Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

HOMERISCHE HYMNEN AN APHRODITE



Nachgedichtet von Josef Maria Mayer


ERSTE HYMNE AN APHRODITE

Muse! Erzähle mir die Taten der goldenen Kypris,
Die die süßen Leidenschaften erregt in den Göttern,
Unterwirft die Arten der sterblichen Menschen und Vögel,
Die in den Lüften fliegen, und all die vielen Geschöpfe,
Dass das dürre Land erblüht und was in dem Meer lebt,
Diese lieben die Werke der goldengekrönten Cythere.

Doch es gibt drei Herzen, die kann die Göttin nicht beugen,
Auch nicht umgarnen. Erstens ist es die Tochter Kronions,
Der den Ägis-Schild hält, mit strahlenden Augen Athena,
Sie hat keine Wonne an Werken der goldenen Kypris,
Aber köstlich sind ihr die Kriege, die Arbeit des Ares,
Streitigkeiten und Kämpfe und Werke des ruhmreichen Handwerks.
Diese lehrte zuerst die irdischen Handwerker, Wagen
Und Gespanne des Krieges verschieden von Bronze zu machen,
Und sie lehrte die schönen jungen Mädchen im Hause
Und gab Kenntnisse prächtiger Künste in jeglichem Sinne.
Auch die lachenliebende Aphrodite hat niemals
Artemis sterblich verliebt gemacht, die Jägerin-Jungfrau
Mit den goldenen Pfeilen. Sie liebt das Schießen des Bogens
Und das Töten von wilden Tieren auf hohen Gebirgen
Und die Leier auch und den Tanz und die spannenden Schreie
Und die schattigen Wälder und Städte und aufrechte Menschen.
Auch entzieht sich die reine Jungfrau Hestia immer
Sinnlicher Liebe, Aphrodites mächtigem Werke.
Sie war das erstgeborene Kind des listigen Kronos
Und die Jüngste durch den Willen des Zeus in dem Himmel,
Der den Ägis-Schild hält, eine Prinzessin und Jungfrau,
Magd, die Poseidon und Apollon zu heiraten suchten.
Sie war abgeneigt, hartnäckig hat sie sich geweigert
Und berührte das Haupt des Vaters Zeus, der den Schild hält,
Dass die liebliche Göttin schwöre förmliche Eide,
Die in Wahrheit sich auch erfüllten, sie blieb eine Jungfrau
Alle ihre Tage. So Zeus der Vater gab Ruhm ihr
Statt der Ehe. Sie hat ihren Platz in der Mitte des Hauses
Und verfügt über reichliche Opfer. In allen den Tempeln
Aller Götter hat sie ihren Anteil an Ehre
Und unter allen Sterblichen ist sie der Göttinnen Herrin.
Diese drei konnte Aphrodite niemals verbiegen
Oder umgarnen die Herzen. Aber die anderen Götter
Oder Sterblichen konnten Kypris niemals entgehen.
Auch das Herz des Zeus, der ist am Donner begeistert,
Ward in die Irre von ihr geführt, obwohl er der Größte
Aller Götter ist, der majestätische König.
Aphrodite betörte sein weises Herz wann sie wollte
Und vereinigte ihn mit reizenden sterblichen Frauen,
Ohne dass Hera es wusste, seine Schwester und Gattin,
Die doch so großartig ist, die schönste Göttin des Himmels,
Die der listige Kronos mit Mutter Rhea gezeugt hat,
Zeus aber, dessen Weisheit ist ewig, machte die Göttin
Hera zu seiner keuschen, fürsorglichen Ehegemahlin.

Aber Aphrodite selbst warf in Zeus die Begierde
Und die süße Lust der Liebe zu sterblichen Frauen,
Mit den sterblichen Frauen vereinigt zu werden in Liebe,
So dass Zeus nicht einmal unschuldig Sterbliche liebte.
Und die lachenliebende Aphrodite des Tages
Leise lächelte, sie war spöttisch unter den Göttern,
Da sie die Götter sah voll Liebe zu sterblichen Frauen,
Nackte Kinder des Todes mit unsterblichen Göttern,
Den unsterblichen Göttinnen paarten sich sterbliche Männer!

Und so legte Zeus ihr ins Herz die schmachtende Sehnsucht
Nach Anchises, der weidete an den Hängen des Hügels
Waldreichen Idas das Vieh, an Form wie die herrlichen Götter.
Als die lachenliebende Aphrodite ihn schaute,
Liebte sie ihn gleich, und furchtbare Wünsche der Wollust
Packten sie im Herzen. Sie ging nach Zypern, nach Paphos,
Wo ihr Revier ist und der süße Altar ihres Tempels,
Und sie ging hinein in den weihrauchduftenden Tempel,
Schloss die mächtigen Pforten. Und die Grazien salbten
Ihr mit himmlischem Salböl ihren blühenden Körper,
Diesen Körper der ewigen Gottheit von göttlicher Süße.
Und die lachenliebende Aphrodite das leichte
Kleidchen legte an und schmückte mit goldenem Schmucke
Ihren Busen, und so verließ sie das duftende Zypern,
Ging in aller Eile in Richtung Troja, in Eile
Reiste sie hoch in den Wolken. Sie kam zum waldreichen Ida,
Mutter von wilden Geschöpfen, und ging zum Gehöft im Gebirge.
Da kamen graue Wölfe, mit Kriecherei vor der Göttin,
Grimmig-blickende Löwen und Panther und brüllende Bären,
Schnelle Leoparden mit heißem Hunger auf Rehe.
Aphrodite ward froh im Herzen, sie alle zu sehen,
Und sie bemerkte den Wunsch in ihrer Brust in dem Busen,
Dass sich alle wilden Tiere begatteten rasend,
Jeweils zwei zusammen, in den schattigen Höhlen.

Aber sie selbst kam zu dem gutgebauten Gehöfte,
Und sie fand allein im Hofe den Helden Anchises,
Schön wie die Götter! Alle anderen sind mit den Herden
Über die grasbewachsnen Weiden des Ida gezogen,
Er blieb allein im Gehöft, sprang hin und her, und erregend
Spielte er auf der Leier. Und Aphrodite, die Tochter
Gottes, stand vor ihm, ein reines Mädchen, erhaben
Stand sie in der Höhe, mit holder lächelnder Miene,
Dass er nicht erschrocken sein musste, als er beherzigt
Sie mit seinen Augen wahrnahm. Als nun Anchises
Sah Aphrodite an, bemerkte er gut ihre Schönheit,
Wunderte sich über ihre holdselige Miene, ihr Lächeln,
Ihre Größe und ihr licht erstrahlendes Kleidchen,
Denn sie war in ein Kleidchen verhüllt von goldener Farbe,
Bunter Stickereien, dass wie der silberne Mondschein
Floss lasziv über ihre majestätischen Brüste,
Oh ein Wunder zu schauen, und mit Schimmer bereichert.
Auch trug sie Armspangen, auch trug sie Ohrringe blumengestaltig,
Zwischen ihren Brüsten glänzte die Kette mit Perlen.

Und Anchises wurde von heißer Liebe ergriffen,
Sprach zu ihr: Heil dir Herrin! Wer von den Seligen bist du?
Bist du Artemis, Leto, oder die goldene Kypris,
Oder die hochgeborene Themis, oder Athena
Mit den strahlenden Augen, oder eine Charitin,
Die der Götter große Werke begleiten und werden
Als Unsterbliche angesehen, eine der Nymphen
Bist du vielleicht, die die angenehmen Wälder besuchen,
Oder von denen, die bewohnen das schöne Gebirge
Oder die Flüsse oder die grasbewachsenen Wiesen.
Ich will dir einen Altar errichten am Gipfel des Berges,
An dem weithin sichtbaren Ort, und reichliche Gaben
Will ich dir opfern zu allen Zeiten des kreisenden Jahres.
Fühle dich gut und sei mir wohlgesonnen und gib mir,
Dass ich als Mann hervorragend bin im Kreis der Trojaner,
Gib mir starke Nachkommen für die kommenden Zeiten.
Gib mir auch selbst, dass lang ich lebe und glücklich auf Erden,
Hier zu sehen das Licht der Sonne, und lass mich gelangen
In das Greisenalter, wohlhabend unter den Menschen.

Drauf sprach zu ihm Aphrodite, die Tochter des himmlischen Vaters:
O Anchises, Herrlichster aller Männer auf Erden!
Wisse, dass ich keine Göttin bin. Warum denn willst du
Mich vergleichen den unsterblichen Göttinnen droben?
Nein, ich bin eine Sterbliche, eine Frau war die Mutter,
Die mich geboren, der berühmte Otreus mein Zeuger,
Wenn du von ihm gehört hast, der in Phrygien Herrscher
Über Festungen ist. Ich kenne gut deine Sprache,
Wie meine eigene Sprache, die Schwester eines Trojaners
Trug mich zuhause, sie nahm mich von der liebenden Mutter,
Trug mich fortan, als ich ein kleines Kindlein gewesen,
Daher kommt es, dass ich kenn die trojanische Sprache.
Aber der Jäger von Argos hat mich gefangen genommen
Aus dem Tanzchor der Jägerin Artemis, bogenbewehrter.
Denn es waren viele von uns, liebreizende Nymphen,
Heiratsmündige Jungfrauen, die zusammen da spielten,
Eine unzählige Zahl von lieblichsten Mädchen umgab mich.
Doch der Jäger von Argos mit dem goldenen Stabe
Raffte mich hinweg. Er trug mich über die Länder
Sterblicher Menschen und unbebaute Weiden und Auen,
Wo die wilden Bestien streifen durch schattige Höhlen,
Bis ich dachte, nie wieder die lebensspendende Mutter
Erde mit den Füßen zu berühren. Er sagte,
Dass ich werde genannt die Ehefrau von Anchises,
Und ich solle dir gebären herrliche Knaben!
Als er das gesagt, da ging der Jäger von Argos
Wieder heim zur Familie der unsterblichen Götter,
Während ich jetzt zu dir gekommen bin, lieber Anchises,
Denn unbeugsamer Zwang liegt auf mir. Ich beschwöre bei Zeus dich
Und beschwöre dich bei deinen leiblichen Eltern –
Keine gemeinen Eltern können ja solch einen Sprössling
Zeugen wie dich - oh  nimm mich, nimm mich eilend, Geliebter!
Ich bin keusch und unerfahren in Künsten der Liebe...
Zeig mir deinen Vater und deine fürsorgliche Mutter,
Deine Brüder auch, gezeugt in eben dem Bette,
Ich will nicht übel gefallen ihnen als Tochter und Schwester.
Weiter sende Boten schnell zu den Phrygiern, meinem
Vater und meiner traurigen Mutter alles zu sagen.
Und sie schicken dir Geld in Fülle und reiche Geschenke.
Die nimm als Brautgabe an. Und dann bereite die süße
Ehe, ehrenvoll in den Augen der Menschen und Götter.

Als sie so gesprochen hatte, da legte die Göttin
Eine süße Begierde in sein Herz. Und Anchises
Ward von großer Liebe gepackt! Er tat seinen Mund auf,
Und er sagte: Wenn du eine Sterbliche bist und
Eine Frau deine Mutter war, die dich geboren, und Otreus
Ist dein berühmter Zeuger, wie du sagst, wenn du hierher
Kamst durch den Willen des Hermes, des unsterblichen Führers,
Und man soll dich nennen meine Gattin für immer,
Dann hält kein Gott und kein sterblicher Mensch mich zurück, bis ich liebend
Mit dir geschlafen habe, selbst wenn der Schütze Apollon
Selbst sollte schwere Pfeile schießen vom silbernen Bogen.
Gerne wollt ich hinunter gehen zum Hause des Hades,
O meine Dame, schön wie die Göttinnen, wär ich nur einmal
In dein Bett gestiegen, mit dir mich in Liebe zu mischen!

Er nahm ihre Hand. Die lachenliebende Kypris,
Abgewandten Gesichts und niedergeschlagener Augen,
Kroch auf das herrliche reiche Lager, mit weichlichen Decken
Für den Helden belegt, drauf lagen Felle von Bären,
Felle von Löwen, die er selbst in den Bergen erschlagen.
Und als sie auf das herrliche breite Bett sich gebettet,
Nahm Anchises ihr den Schmuck ab, die Spangen und Broschen,
Nahm ihre Ohrringe ab und Perlenketten, genüsslich
Löste er ihren Gürtel und zog das Kleidchen aus, nackend
Legte er sie nieder. Und durch den Willen der Götter
Und durch den Willen des allmächtigen Schicksals beschlief er
Sie, ein sterblicher Mann schlief mit der unsterblichen Göttin
Aphrodite. Es ward ihm nicht deutlich, was da geschehen.

Aber zu der Zeit, da die Hirten die Rinder und Schafe
Führten zurück auf die Weide, Aphrodite goss Schlaf aus
Auf Anchises. Sie selbst zog wieder das Kleidchen an. Darauf,
Als die Göttin sich komplett bekleidet, da stand sie
Von dem Bett auf, ihr Kopf berührte die Balken des Daches,
Ihre Wangen leuchteten überirdischer Schönheit,
Wie es sich gehört für die goldengekrönte Cythere.
Und dann weckte sie ihn aus dem Schlaf und tat ihren Mund auf
Und sie sagte: Auf nun, Sohn des Dardanus, auf nun!
Warum schläfst du so lange? Denk, wie ich ausgesehn habe,
Als du mich zuerst mit deinen Augen gesehen.

Also sprach sie. Er erwachte im Augenblick folgsam.
Aber als er sah den Hals und die glühenden Augen
Aphrodites, erschrak er, wandte die Augen ab, barg sein
Schönes Gesicht in dem Mantel. Dann sprach er geflügelte Worte:

Als ich dich sah mit meinen Augen, reizende Göttin,
Wusst ich, dass du göttlich warst. Du hasts geleugnet.
Aber bei Zeus, ich flehe dich an, lass mich nicht erlahmen
Und nicht ein lahmes Leben führen unter den Menschen,
Sondern hab Erbarmen mit mir, denn wer hat beschlafen
Eine Göttin im Bett und blieb nicht zurück als Gelähmter?

Aphrodite, die Tochter des Zeus antwortete lächelnd:
Mein Anchises, Herrlichster du von den sterblichen Menschen,
Hab nur Mut und sei nicht ängstlich verzagenden Herzens!
Hab keine Angst vor einem Schaden durch mich oder andre
Selige Götter, du bist lieb den seligen Göttern,
Du sollst haben einen lieben herrlichen Knaben,
Der soll herrschen in Troja, und Kinder werden ihm folgen.
Er wird heißen Äneas. Ach, ich leide entsetzlich,
Dass ich mich legte in das Bett eines sterblichen Mannes.
Doch sind die Menschen von eurer Rasse immer die liebsten
Allen Göttern in der Schönheit der Körpergestalung.

Wahrlich, wahrlich, der weise Zeus entführte den Knaben
Ganymedes wegen seiner goldblonden Schönheit,
Dass er unter den Himmlischen sei und gieße den Wein ein
In dem Hause Gottes – ein wahres Wunder zu schauen –
Und ist geehrt von allen Unsterblichen, wenn er den Nektar
Ausgießt aus goldener Schale. Aber, o trauter Anchises,
Leider fand keinen Frieden das Herz seines trauernden Vaters
Tros, er wusste ja nicht, wohin der Wirbelwind hatte
Seinen geliebten Sohn entführt, er trauerte immer,
Unaufhörlich trauerte er, bis Zeus sich erbarmte,
Gab ihm zur Entschädigung für den Sohn, den geliebten,
Rosse, wie sie tragen die unsterblichen Götter,
Diese gab er ihm zum Geschenk. Auf Weisung des Höchsten
Sagte der Jäger von Argus ihm alles, sein Sohn sei unsterblich,
Unvergänglich wie auch die unvergänglichen Götter.
So, als Tros diese Botschaft hörte vom himmlischen Vater,
Hörte er auf zu trauern, sondern freute sich herzlich
Und ritt fröhlich mit seinen sturmesfüßigen Rossen.

So auch Eos raffte hinweg den Tithonus, welcher
Doch von deiner Rasse war, wie die menschlichen Götter
Golden thronend. Und sie ging zum dunkel bewölkten
Sohn des Kronos, dass er ewig lebe, unsterblich,
Zeus zu bitten, Zeus senkte den Kopf, ihr Gebet zu erfüllen,
Zeus erfüllte ihr den Wunsch. Zu einfältig aber
War die königliche Eos, sie dachte im Herzen
Nicht daran, auch ewige Jugend für ihn zu erbitten
Und ihm abzustreifen den Sumpf des tödlichen Alters.
Während er also die süße Blüte des Lebens genossen,
Lebte er verzückt mit der goldenthronenden Eos,
Dieser frühegeborenen, an des Ozeans Strömen,
An den Enden der Erde, aber zu grauen begannen
Schon die erstes Haare des Hauptes, des Bartes am Kinne,
Und die königliche Eos hielt sich nun fern von
Seinem Bett, obwohl sie ihn pflegte zuhause und nährte
Ihn mit Nahrung von Ambrosia, gab ihm auch Kleidung.
Aber das abscheuliche Alter drückte ihn nieder
Und er konnte nicht mehr bewegen noch heben die Glieder.
Da beriet sie sich in ihrem innersten Herzen,
Und sie legte ihn in ein Zimmer und legte sich vor die
Glänzende Tür. Da liegt er und plappert endlos, ist kraftlos,
Der einst kraftvoll gewesen in seinen geschmeidigen Gliedern.

Ich will dich nicht versetzen zu den unsterblichen Göttern
Als Unsterblichen, dass du lebst auf solcherlei Weise.
Doch wenn du aufstehst, wie du jetzt lebst in Aussehn und Form, ich
Würde dich meinen Gatten nennen, es fehlte die Trauer
Dann in meinem fürsorglichen Herzen. Aber es ist so,
Dass das graue Alter dich bald wird einhüllen, dieses
Rücksichtslose Alter, das eines Tags an der Seite
Eines jeden sterblichen Menschen steht, tödlich ermüdend,
Ja, das Alter wird gefürchtet sogar von den Göttern.

Jetzt aber werde ich wegen dir sehr traurig, Geliebter,
Immer trauernd unter den unsterblichen Göttern.
Früher haben sie doch meine List gefürchtet, ich hatte
Die Unsterblichen oft gepaart mit sterblichen Frauen,
Was auch gerne nach meinem Willen taten die Götter.
Aber jetzt hab ich nicht mehr diese Macht bei den Göttern,
Groß ist mein Wahnsinn, mein elender schrecklicher Wahnsinn!
Ach, ich ging in die Irre mit meinem irrenden Kopfe
Und ich trag einen Knaben unter dem Gürtel der Reize
Aus der geschlechtlichen Paarung mit einem sterblichen Manne.

Für den Knaben, sobald er das Licht der Welt wird erblicken,
Stehen bereit die schönen Bergnymphen, vollbusig jede,
Die bewohnen dieses heilige große Gebirge,
Diese ziehen ihn auf. Mit Sterblichen rechnen sie nicht und
Nicht mit Unsterblichen. Lange leben sie, himmlische Speise
Essen sie und tanzen mit den Unsterblichen, trunken
Ist Silenus bei ihnen und der Jäger von Argus
In den Tiefen der angenehmen Höhlen des Berges.
Aber bei ihrer Geburt die Fichten wachsen, die Eichen
In dem Frühling mit ihnen auf der fruchtbaren Erde,
Schöne, grünende Bäume, hochaufragend auf Bergen.
Menschen nennen sie heilige Stätten unsterblicher Geister
Und die Sterblichen fällen sie nie mit der Axt und dem Beile.
Aber wenn das Schicksal des Todes nahe zur Hand ist,
Werden die schönen Bäume verdorren, da wo sie stehen,
Und die Rinde schrumpft, die Zweige fallen und schließlich
Schwindet das Leben der Nymphe unter dem Lichte der Sonne.
Diese Nymphen werden bei sich behalten mein Kindchen,
Und sobald er zu einem schönen Knaben geworden,
Werden die Göttinnen ihn hierher bringen, um dir zu zeigen
Deinen Knaben. Aber, das kann ich dir sagen, ich werde
Alles, was ich im Sinn habe, tun und werde auch wieder
Kommen im siebenten Jahr und bring dir den lieblichen Knaben.
Und so schnell, wie du jemals gesehn einen Sprössling,
Deine Augen an ihm zu ergötzen, wirst du ihn schauen
Und an dem Anblick dich freuen, denn er ist gottähnlich, wahrlich!
Bring ihn zum stürmischen Ilion. Wenn dich dann einer
Von den Sterblichen fragt, wer dir das Kindlein getragen
Unter dem reizenden Gürtel, denke daran, ihm zu sagen,
Was ich dir gebiete, er sei der Spross einer Nymphe,
Einer der Bergnymphen, die den bewaldeten Hügel bewohnen.
Aber wenn du vor allen dich rühmst ruhmrediger Torheit,
Dass du mit der goldgelockten Aphrodite geschlafen,
Dann wird Zeus in seinem Zorn mit Blitzen dich töten.
So, jetzt hab ich dir alles gesagt. Nun siehe, verzichte,
Nenne mich nicht, sonst trifft dich der Zorn der strafenden Götter.

Als die Göttin dies gesprochen, fuhr sie gen Himmel.
Sei gegrüßet, Liebesgöttin, Königin Zyperns!
Ich begann mit dir, jetzt will ich dir noch einmal singen.



ZWEITE HYMNE AN APHRODITE

Singen will ich von der göttlichen Aphrodite,
Dieser goldengekrönten und schönen, deren Regierung
Sind die ummauerten Städte des meerumgürteten Zypern.
Siehe, der feuchte Atem des Westwinds wehte die Göttin
Über die Wellen des lautaufstöhnenden Meeres im Schaume.
Dort die goldengeschmückten Horen begrüßten sie freudig.
Und die Horen kleideten sie mit himmlischen Kleidern.
Auf den Kopf setzten sie eine feine goldene Krone.
In die Ohrlöcher hingen sie Verzierung von Goldschmuck
Und mit silbernen Kettchen schmückten den schneeweißen Busen.
Und die goldengeschmückten Horen, wann immer des Vaters
Himmlisches Haus sie betraten, sahen die Göttinnen tanzen.
Als die Horen nun Aphrodite geschmückt und bekleidet,
Brachten sie sie zu den Göttern, die sie freudig begrüßten.
Jeder von den Göttern betete, dass er die schönste
Göttin der Göttinnen dürfe nach Hause führen als Gattin,
So sehr staunten sie über die Schönheit der goldnen Cythere.

Sei gegrüßet, keusche, süßgewinnende Göttin!
Gib, dass ich einen Sieg im Dichter-Wettstreit erringe,
Und begnade mein Lied mit deiner göttlichen Gnade.