckt und streckt sie den Hals. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Ich begleite sie. Ich halte Ausschau und seh sie nicht mehr. Ich bleibe liegen unter Tränen.

Wenn die Schwalbe fliegt, dann sinkt und steigt ihre Stimme. Das junge Mädchen tritt ins Haus des Bräutigams. Ich begleite sie in den Süden. Ich halte Ausschau und seh sie nicht mehr. Wahrlich, wahrlich, das ist eine Qual für mein Herz!

Das Herz der Dame Zhong Ren ist still und ehrlich. Sie ist ausgesprochen freundlich und gütig. Sie ist gut und gerecht zu sich selbst. Ich denke an die heiligen Könige des Altertums, um mich Unwürdigen anzuspornen.



29


Die Sonne steht still, es wandert der Mond. O Sonne, o Mond, ihr sendet euer Licht zur Erde. Daß er so ist! Er behandelt mich nicht mehr wie früher. Wie kann es wieder Freundschaft geben? Warum achtet er mich nicht?

Die Sonne steht still, es wandert der Mond. O Sonne, o Mond, ihr bedeckt die Erde unten mit Lichtglanz. Daß er so ist! Er liebt mich nicht mehr, wie kann ich mich da beruhigen? Warum ist er nicht gut zu mir?

Die Sonne steht still, es wandert der Mond. O Sonne, o Mond, ihr steigt aus dem Osten herauf. Daß er so ist! Man redet nicht gut von ihm, wie kann ich mich da beruhigen? Wenn ich ihn doch vergessen könnte!

Die Sonne steht still, es wandert der Mond. O Mond, o Sonne, ihr kommt aus dem fernen Osten. O Vater, o Mutter, versorgt mich bis an mein Lebensende! Wie kann ich Frieden finden? Er ist nicht mehr lieb zu mir.



30


Es war stürmisch und regnerisch heute. Wenn du mich anschaust, lachst du, du lachst über mich und verspottest mich. Tief im Herzen bin ich traurig darüber.

Es ist stürmisch und der Himmel ist voller Wolken. Freundlich versprachest du, bald zu kommen. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du willst. Du aber kommst nicht. Ich denke voll Sehnsucht an dich!

Es ist stürmisch und das Wetter ist trübe. Den ganzen Tag über regnet es und stürmt. Ich bin wach und kann nicht schlafen. Ich bin voller Sehnsucht und voller Verdruß.

Der trübe Himmel verfinstert sich, der Donner rollt dumpf. Ich bin wach und kann nicht schlafen. Ich bin voller Sehnsucht und spüre Verlangen nach dir!



31


Die Trommel dröhnt, man springt empor und schwenkt die Waffen, man baut um die Hauptstadt die Mauer und den Schutzwall um Cao. Ich gehe allein in den Süden.

Wir folgen Sun Zizhong, unserem Heerführer, wir befrieden Chen und Song. Er entlässt uns nicht aus dem Kriegsdienst. Mein betrübtes Herz ist voll Kummer.

Dort lassen wir uns nieder, dort bleiben wir, dort verlieren wir die Pferde. Wo sollen wir die Pferde suchen? Wir suchen sie tief im Wald.

In Leben und Tod sind wir getrennt und leiden Kummer. Mit dir hab ich doch einen Bund geschlossen, ich halte deine Hand, ich will alt werden nur mit dir.

O weh! Du lieferst mir nicht, was ich zum Leben brauche. O weh, wie fern bist du, du lebst nicht mehr mit mir!



32


Der sanfte Wind kommt von Süden und weht auf die Brustbeere. Der Herz der Brustbeere ist zart und schön. Frau Mutter müht sich und arbeitet immer.

Der sanfte Wind kommt von Süden und weht in das Laub der Brustbeere. Frau Mutter ist sittsam. Unter uns ist kein guter Mensch.

Dort ist die frische Quelle, die Quelle von Xun. Sie hat sieben Söhne. Frau Mutter arbeitet immer und sorgt sich.

Schön sind und lieblich singen die Pirole. Sie hat sieben Söhne. Doch keiner tröstet das Herz der Mutter.



33


Wenn der Fasan fliegt, schlägt er mit den Flügeln. Mein Geliebter, du hast diese Trennung herbeigeführt.

Wenn der Fasan fliegt, sinkt und steigt seine Stimme. Wahrlich, mein Herr, du quälst mein Herz!

Ich betrachte die Sonne und den Mond, ich denke lange und voller Sehnsucht an dich. Der Weg ist so lang, wann kannst du kommen?

Ihr hundert Herren, ihr kennt nicht den Weg der Tugend. Ich bin nicht begehrlich. Warum kennt ihr keinen Anstand?



34


Der Kürbis hat bittere Blätter. Die Furt ist tief. Ist die Furt tief, so legt man die Kleider ab, ist die Furt seicht, so hebt man den Rock.

Von Wasser ist die Furt gefüllt. Das Fasanenweibchen singt. Ist die Furt auch voll Wasser, wird doch meine Wagendeichsel nicht naß. Das Fasanenweibchen sucht sein Fasanenmännchen.

Die Gänse schreien im Chor. Die Sonne geht früh am Morgen auf. Der Ritter führt seine Dame heim, das Eis ist noch nicht geschmolzen.

Der Fährmann winkt, die Leute schreiten durch die Furt, ich aber nicht. Die Leute schreiten durch die Furt, ich aber nicht, ich warte auf meinen Geliebten.



35


Der Ostwind bringt Wolken und Regen. Ich möchte die gleiche Gesinnung haben wie du. Sei doch nicht wütend! Man sammelt Senf, man sammelt Möhren, ohne die Wurzel zu beachten. Der Ruf meiner Tugend kennt keinen Flecken. Mit dir will ich gemeinsam sterben!

Ich gehe langsam meines Weges, im Herzen trage ich Unwillen. Nicht in der Ferne, sondern in der Nähe begleite er mich über die Schwelle. Wer sagt, daß Bitterkraut bitter ist? Bitterkraut ist süß! Du erfreust dich an deiner neuen Ehefrau wie ein Bruder.

Der Jing-Fluß wird schlammig durch den Wei-Fluß. Fest sind die Inselchen. Du erfreust dich an deiner neuen Ehefrau, du hältst mich nicht für würdig. Steig nicht auf meinen Deich! Öffne meine Fischreuse nicht! Ich werde nicht geliebt! Ich habe reichlich Muße, meine Zukunft zu beweinen!

Wenn man dahin kommt, wo das Wasser tief ist, durchquert man es mit einem Boot. Wenn man dahin kommt, wo das Wasser seicht ist, watet man zu Fuß hindurch. Was man bekommen kann und was man nicht bekommen kann, ich will es erlangen! Immer, wenn Leute Trauer leiden, kriech ich auf Händen und Füßen, sie zu retten!

Du willst mich nicht umsorgen, du hältst mich für deine Feindin. Du nahmst Anstoß an meiner Tugend. Ich kann als Braut nicht verkauft werden.

Früher, als ich aufwuchs, war ich bang und leidend. Mit dir bin ich in Not geraten. Ich lebte, ich wuchs heran, doch du vergleichst mich mit Gift!

Ich habe einen guten Vorrat an Gemüse, so dass ich den Winter überstehen kann. Du freust dich an deiner neuen Frau, mich aber nimmst du nur als Hilfe in der Not. Du bist heftig und aufbrausend, du bereitest mir Mühe. Du erinnerst dich nicht mehr an früher, als du nur bei mir geruht, nur mich geliebt!



36


Vergeblich, vergeblich! Warum Umkehr? Wenn nicht für den Herrn, warum dann hier im Tau auf dem Weg?

Vergeblich, vergeblich! Warum Umkehr? Wenn nicht für den Herrn, warum dann hier im Schlamm der Straße?



37


Vorn ist der Hügel steil und hinten fällt er sanft hinab. Wie lang sind die Ranken der Schlingpflanze? Mein Onkel, mein Onkel, wie viele Tage noch?

Warum bleibt er? Er muß jemand haben, bei dem er bleibt. Warum verweilt er? Es muß einen Grund geben.

Der Fuchspelz ist dick und zerschlissen. Es ist ja nicht so, dass kein Wagen in den Osten fährt. Mein Onkel, mein Onkel, da ist keiner, mit dem ich reisen könnte!

Klein und niedlich die Jungen der Goldamsel. O Vagabundensöhne! Mein Onkel, mein Onkel, du lächelst mit verstopften Ohren?



38


Lässig, lässig! Man wird nun die große Tanzzeremonie begehen. Die Sonne steht im Zenit, am Scheitel des Himmels.

Der schöne Tänzer ist herrlich. Er führt die große Tanzzeremonie in der Halle des Herzogs auf. Stark wie ein Tiger, hält er die Zügel wie Seidenfäden.

In den linken Hand die Flöte, in der rechten Hand die Schwanzfeder des Fasans. Er ist scharlachrot geschminkt. Der Herzog ruft: Schenkt ihm den Weinbecher voll!

Auf dem Hügel steht der Haselnussstrauch, im Sumpf wächst Knöterich. An wen muß ich denken? An den schönen Menschen im Westen. Oh jener schöne Mensch im fernen Westen!



39


Es plätschert die Quelle, sie fließt in den Qi-Fluß. Meine Gedanken weilen in Wei. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht voll Sehnsucht bin. Schön sind die Prinzessinnen aus dem Königshause Ji. Ich will mich mit ihnen beraten.

Ich reise und übernachte in Ji. Ich trinke zum Abschied in Ni. Ein Mädchen reist zur ihrer Hochzeit, fern von den Eltern und Brüdern. Ich frage meine Tante, meine Schwestern und Cousinen.

Ich reise und übernachte in Gan. Ich trinke zum Abschied in Yan. Ich werde die Wagenachse schmieren und dann mit dem Wagen weiterfahren. Ich eile und erreiche Wei. Wahrscheinlich werde ich leiden!

Ich denke voll Sehnsucht an die reiche Quelle, ich seufze beständig nach der reichen Quelle. Ich denke voll Sehnsucht an Xu und Cao. Mein Herz ist voller Traurigkeit! Lasst uns die Pferde anspannen und eine Lustreise unternehmen, um meinen Kummer zu verscheuchen!



40


Ich trete zum Nordtor hinaus. Mein Herz ist voll Traurigkeit und Sorge. Ich bin arm und leide Mangel. Niemand kennt meine Not. Es ist um mich geschehen! Es ist der Wille des Himmels! Was ist dazu zu sagen?

Des Königs Pläne kommen zu mir, der Regierung Vorhaben kommen zu mir. Ich trete herein, die Menschen drinnen tadeln mich alle. Es ist um mich geschehen! Es ist der Wille des Himmels! Was ist dazu zu sagen?

Des Königs Pläne bedrücken mich, der Regierung Vorhaben soll ich allein ausführen. Ich trete herein, die Menschen drinnen treten mich alle. Es ist um mich geschehen! Es ist der Wille des Himmels! Was ist dazu zu sagen?



41


Der Nordwind ist scharf, der Schneesturm ist wild. Wenn du mich magst, wenn du mich liebst, dann nehm ich deine Hand und geh mit dir. Du bist bescheiden und sanft. Komm rasch, es ist dringend!

Der Nordwind ist streng, der Schneesturm ist wütend. Wenn du mich magst, wenn du mich liebst, dann nehm ich deine Hand und kehr mit dir heim. Du bist bescheiden und sanft. Komm rasch, es ist dringend!

Niemand ist rot, nur der Fuchs, niemand ist schwarz, nur der Rabe. Wenn du mich magst, wenn du mich liebst, nehm ich deine Hand und fahr mit dir im Wagen. Du bist bescheiden und sanft. Komm rasch, es ist dringend!



42


Das fromme Mädchen ist demütig, wartet auf mich an der Mauer der Stadt. Ich liebe sie! Ich sehe sie nicht, da kratz ich meinen Kopf und gehe unentschlossen hin und her.

Das fromme Mädchen ist schön, sie gibt mir eine zinnoberrote Flöte. Die zinnoberrote Flöte ist herrlich! Ich freue mich an der Schönheit des Mädchens!

Von der Weide bringt das Mädchen mir eine Blume, eine besonders schöne Blume. Es ist nicht wegen der Schönheit der Blume, sondern weil die Blume ein Geschenk des schönen Mädchens ist!



43


Der neue Turm ist herrlich, der Fluß ist breit. Sie wollte einen schönen Freund, doch sie bekam einen Narren!

Der neue Turm ist leuchtend, der Fluß ist voll weichen Wassers. Sie wollte einen schönen Freund, doch sie bekam einen Narren!

Ein Fischnetz wurde ausgeworfen, die Gans verfing sich darin. Sie wollte einen schönen Freund, doch sie bekam diesen ekelhaften Wurm!



44


Zwei Männer steigen ins Boot, das Boot treibt davon. Ich denke voll Sehnsucht an dich! Mein Herz ist voll Traurigkeit!

Zwei Männer steigen ins Boot, das Boot treibt vorbei. Ich denke voll Sehnsucht an dich! Sicher werde ich leiden!



45


Das Zypressenboot treibt im Fluß. Zwei Haarsträhnen hängen lässig herab. Er ist mein Gatte, er schwor mir Treue bis zum Tode. O Mutter, o Himmel! Du hast kein Mitleid mit mir!

Das Zypressenholzboot liegt am Ufer des Flusses. Zwei Haarsträhnen hängen lässig herab. Mein Gemahl schwor mir Treue, bis dass der Tod uns scheidet. O Mutter, o Himmel! Du hast kein Mitleid mit mir!



46


An der Wand sind Dornen, man kann sie nicht fortfegen. Die Worte im Innern des Schlafgemachs, in der Nacht gesprochen, kann man nicht aussprechen. Aussprechen kann man nur unschöne Worte.

An der Wand sind Dornen, man kann sie nicht ausreißen. Die Worte im Innern des Schlafgemachs, in der Nacht gesprochen, kann man nicht wiedergeben. Wiedergeben kann man nur lange Reden.

An der Wand sind Dornen, man kann sie nicht flechten. Die Worte im Innern des Schlafgemachs, in der Nacht gesprochen, kann man nicht vortragen. Vortragen kann man nur sündige Witze.



47


Sie möge alt werden mit ihm, sie hat den Haarknoten und die Haarnadel mit Schmuck. Sie ist demütig und hat einen Gang voll Anmut. Sie ist wie Berg und Fluß. Sie ist geeignet für das schöne Kleid. Daß du nicht gut bist, das kann nicht sein.

Es schimmert ihr Fasanenfederkleid. Ihr dichtes Haar ist wie ein Gewölk. Sie trägt kein künstliches Haar. Ihr Ohrring ist aus Jade, ihre Haarspange aus Elfenbein. Weiß ist ihre strahlende Stirn! O wie gleicht sie dem Himmel, o wie gleicht sie Gott!

Herrlich ist ihr Paradegewand, es bedeckt den Kräuselstoff des hanfnen Unterrockes. Deine strahlende Stirn, das Weiß der Stirn! Wahrlich, wahrlich, sie ist ein herrlicher Mensch, die Schönheit des Landes!



48


Dort will ich Glyzinen sammeln, dort an der südlichen Seite von Mei. An wen denk ich? An die schöne ältere Tochter Jiang. Sie gab mir einen sicheren Termin für ein Treffen im Maulbeerhain, wir sind verabredet zu einer Begegnung im Oberen Palast. Wir wandeln an der Mündung des Qi-Flusses.

Dort will ich Weizen sammeln, an der nördlichen Seite von Mei. An wen denk ich? An die schöne ältere Tochter Yi. Sie gab mir einen sicheren Termin für ein Treffen im Maulbeerhain, wir sind verabredet zu einer Begegnung im Oberen Palast. Wir wandeln an der Mündung des Qi-Flusses.

Dort will ich weiße Rüben sammeln, an der östlichen Seite von Mei. An wen denk ich? An die schöne ältere Tochter Yong. Sie gab mir einen sicheren Termin für ein Treffen im Maulbeerhain, wir sind verabredet zu einer Begegnung im Oberen Palast. Wir wandeln an der Mündung des Qi-Flusses.



49


Die Wachteln sind feurig in der Balz, die Elstern paaren sich. Einen Menschen ohne Liebe muß ich als meinen älteren Bruder ansehn.

Die Wachteln paaren sich, die Elstern sind feurig in der Balz. Einen Menschen ohne Liebe muß ich als meinen Vater ansehn.



50


Das Sternbild Ding steht im Zenit. Er baute den Palast von Chu, er maß ihn nach der Sonne aus. Er baute das Gemach von Chu. Er pflanzte Haselnusssträucher und Kastanien und Jasmin und Trompetenbäume. Man konnte die Hölzer schneiden und Leiern und Harfen daraus machen.

Er bestieg den Ruinenhügel und blickte auf Chu und Tang. Er maß die Berge und Hügel aus, stieg hinab und besichtigte den Maulbeerhain. Man befragte das Orakel, die Antwort war günstig. Am Ende war alles gut.

Segensreicher Regen war gefallen. Er wies den Knecht an. Als der Himmel aufklarte, ließ er die Pferde anspannen. Er ruhte im Maulbeerhain. War er nicht ein gerechter Mann? Sein Herz war ehrlich und tief. Er hatte dreitausend Stuten.



51


Der Regenbogen steht im Osten, keiner wagt es, mit dem Finger auf ihn zu zeigen. Ein Mädchen reist zu ihrer Hochzeit, fern von den Eltern und Geschwistern.

Am Morgen steigen Morgennebel auf, es regnet am Morgen. Ein Mädchen reist zu ihrer Hochzeit, fern von den Geschwistern und Eltern.

Solch ein Mensch ist sie, sie denkt an die Hochzeit. Sie ist außerordentlich treu, doch kennt sie nicht das Mandat des Himmels.



52


Die Ratte hat ein Fell, der Mensch hat kein gutes Benehmen. Warum stirbt der Mensch ohne gutes Benehmen nicht?

Die Ratte hat Zähne, der Mensch hat keinen Seelenadel. Warum stirbt der Mensch ohne Seelenadel nicht, warum lässt er sich Zeit mit dem Sterben?

Die Ratte hat einen langen Schwanz, der Mensch kennt keine Freundlichkeit. Warum fällt der Mensch ohne Freundlichkeit nicht auf der Stelle tot um?



53


Schlank der Mast mit der Ochsenschwanzfahne vor den Mauern von Xun. Die Pferde sind bedeckt mit weißer Seide. Der gute Mann hat vier Pferde. Dieser liebe Mensch, womit sollen wir ihn beschenken?

Schlank der Mast mit dem Falkenbanner auf dem Wall von Xun. Die Pferde sind bedeckt mit weißer Seide. Der gute Mann hat fünf Pferde. Dieser liebe Mensch, was soll man ihm geben?

Schlank der Mast mit der Fasanenfeder vor dem Tor von Xun. Die Pferde sind bedeckt mit bestickter Seide. Der gute Mann hat sechs Pferde. Dieser liebe Mensch, was für gute Worte sollen wir ihm sagen?



54


Ich trieb die Pferde zum Galopp. Ich kehrte heim, dem Fürsten mein Beileid zu bekunden. Ich trieb die Pferde an und gelangte nach Cao. Hohe Würdenträger liefen über die Wiesen und wateten durch Gewässer. Ich bin traurig!

Alle missbilligen mein Verhalten! Ich kann nicht anders denken! Ihr seid im Unrecht, ich kann nicht anders denken! Ihr missbilligt mich, aber ich kann meine Gedanken nicht ändern. Ich betrachte euch als schlecht, ich kann nicht aufhören zu denken.

Ich besteige den A-Hügel, dort sammle ich Kaiserkronen. Mädchen denken viel in Sehnsucht an die Liebe. Jedes Mädchen reist zu ihrer Hochzeit. Die Menschen von Xu sind gehässig, sie sind töricht und verrückt!

Ich gehe durch die Felder, der Weizen steht üppig. Ich holte Hilfe aus einem großen Lande. Auf wen kann ich mich stützen, an wen kann ich mich wenden? Ihr hohen Würdenträger und adligen Menschen, an mir ist kein Makel zu finden! Die hundert Dinge, an die die Menschen denken, entsprechen nicht meinen Gedanken.



55


Schau die Bucht vom Qi-Fluß, da rauscht der üppige Bambus. Da ist ein eleganter Herr, wie poliert, wie geschliffen, wie geglättet. Würdevoll, ernst, eindrucksvoll, bemerkenswert! Nie werde ich den eleganten Herrn vergessen.

Schau die Bucht am Qi-Fluß, da rauscht der üppige Bambus. Da ist ein eleganter Herr, seine Ohrstöpsel sind weiß wie Jade. Die Lederkappe, die die Haare zusammenhält, ist bestickt mit Sternen. Würdevoll, ernst, eindrucksvoll, bemerkenswert! Nie werde ich den eleganten Herrn vergessen.

Schau die Bucht vom Qi-Fluß, der grüne Bambus ist wie ein üppiges Büschel. Da ist ein eleganter Herr, der glänzt wie Bronze, der schimmert wie Zinn, sein Zepter ist von Nephrit. Nachsichtig und großmütig lehnte er sich auf die doppelten seitlichen Armlehnen. Er ist gut bei Spiel und Scherz. Er ist nicht übertrieben streng.



56


Vollkommene Freude des Ruhesitzes im Tal des Wildwassers! Er trommelt auf dem Becken, er tanzt! Er baute eine Hütte am Ufer des Flusses. Die Üppigkeit des hohen Menschen ist herrlich! Wenn er allein ist, wenn er schläft und wacht, dann spricht er, dass er mich ewig nicht vergessen wird.

Vollkommene Freude des Ruhesitzes am Berg. Die Üppigkeit des hohen Menschen ist herrlich! Wenn er allein ist, wenn er schläft und wenn er wacht, so singt er. Er schwört, er werde ewig nicht mit fremden Frauen Umgang pflegen.

Vollendete Freude des Ruhesitzes auf dem Land. Groß sind die Leiden des herrlichen Menschen. Wenn er allein ist, wenn er schläft und wenn er wacht, bleibt er bei mir. Er schwört, er werde ewig nicht schlecht von mir reden.



57


Die bedeutende Frau ist hoch, sie trägt ein Brokatgewand, darüber ein Kleid aus Hanf. Sie ist die Tochter des Fürsten von Qi, die Frau des Fürsten von Wei, die Schwester des Fürsten vom Ostpalast, die Schwägerin des Fürstin von Xing, der Herzog von Tan ist ihr Schwager.

Ihr Hände sind wie weiche Schösslinge von Ylang-Ylang-Gras, ihre Haut ist wie geschmolzene Butter, ihr Nacken ist weiß wie der Kokon des Schmetterlings, ihre Zähne sind wie Melonenkerne, ihr Kopf ist gleich dem Kopf der Zikade, ihre Brauen gleichen Seidenmotten, wenn sie lächelt, hat sie Grübchen, ihre Augen sind dunkel und schimmern.

Die bedeutende Frau ist hoch, sie ruht gern beim Bauern in der Vorstadt. Die Hengste sind kräftig. Das Zaumzeug flattert. Die Wagendecke ist bestickt mit Fasanenfedermustern. So reist sie an den Hof. Der hohe Beamte zieht sich früh zurück, der edlen Dame nicht zu Last zu fallen.

Das Wasser des Stromes rauscht gewaltig, es strömt dem Norden zu. Der Karpfen peitscht mit dem Schwanz, hoch steht das Schilf. Die Damen sind schön frisiert, die Ritter sind kriegerisch.



58


Mein Schöner, du kamst, Tuch gegen Seide zu tauschen. Du kamst nicht, Seide zu tauschen, sondern um dich mir zu nähern. Ich folge dir und durchwate den Qi-Fluß, ich kam bis zum Erdwallhügel. Es ist nicht so, dass ich die Frist überschritt, du hattest keinen guten Heiratsvermittler. Ich bitte dich, nicht zornig zu sein. Wie nahmen den Herbst als Hochzeitstermin.

Ich stieg die alte Mauer hinauf, zu schauen, wann du zum Tor zurückkehrst. Ich sah dich nicht zum Tor zurückkehren, da strömten meine Tränen. Du befragtest das Orakel, du befragtest die Zeichen, das Orakel gab keine bösen Worte. Du kamst im Wagen und nahmst mich mit.

Der Maulbeerbaum hat noch die Blätter nicht verloren, es leuchten noch die Blätter. O Täubchen, iß nicht die Blätter des Maulbeerbaums. O Mädchen, gib dich nicht der Lust mit einem Manne hin! Die Lust des Mannes kann man erklären, die Lust des Mädchens nicht.

Die Blätter des Maulbeerbaums werden gelb und fallen ab. Seit ich dich liebe, vergingen drei Jahre in Armut. Die Wasser des Qi-Flusses schäumen gewaltig, sie spritzen an den Vorhang meines Wagens. Der Mann verhielt sich zweideutig, nahm keine Rücksicht. Er hat eine Doppelmoral.

Seit drei Jahren bin ich deine Frau. Wir haben keine Mühen im Haushalt. Früh steh ich auf und spät geh ich zu Bett. Ich habe morgens keine Mußezeit, jeden Tag ist es dasselbe. Ich blieb treu bei dir, doch du warst grausam. Meine Brüder nehmen es nicht zur Kenntnis, sie lachen ein lautes höhnisches Lachen. Ich bin still und denke nach. Ich bedaure mich selbst!

Mit dir bin ich alt geworden. Mit dem Älterwerden kam der Missmut. Der Qi-Fluß hat zumindest ein Ufer, der Sumpf hat zumindest einen Rand. In der Kindheit plauderten wir vergnügt und lachten. Wir schworen uns Treue in tiefem Ernst. Ich dachte nie an Untreue. Ich dachte nicht, dass du mir untreu würdest. Trotzdem, nun ist alles vorbei! So ging es zu Ende!



59


Spitz sind die Bambusruten, damit angelt man im Qi-Fluß. Denk ich etwa nicht an dich? Du bist so fern, wer kann dich erreichen?

Die kühle Quelle ist links, der Qi-Fluß ist rechts. Das Mädchen reist zur Hochzeit, fern von Geschwistern und Eltern.

Der Qi-Fluß ist rechts, die kühle Quelle ist links. O das Weiß deiner Zähne bei deinem strahlenden Lächeln! O der Schmuck deines Liebreizgürtels!

Der Qi-Fluß strömt dahin, da sind Kiefernboote mit Zedernrudern. Ich spanne den Wagen an und fahre zu einer Lustfahrt, den Kummer zu verscheuchen.



60


Zweige der Seidenpflanze! Der Knabe trägt einen Knoten an seinem Gürtel. Wenn er auch einen Knoten an seinem Gürtel trägt, so sind doch seine Kenntnisse unserer Kenntnis nicht gleich. Sein Messer und seine Perlenschnur, wie einfach! Wie lässig das Schwingen seines Lendenschurzes!

Blätter der Seidenpflanze! Der Knabe trägt den Pfeil im Köcher am Gürtel. Wenn er den Pfeil im Köcher am Gürtel trägt, kann er dann nicht vertraulich mit mir reden? Sein Messer und seine Perlenschnur, wie einfach! Wie lässig das Schwingen seines Lendenschurzes!



61


Wer sagt, der Gelbe Fluß sei breit? Auf einem Schilfrohrfloß kann man ihn überqueren. Wer sagt, Song sei weit weg? Auf Zehenspitzen stehend kann man es sehen.

Wer sagt, der Gelbe Fluß sei breit? Wenn es so wäre, könnte er kein Einbaumboot tragen. Wer sagt, Song sei weit weg? Wenn es so wäre, bräuchte man mehr als einen Morgen, es zu erreichen.



62


Mein Onkel, du bist der tapferste Held des Landes! Mein Onkel, du hältst die Lanze, du bist des Königs Ritter!

Seit mein Onkel gen Osten ging, ist mein Haupt wirr wie Stroh. Gibt es kein Haarfett und kein Wasser zum Haarewaschen? Wer findet Gefallen daran, sich für sich allein schön zu machen?

Möge es schneien, möge es schneien! Dennoch strahlt die steigende Sonne am Morgen. Sehnsüchtig denk ich an dich, mein Onkel, mein Herz ist süß und matt, mein Kopf ist voll von Gedanken.

Wo kann ich das Kraut des Vergessens finden? Ich würde es an der Nordseite des Hauses anpflanzen. Sehnsüchtig denk ich an dich, mein Onkel, mein Herz ist voller Trauer!



63


Es gibt einen Fuchs, der schreitet am Ufer des Qi-Flusses. Das ist meines Herzens Kummer, dieses Mädchen hat keinen Rock!

Es gibt einen Fuchs, der schreitet am Saum des Qi-Flusses. Das ist meines Herzens Kummer, dieses Mädchen hat keinen Gürtel!

Es gibt einen Fuchs, der schreitet an der Seite des Qi-Flusses. Das ist meines Herzens Kummer, dieses Mädchen hat kein Kleid!



64


Sie reichte mir eine Quitte, ich bedankte mich mit einem Jadeschmuckstück. Es ist nicht so, dass ich sie belohnte, sondern es soll ein ewiges Angedenken an sie sein.

Sie reichte mir einen Pfirsich, ich bedankte mich mit einem Jaspisschmuckstück. Es ist nicht so, dass ich sie belohnte, sondern es soll ein ewiges Angedenken an sie sein.

Sie reichte mir eine Pflaume, ich bedankte mich mit einem Nephritschmuckstück. Es ist nicht so, dass ich sie belohnte, sondern es soll ein ewiges Angedenken an sie sein.



65


Die Ähren der klebrigen Hirse hängen herab, die Sprossen der Hirse. Ich wandle gemächlich. Im Innern meines Herzens bin ich bewegt. Die mich kennen, sagen, mein Herz sei traurig. Die mich nicht kennen, fragen mich, was ich suche. Wie fern ist der blaue Himmel! Was für ein Mensch!

Die Ähren der klebrigen Hirse hängen herab, die Ähren der Hirse. Ich wandle gemächlich. Im Innern meines Herzens bin ich trunken. Die mich kennen, sagen, mein Herz sei traurig. Die mich nicht kennen, fragen mich, was ich suche. Wie fern ist der blaue Himmel! Was für ein Mensch!

Die Ähren der klebrigen Hirse hängen herab, die Körner der Hirse. Ich wandle gemächlich. Im Innern meines Herzens würgt es mich. Die mich kennen, sagen, mein Herz sei traurig. Die mich nicht kennen, fragen mich, was ich suche. Wie fern ist der blaue Himmel! Was für ein Mensch!



66


Der Herr zog in den Kampf, ich weiß nicht für wie lange. Wann kommt er wieder? Die Hühner hocken auf der Stange, die Schafe und Kühe kehren von den Weiden zurück. Der Herr zog in den Kampf. Warum soll ich nicht daran denken?

Der Herr zog in den Kampf, doch nicht nur für Tage und Monde. Wann vereinigt er sich wieder mit mir? Die Hühner hocken auf der Stange, es ist Abend, die Schafe und Kühe werden vom Hirten zusammengetrieben. Der Herr zog in den Kampf. Möge er nicht hungern und dürsten!



67


Der Tänzer ist guter Laune! Links hält er die Panflöte, rechts winkt er mir zu, ihm ins Zimmer zu folgen. Das ist eine Freude! Die Musik ist wunderschön!

Der Tänzer ist glücklich! Links hält er die Feder, rechts winkt er mir zu, ihm auf den Tanzplatz zu folgen. Das ist eine Freude! Die Musik ist wunderschön!



68


Gemächlich fließendes Wasser kann Brennholz nicht fortspülen. Meine Frau hält nicht mit mir Wache in Shen. Ich sehne mich, ich sehne mich! In welchem Mond kehr ich nach Hause zurück?

Gemächlich fließendes Wasser kann Dornsträucher nicht fortspülen. Meine Frau hält nicht mit mir Wache in Fu. Ich sehne mich, ich sehne mich! In welchem Mond kehr ich nach Hause zurück?

Gemächlich fließendes Wasser kann Weidengerten nicht fortspülen. Meine Frau hält nicht mit mir Wache in Xu. Ich sehne mich, ich sehne mich! In welchem Mond kehr ich nach Hause zurück?



69


Im Tal gibt es Brennende Liebe. Das Ufer ist ausgetrocknet. Da ist eine Frau, die verstoßen wurde. Erbarmungswürdig seufzt sie. Erbarmungswürdig seufzt sie, denn sie traf auf Schwierigkeiten bei einem Mann.

Im Tal gibt es Brennende Liebe. Das Ufer ist verwelkt. Da ist eine Frau, die verstoßen wurde. Lange klagt sie Weheklagen. Lange klagt sie Weheklagen, denn sie fand die Schlechtigkeit des Mannes.

Im Tal gibt es Brennende Liebe. Das Ufer ist ausgedörrt. Da ist eine Frau, die verstoßen wurde. Traurig schluchzen ihre Tränen. Traurig schluchzen ihre Tränen, doch was hilft ihr das?



70


Es gibt einen Hasen, der langsam läuft, aber frei ist, und einen Fasan, der hastig eilt, aber ins Netz geht. Am Anfang meines Lebens hätt ich nicht so handeln sollen. Im späteren Leben fand ich hundert Sorgen. Ich hätte lieber ruhen sollen und mich nicht rühren.

Es gibt einen Hasen, der langsam läuft, aber frei ist, und einen Fasan, der hastig eilt, aber ins Netz geht. Am Anfang meines Lebens hätt ich nichts unternehmen sollen. In meinem späteren Leben fand ich hundert Kümmernisse. Ich hätte ruhen sollen und nichts bemerken.

Es gibt einen Hasen, der langsam läuft, aber frei ist, und einen Fasan, der hastig eilt, aber ins Netz geht. Am Anfang meines Lebens hätt ich nicht so tätig sein sollen. In meinem späteren Leben fand ich hundert Missgeschicke. Ich hätte ruhen sollen und nicht zuhören.



71


Lang rankt sich der wilde Wein am Flussufer hin. Fern meinen Brüdern, nenn ich fremde Menschen Vater. Ich nenne fremde Menschen Vater, aber dennoch beachtet mich keiner.

Lang rankt sich der wilde Wein am Flussufer hin. Fern meinen Brüdern, nenn ich fremde Menschen Mutter. Ich nenne fremde Menschen Mutter, aber keiner freundet sich mit mir an.

Lang rankt sich der wilde Wein am Flussufer hin. Fern meinen Brüdern, nenn ich fremde Menschen Schwester. Ich nenne fremde Menschen Schwester, aber dennoch kümmert sich keiner um mich.



72


Schlingpflanzen will ich sammeln. Ein Tag, an dem ich ihn nicht sehe, ist wie drei Monde.

Beifuß will ich sammeln. Ein Tag, an dem ich ihn nicht sehe, ist wie drei Herbste.

Ylang-Ylang will ich sammeln. Ein Tag, an dem ich ihn nicht sehe, ist wie drei Jahre.



73


Der große Wagen rollt. Mein Daunenkleid ist wie junge Binsen. Denk ich etwa nicht an dich? Ich fürchte, du traust dich nicht!

Der große Wagen fährt. Mein Daunenkleid ist wie roter Hanf. Denk ich etwa nicht an dich? Ich fürchte, du fliehst nicht mit mir!

Solange du lebst, sollst du ein eigenes Zimmer haben. Wenn wir sterben, haben wir eine gemeinsame Grabkammer. Wenn jemand sagt, ich sei nicht treu, dann schwör ich dir treue Liebe beim Licht der Sonne!



74


Zwischen den Hügeln rauscht Hanf. O Liu Zi-Jie! Ich wünsche und bitte, daß Liu Zi-Jie freudig kommt und mich beschenkt!

Zwischen den Hügeln strahlt der Weizen. O Liu Zi-Jie! Ich wünsche und bitte, daß Liu Zi-Jie freudig kommt und mir zu essen gibt!

Zwischen den Hügeln reifen die Pflaumen. O jener Sohn von Liu! Jener Sohn von Liu wird mir einen weißen Jaspis als Schmuck für meinen Liebreizgürtel schenken!



75


Wie schön das schwarze Seidenkleid passt! Wenn es zerschlissen ist, werde ich ein neues machen. Ich gehe zu deinem Haus und trage dir die Speisen auf.

Wie hübsch ist das schwarze Seidenkleid! Wenn es zerschlissen ist, werde ich ein neues machen. Ich gehe zu deinem Haus und trage dir die Speisen auf.

Wie lang fließt das schwarze Seidenkleid! Wenn es zerschlissen ist, werde ich ein neues machen. Ich gehe zu deinem Haus und trage dir die Speisen auf.



76


Ich bitte dich, Herr, spring nicht in meinen Teich, brich nicht meine Weide! Wage ich es etwa, Mitleid mit ihnen zu haben? Ich fürchte meinen Vater und meine Mutter. Mein Herr, dich kann ich lieben! Aber die Worte meines Vaters und meiner Mutter fürchte ich.

Ich bitte dich, Herr, spring nicht über meine Mauer, brich nicht meinen Maulbeerbaum! Wage ich es etwa, Mitleid mit ihnen zu haben? Ich fürchte meinen älteren Bruder! Mein Herr, dich kann ich lieben! Aber die Worte meines älteren Bruders fürchte ich.

Ich bitte dich, Herr, spring nicht in meinen Garten, brich nicht mein Sandelholz! Wage ich es etwa, Mitleid mit ihnen zu haben? Ich fürchte das Geschwätz der Leute. Mein Herr, dich kann ich lieben! Aber ich fürchte das Geschwätz der Leute.



77


Der Onkel Shu geht auf die Jagd. In den Gassen wohnen keine Menschen. Gibt es keine Menschen, die da wohnen? Sie sind nicht wie Onkel Shu, er ist wirklich schön und lieb.

Der Onkel Shu geht im Winter auf die Jagd. In den Gassen ist niemand, der Wein trinkt. Ist da niemand, der Wein trinkt? Sie sind nicht wie Onkel Shu, er ist wirklich gut und gern gesellig.

Der Onkel Shu geht ins freie Feld. In den Gassen ist niemand, der das Pferd reitet. Gibt es niemand, der ein Pferd reitet? Sie sind nicht wie Onkel Shu, er ist wirklich herrlich und kriegerisch.



78


Onkel Shu geht auf die Jagd, er führt das Gespann von vier Pferden. Er hält die Zügel wie Seidenschnüre. Die Pferde tanzen. Onkel Shu ist auf der Wiese, die Feuer flammen auf. Mit bloßem Oberkörper überwältigt er den Tiger. Er bringt den Tiger am Hof des Herzogs dar. Ich bitte dich, Shu, laß es dir nicht zur Gewohnheit werden, so leichtsinnig zu sein, sagt der Herzog, sei gewarnt, dass das Raubtier dich nicht verletzt!

Onkel Shu geht auf die Jagd, er führt das Gespann von weißen Pferden. Die Pferde heben das Haupt, sie fliegen dahin wie Wildgänse. Onkel Shu ist auf der Wiese, die Feuer flammen auf. Onkel Shu ist ein guter Bogenschütze und ein guter Wagenlenker. Er schlägt den Klangstein, die Pferde zu zügeln, lässt die Zügel los und nimmt die Jagd auf.

Onkel Shu geht auf die Jagd, er führt ein Gespann mit schwarzen Pferden. Die Pferde heben ihr Haupt und werfen die Beine aus. Onkel Shu ist auf der Wiese, das Feuer lodert hoch. Onkel Shus Pferde werden langsamer, Onkel Shu schießt seltener. Er legt den Köcher ab und hängt den Bogen um die Schulter.



79


Die Leute von Qing sind in Peng. Die Pferde galoppieren. Die Lanzen sind geschmückt. Man spaziert am Ufer des Flusses.

Die Leute von Qing sind in Xiao. Die Pferde galoppieren. Die Lanzen tragen Lotosblätter. Sorglos stolziert man am Ufer des Flusses.

Die Leute von Qing sind in Zhou. Die Pferde traben froh. Man wendet sich nach links, die Fahne in der linken Hand, man richtet nach rechts die Waffen. Der Kommandant macht seine Sache gut.



80


Das Lammvlies ist feucht. Wahrlich, wahrlich, er ist redlich und fürstlich. Dieser Mann, solange er lebt, ist treu bis zum Tod!

Auf dem Lammvlies liegt ein Leopardenfell. Wahrlich, wahrlich, er ist kriegerisch und voller Kraft. Dieser Mann ist der rechtschaffne Richter.

Das Lammvlies ist weiß. Wahrlich, wahrlich, die drei Schmuckstücke der drei Tugenden bilden eine Einheit. Dieser Mann ist die Ehre des Landes.



81


Ich gehe die große Straße entlang. Ich greife nach dem Saum deines Ärmels. Hasse mich nicht! Brich nicht die alte Bindung!

Ich gehe die große Straße entlang. Ich fasse nach deiner Hand. Hasse mich nicht! Brich nicht die alte Bindung!



82


Die Frau sagt: Der Hahn kräht schon. Der Ritter sagt: Es ist die Morgenröte. Steh auf, mein Herr, und schau das Dunkel! Aber der Morgenstern strahlt! Schweife umher, mein Herr, und schieße Enten und Gänse!

Wenn du sie geschossen hast, will ich sie in die Pfanne tun, ich werde sie für dich zubereiten. Wenn sie zubereitet sind, dann trinken wir Wein. Mit dir will ich alt werden! Gitarren und Leiern werden gespielt beim Mahl. Da ist dann keiner, der nicht zufrieden und glücklich wäre.

Wenn ich weiß, dass du kommst, werde ich dir verschiedene Gürtel schenken. Wenn ich weiß, dass du meinen Wünschen nachkommst, werde ich dir einen reizenden Gürtel schenken. Wenn ich weiß, dass du mich liebst, werde ich den Gürtel öffnen.



83


Es geht eine Frau mit mir, ihr Antlitz gleicht der Malvenblüte. Wir werden spazieren gehen. Ihr Gürtelschmuck ist aus Jade, ihr Gürtelschmuck ist aus Jaspis. Diese schöne Tochter Meng Jiang ist wirklich schön und edel!

Es geht eine Frau mit mir, ihr Antlitz gleicht der Malvenblüte. Wir werden spazieren gehen. Die Glöckchen an ihrem Gürtel klimpern. Diese schöne Tochter Meng Jiang ist wirklich voller Tugend, ihr Ruf ist makellos!



84


Auf dem Berg steht der Eibisch, im Tal blüht die Lotosblume. Ach, ich sehe nicht Zi-Du, sondern ich muß diesen Narren sehen!

Auf dem Berg steht die Kiefer, im Tal wächst die Wasserpflanze. Ach, ich sehe nicht Zi-Chong, sondern ich muß diesen gerissenen Fuchs sehen!



85


Welke Blätter, welke Blätter! Der Wind bläst! Singe, mein Onkel, dann sing ich mit dir im Gleichklang.

Welke Blätter, welke Blätter! Wirbelwinde! Singe, mein Onkel, sann sing ich mit dir im Gleichklang.



86


Jener gerissene Kerl spricht nicht mit mir. Alles wegen dir! Ich kann nichts mehr essen.

Jener gerissene Kerl speist nicht mit mir. Alles wegen dir! Ich kann keine Ruhe mehr finden.



87


Wenn du in Liebe an mich denkst, dann hebe ich meinen Rock und durchschreite den Fluß. Wenn du nicht an mich denkst, dann gibt es auch noch andere Männer. O du größter Narr aller Narren!

Wenn du in Liebe an mich denkst, dann hebe ich meinen Rock und durchschreite den Fluß. Wenn du nicht an mich denkst, dann gibt es auch noch andere Ritter. O du größter Idiot der Idioten!



88


O deine Eleganz! Du erwartest mich in der Gasse. Ich bedaure, dass ich dir nicht folgte.

O deine Pracht! Du erwartest mich an der Tür. Ich bedaure, dass ich nicht mit dir ging.

Ich trage eine Brokatjacke und eine einfache Jacke, ich trage einen Rock aus Brokat und einen Überrock. Mein Onkel, mein Onkel, spanne die Pferde vor den Wagen, dass ich mit ihm verreise!

Ich trage einen Rock aus Brokat und einen Überrock, eine Brokatjacke und eine einfache Jacke. Mein Onkel, mein Onkel, spanne die Pferde vor den Wagen, dass ich mit ihm in sein Haus fahre!



89


An der Stelle beim Osttor wachsen gelbe Blumen. Was das Haus betrifft, so ist es nah, doch die Frau ist fern!

Beim Kastanienbaum am Osttor gibt es einen hölzernen Zaun. Denk ich etwa nicht an sie? Doch sie nähert sich mir nicht.



90


Wind und Regen sind kühl. Die Hähne krähen in Harmonie. Ich habe den Herrn gesehen! Wie sollte ich da nicht glücklich sein?

Wind und Regen sind kalt. Die Hähne krähen im Chor. Ich habe den Herrn gesehen! Wie sollte ich mich da nicht erholen?

Wind und Regen stürmen in der Dunkelheit. Ich habe den Herrn gesehen! Wie sollte ich da nicht selig sein?



91


Schwarz ist dein Kragen, mein Herz ist voll Sehnsucht. Wenn ich auch nicht zu ihm fuhr, doch hätte er mir einen Brief schreiben können. Warum schrieb er mir nicht weiterhin Briefe?

Schwarz ist dein Gürtel, mein Herz ist voll Sehnsucht. Wenn ich auch nicht zu ihm fuhr, so hätte er doch kommen können zu mir!

Du kommst und gehst wieder. Ich gehe auf und ab am Tor des Zaunes. Ein Tag, den ich dich nicht sehe, ist wie drei Monate.



92


Aufgewühltes Wasser kann die Dornsträucher nicht wegspülen. Wahrlich, wahrlich, da sind keine Brüder, da sind nur du und ich. Glaube nicht den Worten der Leute, sie betrügen dich!

Aufgewühltes Wasser kann die Brennhölzer nicht wegspülen. Wahrlich, wahrlich, da sind keine Brüder, da sind nur wir beide. Glaube nicht den Worten der Leute, du kannst ihnen nicht vertrauen!



93


Ich trete aus dem Osttor, da sind Mädchen wie Wolken. Obwohl die Mädchen wie Wolken sind, ist da nicht die Frau, bei der all meine Gedanken sind. Die mit dem weißen Seidenkleid und dem grünen Umhang wird meine Seele erfreuen!

Ich trete aus dem Stadttor der Mauer, da sind Mädchen wie Gräser. Obwohl die Mädchen wie Gräser sind, ist da nicht die Frau, an die ich immer denken muß. Die mit dem weißen Kleid und dem roten Mantel wird mich ergötzen!



94


Auf dem freien Feld wächst das kleine Gras, es ist da reichlich Tau. Es gibt eine schöne Frau, ihre klare Stirn ist schön. Sorglos und glücklich begegnen wir einander, wie es meinen Wünschen entspricht.

Auf dem freien Feld wächst das kleine Gras, es ist da eine Menge Tau. Es gibt eine schöne Frau, ihre weiße Stirn ist herrlich. Sorglos und glücklich begegnen wir einander, mit ihr gemeinsam werde ich fröhlich.



95


Die Flüsse Zhen und Wei, sie fließen ganz gemächlich. Der Ritter und das Mädchen halten Knabenkraut. Das Mädchen sagt: Schau mal da! Der Ritter sagt: Ich hab es schon gesehen! Das Mädchen sagt: Sollen wir noch einmal dahin gehen und schauen? Denn jenseits des Flusses ist es wirklich herrlich und reizend! Der Ritter und das Mädchen scherzen dort miteinander. Er schenkt ihr eine wilde Pfingstrose!

Die Flüsse Zhen und Wei, sie fließen ganz klar. Der Ritter und das Mädchen spazieren durchs Tal. Das Mädchen sagt: Schau mal da! Der Ritter sagt: Ich hab es schon gesehen! Das Mädchen sagt: Sollen wir noch einmal dahin gehen und schauen? Der Ritter und das Mädchen schäkern dort miteinander. Er schenkt ihr eine wilde Pfingstrose!



96


Der Hahn kräht, viele Menschen sind im Hof des Herrschers. Nein, nicht der Hahn kräht, sondern die Fliegen summen.

Im Osten ist es hell, viele Blumen blühen im Hof des Herrschers. Nein, im Osten ist es nicht hell, sondern der Mond geht auf.

Die Insekten surren in Menge. Es ist süß, mit dir zusammen zu träumen. Die Versammlung im Hof des Herrschers löst sich auf. Mögen wir beide nicht von diesen Leuten verachtet werden!



97


Du warst so stark, du trafest mich am Berge Nao. Gemeinsam verfolgten wir einen Eber. Du verneigtest dich vor mir und sagtest, ich sei geschickt.

Du warst so herrlich, du trafest mich an der Straße nach Nao. Gemeinsam verfolgten wir ein männliches Wild. Du verneigtest dich vor mir und sagtest, ich sei schön.

Du warst so strahlend, du trafest mich am Südhang des Berges Nao. Gemeinsam verfolgten wir einen Wolf. Du verneigtest dich vor mir und sagtest, ich sei ein tugendhafter Mensch.



98


Er erwartet mich zwischen der Tür und der Wand. Er trägt Ohrstöpsel mit weißen Schnüren und Ohrringe aus roter Jade.

Er erwartet mich im Vorhof. Er trägt Ohrstöpsel mit grünen Schnüren und Ohrringe mit Edelsteinen.

Er erwartet mich in der Halle. Er trägt Ohrstöpsel mit gelben Schnüren und Ohrringe voller Pracht.



99


O die Sonne im Osten! Der schöne Mann ist in meinem Gemach. Er ist in meinem Gemach, kommt auf mich zu, nähert sich mir.

O der Mond im Osten! Der schöne Mann ist in meiner Kammer. Er ist in meiner Kammer, kommt zu mir und scheidet wieder.



100


Der Osten ist noch nicht hell. Er wendet seine Kleider um, der Hof lädt ihn vor.

Der Osten ist noch nicht erhellt von der Sonne. Er wendet seine Kleider um. Der Hof erteilt ihm einen Befehl.

Der törichte Mann bricht unbedacht die Weiden im eingezäunten Garten. Kann er nicht wachen in der Nacht? Wenn er nicht zu früh kommt, dann kommt er zu spät.



101


Der Südberg ist steil, der Fuchs sucht ein Weibchen. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi ging in ihr neues Heim. Sie lebt nun in ihrem neuen Heim. Wieso kommst du noch?

Fünf Paar Hanfsandalen, ein Paar Hutschnüre. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi ist da gegangen. Die Tochter Qi geht nun dort. Wieso verfolgst du sie noch?

Wie pflanzt man Hanf? Man pflügt den Acker in alle vier Himmelsrichtungen. Wie nimmt man eine Frau? Man muß mit Vater und Mutter sprechen. Mit Vater und Mutter wurde gesprochen. Wieso erschöpfst du dich noch und erfüllst ihr alle Wünsche?

Wie spaltet man Brennholz? Ohne Axt geht es nicht. Wie nimmt man eine Frau? Ohne Brautwerber geht es nicht. Er hat sie bekommen. Wieso gehst du weiterhin bis zum Äußersten?



102


Bestell kein zu großes Feld, sonst steht das Unkraut hoch. Denk nicht an zu ferne Menschen, sonst wird deine Seele traurig.

Bestell kein zu großes Feld, sonst steht das Unkraut hoch. Denk nicht an zu ferne Menschen, sonst wird deine Seele schwermütig.

Wie schön und gelehrig! Wie erhaben die Haarschöpfe des Knaben! In kurzer Zeit siehst du ihn die Lederkappe des erwachsenen Mannes tragen.



103


Die schwarzen Jagdhunde haben doppelte Glöckchen. Der Mann ist schön und freundlich.

Die schwarzen Jagdhunde haben doppelte Ringe. Der Mann ist schön und kräftig.

Die schwarzen Jagdhunde haben doppelte Ketten. Der Mann ist schön und hat einen vollen Bart.



104


Die geborstenen Fischreusen sind am Damm. Die Fische sind Riesenfische. Die Tochter Qi geht in ihr neues Heim, ihre Jungfraun sind wie Wolken.

Die geborstenen Fischreusen sind am Damm. Die Fische sind Silberkarpfen. Die Tochter Qi geht in ihr neues Heim, ihr Jungfraun sind wie Regentropfen.

Die geborstenen Fischreusen sind am Damm. Die Fische sind frei. Die Tochter Qi geht in ihr neues Heim, ihr Jungfraun sind wie Wellen.



105


Die Pferde galoppieren. Die Bambusmatte und der Vorhang von rotem Leder hängen herab. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi bricht abends auf.

Die Rappen passen gut zusammen, die Zügel sind weich. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi ist ausgelassen und fröhlich.

Die Wasser des Wen-Flusses strömen reichlich. Viele Menschen schwimmen darin. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi ist ausschweifend.

Die Wasser des Wen-Flusses strömen weit. Viele Menschen schwimmen darin. Die Straße nach Lu ist eben. Die Tochter Qi ist vergnügt.



106


Oh wie schön, wie groß und hoch! Schön ist seine Stirn, schön sind die Augenbrauen, schön sind die Augen, die weit geöffneten Augen! Er bewegt sich in geschmeidig-tänzerischer Weise. Beim Bogenschießen ist er tüchtig.

Oh wie berühmt! Die schönen Augen strahlen, sein Benehmen ist vornehm. Den ganzen Tag schießt er auf die Zielscheibe, er trifft immer ins Schwarze der Mitte. Wahrlich, wahrlich, das ist mein Neffe!

Oh wie herrlich! Die strahlende Stirn ist herrlich, beim Tanzen hält er den Takt ein, beim Bogenschießen trifft sein Pfeil das Schwarze! Die Pfeile folgen aufeinander, er verletzt nicht die Regeln.



107


Geknotet sind die Senkel der Bastschuhe. Womit kann man über Rauhreif gehen? Fein sind die Hände der Frau, sie näht den Rock. Sie näht den Saum, sie näht den Kragen. Der gute Mann trägt den Rock.

Der gute Mann ist vollkommen gekleidet. Ehrerbietig nimmt er seinen Platz zu ihrer Ehrenseite ein. An ihrem Gürtel trägt sie die Haarnadel der Hochzeit, die ist aus Elfenbein. Diese engstirnigen Leute! Ihnen ist der gute Mann ein Stachel im Fleisch!



108


In jener sumpfigen Gegend am Fen-Fluß sammle ich rotes stachliges Kraut. O der junge Mann ist schön! Er ist ganz anders als der Wagenlenker des Herzogs.

In jener sumpfigen Gegend am Fen-Fluß sammle ich Maulbeeren. O jener junge Mann ist schön wie eine Blume. Er ist der Erste unter zehntausend Männern! Er ist ganz anders als der Diener des Herzogs.

In jener sumpfigen Gegend des Flusses sammle ich Froschlöffelpflanzen. O jener junge Mann ist rein wie Jade. Er ist schön wie Jade. Er ist ganz anders als der Verwandte des Herzogs.



109


Im Garten steht ein Pfirsichbaum. Die Pfirsiche sind meine Speise. Ach Kummer des Herzens! Ich singe und flöte. Die mich nicht kennen, nennen mich einen stolzen Ritter. Du fragst warum? Die Menschen haben recht, doch was sagst du? Ach Kummer des Herzens! Wer weiß? Keiner versteht mich! Man soll an die Leute nicht denken.

Im Garten steht ein süßer Feigenbaum. Die süßen Feigen sind meine Speise. Ach Kummer des Herzens! Ich will diesen Ort verlassen und umherreisen im Land. Die mich nicht kennen, nennen mich einen maßlosen Ritter. Du fragst warum? Die Menschen haben recht, doch was sagst du? Ach Kummer des Herzens! Wer weiß? Keiner versteht mich! Man soll an die Leute nicht denken.



110


Ich besteige den Hügel und halte Ausschau nach meinem Vater. Mein Vater sagt: O mein Sohn zog in den Krieg! Möge er vorsichtig sein! Möge er wieder kommen und nicht aufgehalten werden!

Ich besteige den Hügel und halte Ausschau nach meiner Mutter. Meine Mutter sagt: O mein Jüngster zog in den Krieg! Tag und Nacht schläft er nicht! Möge er wieder kommen und nicht scheitern!

Ich besteige den Hügel und halte Ausschau nach meinem älteren Bruder. Mein Bruder sagt: O mein jüngerer Bruder zog in den Krieg! Tag und Nacht muß er mit seinen Kameraden marschieren! Möge er doch vorsichtig sein! Möge er wieder kommen und nicht sterben!



111


Zwischen den Äckern sind die Maulbeerpflücker ruhig und gelassen. Ich gehe mit dir und kehre dann um.

Zwischen den Äckern sind die Maulbeerpflücker ruhig und zahlreich. Ich gehe mit dir und entferne mich dann.



112


Man schlägt das Sandelholz ab und stapelt das Holz am trockenen Ufer des Flusses. Das Wasser des Flusses wird vom Wind bewegt. Wenn man nicht sät und wenn man nicht erntet, wie kann man dann dreihundert Scheunen voll Getreide bekommen? Wenn man nicht auf die Pirsch geht und wenn man nicht auf die Jagd geht, wie kann man dann auf deinem Hofe Dachsfelle hängen sehen? Der Herr dort ist nicht müßig.

Man bearbeitet Radspeichen und stapelt die Räder am trockenen Ufer des Flusses. Die Wasser des Flusses werden vom Wind bewegt. Wenn man nicht sät und wenn man nicht erntet, wie kann man dann dreihundertmal hunderttausend Ähren Getreide bekommen? Wenn man nicht auf die Pirsch geht und wenn man nicht auf die Jagd geht, wie kann man dann auf deinem Hofe Fuchsfelle hängen sehen? Der Herr dort ist nicht müßig.

Man bearbeitet Wagenräder und stapelt die Wagenräder am trockenen Ufer des Flusses. Das Wasser des Flusses wird vom Wind bewegt. Wenn man nicht sät und wenn man nicht erntet, wie kann man dann dreihundert Kornspeicher voll Getreide bekommen? Wenn man nicht auf die Pirsch geht und wenn man nicht auf die Jagd geht, wie kann man dann im Hofe Wachteln hängen sehen? Der Herr ist nicht müßig.



113


Maus, graue Maus, friß nicht unsre Hirse! Drei Jahre haben wir dich bedient. Du warst nicht bereit, für uns zu sorgen. Jetzt wollen wir dich verlassen. Wir gehen zu der Erde der Glückseligen. O Erde der Glückseligen, o Erde der Glückseligen, dort werden wir leben!

Maus, graue Maus, friß nicht unsern Weizen! Drei Jahre haben wir dich bedient, du warst nicht bereit, uns gut zu behandeln. Jetzt wollen wir dich verlassen. Wir gehen ins Land der Glückseligen! O Land der Glückseligen, dort wird uns Gerechtigkeit widerfahren!

Maus, graue Maus, friß nicht unsre junge Saat! Drei Jahre haben wir dich bedient, du warst nicht bereit, unsre Arbeit zu belohnen. Jetzt wollen wir dich verlassen. Wir gehen zu den Feldern der Freiheit! O Felder der Glückseligen! O Felder der Freiheit, Felder der Glückseligen! Wer seufzt dort noch? Wer singt dort noch langgezogne Klagelieder?



114


Die Grille ist in der Halle. Das Jahr geht zu Ende. Wenn wir uns jetzt nicht freuen, gehen Sonne und Mond vorbei. Möge die Freude nicht übermäßig sein! Möge man an sein Amt denken! Man sei bei der Liebe zur Lust nicht ausschweifend! Der gute Ritter ist umsichtig.

Die Grille ist in der Halle. Das Jahr schließt ab. Wenn wir uns jetzt nicht freuen, gehen Sonne und Mond vorbei. Möge die Freude nicht übermäßig sein! Möge man an die Sittsamkeit denken! Man sei bei der Liebe zur Lust nicht ausschweifend! Der gute Ritter ist wachsam.

Die Grille ist in der Halle. Die Kriegswagen ruhn. Wenn wir uns heute nicht freuen, verstreichen Sonne und Mond. Möge die Freude nicht übermäßig sein! Man denke an die Trübsal. Man sei bei der Liebe zur Lust nicht ausschweifend! Der gute Ritter entspannt sich.



115


Auf der Höhe gibt es dornige Ulmen, in der Tiefe gibt es weiße Ulmen. Du hast dein Kleid und deinen Rock, du zupfst nicht daran, du trägst sie nicht. Du hast Pferde und Wagen, du treibst sie nicht, du lässt sie nicht laufen. Du welkst und siehst schon aus wie gestorben. Andre Menschen werden das deine genießen.

Auf der Höhe gibt es Mangroven, in der Tiefe gibt es Liguster. Du hast deinen Hof und deine Gemächer, du reinigst sie nicht, du fegst sie nicht. Du hast Glocken und Trommeln, du rührst sie nicht, du schlägst sie nicht. Du welkst und siehst schon aus wie gestorben. Andere Menschen werden das deine aufbewahren.

Auf der Höhe gibt es Lackbäume, in der Tiefe gibt es Kastanienbäume. Du hast Wein und leckere Speise, warum spielst du nicht die Leier? Du könntest damit andre erfreuen und belehren und dir selber Freude verschaffen und den Tag verewigen! Du welkst und siehst schon aus wie gestorben. Andre Menschen werden in deiner Wohnung wohnen.



116


Das Wasser bewegt sich, die Steine sind weiß. Weißes Kleid und roter Saum. Ich folge dir nach Wo. Ich habe den Herrn gesehen! Wie sollte ich nicht glücklich sein?

Das Wasser bewegt sich, die Steine sind blitzblank. Weißes Kleid und rote Stickerei. Ich folge dir nach Ho. Ich habe den Herrn gesehen! Wie sollte ich da traurig sein?

Das Wasser bewegt sich, die Steine sind sichtbar. Ich habe deinen Befehl vernommen! Ich wage nicht, zu den Menschen darüber zu sprechen.



117


Die roten Früchte des Pfeffers breiten sich üppig aus und füllen ein Maß. Der Herr ist groß und herrlich, es gibt nicht seinesgleichen! Der Pfeffer duftet so weit!

Die Früchte des Pfeffers füllen zwei Hände. Der Herr ist groß und herrlich, er ist fest wie ein Fels! Der Pfeffer duftet so weit!



118


Geschnürt ist das Feuerholz. Das Dreigestirn steht am Himmel. Was für ein Abend! Man sieht die schönen Menschen! Oh ihr Töchter, oh ihr Töchter, was soll man sagen über diesen guten Mann?

Gebündelt ist das Heu. Das Dreigestirn steht im Südosten. Was für ein Abend! Man sieht diese glücklichen Menschen! Oh ihr Töchter, oh ihr Töchter, was soll man sagen von diesem glücklichen Mann?

Geschnürt und gebündelt ist der Dornstrauch. Das Dreigestirn steht über der Tür. Was für ein Abend! Man sieht die Drei Schönen! Oh ihr Töchter, oh ihr Töchter, was soll man sagen über die Drei Schönen?



119


Es gibt einen Birnbaum, der steht ganz allein, seine Blätter sind üppig. Ich bin allein und einsam! Sind denn keine anderen Menschen da? Die anderen Menschen sind nicht wie Geschwister für mich! Oh ihr Reisenden, warum reist ihr nicht mit mir? Ein Mensch, der keinen hat, der ihn liebt! Warum hilft mir niemand?

Es gibt einen Birnbaum, der steht ganz allein, seine Blätter sind prächtig. Ich bin allein und ohne Hilfe! Sind denn keine anderen Menschen da? Die anderen Menschen sind nicht wie Liebhaber für mich! Ihr Reisenden, warum reist ihr nicht mit mir? Ein Mensch, der keinen hat, der ihn liebt! Warum hilft mir niemand?



120


Lammfellmantel und Leopardenärmel! Der Mensch, der sich zu mir gesellte, ist böse! Gibt es denn keine anderen Menschen? Nur nach dir sehn ich mich!

Lammfellmantel und Leopardenkragen! Der Mensch, der an meiner Seite ging, war zu mir unfreundlich! Gibt es denn keine anderen Menschen? Doch nur dich liebe ich!



121


Es klatschen die Federn der Wildgänse, sie sitzen auf den Eichen. Der Dienst am König darf nicht unvollkommen sein. Ich kann die Hirse nicht pflanzen, wie soll ich da Vater und Mutter ehren? O ferner lichter Himmel! Wann wird es eine Lösung geben?

Es klatschen die Federn der Wildgänse, sie hocken auf den Dattelpalmen. Der Dienst am König darf nicht unvollkommen sein. Ich kann die Hirse nicht pflanzen, was sollen Vater und Mutter essen? O ferner lichter Himmel! Wann wird das Ende kommen?

Es klatschen die Wildgänse mit den Flügeln, sie sammeln sich auf den Maulbeerfeigenbäumen. Der Dienst am König darf nicht unvollkommen sein. Ich kann den Reis nicht pflanzen, wovon sollen Vater und Mutter sich ernähren? O ferner lichter Himmel! Wann wird es besser werden?



122


Könnte ich sagen, ich hätte keine Kleider? Ich habe sieben Kleider. Aber sie sind nicht wie dein Kleid. Dein Kleid ist bequem und glückverheißend!

Könnte ich sagen, ich hätte keine Kleider? Ich habe sechs Kleider. Aber sie sind nicht wie dein Kleid. Dein Kleid ist bequem und gemütlich!



123


Es gibt einen Birnbaum, der steht ganz allein. Er wächst am Weg im Osten. Ist es so weit gekommen, dass der Herr mich besucht? Was soll ich ihm zu Trank und Speise anbieten?

Es gibt einen Birnbaum, der steht ganz allein, er wächst am rechten Weg. Ist es so weit gekommen, dass der Herr zu mir kommt und mit mir spielen will? Im Grunde meines Herzens liebe ich den Herrn! Was soll ich ihm zu Speise und Trank anbieten?



124


Die Ranke wächst am Dornbusch. Der wilde Wein wächst auf dem Feld. Mein Schöner ist dahin! Mit wem soll ich nun zusammenleben? Ich bleibe allein zurück!

Der Ranke wächst an der Dattelpalme. Der wilde Wein wächst auf dem Friedhof. Mein Schöner ist dahin! Mit wem soll ich nun zusammenleben? Ich ruhe allein im Bett!

Das Kissen ist schön, die Decke ist gelb. Mein Schöner ist dahin! Mit wem soll ich nun zusammenleben? Ich schlafe allein bis zum Morgen!

Tage des Sommers, Nächte des Winters! Nach hundert Jahre kehr ich in seine Wohnung im Vaterhaus!

Nächte des Winters, Tage des Sommers! Nach hundert Jahre kehre ich in sein Brautgemach!



125


Ich sammle Süßholz, sammle Süßholz auf dem Gipfel des Shou-yang-Berges. Du sollst nicht leichtfertig an die falschen Worte der falschen Menschen glauben! Wirf die Lüge beiseite! Halte die Lüge nicht für die Wahrheit! Was findest du an den falschen Worten der falschen Menschen?

Ich sammle Bitterkraut, sammle Bitterkraut am Fuß des Shou-yang-Berges. Folge nicht leichtfertig den falschen Worten der falschen Menschen! Wirf die Lüge beiseite! Halte die Lüge nicht für die Wahrheit! Was findest du an den falschen Worten der falschen Menschen?

Ich sammle Rüben, sammle Rüben am Osthang des Shou-yang-Berges. Ahme nicht der falschen Menschen Falschheit nach! Wirf die Lüge beiseite! Halte die Lüge nicht für die Wahrheit! Was findest du an den falschen Worten der falschen Menschen?



126


Es gibt einen Wagen, der Geräusche macht, es gibt ein Pferd, das eine weiße Stirn hat. Ich habe den Herrn noch nicht gesehen, ich wende mich an seinen Palasteunuchen.

Am Hügelhang gibt es Lackbäume, im Sumpf stehn Kastanienbäume. Ich habe den Herrn gesehn, wir sitzen Seite an Seite und spielen die Harfe. Wenn wir uns heute nicht freuen, werden wir schließlich achtzigjährige Greise sein.

Am Hügelhang gibt es Maulbeerbäume, im Sumpf stehn Trauerweiden. Ich habe den Herrn gesehn, wir sitzen Seite an Seite und spielen die Mundorgel. Wenn wir uns heute nicht freuen, werden wir schließlich sterben.



127


Die Rappen sind hoch, die Zügel liegen in der Hand. Des Herzogs Günstlinge folgen dem Herzog auf die winterliche Jagd.

Man bringt die Hirschkühe und die Hirsche auf die rechte Weise opfernd dar, das Wild ist sehr fett. Der Herzog spricht: Wendet euch nach links! Läßt er den Pfeil los, trifft er.

Man reitet im Nordpark, die Pferde sind gut. Leichte Glöckchen klingen am Zaum der Jagdpferde. Man lässt die Hunde los.



128


Die kleinen Kriegswagen haben ein niedriges Trittbrett, verzierte Lederbänder, geschwungene Deichseln, lederne Schlaufen, Schutzbehänge, an der Achse befestigte Gurte, silberne Ösen, Matten aus Tigerfell, hervorstehende Radachsen. Angespannt sind die schwarzen Pferde mit weißen Flecken am linken Fuß. Da denk ich an den Herrn, er ist fein wie Jade. Er wohnt in seiner bretterbedeckten Bleibe. Unruhig bin ich in den Windungen meines Herzens.

Die Hengste sind groß, die Zügel liegen in der Hand. Da sind schwarzgescheckte Pferde und schwarzmähnige Braune und weiße Pferde mit schwarzen Schnauzen, auf dem Wagen sind die Schilde, mit Drachen bemalt, die Schnallen der Zügel sind silbern. Da denk ich an den Herrn, freundlich ist er an jedem Ort. Wie lange bleibt er noch aus? Wie muß ich an ihn denken!

Die leichtgepanzerten Pferde schreiten harmonisch, die Lanzen sind dreizackig mit silbernen Beschlägen an den Lanzenschäften, die Schilde sind verziert, die Bogenkästen sind mit Tigerfell ausgelegt, die Brustplatten sind graviert, kreuz und quer liegen die Bogen, Schutzplatten gibt es aus Bambus. Da denk ich an den Herrn. Bald schlaf ich ein, bald wach ich auf. Gelassenheit ist die Tugend des Edlen, rein ist sein Ruhm.



129


Das Schilf ist grün, der Tau wird zu Rauhreif. Derjenige, der von mir jener Mensch genannt wird, ist auf der anderen Seite des Flusses. Stromaufwärts folge ich ihm, der Weg ist beschwerlich und lang. Stromabwärts folge ich ihm, er tritt in die Mitte des Wassers.

Das Schilf steht üppig, der Tau ist noch nicht verdunstet. Derjenige, der von mir jener Mensch genannt wird, ist am anderen Ufer des Flusses. Stromaufwärts folge ich ihm, der Weg ist beschwerlich und steil. Stromabwärts folge ich ihm, er steht auf einer Insel im Wasser.

Das Schilf kann man pflücken, der Tau ist noch nicht verschwunden. Derjenige, der von mir jener Mensch genannt wird, ist am anderen Ufer des Flusses. Stromaufwärts folge ich ihm, der Weg ist beschwerlich und gewunden. Stromabwärts folge ich ihm, er steht auf einer Sandbank.



130


Was gibt es auf dem Zhong-nan-Berg? Da gibt es Trompetenbäume und Pflaumenbäume. Der Herr kommt! Sein Gewand ist aus Brokat und Fuchspelz. Sein Antlitz ist zinnoberrot. Das ist wirklich der Herr!

Was gibt es auf dem Zhong-nan-Berg? Da gibt es Trauerweiden und Birnbäume. Der Herr kommt! Er trägt ein blaues Obergewand und ein buntes Untergewand, der Gürtel klingelt. Möge er lange leben und nach dem Tode unvergessen sein!



131


Überkreuz fliegen die gelben Vögel und lassen sich auf Dattelpalmen nieder. Wer folgt dem Herzog Mu ins Grab? Das tut Zi-che Yan-xi! Dieser Yan-xi ist der Beste unter hundert Männern! Er nähert sich der Grube, er zittert ängstlich. Der lichte Himmel tötet unsern Mann! Könnten wir ihn doch loskaufen vom Tod, sein Leben wäre das Leben von hundert Männern wert!

Überkreuz fliegen die gelben Vögel und lassen sich auf Maulbeerfeigenbäumen nieder. Wer folgt dem Herzog Mu ins Grab? Das tut Zi-che Zhong-hang! Dieser Zhong-hang ist hundert Leuten gewachsen! Er nähert sich der Grube, er zittert ängstlich. Der lichte Himmel tötet unsern Mann! Könnten wir ihn doch loskaufen vom Tod, sein Leben wöge das Leben von hundert Leuten auf!

Überkreuz fliegen die gelben Vögel und lassen sich auf den Dornbüschen nieder. Wer folgt dem Herzog Mu ins Grab? Das tut Zi-che Qian-hu! Dieser Qian-hu ist edler als hundert Menschen! Er nähert sich der Grube, er zittert ängstlich. Der lichte Himmel tötet unsern Mann! Könnten wir ihn doch loskaufen vom Tod, das Lösegeld für diesen einen wäre das Lösegeld für hundert Menschen wert!



132


Rasch fliegt der Falke im Morgen, dicht steht der Wald im Norden. Ich habe den Herrn noch nicht gesehen, mein trauriges Herz ist voll Verlangen! Wie denn, wie denn? Du vergisst mich!

Auf dem Berg stehen üppige Eichen, im Sumpf stehn Ulmen. Ich habe den Herrn noch nicht gesehen, mein trauriges Herz ist freudlos! Wie denn, wie denn? Du vergisst mich!

Auf dem Berg stehn üppige Wildpflaumenbäume, im Sumpf stehn wilde Birnbäume. Ich habe den Herrn noch nicht gesehn, mein trauriges Herz ist betrunken vom Kummer! Wie denn, wie denn? Du vergisst mich!



133


Kannst du sagen, du hättest keine Kleider? Ich teile mit dir mein Obergewand! Der König ruft seine Armee zusammen. Wir nehmen unsre Hellebarden und Lanzen. Wir beide haben gemeinsame Feinde!

Kannst du sagen, du hättest keine Kleider? Mit dir teile ich mein Beinkleid! Der König ruft seine Armee zusammen. Wir nehmen unsre Lanzen und Dreizackspieße. Wir beide kämpfen gemeinsam!

Kannst du sagen, du hättest keine Kleider? Ich teile mit dir mein letztes Hemd! Der König ruft seine Armee zusammen. Wir nehmen unsre Kettenhemden und Waffen. Wir beide marschieren gemeinsam!



134


Ich begleite den Onkel bis nach Wei-yang. Was kann ich ihm schenken? Ich schenke ihm einen Reisewagen und ein Gespann von weißen Pferden.

Ich begleite den Onkel, ich denke noch lange an ihn. Was kann ich ihm schenken? Ein rotes Schmuckstück aus Jaspis schenk ich ihm und einen Gürtelschmuck aus Jade.



135


Weh mir! Das Haus war groß, aber heute bleibt beim Essen nichts mehr übrig. Weh mir! Es endet anders, als es begann.

Weh mir! Sonst hatte ich beim Essen mehrere Schüsseln, aber heute werde ich beim Essen gar nicht satt. Weh mir! Es endet anders, als es begann.



136


Wie bist du zügellos auf dem Hügel Wan! Ich habe wirklich Gefühle für dich, aber keine Hoffnung!

Es dröhnt die Trommel am Fuße des Hügels Wan. Sei es im Winter, sei es im Sommer, du hältst aufrecht deine Reiherfeder!

Es dröhnt der Schlag auf die Kesselpauke auf der Straße am Hügel Wan. Sei es im Winter, sei es im Sommer, du hältst aufrecht deinen Federbusch!



137


Ulmen am Osttor, Eichen am Hügel Wan. Die Tochter Yuan tanzt am Fuße des Hügels Wan.

Ein guter Morgen! Frau Yuan kommt von Süden. Sie spinnt nicht Hanf, sie tanzt auf dem Markt.

An einem guten Morgen geht sie fort, sie tritt hervor und geht dann fort. O ich schaue auf dich wie auf eine wilde Malvenblüte! Sie gibt mir eine Handvoll Pfeffer.



138


Unter einer Tür mit Balken kann man ruhen und verweilen. Das Wasser sprudelt heftig aus der Quelle am Bi-Hügel. Man kann sich freuen im Hunger.

Muß man denn, wenn man Fisch ist, unbedingt eine Forelle aus dem Bach essen? Muß man denn, wenn man heiratet, unbedingt die Frau Jiang von Qi nehmen?

Muß man denn, wenn man Fisch ist, unbedingt einen Karpfen aus dem Teich essen? Muß man denn, wenn man heiratet, unbedingt die Frau Zi von Song nehmen?



139


Im Wasser vorm Osttor kann man Hanf wässern. Die schöne sittsame Frau Ji! Ich kann mich mit ihr treffen und ihr vorsingen.

Im Wasser vorm Osttor kann man Chinagras wässern. Die schöne sittsame Frau Ji! Ich kann mich mit ihr treffen und mit ihr plaudern.

Im Wasser vorm Osttor kann man Ylang-Ylang-Gras wässern. Die schöne sittsame Frau Ji! Ich kann mich mit ihr treffen und vernünftig reden.



140


Die Pappel steht im Osten, ihre Blätter sind kraftvoll. Wir wollten uns zur Abenddämmerung treffen, aber nun schimmert die Morgenröte.

Die Pappel steht im Osten, ihre Blätter sind grün. Wir wollten uns zur Abenddämmerung treffen, aber nun funkelt der Morgenstern.



141


Am Friedhofstor steht ein Dornbusch, er wird mit der Axt geschlagen. Mein Ehemann ist nicht gut, die Menschen im Lande wissen das. Sie wissen das, aber er ändert sich nicht. Wer ist er, der seit langem schon so ist und sich nicht ändert?

Am Friedhofstor steht ein Pflaumenbaum. Eulen sammeln sich dort. Mein Mann ist nicht gut, mit diesem Liede tadle ich ihn. Obwohl ich ihn tadle, achtet er nicht auf mich. Wenn er gestürzt ist, wird er an meine Worte denken.



142


Auf dem Deich gibt es Elsternester, auf dem Hügel gibt es Trompetenbäume. Wer hat meine Schöne verführt? Ich bin traurig!

Auf dem Weg am Tempel gibt es Ziegelsteine, auf dem Hügel gibt es leckere Puten. Wer hat meine Schöne verführt? Ich bin voller Kummer und verliebt!



143


Der Mond steigt herauf und glänzt. Die schöne Frau ist hübsch. Ruhig und schön ist sie. Mein Herz ist voller Kummer und Trauer!

Der Mond erscheint und schimmert. Die schöne Frau ist liebenswürdig. Ruhig und sanftmütig ist sie. Mein Herz ist voller Not!

Der Mond fährt herauf und leuchtet. Die schöne Frau strahlt! Ruhig und anmutig ist sie. Mein Herz ist voller Qual!



144


Was tu ich in Zhu-lin? Ich folge Xia-Nan! Nein, ich gehe nicht nach Zhu-lin, ich folge lieber Xia-Nan!

Ich spanne meine Pferde an, ich übernachte in der Ödnis. Ich fahre mit meinen kleinen Pferden und nehme mein Frühstück ein in Zhu.



145


Am Rande des Teiches gibt es Schilf und Lotosstengel. Es gibt eine schöne Frau! Ich bin traurig! Was ist da zu machen? Wachend und schlafend weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich heule Tränen und Rotze!

Am Rande des Teiches gibt es Schilf und Lotosblüten. Es gibt eine schöne Frau! Sie hat schönes Haar. Wachend und schlafend weiß ich nicht, was ich tun soll. Mein Herz ist voller Trauer!

Am Rande des Teiches gibt es Schilf und Lotosfrüchte. Es gibt eine schöne Frau! Sie hat Grübchen. Wachend und schlafend weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich wälze mich hin und her und nässe mein Bett mit Tränen!



146


Im Lammfell geht man spazieren, im Fuchsfell geht man zum Hofe des Herrschers. Denk ich etwa nicht an dich? Mein Herz ist traurig.

Im Lammfell wandelt man umher, im Fuchsfell steht man in der Halle des Herrschers. Denk ich etwa nicht an dich? Mein Herz ist voller Tränen.

Dein Lammfell ist glänzend, wenn die Sonne steigt, dann wird es strahlend. Denk ich etwa nicht an dich? Ich habe Schmerzen im Herzen.



147


Könnte ich doch die weiße Kappe sehen! Der um die Toten Trauernde, er verzehrt sich. Mein Herz ist voller Kummer und Trauer.

Könnte ich doch das weiße Kleid sehn! Mein Herz ist bedrückt und betrübt. Könnte ich doch gemeinsam mit dir heimgehen!

Könnte ich doch die weißen Beinkleider sehen! Mein Herz ist gefesselt von Trauer! Könnte ich doch eins sein mit dir!



148


Im Sumpf steht der Affenpfirsichbaum, üppig die Zweige, saftig in seiner Jugend, glänzend seine zarte Schönheit. Ich freue mich, dass du keinen Freund hast, ich erfreue mich an deiner unbewussten Reinheit!

Im Sumpf steht der Affenpfirsichbaum, üppig die Blüten, saftig in seiner Jugend, glänzend seine zarte Schönheit. Ich freue mich, dass du nicht in einer Ehe lebst!

Im Sumpf steht der Affenpfirsichbaum, üppig seine Früchte, saftig in seiner Jugend, glänzend seine zarte Schönheit. Ich freue mich, dass du allein im Schlafgemach schläfst!



149


Nicht weil der Wind weht, nicht weil der Wagen sich wendet, sondern weil ich mich umschaue und die Straße nach Zhou beschaue, bin ich traurig.

Nicht weil der Wind stürmt, nicht weil der Wagen rollt, sondern weil ich mich umschaue und die Straße nach Zhou beschaue, bin ich bekümmert.

Wer kann Fisch braten? Ich scheure die Pfanne für dich. Wer kehrt heim in den Westen? Ich will dich mit Liebeswerken behüten.



150


Die Flügel der Eintagsfliege sind bunt. O Kummer des Herzens! Komm doch zu mir und wohne bei mir!

Die Flügel der Eintagsfliege sind bunt. O Kummer des Herzens! Komm doch zu mir und ruh dich bei mir aus!

Die Eintagsfliege kommt aus ihrem Loch. Dein Hanfgewand ist weiß wie Schnee. O Kummer des Herzens! Kehre zurück zu mir und bereite dir bei mir eine Wohnung!



151


Die Leute des Gefolges tragen Lanzen und Bambusstöcke. Was für ein Herr! Er hat dreihundert hohe Beamte.

Da ist ein Pelikan auf dem Damm, er macht seine Flügel nicht naß. Was für ein Herr! Er ist seines schönen Gewandes nicht würdig.

Da ist ein Pelikan auf dem Damm, er macht seinen Schnabel nicht naß. Was für ein Herr! Die Gefolgsleute werden nicht weiter in seiner Gunst stehn.

Üppig ist die Vegetation, brodelnd sind die Morgendünste am Südberg. Wie niedlich, wie lieblich! Das junge Mädchen verlangt nach ihm!



152


Der Kuckuck im Maulbeerbaum. Sieben Junge. Der gute Herr ist in seinem Benehmen immer gleich. Mein Herz ist gefesselt von Trauer!

Der Kuckuck im Maulbeerbaum. Seine Jungen im Pflaumenbaum. Der gute Herr trägt einen Gürtel aus Seide. Seine schwarze Lederkappe ist geschmückt mit Jade.

Der Kuckuck im Maulbeerbaum, seine Jungen in dem Brustbeerenbusch. Der gute Herr ist in seinem Benehmen ohne Makel. Er ist ein Beispiel für die Länder der vier Himmelsrichtungen.

Der Kuckuck im Maulbeerbaum, seine Jungen im Haselnussstrauch. Der gute Herr ist ein Vorbild für die Menschen dieses Landes. Er ist ein Vorbild für tausend Jahre!



153


Kühl ist die Quelle, sie überströmt die dunkle Mohrenhirse. Stöhnend und seufzend erwach ich und denk an die Hauptstadt von Zhou.

Kühl ist die Quelle, sie überströmt den bitteren Beifuß. Stöhnend und seufzend erwach ich und denk an die Hauptstadt von Zhou.

Kühl ist jene Quelle, sie überströmt die dichte Schafgarbe. Stöhnend und seufzend erwach ich und denk an die Hauptstadt.

Buschig steht die Hirse, der Regen macht sie fett. Die Volksvertreter der vier Himmelsrichtungen treten vor den König. Graf Xun belohnt sie für ihre Mühe.