Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

ANTIKE TEXTE



Nachdichtungen

 

Von Josef Maria Mayer



Voller Wehmut sank in Dionas Schoß Göttin Venus,
Mütterlich hielt umarmt die Mutter die göttliche Tochter,
Streichelte sie sehr zärtlich und begann mit der Rede:
Wer misshandelte dich, o Tochter, wer von den Göttern
Hat dich misshandelt, als hättest du eine Sünde begangen?
Darauf sprach mit lieblichem Lächeln die göttliche Venus:
Mich traf Diomedes, der stolze Ritter im Kriege,
Weil ich Äneas aus der Schlacht trug, den Sprössling der Venus,
Den ich am meisten liebe unter allen sterblichen Menschen.
Lächelnd vernahm es der himmlische Vater der Götter und Menschen
Und er rief die Göttin zu sich und sagte zu Venus:
Tochter Gottes, sorge dich nicht um die Werke des Krieges,
Kümmre dich lieber um die süßen Werke des Bettes,
Für die Kriege sorgen nämlich schon Mars und Minerva.

(Homer)


Einst in ihrem Schoße seufzte die Göttin der Erde
Von dem Jammer bedrängt und dachte an listige Künste
Und so machte sie ein Erzeugnis aus graublauem Stahle,
Machte eine gewaltige Sichel, belehrte die Kinder,
Ihre Kinder ermutigend, denn die Göttin war zornig:
Meine Kinder und Kinder eures grausamen Vaters,
Ihr sollt mir gehorchen, so rächen wir uns am Vater,
Rächen alle Beleidigungen, die er uns antat!
Da erfasste Angst die Kinder und keiner von ihnen
Sagte ein Wort, als einziger sagte der denkende Kronos
Voller Mut und Zorn zu seiner erhabenen Mutter:
Mutter, ich willige ein, ich möchte gerne vollenden
Dieses Werk, ich bin nicht traurig um meinen Erzeuger,
Der mir so viel Schlimmes angetan, furchtbarer Vater.
Als er das sagte, freute sich sehr die Göttin der Erde,
Sie versteckte den Sohn und gab in die Hand ihm die Sichel
Und sie lehrte ihn weise Künste und heimliche Listen.
Da kam der gewaltige Vater und brachte die Nacht mit,
Voller Begierde nach Wollust umarmt er die Göttin der Erde.
Aus dem sichern Versteck mit seinen Händen griff Kronos
Nach der Sichel und senste dem mächtigen Vater des Himmels
Seine Genitalien ab und warf sie hinunter.
Da die Genitalien fielen hinunter zur Erde,
Aus den blutigen Tropfen zeugte die Erde Giganten,
Zeugte schreckliche Furien, Rachegöttinnen furchtbar!
Doch aus dem Blut erstanden auch die melischen Nymphen!
Aber als der Sohn die Genitalien abschlug
Und das Glied und die Hoden des Vaters fielen ins Wasser,
Schwammen Glied und Hoden lange Zeit auf den Wellen.
Dann erhob sich weißer Schaum am Mannesglied Gottes
Und aus dem Schaum erblühte ein allzu reizendes Mädchen,
Die zuerst Kytheras heiliger Insel genaht ist
Und von Kythera kam sie zum meerumgürteten Zypern.
Dort stieg die wunderschöne heilige Göttin ans Ufer
Und es sprossten Gräser unter den zärtlichen Füßen.
Götter und Menschen nennen sie schaumgeborene Göttin
Und es ist mit ihr der kleine Amor auf all ihren Wegen,
Als sie, eben dem Meeresschaum nackend entstiegen, hinauffuhr
Zu den olympischen Göttern, und dies ist ihr göttliches Erbe:
Schmeichelworte der schönen Frauen, charmantestes Lächeln,
Süße Wollust und heiße Umarmung und Künste der Liebe!

(Hesiod)


Venus, die wunderschöne, die golden bekränzte, die reine,
Venus sing ich, Herrscherin ihres Inselreichs Zypern.
Dahin trug sie das leichte Wehen des flüsternden Westwinds
Über das Wogen des rauschenden Meeres im weißlichen Schaume.
Es umfingen die heiligen Horen sie, voll stiller Freude
Und sie legten ihr an die schönste durchsichtige Seide,
Krönten das Haupt der Göttin mit einer goldenen Krone,
Schmückten die Ohrläppchen mit den blitzendsten Ohrringen silbern,
Ihren schlanken Hals und ihre schneeweißen Brüste
Schmückten sie mit goldenen Kettchen, wie selber sie tragen,
Darum nennt man sie auch die Horen mit goldenen Kettchen,
Wenn sie im Haus des Vaters erscheinen zu reizendem Bauchtanz.
Als sie die Göttin geschmückt mit manchem leuchtenden Schmuckstück,
Führten die Horen die Göttin zu den himmlischen Göttern.
Jeder der Götter sah sie und reichte freundlich die Hand ihr,
Alle staunten über die Schönheit der Göttin der Schönheit,
Jeder begehrte sie zur Braut im eigenen Bette!
Heil, o Venus, Schmeichlerin mit den betörenden Blicken,
Meiner Hymne verleih den Sieg im Wettstreit der Dichter,
Ewig soll dein Ruhm erschallen in meinen Gesängen.

(homerische Hymne)


Schaut doch dieses schöne Bildnis!
Eine Meisterhand hat Meere
Blau gemalt auf weißer Leinwand.
Was war das für ein verzückter
Genius, der diese weiße
Venus auf dem blauen Meere
Schuf, die Göttin aller Götter!
Nackend zeigt er sie den Augen,
Nur was zu intim an ihr ist,
Das verhüllt die weiße Welle.
Wie die Lotosblume schaukelnd
Treibt sie auf dem blauen Meere,
Angelehnt an hohe Wellen,
Treibt sie durch den Schwall des Gischtes.
Über ihren straffen Brüsten,
Unter ihrem schlanken Halse
Teilt sich eine hohe Woge.
Mitten in des Mittelmeeres
Weißem Schaume glänzt die Venus
Wie die Lilie unter Veilchen.
Auf den Silberfluten wiegen
Sich auf schwimmenden Delphinen
Neckische Eroten, listig
Lächelnd zu der Menschen Torheit.
Eine Schar gebogner Fische
Überschlägt sich in den Fluten,
Scherzend um der Göttin Körper,
Die da lächelnd schwimmt im Meere.

(Anakreontisch)


Nun kam ein Herold und brachte mit sich die tönende Harfe
Für den Sänger Demodokos. Er trat stolz in die Mitte
Und die blühenden Knaben um ihn, die herrlichen Tänzer,
Und mit schwebenden Füßen entschwebten die blühenden Knaben.
Und Odysseus sah bewundernd die tanzenden Füße.
Lieblich rauschte die Harfe, dann sang der Sänger die Hymne,
Sang der Meister die Liebe von Mars und der göttlichen Venus,
Wie sie sich beide in Vulkanus’ herrlicher Wohnung
Heimlich vereinigt! Viel Liebe schenkte der Gott seiner Göttin
Und befleckte das Ehebett des Feuerbeherrschers.
Aber Sol, der Sonnengott, brachte Vulkanus die Botschaft,
Der den Gott und die Göttin gesehen bei heimlicher Paarung.
Da Vulkanus die kränkenden Wort der Sonne vernommen,
Eilte er schnell in die Schmiede und plante gehässige Rache,
Stellte den Amboß auf und schmiedete goldene Ketten,
Um auf ewig zu binden die ehebrechenden Götter.
Da er nun das gemeine Werke im Zorne vollendet,
Ging er in das Schlafzimmer, wo das Ehebett strahlte,
Spannte um die Pfosten des Bettes die goldenen Fesseln,
Manche ließ er hängen hoch vom Gewölbe des Zimmers
Zart wie Spinnenweben, die nicht einmal Götter erblicken,
Allzu zart gewoben waren die goldenen Fesseln.
Mars entschlief nicht, der muskulöse Held in den Kriegen,
Als er hörte, der Schmied Vulkanus würde verreisen.
Stürmisch eilte Mars zur Wohnung des Feuerbeherrschers,
Hingerissen von seiner Begierde zur göttlichen Venus.
Venus war eben von dem allmächtigen Vater im Himmel
Wiedergekommen und saß in ihrem gemütlichen Sessel.
Mars trat ein in die Wohnung und küsste die Hand seiner Göttin
Und er sprach mit verliebter Stimme zu der Geliebten:
Komm, Geliebte, ins Bett! Wir wollen Liebe machen!
Ist Vulkanus doch nicht zu Haus, er ist bei den Barbaren.
Dies sprach Mars und der Venus war willkommen die Rede
Und sie bestiegen das Bett und lagen Seite an Seite.
Da umschlangen die beiden die goldenen Fesseln Vulkanus’
Und sie konnten ihre Glieder nicht mehr bewegen.
Nun erst merkten sie, dass sie nicht mehr könnten entfliehen.
Und es trat zu ihnen der hinkende Feuerbeherrscher,
Stand in dem Haus mit einer Seele voller Verzweiflung,
Still stand er im Flur und voller Eifersucht schrie er:
Vater Jupiter und ihr andern unsterblichen Götter,
Kommt und schaut die Unzucht, schaut den Ehebruch, schaut nur,
Wie mich hinkenden Kerl die Tochter Gottes geschmäht hat
Und den Gott des Krieges umarmte, nur weil er schön ist,
Wohlgestalteten Körpers, aber ich bin ein Krüppel!
Weh mir! Hätten mich doch niemals gezeugt meine Eltern!
Schaut, wie diese beiden in meinem eigenen Bette
Liegen lasziv in schmachtender Wollust und machten Liebe!
Ah, das Herz zerspringt mir bei diesem Anblick in Stücke!
Aber in Zukunft werden sie nicht mehr so liegen beisammen,
Wie verhurt sie auch sind, sie werden nicht wieder begehren,
So beieinander zu liegen in meinem eigenen Bette!
Denn ich halte sie fest in meinen goldenen Fesseln,
Bis der Vater im Himmel mir alle Geschenke zurückgibt,
Die ich als Bräutigam gab für seine göttliche Hure!
Venus ist schön, ja reizend, allein voll Sünde im Herzen!
Dies sprach Vulkanus. Da eilten zur Wohnung die Götter,
Neptun kam, der Blaugelockte, Merkurius gleichfalls,
Der die Toten geleitet, es kam der Schütze Apollo,
Aber die keuschen Göttinnen blieben in ihren Gemächern.
In dem Flur der Wohnung standen die Spender des Guten,
Standen die Götter und lachten ihr olympisches Lachen!
Und es sprach ein Gott zu einem anderen Gotte:
Böses trägt keine Frucht! Der Langsame fängt doch den Schnellen,
So ertappte Vulkanus, der Lahme, Mars, den Geschwinden,
Einzig durch Kunst. Nun büßt es Mars, der die Ehe gebrochen.
Solches sprachen die himmlischen Götter untereinander.
Aber der fernhintreffende Gott Apoll zu Merkur sprach:
O Merkur, du Sohn der Maja, Geleiter der Toten,
Hättest du Lust auf diese Art gefesselt zu werden
Und im Bette beizuwohnen der heiligen Venus?
Ihm erwiderte dies Merkur, der Geleiter der Toten:
Ach das wäre zu schön, ferntreffender Schütze Apollo,
Fesselten mich auch dreimal so viele goldene Fesseln
Und die Götter sähen mich und die Göttinnen gleichfalls,
Siehe, ich schliefe zu gern doch mit der reizenden Venus!
Dies sprach Merkur, da lachten laut die olympischen Götter.
Und Vulkanus löste vom Bett die goldenen Fesseln,
Und der Gott und die Göttin, der Fesseln entledigt,
Sprangen kraftvoll vom Bett empor. Der Kriegsgott enteilte.
Venus ging nach Zypern, die Freundin charmantesten Lächelns,
Ging in den heiligen Hain von Paphos, trat zum Altare,
Wo die Priesterinnen Weihrauch opfern der Venus,
Wo die Grazien wuschen im Bade die nackende Venus
Und sie salbten mit ambrosisch duftendem Salböl
Und sie kleideten mit dem schönsten durchsichtigen Kleidchen!
Dies war die Hymne des berühmten Demodokos. Herzlich
Freute sich Odysseus an der heiligen Hymne.

(Homer)


Wem auf Erden ist nicht bekannt die schöne Geschichte,
Wie Vulkanus voll List Venus gefangen und Mars?
Mars ward schrecklich gequält von starker Begierde nach Venus,
Er, sonst Ritter im Krieg, wurde von Amor besiegt!
Venus war ihm gern zu Willen, die willige Göttin,
Keine der Göttinnen sonst war je so willig wie sie!
Oftmals hat sie mit Mars verspottet die hinkenden Füße
Ihres lahmen Gemahls, der nur der Arbeit gelebt,
Vor dem Geliebten ahmte sie nach den hinkenden Gatten,
Aber die Hinkende selbst war noch voll göttlichem Reiz!
Aber nur heimlich liebten sich sinnlich der Mars und die Venus,
Heimlichkeit deckte den Akt ihrer Vereinigung zu.
Aber durch Sols Verrat erfuhr Vulkanus der Gattin
Liebesspiele. Wer täuscht jemals den strahlenden Sol?
Warum tatest du das, o Sol? Um göttliche Gnaden
Bitte die Göttliche du, Gnaden gewährt sie ja gern!
Rund um der Venus Bett Vulkanus webte nun Schlingen,
Unsichtbar jeglichem Blick, sehen auch Himmlische scharf.
Die Barbaren wollt er besuchen, so sagte Vulkanus,
Mars und Venus, ganz nackt, liebend vereinigten sich.
Da fing die beiden Liebenden der Beherrscher des Feuers
In dem künstlichen Werk, das er geflochten ums Bett.
Nun rief er die Götter und zeigte die Liebenden allen,
Venus, sagt der Poet, weinte beinahe vor Wut!
Mit den Händen bedeckte die Schönheitsgöttin das Antlitz,
Aber nicht ihre Brust, aber auch nicht ihren Schoß!
Lächelnd möchte wohl mancher Freund der Götter hier sagen:
Willst du die Fesseln nicht, Mars, gib du die Fesseln nur mir!
Gerne wollt ich gefesselt sein, von Göttern belächelt,
Läg ich mit Venus im Bett, Liebe zu machen mit ihr!
Kaum befreite Vulkanus von den Fesseln die beiden,
Eilte Mars schon davon, und auch die Venus entwich,
Sie entwich nach Zypern in die heiligen Haine.
Was hat das dir genützt, Dummkopf Vulkanus? Denn nun
Treiben der Gott und die Göttin öffentlich freie Liebe
Ohne Keuschheit und Scham, öffentlich lieben sie sich!
Oftmals musst du nun fluchen, Vulkanus, wie dumm du gehandelt,
Und es hat dich schon längst oft deine Torheit gereut.

(Ovid)


Adonis war der Sohn der Smyrna. Diese ehrte die göttliche Venus nicht, da brach die Strafe der Göttin über Smyrna herein, so dass sie zwölf Nächte lang mit ihrem eigenen Vater schlief, ohne dass der Vater wusste, mit wem er schlief. Als er es aber in der dreizehnten Nacht entdeckte, verfolgte er seine Tochter und wollte sie töten. Smyrna bat die Götter, sie zu retten. Da verwandelten die Götter Smyrna in den Myrrhenbaum. Neun Monde später spaltete sich die Myrrhe und Adonis erblickte das Licht der Welt. Venus sah das Kind, und da es von solcher strahlenden Schönheit war, verbarg die Göttin das Kind in einem Binsenkorb, mit Pech verklebt, und übergab ihn der Kore. Als aber Kore den kleinen Adonis entdeckte, der so schön war, wollte sie ihn ganz für sich. Die beiden Göttinnen Venus und Kore stritten um Adonis, welche ihn haben dürfe. Da entschied Jupiter, der Vater der Götter und Menschen, dass Adonis ein Drittel seines Lebens einsam leben solle, ein Drittel seines Lebens solle er mit Kore zusammenleben, und ein Drittel seines Lebens dürfe er der Venus widmen. Adonis aber verzichtete auf die Einsamkeit und fügte seine eigene Zeit der Zeit der Venus hinzu.

(antikes Lehrbuch)


In dem Myrrhenbaum ward der in Unzucht empfangene Knabe
Reif und suchte den Weg, die Mutter Myrrha verlassend,
Dass er käme zum Licht. Der Schoß schwoll mitten im Baume,
Keine Worte hatte die Mutter für all ihre Schmerzen,
Dennoch tut es der Myrrhenbaum der Gebärenden gleich und
Bebt unter Schmerzen der Wehen, und stößt manch schrecklichen Schrei aus.
Und es spaltete sich der Baum und gab aus der Rinde
Lebend den Knaben heraus. Sein erster Laut war ein Weinen.
Schön war er wie die kleinen nackten Götter der Liebe,
Fehlte ihm dazu nur der Pfeil und Bogen und Köcher.
Aber unmerklich enteilt die geflügelte Zeit, sie betrügt uns!
Nichts ist schneller vorbei als der Jahre Vergehen,
Eben war er noch ein kleines niedliches Kindlein,
Dann ein neckischer Knabe, und schon jugendlich ist er,
Und schon ist er ein junger Mann von strahlender Schönheit.
Schon ist Venus dem schönen Manne gänzlich verfallen:
Amor hat den Busen der göttlichen Venus verwundet!
Nun entflammt von dem schönen jungen Manne, vergisst sie
Ihre heiligen Haine auf den Inseln des Meeres,
Sie besucht nicht mehr Zypern, sie besucht nicht mehr Knidos,
Sondern Adonis zieht sie vor selbst olympischem Himmel!
Venus hängt an Adonis wie eine klebrige Klette,
Venus folgt Adonis wie die Hündin dem Hirten,
Immer will sie mit ihm ruhen im Schatten der Bäume,
Will mit Salböl seine männliche Schönheit ihm pflegen,
Und sie zieht mit ihm durch die Wälder und Felder des Sommers,
Unbehindert vom langen Gewand, nur im kürzesten Röckchen,
Jagt sie mit ihren Hündinnen Hirsche mit hohen Geweihen,
Aber sie warnt Adonis vor den Wölfen und Bären,
Aber sie warnt Adonis vor den Löwen und Ebern:
Diese wilden Eber hass ich am heißesten, sprach sie!
Nach der Warnung fuhr sie rasch davon durch die Lüfte
In dem Muschelwagen, von schneeweißen Schwänen gezogen.
Aber Adonis achtete nicht auf die göttliche Warnung,
Seine Hunde stöberten auf das Wildschwein, den Eber,
Und der Eber stößt die Hauer dem Manne Adonis
In die Seite und stürzt ihn nieder, tödlich getroffen!
Venus hatte auf fliegendem Wagen noch Zypern erreicht nicht,
Als sie hörte von fern des Adonis röchelndes Sterben!
Venus lenkte ihr Schwanengespann von der Höhe des Äthers
Zu dem Sterbenden, der da zappelnd im eigenen Blut lag!
Venus zerriss sich das hauchdünne Kleidchen, zerraufte die Mähne,
Schlug sich jammernd an die Brüste und zürnte dem Schicksal!
Tot ist Adonis! Aber es bleibe ein Denkmal der Trauer,
Aus dem purpurnen Blute soll wachsen die purpurne Rose!
Ach, Adonis, dein Tod soll jährlich begangen als Feier
Werden und Klageweiber sollen dich jährlich beweinen!
Du aber lebe als rote Rose, die Blume der Liebe,
Denn unsterblich ist die Liebe, unendlich die Liebe!
Groß ist die Unendlichkeit, größer die Liebe der Venus!

(Ovid)


HOMERS ODYSSEE FÜNFTER GESANG

Jetzt, Eos erhob sich von ihrem Bett neben dem renommierten Tithonus, sie bringt Licht den unsterblichen Göttern und den sterblichen Menschen. Die Götter saßen im Rat, Zeus, der Donnergott, der größte von allen, saß unter ihnen. Athene sprach von den vielen Leiden des Odysseus, sie erinnert sie, unglücklich, dass er immer noch ein Gefangener war auf Kalypsos Insel:
          Vater Zeus, und alles, was jemals die lebendigen Göttern gesegnet, es können zeptertragende Könige nie sanft sein, oder denken an die Gerechtigkeit, von diesem Zeitpunkt an: lass du sie willkürlich und grausam sein, da keiner von der Rasse sich daran erinnert, dass der göttliche Odysseus ausgeschlossen ist, obwohl er zart war wie ein Vater. Er leidet Elend auf der Insel, der Heimat der Nymphe Kalypso, die ihn gefangen hält. Er kann nicht nach Hause fahren, ohne Schiff oder Besatzung, das ihn über der Meeresoberfläche breiten Rücken tragen könnte: und als Mann heimkehren zu seinem geliebten Sohn, der reiste nach Hause aus dem heiligen Pylos und edlen Sparta, da er eine Nachricht von seinem Vater hatte, er sei ermordet.
          Der Wolkenversammler Zeus antwortete: Meine Tochter, was für Worte entkommen deinen Lippen? War dies nicht die eigene Konzeption, könnte Odysseus zurückkehren und nehmen Rache an ihnen allen. Wie Telemach, so richte auch ihn mit Bedacht auf, da du die Macht hast, so dass er sicher nach Hause kommt, während für die Freier die Rückkehr vereiteln wird ihren Plan.
          Dann wies er Hermes an, seinen treuen Sohn: Da du immer unser Bote bist, Hermes, sage der Nymphe mit den schönen Locken unsere Entschlossenheit, das der duldende Odysseus wird ohne Hilfe von Göttern oder sterblichen Menschen zurückkehren, aber mit großen Leiden wird er kommen, auf einem schmalen Floß, an dem zwanzigsten Tag, auf Scherias reichen Boden, das Land der Phäaken wird er erreichen, der Freund der Götter. Sie ehren ihn aus ganzem Herzen, als ob er göttlich wäre, und schicke du ihn an Bord eines Schiffes in seine Heimat, gebend ihm Haufen von Gold und Bronze und Kleidungsstücken, mehr als er jemals in Troja gewonnen hätte, wenn er nach Hause gekommen wäre sicher mit seinem schönen Anteil an der Beute. Dies ist die Art, wie ihm beschieden ist, sein Volk wieder zu sehen, seinen gewölbten Palast und seine einheimische Insel.
 
Er sprachs, und der Bote Gottes, der Totengeleiter von Argus, unverzüglich befolgte alles. Er zog schnell an seine Füße die schönen unvergänglichen goldenen Sandalen, die ihn schnell wie der fließende Wind über die Wellen des Ozeans und die grenzenlose Erde tragen konnten. Er nahm den Zauberstab, mit dem er wiegt die Menschen in Schlaf oder weckt sie aus dem Schlaf, und der mächtige Bezwinger von Argus flog mit ihm in seiner Hand. Er trat aus dem Äther an die Pierische Küste, dann stürzte er über das Meer, durchstoßend die Wellen wie ein Kormoran, der sein dichtes Federkleid mit Salzwasser durchnässt, da er nach Fischen in den furchterregenden Abgründen der unruhigen Meere sucht. So Hermes reiste über die endlosen Ebenen, bis er die ferne Insel erreicht, dann verlassend die violette Meere, durchquerte er das Land und kam zu der großen Höhle, wo die Nymphe mit den schönen Locken gelebt, und fand sie zu Hause.
          Ein großes Feuer auf dem Herd brannte, und der Duft von brennendem Zedernholz und Wacholder verbreitete sich weit über die Insel. Die süßstimmige Kalypso sang, hin und her sich bewegend an ihrem Webstuhl, sie wob mit einem goldenen Webschiff. Um die Höhle herum wuchs ein dickes Gebüsch aus Erlen, Pappeln und duftenden Zypressen, wo große Vögel wohnten, Eulen und Falken und langhalsige Kormorane, deren Geschäft auf dem Meer war. Und schwer mit Trauben reife kultivierte Reben hingen über dem hohlen Eingang. Und vier benachbarten Bäche, kanalisiert hin und her, flossen mit kristallklarem Wasser, und alles in sanften Wiesen blühte von Iris und wildem Sellerie. Selbst den unsterblichen Tod mit Macht anhaltend und staunend, im Geist erfreut war der Boten-Gott, der Totengeleiter von Argus, stand da und staunte. Aber bei allem, was er sah, staunte er schnell mit weit offenem Mund über Kalypso, und er wusste, dass die liebliche Göttin ihn erkennen würde, wenn sie sein Gesicht sah, da die unsterblichen Götter nicht unbekannt sind einander, jedoch weit auseinander leben. Von Odysseus gab es kein Zeichen, da er wie immer gesessen elend am Ufer, beunruhigend sein Herz mit Tränen und Seufzern und Trauer. Dort ließ er schweifen den Blick über die sanften Wellen, mit tränenden Augen.
          Als die liebliche Göttin, Kalypso, Hermes auf einem hellen glänzenden Stuhl sitzend gesehen hatte, fragte sie ihn: Warum bist du hier, Hermes des goldenen Stabes, ein geehrter und gern gesehener Gast? Du besuchst mich selten. Sprich, was ist in deinem Geist: mein Herz sagt es mir, ich tue es, wenn ich es tun kann, und wenn es getan werden kann. Aber folge mir jetzt, so kann ich dir eine Erfrischung geben.
 
Mit diesem Wort die Göttin setzte Ambrosia auf einen Tisch vor ihn, und mischte eine Schale mit rotem Nektar. So der Boten-Gott, der Totengeleiter von Argus, aß und trank, und als er zur Befriedigung seines Herzens gegessen, antwortete er auf ihre Frage: Von Göttin zu Gott, du fragst, warum ich hier bin, und da man mich fragt, sag ich es dir deutlich. Zeus war es, der mich gesandt hat, wenn auch ungern. Wer würde selbst entscheiden, zu fliegen über den weiten Raum des salzigen Meeres, unsagbar groß? Und zu keinen Städten: keine Sterblichen den Göttern opfern und bringen Opfergaben. Aber kein Gott kann entweichen oder verweigern den Willen des Zeus, des Ägiden-Trägers. Er sagt, dass du hier bist mit einem Mann, dem unglücklichsten aller jener Krieger, die neun Jahre rund um des Priamos Stadt gekämpft, und entließen sie in dem zehnten, dann sind sie nach Hause gegangen, gemeinsam mit der beleidigten Athene, da hob sie einen heftigen Sturm an auf hohem Meere. All der Rest seiner edlen Freunde ertrank, aber der Wind und die Wellen, die trugen ihn hierher. Zeus befiehlt dir, ihn schnell zu senden auf seinen Weg: Es ist nicht sein Schicksal, hier zu weit weg von seinen Freunden zu sterben. Er ist dazu bestimmt, die Freunde wieder zu sehen und zu erreichen sein gewölbtes Haus und seine Heimat-Insel.
          Bei diesem Wort schauderte die schöne Göttin Kalypso, und sprach zu ihm die geflügelten Worte: Ihr seid grausam, o ihr Götter, und sehr zu beneiden, denn ihr seid eifersüchtig, wenn eine Göttin offen verkehrt mit einem Mann und nimmt einen Sterblichen in ihr Bett. Eifersüchtig wat ihr Götter, als lebte ungestört mit der rosenfingrigen Eos ihr Orion, bis die Jungfrau Artemis, auf dem goldenen Thron, griff ihn mit einem schmerzlichen Pfeil in Ortygia an und tötete ihn. Eifersüchtig wart ihr, als Demeter mit den schönen Locken nachgab der Leidenschaft und lag mit Jasion in dem dreimal gepflügten Feld. Zeus hörte bald davon und schlug ihn tot mit seinem hellen Blitz. Und eifersüchtig seid ihr jetzt auf mich, ihr Götter, weil ich einen Mann liebe, den ich gerettet, als er den Kiel ritt allein, als Zeus hatte gestrahlt und sein schnelles Schiff zertrümmert mit einem hellen Blitz, auf der weinroten See hab ich mich mit ihm angefreundet. Dort waren alle seine edlen Freunde verloren, aber der Wind und die Wellen trugen ihn hierher. Ich begrüßte ihn großzügig und fütterte ihn und versprach, ihn unsterblich zu machen und für immer jung. Aber da kein Gott entweichen kann oder verweigern den Willen des Zeus, des Ägiden-Trägers, muss ich ihn gehen lassen, wenn Zeus es so befiehlt, ihn segeln zu lassen über das unruhige Meer. Aber ich will ihn nicht fortschicken ohne Schiff und Besatzung, ihn fortzuschicken über des weiten Meeres Rücken. Doch ich werde ihm freundlich raten und offen, so kann er wieder sicher in die Heimat kehren.
          Dann sende ihn jetzt, wie du vorgeschlagen, sagte der Bote Gottes, der Totengeleiter von Argus, und sei vorsichtig, denn Zeus’ Zorn ist groß, wenn er provoziert wird und dich heimsucht in seinem Grimm eines Tages.
 
Damit ist der mächtige Bezwinger von Argus abgereist, und die schöne Nymphe, eingedenk des Zeus-Befehls, suchte den tapferen Odysseus. Sie fand ihn am Strand sitzen, und seine Augen waren wie immer nass von Tränen, dass des Lebens Süße ablief von ihm, die Sehnsucht nach seiner Heimat war groß, da die Nymphe ihn nicht mehr zufrieden stellte. Er wurde gezwungen, mit ihr in der hohlen Höhle zu schlafen in der Nacht, obwohl er nicht wollte, sondern von Tag zu Tag saß er zwischen den Felsen oder im Sand, quälend sich mit Tränen, Seufzen und Angst, und blickte mit feuchten Augen auf die unruhige See.
          Die schöne Göttin sprach, als sie sich ihm näherte: Sei nicht mehr traurig, unglücklicher Mensch, vergeude nicht dein Leben im Schmachten: Ich bin bereit und willens, dich auf deinen Weg zu schicken. Fälle hohe Bäume mit der Axt, ein wesentliches Floß zu bauen, und befestige Planken daran, so kannst du dich über das Nebelmeer tragen lassen. Und ich werde dich mit Brot und Wasser eindecken, und Rotwein nach Herzenslust, zur Stillung von Hunger und Durst, und ich gebe dir Kleidung dazu. Und ich werde einen Wind erhöhen, so erreichst du sicher dein Zuhause, wenn dies der Wille der Götter ist, die die weiten Himmel regieren, da sie mehr Macht als ich haben, ihren Plan zu erfüllen.
          Bei diesen Worten schauderte der edle duldende Odysseus, und er sprach mit ihr die geflügelten Worte: O Göttin, das muss etwas anderes bedeuten, wenn ich über des gefährlichen schwierigen Meeres tiefe Kluft auf einem Floß kommen soll, wo nicht einmal die feinen schnellen Segelschiffe gehen, zu genießen die Winde des Zeus. Ich werde nicht trauen mich auf ein Floß, wenn du nicht willst, es sei denn, du, die Göttin, gibst mir dein feierliches Wort, dass du nicht planst, mir mit etwas Neuem zu schaden.
          Kalypso, die schöne Göttin, lächelte über seine Worte, und streichelte seinen Arm, und antwortete: Was für ein Schelm du bist, mit einem hinterhältigen Geist, so zu sprechen, über mich so zu denken? Also lasse die Mutter Erde meine Zeugin sein und die unterirdischen Gewässer des Styx, bei denen die seligen Göttern den größten schrecklichsten Eid schwören, dass ich nichts plane aufs Neue, dir zu schaden. Vielmehr meine Gedanken und Ratschläge sind wie jene, die ich für mich haben würde, wenn ich sie bräuchte. Meine Absichten sind ehrlich, und mein Herz ist nicht aus Eisen. Es kann auch Mitleid fühlen.
 
Damit ist die liebliche Göttin zügig weggegangen, und er folgte ihren Fußstapfen. Mensch und Göttin erreichten die hohle Höhle, und er setzte sich auf den Stuhl, den Hermes benutzt hatte. Dann setzte die Nymphe alle Arten von Speisen und Getränken vor ihn, diejenigen, die die Sterblichen konsumieren. Aber bevor sie die Mägde bestellt, Ambrosia und Nektar zu bringen, saß sie vor dem göttliche Odysseus. So erreichten sie die guten Dinge, die für sie vorbereitet waren. Und als sie gegessen und getrunken hatten, Kalypso, die schöne Göttin, sprach zuerst: O Sohn des Laertes, Spross des Zeus, Odysseus von vielen Kräften, musst du mich verlassen so bald? Dennoch soll das Glück mit dir gehen. Obwohl, wenn dein Herz kennte die Tiefen der Angst, die dein Schicksal zu leiden hat, bevor du nach Hause kommst, würdest du bleiben und zu Hause mit mir wohnen, und unsterblich sein, egal wie sehr und wie lange du nach dieser Frau dich sehnen würdest Tag für Tag. Ich bin sicherlich nicht geringer als sie, so behaupte ich, in der Größe oder der Form, da keine Frau kann vernünftigerweise mit den Göttinnen in Form oder Gesicht konkurrieren.
          Dann der findige Odysseus antwortete ihr: Große Göttin, sei nicht über das, was ich sage, wütend. Ich kenne mich, ich weiß, dass die kluge Penelope ist geringer als du, es ist wahr, in Aussehen und Statur, sie ist eine Sterbliche, während du unsterblich und ewig jung bist. Trotzdem sehne ich mich Tag für Tag, mit großer Sehnsucht, nach Hause zu gelangen, und siehe du die Stunde meiner Rückkehr. Und wenn ein Gott mich schlagen sollte, auf der weinroten See, werde ich es ertragen, den Schmerz eines Herzens ungerecht zu erleiden. Denn ich habe viel gelitten, und arbeitete viel, im Krieg und auf den Meeren: Füge diese Leiden dann zur Summe der Leiden hinzu.
          Während er sprach, die Sonne ist hinab getaucht und die Dunkelheit war da. Und die beiden fanden die tiefste Vertiefung der hohlen Höhle, und freuten sich gemeinsam an ihrem Liebesspiel.
          Sobald die rosenfingrige Eos erschien, Odysseus war in Tunika und Mantel gekleidet, und die Nymphe bekleidete sich mit einem langen weißen Kleid, schön und fein, und befestigte einen feinen goldenen Gürtel um ihre Taille, und bedeckte ihren Kopf mit einem Schleier. Dann begann sie des tapferen Odysseus’ Abreise vorzubereiten. Sie gab ihm eine bronzene Doppelaxt, für die Hände gut, mit Schneiden geschärft, der feine Olivenholz-Griff fest fixiert, und eine polierte Axt. Sie führte ihn den Weg an den Rand der Insel, wo Erlen, Pappeln und Fichten standen, die in den Himmel stiegen: trockenes, gut gewürztes Holz, das gut war, hoch zu fahren übers Wasser. Als sie ihm gezeigt hatte, wo die hohen Bäume standen, ging Kalypso, die schöne Göttin, nach Hause, während er Holz zu schlagen begann. Er schnitt sich zwanzig Bäume aus dem gesamten Bestand, trimmte sie mit der Axt: dann glättete er sie und machte ihre Kanten glatt. Inzwischen Kalypso, die schöne Göttin, brachte ihm Bohrer, und er ging und bearbeitete die Hölzer und fügte sie zusammen, hämmerte die verzapften Gelenke zusammen. Odysseus machte sein Floß so breit wie ein gelernter Schiffbauer macht den Rumpf eines weitstrahlenden Handelsschiffes. Und er legte den Belag darauf, verschraubte die Bretter mit den eng stehenden Hölzern, so arbeitete er an der Vollendung des Floßes mit langen Dollborden. Er richtete einen Mast auf und ein Steuerruder. Dann kleidete er die Seiten vom Bug bis zum Heck aus mit ineinander verschlungenen Weiden, als Verteidigung gegen das Meer, und bedeckte das Deck mit Reisig. Inzwischen Kalypso, die schöne Göttin, hatte ihm den Stoff für ein Segel gerbacht, und er hat es gekonnt gestaltet. Dann schlug er die Klammern und Schoten mit Kraft, und stemmte das Floß auf das leuchtende Meer.
 
Am vierten Tag war all seine Arbeit getan, und am fünften die schöne Kalypso badete ihn und zog ihm duftende Kleider an, und beobachtete ihn, wie er da lag. Die Göttin hatte einen Schlauch mit dunklem Wein an Bord gefüllt, und einen größere Schlauch mit Wasser und einen Beutel von Speise, voll von vielen guten Dinge zu seines Herzens Freude, und sie schickte eine feine Brise, warm und sanft. Odysseus breitete seine Segel in den Wind mit Freude und steuerte das Floß geschickt mit dem Ruder, als er dort saß. Nachts hatte er nie die Augen geschlossen im Schlaf, sondern beobachtete die Plejaden, die späte Stellung des Bootes und desGroßen Bären, den Männer den Pol-Srn nennen im der Stellung gegenüber von Orion, der nie badet im Meer. Kalypso, die schöne Göttin, hatte ihm gesagt, diese Konstellation zu halten Backbord, wenn er die Gewässer kreuzt. Siebzehn Tage segelte er auf dem Meer, und am achtzehnten die schattigen Gipfel der phäakischen Landes zeichneten sich ab, wie ein Schild auf dem nebligen Meer.
          Aber jetzt der Herr Poseidon, der Erdschüttler, auf Rückkehr von einem Besuch in Äthiopien, sah ihn, wie er über das Wasser kam: und der Gott, verärgert im Geiste, schüttelte den Kopf und sagte zu sich selbst: Nun, während ich unter den Äthiopiern war, haben die Götter durchaus ihre Meinung über Odysseus geändert! Hier ist er, in der Nähe des phäakischen Landes, wo er dem Schicksal seiner Irrungen und Wirrungen zu entkommen sucht. Aber ich werde ihm eine Fülle von Schwierigkeiten noch bereiten.
          Damit sammelte er die Wolken, und nahm seinen Dreizack in die Hand, schürte das Meer auf, und rüttelte den Sturm, die Explosion jeden Windes, und versteckte das Land und das Meer im Nebel, und Dunkel stürzte vom Himmel. Der Ostwind und der Südwind prallten zusammen, und der stürmische Westwind und der Nordwind wurden am Himmel geboren, sie fahren eine große Welle vor ihm auf. Dann des Odysseus Knie wurden weich und sein Herz schmolz und tief erschüttert hielt er Zwiesprache mit seinem tapferen Geist: Oh, Elender, der ich bin, was soll aus mir werden? Ich fürchte, die Göttin sprach wahr, als sie sagte, ich würde volles Maß des Leidens auf dem Meer erleiden, bevor ich mein eigenes Land zu erreichen wisse: Jetzt ist alles so gekommen. Zeus hat die weiten Himmel mit Wolken bedeckt, und beunruhigt das Meer, und des Sturms Explosion von jedem Wind fegt über mich hin: jetzt bin ich sicher zum Scheitern verurteilt. Dreimal gesegnet, viermal gesegnet die Danaer, die vor langer Zeit auf der weite Ebene von Troja arbeiteten, und nach dem Willen der Söhne des Atreus starben. Ich wünschte, ich hätte ein Schicksal wie sie und wäre gestorben an diesem Tag, als der Trojaner Heer schleuderte seine Bronze-Spieße auf mich, während wir um die Leiche des Achilles, des Sohnes des Peleus, gekämpft. Dann hätte ich ein angemessenes Begräbnis und die Achäer würden meinen Ruhm ausposaunt haben, aber jetzt bin ich dazu bestimmt, eines jämmerlichen Todes zu sterben.