Von Josef Maria Mayer
Der Kelch ist froh der Süße, und sagt, dass er der süßen
stimmgewaltigen Mund-Liebe Liebling ist, Corinna, die ihn berührt. Heil! Würde
sie jetzt bringen ihre Lippen an meine Lippen, sie würde in Einem Zug die ganze
Seele mein aufsaugen.
*
Ich mache Geschrei der wilden Liebe, denn jetzt, auch jetzt
in dem Morgennebel, flog er weg von seinem Bett und war verschwunden. Dieser
Knabe ist voller süßer Tränen, immer muss er reden, schnell, furchtlos, lachen,
geflügelt hin und her und trägt einen Köcher. Aber wessen Sohn er ist, ich kann
es nicht sagen, er kommt nicht vom Himmel, noch von der Erde, noch vom Meer.
Überall ist er und in allem, wo er gehasst wird, aber siehst du nicht selbst
jetzt noch, wie er mehrere Schlingen für die Seelen legt? Doch - da ist er, er
ist zu schauen! In diesem Schlupfwinkel sehe ich dich, mein Bogenschütze, im
Hinterhalt in Corinnas Augen!
*
Unser Freund wurde verwundet, und wir wussten es nicht, wie
bitter ein Seufzer ist, merkst du es? Da zog er alle seine Brust zusammen.
Siehe, er trinkt das dritte Mal, und wirft seine Blütenblätter aus der
Rosen-Girlande alle auf den Boden. Er ist gut im Feuer, doch, nein, bei Gott,
ich denke nicht zufällig, dass ich ein Dieb bin, kenn ich doch eines Diebes
Fußspur.
*
Ein Mann von einem tollwütigen Hund mit Gift verletzt, da
sagen sie, der Bestie Bild sieht man im Wasser. Sicherlich, die wahnsinnige
Liebe hat ihren bitteren Zahn in mich geschlagen, und meine Seele zur Beute
ihrer Raserei gemacht; denn das Meer und die Flüsse und der Wein-tragende Kelch
zeigen mir dein Bild, Geliebte!
*
Wir, wie wir beschritten die unendliche Frucht des Bacchus,
vermischt und gewickelt in den Rhythmus des Schwelgens, und jetzt die
unergründliche Flut floss, und wie Boote unsere Tassen von Efeu-Holz schwammen
auf den süßen Überspannungen; einzutauchen damit, tranken wir wie es in unserer
Hand lag, nicht vermissten wir die Wasser-Nymphen allzu viel. Aber die schöne
Corinna beugte die Weinpresse, und mit der Pracht ihrer Schönheit erhellte sie
den Wellenstrom; und schnell alle unsere Herzen flatterten, nicht mehr gab es
einen von uns, sondern wir wurden von Bacchus und Venus überwunden. Wehe uns!
er rann reichlich zu unseren Füßen, aber für sie zu hoffen, die mit uns gespielt,
und keine andere mehr.
*
Ich will das Weiße und Violette winden, und ich werde die
zarten Narzissen mit Myrtenknospen umwinden, und ich werde lachende Lilien
hineinwinden, und ich werde süßen Krokus hineinwinden, und ich werde dazu
karminrote Hyazinthen winden, und ich werde der Liebenden rote Rosen
hineinwinden, den Balsam-Haaren meiner Corinna meinen Kranz mit den
Blütenblätter in die Locken zu setzen.
*
Sie ist gegangen! Was Wildes hat sie tun können, so grausam
eine Tat? Wer darf sich so hoch zum Kampf gegen die große Liebe erhöhen?
Lampen, schnell herbei! und doch – ein Fußfall! Corinna, die wieder in meiner
Brust umgeht, o mein Herz!
*
Nun die weißen und violetten Blüten und blühenden feuchten
Narzissen und blühenden Berg-Lilien, und nun, liebe Liebhaberin, Frühlingsblume
unter den Blumen, Corinna, süße Rose der Liebe, du bist aufgegangen in voller
Blüte. Auen, warum untätig in der Helligkeit eure Schmuckstücke lachen? Denn
mein Mädchen ist besser als Girlanden!
*
Süßes Schrillen und Weinen von Mücken, schamlose Saugnäpfe
des Blutes der Männer, zweiflüglige Monster der Nacht, für ein wenig Duft. Ich
flehe dich an, lass Corinna schlafen einen ruhigen Schlaf, und siehe, ihr
festliches Fleisch ist von meinen Gliedern. Doch zu welchem Ende ich
vergeblich spreche? Sogar unerbittliche wilde Tiere erfreuen sich am Streicheln
ihrer zarten Haut. Aber noch einmal jetzt ich verkünde: O böse Brut, stellt
eure Kühnheit ein oder ihr werdet die Kraft von eifersüchtigen Händen spüren.
*
Adieu, Morgenstern, Herold der Morgendämmerung, schnell
wieder kommend, wie der Abendstern, er bringt mir heimlich Corinna, und nimmt
sie mir.
*
Adieu! Ich würde dies dir sagen, und wieder überprüfe ich
meine Stimme, und wieder will ich neben dir bleiben, denn ich bin von der
schrecklichen Trennung wie eingeschrumpft, wie von der bitteren Nacht des
Hades; starkes Licht von dir ist wie der Tag. Doch dass, glaube ich, ist
stimmlos, aber du bringst mich auch zu murmelnden Diskussionen über dich, süßer
als die Sirenen, woran meiner ganzen Seele Hoffnung hängt.
*
Morgenstern, du liebst nicht die Gewalt, noch weißt du zu
kriegen mit dem Nächsten wie Mars, du hast ein Herz, das Mitleid hat, aber wie
schon einmal, als du sahest Phaethon in Klymenes Gemach, du hobest ihn nicht
auf deiner Flotte Fuß aus dem Osten, noch auf den Röcken der Nacht, das die
Nacht kaum aufgehellt meinen Wunsch, kommst du zu verweilen in der kimmerischen
Nacht.
*
Ein graues Morgengrauen über dir, Corinna, und ehe nun am
Morgen der Hahn kräht vor der neidischen Herrin der Morgenröte. Sei verflucht,
du meist neidischer Vogel, der mich aus meiner Heimat zu dem endlosen Geschwätz
von jungen Männern treibt. Du wirst alt, Tithonus; warum sonst machst du Jagd
auf Aurora, Bettgenosse auf ihrer Couch, während sie noch am Morgen so jung
ist?
*
Graues Morgengrauen, warum bist du oh so lieblos, steigst so
schnell an mein Bett, jetzt da ich schmiegte mich an die liebe Corinna? Würde
Gott so tun? Würdest du wiederum deine Füße natürlich hinten und am Abend
heben, du vergossest das süße Licht, das so bitter für mich ist. Denn einmal
für Jupiter und seine Alkmene du gingst im Gegenteil, du bist nicht gelaufen
rückwärts.
*
Graues Morgengrauen ungelehrt, warum bist du oh so lieblos,
rollst du jetzt so langsam rund um die Welt, da ein anderer eingehüllt ist warm
von Corinna? Aber wenn ich ihre köstliche Form gehalten, vor meine Brust,
schnelle kamst du auf uns herab, vergießend Licht auf mich, dass schien
Lichtglanz auf meinen Gram.
*
Corinna freute sich und verweilte lange, und die dritte
Lampe beginnt nun einen gebrochenen Schimmer zu geben, wie es verschwendet ward
und still wegging. Und wäre der Feuerbrand in meinem Herzen auch von der Lampe
abgeschreckt, und tat ich nicht brennen lange in wachen Wünschen? Ah, wie oft
schwor sie Treue der Venus, dass sie hier ihren Abend verbringe, aber sie
wandte sich nicht an andere Männer oder Götter.
*
Corinna hat mir zugestimmt, zu mir bei Einbruch der
Dunkelheit zu kommen und schwor bei Unsrer Lieben Frau des Gesetzes, und sie
ist nicht gekommen, und die Uhr ist abgelaufen; hatte sie falsch geschworen?
Diener, lösche die Lampe.
*
O Nacht, dich und keine andere nehme ich zur Zeugin, wie
Corinna mich betrogen, Verräterin, wie sie ist; die mich gebeten, nicht
ungefragt bin ich gekommen, kann sie jetzt im selbigen Schicksal stehend durch
meine Türen kommen?
*
Die ganze Nacht lang schluchzte ich, und als das
Morgengrauen aufsteigt, gewährt es mir eine kleine Gnade der Ruhe, die
Schwalben fliegen um und weinen über mich, und bringen mich wieder zu Tränen,
stießen den süßen Schlummer weg, und meine Augen ungeschlossen hielten die
Vigil, und der Gedanke an Corinna kehrte wieder in meiner Brust. O neidisches
Geschwätz, es war nicht ich, weg von der Nachtigall Zunge, aber es weinte
Itylus auf den Bergen, und es sitzen Wehklagen auf dem Hof, damit wir ein wenig
schlafen, und vielleicht ein Traum wird kommen und ich schließe dann Corinna in
die Arme.
*
An Corinna, meine Süße: gut und sehr gut ist es, mit ihr
zusammen zu sein, wenn sie kann weit weg von mir sein. Nicht mehr kann ich es
ertragen, nein, durch deinen Augen, mein einsames Fernsein von dir, aber immer
ausgelöscht von Tränen gehe ich zum Tempel der Jungfrau von Ephesos; aber
morgen mein Haus wird mich empfangen, und ich werde dir fliegen in die Arme und
dich tausendmal segnen.
*
Meine Seele warnt mich vor dem Wunsch, Corinna zu
entfliehen, wohl wissend, die Tränen und Eifersüchteleien der alten Geliebten.
Sie redet, aber ich habe keine Kraft zu fliehen, denn schamlos ist sie, sie
warnt mich, und während sie mich warnt, liebt sie mich.
*
Nimm diese Nachricht an, Corinna; siehe, wieder ein zweites
und ein drittes Mal, Corinna, nimm alle meine Nachrichten; renne; zögere nicht
mehr; fliege. Warte ein wenig, Corinna, ich bitte dich, ein wenig; Corinna,
wohin so schnell vor dem Lernen fliehst du? Und zu dem, was ich gerade gesagt
habe, hinzuzufügen etwas - aber nein, ich gehe auf wie ein Narr, sage überhaupt
nichts - nur, dass – sag ich, dass alles, erspare mir, irgendetwas zu sagen.
Doch warum sende ich dich aus, Corinna, wenn du mich sehen willst, ich gehe
fort mit dir?
*
Augen, wie lange lasst ihr fließen den Nektar der Liebe, die
Haut trinkt den starken ungemischten Wein der Schönheit? Lass uns weit weg laufen,
so weit wie wir Kraft haben zu gehen, und ruhiger will ich ausgießen nüchterne
Opfer vor Venus. Aber wenn selig dort ebenfalls ich vom Stachel gefangen werde,
du wirst nass werden von kalten Tränen und verurteilt für immer vom Schmerz;
denn von dir, ach! es war, dass wir in allen diesen Arbeiten des Feuers tätig
waren.
*
Trägst du dann auch, Corinna, Sehnsucht in dir, weißt du
selbst dich auch krank und verkümmert mit tränenlosen Augen? Oder ist dein
Schlaf dir süßer, während unserer Pflege du keine Taten tust? Du wirst finden
dein Schicksal ebenfalls, und deine hochmütigen Wangen werde ich mit schnell
fallenden Tränen benetzt sehen. Denn Venus in allen andern ist bösartig, aber
eine Tugend ist dein Los, du schlugst in stolzem Hass alle Schönheiten.
*
Am Abend Corinna war die Tür zu vor meinem Gesicht, bewarf
mich mit einer Rede der Verachtung. Solltest du Pausen lieben? Tatenlos
wanderte dieses Sprichwort; ihr Zorn entflammte meinen Liebes-Wahnsinn umso
mehr. Denn ich habe mir geschworen, zu bleiben ein Jahr lang von ihr weg;
heraus und ach! Aber mit Anbruch des Tages ging ich, mich zu entschuldigen.
*
Corinna, ja, wahrlich! Ich hörte den Namen und dachte, es
ist schön, aber deine Kunst für mich ist bitterer als der Tod. Und du fliehst
ihn, der dich liebt, und den, der liebt dich nicht, den verfolgst du, damit er
dich liebe, und du magst ihn gerne fliehen noch einmal.
*
So darfst du schlummern, Corinna, wie du mich hier schlafen
siehst in der Kälte vor der Tür, so darfst du schlummern, Grausamste, wie du
lullest deinen Liebhaber in den Schlaf ein, aber nicht einmal im Traum hast du
Mitgefühl. Deine Nachbarn hatten Mitleid mit mir, aber du nicht einmal im
Traum, aber das Silber deiner Haare wird dich erinnern an dies alles.
*
Golden-gehörnter Mond, siehst du das, und ihr
feurig-leuchtenden Sterne, die der Ozean trägt in seiner Brust, wie Parfüm –
mit Atmung Corinna ist gegangen und ließ mich allein, und dies ist der sechste
Tag, den kann ich nicht finden die Hexe. Aber ich werde sie ungeachtet dessen
suchen; gewiss werde ich die Jagdhunde der Venus auf ihre Spur hetzen.
*
Unsre Liebe Frau der Nacht sende, zwei Hörner, Liebhaberin,
die nächtelang schwelgt, Glanz, o Mond, Glanz, schlüpfend durch die
vergitterten Fenster; vergieße deine Pracht auf die goldene Corinna; deine
Unsterblichkeit kann schauen hinunter auf die Werke der Liebenden unverborgen;
du segne sowohl sie wie mich, ich weiß, o Mond, deine Seele wurde auch von
Endymion betört.
*
Die Sterne schaust du an, mein Stern ist abgefeuert; würde
ich doch zum Himmel, dass ich könnte schauen auf dich mit vielen Augen!
*
Wäre ich eine rosa Rose, dass du pflanzest mich mit deinen
Händen, du könntest mir Gnade geben von deinen schneeweißen Brüsten!
*
Ich wollt ich wäre eine weiße Lilie, dass du pflanztest mich
mit deinen Händen, du könntest mich erfüllen mit der Nähe deines Körpers!
*
Du schläfst, Corinna, zierliches Mädchen; ich wollte, du
hättest nun einen flügellosen Schlaf, auf deinen Augenlidern, die nicht einmal
reizen die Augen Jupiters, nahe zu kommen dir, aber ich selbst hätte dich
umarmt, ich dich allein.
*
Ich habe eine Wunde der Liebe, und meine Wunde fließt über
von Tränen, und die Wunde wird nie gestillt, denn ich bin mit meinem Latein am
Ende aus lauter Elend, und Corinna gibt mir beruhigende Medikamente in meiner
Not. Ich bin Patroklos, aber du mein wahrer Achill; mit deiner Schönheit
zerstreust du das Verlangen, wie du es entzündet hast.
*
Still in dem Schoß seiner Mutter, ein Kind spielt mit
Würfeln am Morgen, die Liebe spielte mein Leben davon.
*
Bittere Welle der Liebe, und unruhige böige Eifersüchteleien
und winterliches Meer bin ich, wohin werde ich getragen? Und die Ruder meines
Geistes sind verloren; werde ich sehen die zarte Corinna wieder?
*
Meine Seele, dass du weinst verwundet, wie die Liebe ist die
Wunde, die in dir flammend durch dein Herz wieder ausgeräumt wurde? Nein, nein,
um Gottes willen, rühren dich ja, um Gottes willen, o betöre nicht das Feuer,
das flimmert niedrig unter der Asche. Denn bald, o Blinde deiner Schmerzen, so
sicher wie die Liebe dich schnappt im Flug, wieder wirst du gefoltert auf
deinem Weg.
*
Liebe, die mich ernährt, ist eine Ball-Spielerin, und wirft
dir, Corinna, mein Herz zu, das pulsiert in mir. Wohlan, nimm die
Liebes-Sehnsucht nach einem Spielgefährten an, aber wenn du mich geworfen weg
von dir, ich werde es nicht ertragen, solche wollüstigen Falschspielereien.
*
Nein, nicht von Reginas Weizen, sondern durch Corinnas
Sandalen, sondern durch Evas Parfüm tropft die Tür, ja durch die große Augen
Julias das zierliche Lächeln, ja durch die frisch erblühten Girlanden von
Madel, nicht mehr die Liebe, nicht ihr Köcher verbirgt ihre bitteren
geflügelten Pfeile, denn, Liebe, deine Pfeile sind alle fest in mir.
*
Bewaffne dich, Venus, mit deinen Bogen, und gehe in deiner
Freizeit bis zu einem gewissen Garten, denn ich habe noch nicht einmal Platz
für eine weitere Wunde.
*
Wenn du so oft durchbohrst die Seele, die flattert um und um
herum, o Liebe, Corinna will fliehen vor dir und dich verlassen, denn auch sie,
o grausame Liebe, hat Flügel.
*
Lass Amor verkauft werden, auch während er noch schläft auf
seiner Mutter Schoß, lass Amor verkauft werden, warum sollte ich die Aufzucht
dieses frechen Dings übernehmen, denn er hat eine Stupsnase und ist geflügelt
und kratzt mit seinen Fingernägeln? Und weinend lacht er oft dazwischen, und
ferner ist er unverfroren, immer redet er, schaut mit scharfem Blick, wild und
nicht sanft, sogar zu seiner eigenen Mutter wild, auf jedem Weg ein Monster, so
soll Amor verkauft werden, wenn ein Händler wird einen Knaben kaufen, lass ihn
hierher kommen. Und doch, ist er da und fleht, sehen wir ihn, alle brechen in
Tränen aus. Ich verkaufe dich nicht mehr; sei getrost; du bleibst hier bei
Corinna.
*
Gieße zehn Tassen aus für Corinna und lebe für die geliebte
Eva, Sklave, gib Julia eine Tasse. Du wirst sagen, ich liebe Corinna mehr?
Nein, beim süßen Bacchus, den ich trinke tief in dieser Schale; Eva für mich,
eine gegen zehn; denn der Glanz des Mondes überstrahlt auch die unzähligen
Sterne.
*
Schütte aus für Corinna ein Trankopfer, und für Venus, und
einmal mehr für sie wieder als süß-sprechende Gnade, denn sie wird als meine
einzige Göttin verehrt, deren geliebten Namen ich mische mit dem unvermischten
Wein.
*
Trinke und sage wieder, wieder und wieder, Corinna sei
eingeschrieben, sage ihren Namen und mische den süßen Namen mit dem
ungemischten Wein; und kränze mich mit diesem Kranz von gestern, getränkt mit
Salben, zur Erinnerung an sie. Siehe, es stiegen Tränen auf, sie zu sehen, und
gossen sich auf meinen Busen.
*
Wer meiner Freunde hat mir die süß-stimmige Corinna
abgebildet? Sie hat gebracht mir eine Gnade der drei Grazien! Sicherlich tat es
der Mann, eine gnädige Tat, der gab dieses Geschenk, und in ihrer Gnade hat die
Charis sich zu des Meeres Weinen gewandt. Voller Ruhe umwirbt sie alle, zu
machen diese Reise der Liebe.
*
Marcus sang von diesem tödlichen Pferd zu mir, alle Trojaner
waren in Feuer entzündet zusammen mit ihm und fürchteten nicht die zehn Jahre
Mühsal für Griechenland; und dass die einzigen Trojaner und ich zusammen
umkamen damals.
*
Süß ist die Melodie, die Pan von Arkadien spielt, dass du
sie spielst auf der Harfe, Corinna, übersüß sind die Noten der Melodie. Wohin
soll ich fliehen vor dir? Auf allen Händen will ich dich tragen, und lass mich
nicht atmen, denn entweder deine Form gießt mir Verlangen ein oder deine Musik
oder deine Güte, oder - was soll ich sagen alles von dir? Ich entzünde in dir
das Feuer.
*
Blütengefütterte Biene, warum berührst du meiner Corinna
Haut, verlassend die Blumen-Glocken des Frühlings? Meinst du, dass auch der
unvergängliche Stachel der Liebe, immer bitter dem Herzen, hat eine Süßigkeit
auch? Ja, ich denke, das du das sagst, ah, geh wieder zurück; wir kennen deine
Neuigkeiten schon seit langem.
*
Fliege für mich, o Mücke, sei ein schneller Bote, und tippe
Corinna an, und flüstre leicht in ihr Ohr: Einer erwartet dich wachend und du
schläfst, o vergisst du deinen Liebhaber? Auf, fliege, ja, fliege, o musikalische
Mücke, aber sprich leise, damit du nicht weckst
ihre Bettgenossen, aufzurühren Qualen der Eifersucht gegen mich, und
wenn du mein Mädchen zu mir bringst, werde ich dich schmücken mit einem
Löwenfell, o Mücke, und gebe dir eine Keule in deine Hand.
*
Ich bitte dich, Liebe, voll Charme schlief die wache
Sehnsucht in mir für Corinna, hab Mitleid mit meinen flehenden Versen, denn
durch deinen Bogen, die du nie gelernt hast, andere zu schlagen, aber immer auf
mich ergossen deine geflügelten Pfeile, obwohl du mich töten wirst, werde ich
Briefe schreiben mit letzter Stimme: Schaut, Fremde, auf diesen Ermordeten der
Liebe!
*
Warum so weh? Und warum, Corinna, dieses rücksichtslose
Reißen am Haar und Tränen der traurigen Augen? Hast du deinen Geliebten mit einer
anderen an seiner Brust gesehen? Sag mir, wir kennen die Reize zur Trauer. Du
weinst und sagst nichts: vergeblich versuchst du zu leugnen, die Augen sind
vertrauenswürdiger als die Zunge.
*
Grashüpfer, Stimme meiner Sehnsüchte, eingelullt schlief er,
Grashüpfer, Muse des Maisfelds, schrill geflügelt, natürlich die Lyra
imitierend, harfe mir einige Melodien der Sehnsucht, es fällt dein Gesang von
deinem Flügel zu deinem süßen Fuß, so magst du mich retten aus der wachen Mühe
meiner Schmerzen, Grashüpfer, wie du machst deine Liebe-lockende Stimme zittern
auf den Saiten; und ich werde dir Geschenke bringen zur Morgendämmerung, immer
frische Tau-Tropfen aus den Mündern der Tränke.
*
Stimmvolle Zikade, betrunken mit Tautropfen, du spielst
deine rustikale Musik, das Geräusch in der Einsamkeit, und auf dem Blattrand
schrillst du deiner Leier Einklang mit den gezackten Beinen und der zarten
Haut. Aber mein Schatz, das Echo tönt völlig ein neues Lied für der
Baum-Nymphen Freude, und macht deine Harfen tönen für Pan, dass auf Flucht vor
der Liebe kann ich suchen Schlaf am Mittag, hier liegen unter der schattigen
Platane.
*
Ich bin nicht mehr zweiundzwanzig, und ich bin müde des
Lebens; o Liebe, warum missbrauchst du mich so? Deshalb setzte mich in Brand,
denn wenn ich weg bin, was wirst du tun?
*
Heilige Nacht, und du, o Lampe, du und niemanden anders
nahmen wir zur Zeugin unseres Gelübdes, und wir schworen, er, dass er mich
liebt, und ich, dass ich nie ihn verlasse, und du bleibst Zeugin zwischen uns.
Und jetzt sagt er, dass dieses Gelübde in fließendes Wasser geschrieben sei, o
Lampe, und du siehst ihn auf dem Schoß einer anderen Frau.
*
O Nacht, o wache Sehnsucht in mir nach Corinna und ihren
Augen, dass ich mit Tränen in die schleichende Morgenröte schaue, manche Reste
von Gefühl bleiben noch in mir, und ist es ihr Gedächtnis, zu küssen warm mich
auf meinem kalten Bild? Hat sie Tränen zu Bettgenossen, und tut sie die Kette
an die Brust und küsst einen täuschenden Traum von mir? Oder hat sie eine andere
neue Liebe, einen neuen Spielfreund? Nie, o Lampe, schaue da zu, aber sei ein
Vormund für sie, die ich dir zur Obhut gab.
*
Bleibt dort, meine Girlanden, hängt von diesen Türen, noch
hastig verstreuend eure Blütenblätter, du, den ich mit Tränen benetzt habe
(denn der Liebenden Augen sind regnerisch), aber wenn du siehst, wie sich die
Tür öffnet, tropft meine Tränenregen auf seinen Kopf, so zumindest das blonde
Haar mit meinen Tränen benetzend.
*
Wenn ich gegangen bin, Josef - zu was nützt das? Gegossen unter
dem Feuer der Jugend, ich liege als ein Zeichen in der Asche - ich bitte dich
um die Begräbnis-Urne, sei du betrunken mit Wein, ehe du legst sie unter die
Erde, und schreibe darauf: Der Liebe Geschenk an den Tod!
*
Schrecklich die Liebe ist, schrecklich, und was nützt es,
wenn ich wieder und wieder sage, mit vielem Stöhnen, schrecklich ist die Liebe?
Denn sicherlich, der Knabe lacht über dies und ist mit vielfältigen Vorwürfen
zufrieden, und wenn ich bittere Dinge sage, sie sind Fleisch und trinken die
Liebe. Und ich frage mich, wie du, o Venus, die du bist geboren aus den grünen
Wellen, aus dem Wasser geboren hast solch ein Feuer!
*
Ich bin unten: Laufe du mit deinem Fuß auf meinem Hals,
grausame Gottheit, ich kenne dich, bei den Göttern, schwer bist du zu ertragen:
Ich weiß auch von deinen feurigen Pfeilen: aber schleudernd dein Zeichen in
meine Seele, wirst du nicht mehr entflammen meine Seele, sondern ich verbrenne
zu Asche.
*
Dies ists, dass ich nicht laut schreie zu dir, o Seele: Ja,
bei Venus, du wirst gefangen sein, du schlechter Liebhaber, wenn du flatterst
so oft in der Nähe der Leimruten anderer Frauen! Hab ich nicht geschrieen? Und
die Fessel hat dich gefangen genommen. Warum schnappst du vergeblich nach Luft
in den Mühen? Liebe selbst hat ihre Flügel gebreitet und dich auf dem Feuer
gebunden und bestreut dich ohnmächtig mit Parfüm und bittet dich angesichts
deines Durstes heiße Tränen zu trinken.
*
Ah leidende Seele, jetzt bist du brennend im Feuer, und
jetzt lebst du wieder auf und holst wieder Atem: warum weinst du? Wenn du die
erbarmungslose Liebe nährst in deinem Schoß, wusstest du nicht, dass die Liebe
sich von deinem Weh ernährt? Wusstest du das nicht? Nimm Feuer und kalten
Schnee zusammen. Du willst es so haben, so trage den Schmerz, du leidest den
Lohn deiner Arbeit, verwundet von der Liebe heißem Honig.
*
Wer weiß, ob eine Geliebte Einen nimmt als Einzigen, dass
sie immer mit ihm allein ist und nie einen anderen nimmt? Wer wäre nicht heute
gern wie gestern zufrieden? Und wenn er gestern zufrieden war, was sollte ihm
widerfahren, dass er morgen nicht auch befriedigt wäre?
*
In meinem Herzen die Liebe selbst hat Corinna mit ihrer
lieblichen Stimme geformt, sie ist die Seele meiner Seele.