Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

EVA-SOPHIE




Prosa von Josef Maria Mayer



DIE BRAUT DES WEISEN

(Sprüche Salomos 5,15, erweiterte Übersetzung)

Trink! Zeche wie ein Zecher beim Zechgelage! Trinke die Mayim (die Wasser) aus deinem Brunnenloch und die Fluten aus der Mitte deiner Quelle! Lass deine Mayanah, deine Quelle, deine Fontäne sich ergießen und verschütten und überfließend ausbreiten in die Gassen und die Ströme der Mayim, der Wasserbäche, die breite offne Piazza erfüllen! Habe du sie allein und kein verhurter Fremdling mit dir! Deine Bornquelle wie ein überströmender Schoß sei gebenedeit, auf Knieen verehrt und gepriesen! Juble, jauchze und frohlocke über deine Ischschah, deine Fraue der Jugend! Sie ist liebevoll wie ein Hirschkuh (nach der Melodie: Die Hirschkuh, die morgens früh in der Morgenröte gejagt wird)! Sie ist graziös, charmant, elegant, lieblich, kostbar, deine bevorzugte Favoritin, wie die schwarze Zicke (vom Berge Gilead)! Lass dich von ihren liebreichen Brüsten (den Nippeln ihrer Zitzen) allezeit, immer, zu jeder Gelegenheit befriedigen! berauschen! betrunken machen! stillen und sättigen! Und bade dich in ihrer Milch und laß dich ganz durchtränken! Und lass dich betören! verzaubern! verhexen und wahnsinnig machen! Und lass dich kontinuierlich und täglich verführen von ihrer Ahabah, von ihrer göttlichen Liebe (der Liebe des Menschen zum Menschen, der rechten Selbstliebe, der Liebe zwischen Mann und Frau, der sexuellen Vereinigung von Mann und Frau, der Liebe Gottes zu seiner Kirche!)

GRIECHISCHE SOPHIA


Bei Homer bedeutet Sophia das handwerkliche Geschick des Zimmermannes. Dann wird die Bedeutung ausgeweitet auf das handwerkliche Geschick im allgemeinen bis hin zum handwerklichen Geschick des Dichters: Poesie heißt Handwerk. Der Dichter hat diese Poesie, dieses handwerkliche Geschick (Sophia) von den Musen. Der Begriff Sophia bezeichnet dann das geheime Wissen des inspirierten Dichters. Sophia ist das Wissen der göttlichen Musen. Sophia ist übernatürliche Kunst und übernatürliches Wissen. Bei Solon bezeichnet Sophia das Wissen des Sehers, des Heilers und des Dichters. Sophia bezeichnet nicht das technische Können (Kunst) des Dichters, sondern dessen von den Musen eingeküsstes höheres Wissen um das Wesen der Dinge, um Maß und Ziel der Dinge, also die höhere Einsicht. Solons Sophia ist der Geist des Menschen, der das Handeln des Menschen gemäß der Gerechtigkeit bestimmt. Sophia ist die dichterische Einsicht in die gesetzmäßige Ordnung des Lebens und der Welt. Heraklit wird diese Sophia dann Logos nennen, die Immanenz Gottes in der Natur, die Weltvernunft. Pythagoras galt als der Weise schlechthin. Er beanspruchte für sich den Besitz einer Höheren Sophia. Heraklit bekämpfte die Pythagoräische Sophia, weil Pythagoras den Blick für das Wesentliche (Notwendige) Eine verloren habe und dunkle magische Praktiken übe. Die rationale Sophia von Solon ist bei Pythagoras eine irrationale religiöse Sophia. Heraklit stellte Pythagoras neben seine anderen Feinde Hesiod und Xenophanes. Empedokles lobte das große Wissen des Pythagoras und sein vielen klugen Handlungen. Pythagoras beanspruchte für sich, im Besitz einer übernatürlichen Sophia zu sein (vielleicht weil er sich selbst für einen Übermenschen hielt). Inhalt seiner Sophia war die Seelenlehre und die Lehre von der Seelenwanderung. Astronomie, Mathematik und Harmonielehre scheinen erst später hinzugekommen zu sein. Empirische Naturwissenschaft war seine Arbeit. Empedokles: Pythagoras hatte ein göttliches Wissen und erinnerte sich an mehrere vorherige Existenzen. Pythagoras: Psyche ist die Trägerin der Sophia. Psyche vereinigt animalisches Lebensprinzip und denkendes Bewusstsein. Heraklit: Psyche als Trägerin von Sophia, d.h. Einheit von Seelischem und Geistigem. Mit Blick auf Pythagoras entwickelte sich ein Kult des Weisen Meisters, der zwischen Gott und Menschen zu schweben scheint. Pythagoras: Keiner ist weise außer Gott, dem Menschen bleibt nur das Streben nach Weisheit. Pythagoras: Anspruch eines göttlichen Wissens bei gleichzeitiger demütiger Bescheidenheit. Pythagoras nannte sich als Erster nicht Weiser, sondern Freund der Weisheit, Philosoph. Denn Gott allein ist der Weise. In der Platonischen Philosophie spielte der Streit zwischen den Weisen (Sophisten) und dem Freund der Weisheit (dem Philosophen) eine große Rolle. Philosoph zu sein heißt nicht, weniger Einsicht zu haben als ein Weiser (Sophist), sondern bezeichnet den vertrauten gewohnheitsmäßigen Umgang mit Sophia. Heraklit kritisierte nicht die Fülle des Wissens der Pythagoräer, sondern nur, dass sie nicht darüber hinaus zur Erkenntnis des Einen gekommen sind. Heraklit: Pythagoras besaß das größte Einzelwissen von den Dingen. Was hat er daraus gemacht? Stückwerk und magische Trugkünste! Vieles muß man wissen, aber ohne Einsicht in das Eine bleibt alles Wissen nur Vielwisserei. Pythagoras: Sophia ist ein religiöses Wissen um das Wesen der Seele und die Seelenwanderung und allen daraus abgeleiteten Kulten. Orphisch-Pythahoräische Seelenlehre: Die Sophia vermag der Psyche nach dem Tod eine höhere Existenzweise zu geben. Sophia ist alle im religiösen Sinn wertvolle geistige Beschäftigung. Entfaltung der pythagoräischen Wissenschaft. Sophia wird zum Begriff für alle philosophischen Disziplinen. Dies ist der Sophia-Begriff bei Platon. Von Pythagoras’ Sophia der religiösen Einsicht zu Platons Sophia der philosophischen Erkenntnis. Xenophanes, Zeitgenosse des Pythagoras, Dichter und Philosoph, Lehrer des Parmenides, stellte die Körperkraft und die sportlichen Tugenden gegenüber den überlegenen Tugenden der Geisteskraft, nämlich seiner Sophia. Diese Sophia ist eine Tugend, nützlich zum Wohl des Gemeinwesens, eine politische Sophia. Seine Antithese von Kraft contra Geist bezieht sich auf sein Gottesbild. Gott ist Geist, Gott ist Weisheit. Diesen Gott der Weisheit aber erkennt der Philosoph durch seine geistige Suche. Dagegen bei Parmenides tritt die göttliche Weisheit plötzlich in einer Selbstoffenbarung vor den Philosophen. Xenophanes’ Gott wirkt durch den Geist der Weisheit, durch die innere Einsicht in das Wesen der Dinge. Erkenntnis steht höher als Handeln, Geist höher als Kraft, Kontemplation höher als Aktion. Diese Sophia ist Gipfel und Zusammenfassung aller geistigen Tugenden. Xenophanes war der erste Philosoph, der sein Wissen in dichterischer Form vortrug. Pindar sprach als Dichter einer vergangenen aristokratischen Welt überlegen von seiner dichterischen Sophia, die ihn über die modernen demokratischen Dichter weit hinaus hob. Sophia des Dichters, der Dichter als Zimmermann schöner Worte. Der Dichter ist den Siegern, Heroen und Königen ebenbürtig. Seine Sophia schaute in den Erscheinungen der Zeit das wahrhaft Schöne, Glänzende, und schaute im Glänzenden die Immanenz der göttlichen Schönheit, die er aufbewahrte in seinen Preisungen für die Richterin Zeit, die das wahrhaft Schöne seiner dichterischen Sophia als preisungswürdig annehmen wird. Allerdings blieb Pindar demütig und sagte, seine dichterische Sophia sei nicht geeignet, in das wahre Geheimnis der Gottheit einzudringen. Die aristokratische Dichter-Sophia Pindars erhob später bei Dante und Goethe erneut ihr Haupt.


SCHOSCHANNAH
ODER DIE EWIGE ROSE

1

Ich möchte dir von der Ewigen Rose erzählen, die schon in der Vor-Welt, vor der Schöpfung, im Garten Gottes und im innersten Wesen Gottes als Potentialität erblühte.

2

In der Ewigen Rose verbirgt sich Gott. Gott verbirgt sich in der Ewigen Rose, damit Menschen zu Wahren Menschen werden.

3

Diese Ewige Rose heißt in der hebräischen Sprache Schoschanna (die griechische Susanna) und ihre Zahl ist 13. Schoschannah = 300 + 6 + 300 + 50 + 5 = 661 = 13. Die Zahl 13 ist auch die Zahl des hebräischen Wortes für Liebe: Ahawa = 1 + 5 + 2 + 5 = 13. Die 13 der Schoschannah und die 13 der Liebe (Ahawa) ergeben zusammen die 26 des Namens Gottes: JHWH = 10 + 5 + 6 + 5 = 26.

4

Die Ewige Rose hat 13 Blütenblätter, die abwechselnd rot und weiß sind, sechs rote und sechs weiße, das 13. Blütenblatt ist transparent wie Christall.

5

Die Zahl 13 stellt die 13 Worte in der Genesis dar, die über die Schöpfung gesagt werden, bis der Name Elohim – Gottheit – genannt wird, 13 Schöpfungsworte, das 13. Schöpfungswort ist Ruach (femininen Geschlechts, es bedeutet Heiliger Geist).

6

Nach den ersten 13 Worten folgen 5 Worte zwischen der 2. und 3. Nennung des Namens Elohim. Das sind die 5 Worte, die dem Schöpferwort vorausgehen, welches lautet: Jhehi Or! (Es werde Licht, auf lateinisch: Fiat Lux!)

7

Diese 5 Worte sind die 5 Kelchblätter der Ewigen Rose, welche Schoschannah genannt wird. In ihr beginnt die Schöpfung. Im Schoß der Ewigen Rose ward es Licht.

8

Wenn der Name der Gottheit – Elohim – zum 3. Mal genannt wird, ertönt das erste Schöpferwort: Jhehi Or! Fiat Lux! Es werde Licht!

9

In der Ewigen Rose ist auch eingeschrieben zu lesen die Verbannung Adams und Evas aus dem paradiesischen Garten Eden sowie die Erlösung des menschlichen Geschlechts durch den verheißenen Messias, den Samen der FRAU.

10

Jetzt, in der Endzeit, wo der Ursprung der Welt wiederkommen will zur Welt, stehen wir an der Schwelle einer Neuen Schöpfung und erinnern uns an die Erste Schöpfung.

11

Das hebräische Wort Schoschannah beinhaltet folgende Begriffe: Veränderung, Wiederholung, Lernen, Unterscheiden, Schlaf und Sechs. Die roten und weißen Blütenblätter der Ewigen Rose bedeuten die Polarität von Mann und Frau, von Isch und Ischah, von leidenschaftlicher Liebesglut und makelloser Reinheit. Die Ewige Rose ist das Leben, das sich wiederholende und verändernde Leben in Wechsel und Wandel, da der Mensch lernt und geistig wächst.

12

Die Zahl 6 bedeutet: Sch-Sch. Die Zahl 6 besteht aus der doppelten 3, der Zahl Gottes, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Die doppelte 3, die als 6 erscheint, ist die Polarität von Mann und Frau, von Himmel und Erde, von Geist und Materie, von oben und unten. Die Zahl 6 bezeichnet auch die 6 Schöpfungstage bis zur Sabbath-Ruhe Gottes.

13

Die Astronomie des Altertums ordnete das Universum in 12 Teile als Ausdruck einer gottgeschaffenen Harmonie des Universums. Die 12 roten und weißen Blütenblätter der Ewigen Rose bezeichnen die Polarität, in der wir im Bereich der linearen Zeit leben, die Polarität von Männlichkeit und Weiblichkeit, die Polarität von Tag und Nacht. Erst wenn wir die 13 erreicht haben, das 13. Blütenblatt der Ewigen Rose, treten wir aus den Polaritäten der Zeit in die Einheit der Ewigkeit. Denn das 13. Blütenblatt ist weder rot noch weiß, sondern es ist transparent wie ein Christall, bezeichnend Ruach, das heißt, Heilig Geist, der weder männlich noch weiblich ist. Die 13 bezeichnet das Erwachen vom Schlaf und den Eingang ins Ewige Leben.

14

Die 12 Stämme Israels wurden durch die Aufteilung des Stammes Josef in die beiden Stämme Ephraim und Manasse zu 13 Stämmen. Aus Israel geht der Messias hervor. So hat der Messias Jesus 12 Apostel berufen und ist als der Meister der 12 Apostel der 13. Die Zahl 13 wird verzehnfacht zur Zahl 130 und bezeichnet Sulam. Sulam ist aber die Himmelstreppe, die Jakob im Traum gesehen.

15

Aber die Ewige Rose, die Schoschannah genannt wird, hält sich selbst verborgen bis zum 13. Tag. Der 13. Tag ist der Tag der Selbstoffenbarung der Ewigen Rose. So ist der 13. Tag des Monats der Tag Unsrer Lieben Frau von Fatima.

16

Die Ewige Rose ist schon vor der Schöpfung der Welt im Geiste Gottes existent als Idee und bewahrt in ihrem Schoß die Schöpfung. Man kann ihren Sinn nicht begreifen, denn die Ewige Rose ist die Mystische Rose.

17

Die rote Rose symbolisiert die leidenschaftliche Liebe – die Passion des Messias und die Com-Passio der Mutter des Messias. Der Mensch geht durch Leiden und Schmerzen hindurch, er trägt die Dornenkrone. Die Mutter des Messias trägt den Messias durch den Dornenwald, der seit 7 Jahren keine Rosen getragen hat. Aber als die Mutter des Messias den Messias durch den Dornenwald trägt, beginnen die Rosen zu blühen. Der Messias und Befreier dringt mit dem Schwert des Wortes Gottes durch den Dornenwald des Todes und schlägt den Weg frei zum Ewigen Rosengarten des Ewigen Lebens. Nun ist der Blick frei auf den Paradiesesgarten, den Rosenhag. Hier wird den Menschen das Mysterium der Ewigen Rose mit den 13 Blütenblättern offenbart, es ist die feurige und reine Liebe des Herzens der Mutter des Messias.

18

Die makellose und brennende Liebe des Herzens der Mutter des Messias lässt die Ewige Rose Schoschannah erblühen. Nun offenbart sich auch das Mysterium des 13. Blütenblattes, welches die Ausgießung des Heiligen Geistes im Pfingsten der Liebe ist.

19

In den letzten Tagen wird sich die Ewige Rose transformieren und zu einem reinen Diamanten werden. Das ist der Anbeginn des Reiches Christi auf Erden.



THE SECOND EVE


(nach dem seligen John Henry Newman)

Es scheint gerade jetzt ein Gespräch mit mir gut zu sein, um zu bekennen, was ich weiß über diese Jungfrau, damit andere, die jetzt da stehen, wo ich einst stand, und wollten sie auch nicht, das würden, was ich wurde, und das glauben, was über diese Jungfrau geschrieben steht.
Ich glaube an einen Prozess der Entwicklung der Apostolischen Wahrheit im Laufe der Zeit. Ich will diese Entwicklung nicht ersetzen, sondern zeigen, wie die Väter den Apostolischen Glauben erläutern und ergänzen. Und vor allem mit der Lehre der heiligen Väter über die Jungfrau bin ich zufrieden. Die Kirchenväter sind genug für mich.
Ich gebe voll und ganz zu, dass die Verehrung der heiligen Jungfrau unter den Katholiken von Jahrhundert zu Jahrhundert zunahm, dass die Lehre über sie ein Wachstum erlebt hat, aber ich glaube auch, dass die Verehrung der heiligen Jungfrau von Anfang an zur Substanz des christlichen Glaubens gehörte.
Der Glaube ist immer und überall derselbe, aber Gott gewährt eine Freiheit der Hingabe und des privaten Urteils und der Zuneigung zur heiligen Jungfrau.
Ich erinnere mich, dass mein Beichtvater, ein Jesuit, einer der heiligsten und klügsten Männer, die ich je kennen lernte, einmal sagte, dass wir die Jungfrau nicht zu sehr lieben, wenn diese Liebe zur Jungfrau unsere Liebe zum Herrn um so mehr vertieft.
Was ist nun die Hauptlehre über Sie? Rudimentäre Lehre nenne ich die Lehre, die ihre Person und ihr Amt in den Grundzügen festlegt, den Aspekt, als welcher sie zu uns kommt. Sie ist die Zweite Eva. Nun lasst uns überlegen, was das bedeutet. Eva hatte eine wesentliche, bestimmte Position im Alten Bund. Das Schicksal der Menschheit lag in Adam. Adam war es, der die Menschheit stellvertretend darstellte. In Adam sind wir alle gefallen. Selbst wenn Eva gefallen wäre, Adam aber standhaft geblieben wäre, hätten wir alle unsere übernatürlichen Privilegien nicht verloren, die dem Vater Adam geschenkt waren als dem Ersten der Menschen. Obwohl also Eva nicht die Spitze des Geschehens war, hatte sie dennoch im Geschehen ihre eigne Position. Adam, den Gott berechtigt hatte, alles zu benennen, nannte Eva: Mutter aller Lebendigen, ein großer Name, der nicht allein ein Faktum spiegelt, sondern ein Würdetitel ist. Mit diesem Würdetitel hatte Eva einen allgemeinen eignen Bezug zum Menschengeschlecht. So hat Eva auch ihre eigne Rolle in Bezug auf den Fall der Menschen in Adam. An dem urzeitlichen Geschehen hatte Eva einen integralen Anteil. Die Frau, die verführt wurde, war in der Übertretung. Sie lauschte dem bösen Engel, sie bot die Früchte ihrem Mann an und er aß. Sie kooperierten, nicht als unverantwortliche Instrumente, sondern innig und persönlich in der Sünde, die sie ihm brachte. Wie die Geschichte geschrieben steht, war Eva die positive, aktive Ursache des Falles. Und so hatte sie auch ihren eigenen Anteil an der Strafe. Sie war anerkannt als echte Agentin der Versuchung und dem entsprechend war auch ihr Leiden. In diesem schrecklichen Geschäft gab es drei Personen: Die Schlange, die Frau und den Mann. In dem Zeitpunkt ihrer Bestrafung wurde zugleich eine Zukunft angekündigt, in der wir die drei Personen wiederfinden, die Schlange, die Frau und den Mann. Ss werden nämlich kommen ein Zweiter Adam und eine Zweite Eva und zwar wird die Neue Eva die Mutter des Neuen Adam sein. Gott sprach zur Schlange: „Ich setze Feindschaft zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen.“ Der Same der Frau ist das fleischgewordene Wort, und die Frau, deren Same oder Sohn der inkarnierte Logos ist, ist Seine Mutter Maria. Diese Interpretation und diese Parallele scheint mir unbestreitbar. Auf jeden Fall (und hierum geht es mir heute) ist diese Parallelität die Lehre der Kirchenväter von den frühesten Zeiten an. Wir sind in der Lage, durch die Position und das Amt Evas beim Fall zu gelangen zu Position und Amt Marias bei der Restaurierung der Menschheit.
Ich werde also Passagen anführen aus den Schriften der Kirchenväter. Was sie da vortragen, ist zugleich die Lehre, die sie selbst empfangen haben von der vorherigen Generation. Diese Lehre wurde angenommen und anerkannt als Wahrheit durch die Zeugen, die diese Wahrheit überliefert haben.
Zuerst nenne ich Justin den Märtyrer (120-165 n.Chr.), Sankt Irenäus (120-200) und Tertullian (160-240). Tertullian repräsentiert Afrika und Rom, Sankt Justinus steht für Palästina, Sankt Irenäus repräsentiert Kleinasien und Gallien, oder genauer: Er repräsentiert Sankt Johannes den Evangelisten, denn Irenäus war unterwiesen worden in der Lehre von Sankt Polykarp dem Märtyrer, der ein intimer Mitarbeiter des heiligen Johannes gewesen ist und auch die andern Apostel kannte.
Sankt Justinus der Märtyrer schrieb: Wir wissen, dass Er vor allen Kreaturen ging hervor aus dem Vater durch Seine Kraft und Seinen Willen, und dass Er durch die Jungfrau Mensch geworden ist, damit der Ungehorsam, der von der Schlange ihren Anfang nahm, auf diese Weise aufgehoben werde. Denn Eva war eine Jungfrau, unbefleckt von Sünden, sie empfing das Wort der Schlange und brachte so Ungehorsam und Tod in die Welt, aber die Jungfrau Maria in der Seligkeit ihres Glaubens, als der Engel ihr die Botschaft brachte, dass der Geist des Herrn solle über sie kommen und die Kraft des Höchsten sie überschatten und der Heilige, der von ihr geboren werden sollte, werde Gottes Sohn sein, da antwortete die Jungfrau Maria: So sei es! Es geschehe mir, wie du gesagt hast!
Tertullian schrieb: Gott wollte wieder sein Bild und Gleichnis, welches der Teufel ergriffen hatte, Seinem Rivalen abjagen! In Eva, als sie noch eine Jungfrau war, hatte sich eingeschlichen das Wort des Todes, dessen Verfasserin die Schlange war. Ebenso in eine Jungfrau eingeführt ward das Wort, das Gott war, der Logos, der Architekt des Universums, der Bildhauer des Lebens, damit, wie vom weiblichen Sexus Verderben ausging, von demselben weiblichen Sexus das Heil der Menschen kommt! Eva hatte der Schlange geglaubt. Maria hatte dem Erzengel Gabriel geglaubt. Der Fehler, den die eine Frau beging, wurde durch die andere Frau wiedergutgemacht.
Sankt Irenäus schrieb: Fit im Glauben, ward die Jungfrau Maria gehorsam erfunden und sprach: Siehe, ich bin deine Magd, o Herr, sei es mit mir nach deinem Wort! Aber Eva war ungehorsam. Sie gehorchte nicht, als sie noch eine Jungfrau war. Sie war in der Tat mit dem Mann Adam zusammen, aber sie war noch Jungfrau. Ungehorsam, wurde Eva die Todesursache für sich selbst und für die ganze Menschheit. So ist Maria mit dem ihr vorherbestimmten Mann, da sie Jungfrau war, gehorsam gewesen und wurde sowohl für sich als für das ganze menschliche Geschlecht die Ursache des Heils. Darum spricht der Herr: Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein. Und der Prophet bestätigte dasselbe mit den Worten: An die Stelle deiner Väter werden deine Söhne treten. Der Herr, als Mensch geboren, war der Erstgeborene von den Toten und trug in seinem Herzen alle Väter des menschlichen Geschlechts und erneuerte sie in dem Leben Gottes. So wurde Er der Anfang des Lebens, wie Adam Anfang des Sterbens war. Darum führt auch Lukas das Geschlechtsregister des Herrn auf Adam zurück, was bedeutet, dass Jesus die Väter erneuerte, und nicht die Väter Ihn, dass Er sie regenerierte in dem Evangelium des Lebens. Den tödlichen Knoten, den Evas Ungehorsam geknüpft hatte, ward aufgelöst durch Marias Gehorsam. Was die Jungfrau Eva durch Unglauben gefesselt hatte, ward durch den Glauben der Jungfrau Maria befreit.
Und weiter schrieb Irenäus: Als Eva durch die Reden eines gefallenen Engels verführt worden war, vor Gott zu fliehen und Sein Wort zu übertreten, empfing Maria die Freudenbotschaft durch den heiligen Engel Gottes, dass sie Gott tragen werde in sich, weil sie Gott gehorsam war. Der Jungfrau Eva ist die Jungfrau Maria zur Advocatin geworden. Wie von einer Jungfrau alle menschlichen Rassen an den Tod gefesselt wurden, so wurde von einer Jungfrau ein heiliger Überrest bewahrt und gerettet. So wurde der Jungfrau Ungehorsam durch der Jungfrau Gehorsam erlöst.


DANK AN DIE TROSTREICHEN BRÜSTE DER NEUEN EVA


1

Jesus saugt mächtig. Sein rechter Arm ist muskulös. Der Knabe weiß, wie gemolken wird.

2

Berauscht von der heiligen Milch, schläft der göttliche Knabe, bedeckt vom Saum des Kleids der Madonna. Es ist wie die pränatale Symbiose der Madonna mit Christus, die pränatale körperliche Einheit der Herrin mit dem Herrn. Madonna schaut in der Ferne schon den Liebestod des verblutenden Christus am Kreuz.

3

Madonna ist ganz verhüllt. Der Sohn Gottes greift nach dem Adamsapfel der Madonna. Aus den Äpfeln der Madonna aber würde Liebfrauenmilch strömen.

4

Der Sohn Gottes sagt zur Madonna: Darf ich bitten um die Brust? Er sagt: Lass die Glocken läuten! Er erhebt die rechte Hand geradezu drohend und beschwört die Madonna: Reich mir endlich deine Brüste! Die Melonen der Madonna sind verborgen. Über der Madonna hängen zwei Äpfel. Zur weiblichen Apfelhälfte gesellt sich die männliche Herkules-Keule. Oder sind es Zucchini?

5

Er hat die Brüste aus dem Kleide der Madonna gleiten sehen. Engel schauen das wie Spione im Hause der Liebe. Die Hermeneutiker zitieren das Evangelium: Selig sind die Brüste, an denen du gesogen hast (The paps thou have sucked)!

6

Vor der Brust der Madonna wird von der Madonna ein Apfel dem göttlichen Sohn angeboten. Aber ach, er hat keine Zähne!

7

Ohne das berechtigte Schamgefühl von Sündern greift der göttliche Sohn nach dem Paradiesapfel der Neuen Eva. Oh wie aus dem duftenden Kleid der Neuen Eva die Brust dem Neuen Adam entgegenquillt! Der heilige Josef sieht das und wird von Schwermut befallen. Der Zimmermann denkt: Ach, ich darf nicht nageln die Neue Eva, aber ihren Sohn großziehen, und Er darf nun mit den Äpfeln der Neuen Eva spielen! Der heilige Josef scheint wirklich unglücklich zu sein.

8

Die Vagina der Virgo bleibt verschleiert. Wer sah denn die Madonna je in schwarzen Netzstrümpfen? Wer sah denn die Madonna je in transparenten Seidenkleidchen? Oder wer sah die Madonna je in schwarzer Spitzenunterwäsche? Das Venus-Delta der Neuen Eva bleibt uns verborgen, aber auf der oberen Balustrade bietet die Neue Eva evident ihre Melonen an.

9

Die Madonna leitet den Stillvorgang ein. Das göttliche Kind hat das Antlitz eines reifen Mannes. Die himmlische Mutter stärkt eben mit ihrer Liebfrauenmilch auch den reifen Christen.

10

Zum Lobe der Liebfrauenmilch verherrlicht der Künstler die Brüste der Neuen Eva – üppig! Üppig, aber nicht monströs! Diese Halbkugeln laden zur kontemplativen Beschauung ein. Die Neue Eva hat ihre langen schwarzen Haare mit Henna rot gefärbt. So erscheint sie wild und frei und sinnlich!

11

Madonna zeigt ihre große weiße Brust. Das göttliche Kind wird aber nicht gestillt. Madonna hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Mätresse des Königs. Ihr Blick ist streng, aber ihr Mund, o ihr Mund ist rot!

12

Die Unbefleckte Empfängnis hatte ihre nächtlichen Exerzitien, als der Bote Gottes, der Mann Gottes, anklopfte. Das Bett der Neuen Eva war frisch bezogen. Madonna öffnete die Tür und ließ den beschwingten Mann Gottes ein. Der Mann Gottes gab sich mysteriös: Neue Eva, mein Meister hat dich erwählt, er liebt dich mehr als alle anderen Frauen und Er will ein Kind in dir zeugen. Die Neue Eva staunte. Aber sie wollte keinen Sex mit einem Kerl! Man sprach über Natürliche Empfängnisverhütung und von den Fällen, wo der Gebrauch von Gummis erlaubt ist. Gott ist omnipotent, sagte der Mann Gottes kryptisch. Die Neue Eva war willig: Ich bin meinem Meister ganz hingebungsvoll ergeben! Die Worte „willig“ und „ergeben“ heißen auf hebräisch „Muschi“. Muschi vom Geschlechte Levis. Die Neue Eva nahm das Geschenk an. Was dann geschah, ist unbeschreiblich! Und hätte ich auch tausend Zungen! Dann ging der Mann Gottes wieder fort.

13

Madonna schwanger! Sie lächelte: Ich habe mit drei Personen geschlafen... Die Menschen wussten nicht, wer der Vater des Sohnes war. Die Theologen haben auch gar keine Ahnung vom Eisprung, vom Einnisten eines befruchteten Eies in der Gebärmutter und anderen Mysterien der allerheiligsten Vulva der Neuen Eva. Was weiß man denn von der pränatalen Vereinigung der Madonna mit dem Herrn? Das Kind ist einfach da, es kommt ohne Wehen, ohne Verletzung des Jungfernhäutchens der Neuen Eva. Madonna mit dickem Bauch! So lieb ich die Neue Eva!

14

Prüde bigotte Pfaffensäcke haben die bloßen Brüste der Neuen Eva ihrer barocken Üppigkeit beraubt und sie verborgen unter einem dicken Stück Stoff. Da hilft auch die Krone mit den zwölf Sternen nichts. Die Pfaffen verhalten sich wie Ärzte, die einer Frau mit Brustkrebs die Brust amputieren. O Madonna, Heil der Brustkrebskranken! O Madonna, Knotenlöserin! Der Dichter, der nach einem Weingelage am nächsten Morgen an einem Hering erstickte, dichtete kurz zuvor noch: Ihre Lippen sind Rosen, feucht vom Tau! Ihre Brüste sind Äpfel, rund wie Orientperlen und weich wie Schwanendaunen! Der Sohn Gottes hält in der rechten Hand den Zepterstab des Himmels. Der imperiale Reichsapfel aber ist die Brust der Neuen Eva. Andere Jesuskinder spielen mit den gottesmütterlichen Äpfeln, kneten die Marzipanbälle der Madonna und beißen in den süßen Apfel der Zweiten Eva!


MADONNA LEONE REITET NACKT AUF DEM LÖWEN


Priester:
Ich lese einen Vers aus Marias Magnifikat: „Gott zerstreut, die stolz in ihrem Herzen sind, er stürzt die Mächtigen von ihren Thronen und erhebt die Niedrigen, er füllt die Hungrigen mit guten Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen!““
Gemeinde:
Sehr schön! Aber, Pater, die Maria, die so redet, sieht sie so aus, wie die Priester in Deutschland sie beschreiben oder wie die Maler in Italien sie malen?
Priester:
Beschreibt mir einmal ein berühmtes Marienbild!
Gemeinde:
Hier ist sie! Sie steht wie die Mondgöttin Diana auf dem Sichelmond. Sie trägt eine Krone von zwölf Sternen. Sie hat Ringe an ihren Fingern. Sie trägt ein grünes Gewand von Brokat, bestickt mit goldenen Sternkonstellationen.
Priester:
Ist diese Maria der Ikone dieselbe Maria, wie die Maria aus dem Evangelium? Glaubst du, die Maria der Ikone singt das Magnifikat?
Gemeinde:
Sie sang, dass Gott die Niedrigen erhebt und die Hohen von ihren Thronen stürzt. Warum thront sie dann selber auf dem Mond?
Priester:
So komme Maria herunter vom Mond und geselle sich zu den Armen auf der Erde!
Gemeinde:
Die Maria, die die goldene Sternenkrone trägt, sang, dass Gott die Herrscher stürzen wird!
Priester:
So lege Maria ihre Krone ab!
Gemeinde:
Die Maria, die goldene Ringe mit Edelsteinen besetzt trägt, sang, dass Gott die Reichen leer ausgehen lässt!
Priester:
So streife Maria ihre Ringe von ihren Fingern!
Gemeinde:
Die Maria, die sang, dass Gott die Hungernden mit guten Gaben erfüllt, trägt goldgestickte Kleider und allerfeinste Gazekleidchen aus allerfeinster Muschelseide!
Priester:
Lasse Maria ihre Kleider heruntergleiten!
Gemeinde:
Pater, Pater! Maria macht ja einen richtigen Striptease!
Priester:
Sehr gut! Wenn du diese Maria siehst – ist sie nicht die Maria des Evangeliums?
Gemeinde:
Die Maria des Evangeliums ist keine Mondgöttin Diana auf dem Thron des Mondes! Sie ist die Schwester der Armen! Sie begleitet uns auf dem Pilgerweg der Erde. Die Maria des Evangeliums trägt keine kaiserliche Krone, sondern bindet sich schlichtes Linnen um den Kopf als Turban zum Schutz vor der Sonnenhitze! Die Maria des Evangeliums trägt keine diamantenen Ringe, sondern hat raue Hände von der täglichen Hausarbeit in Nazareth! Die Maria des Evangeliums trägt keine goldgestickten Kleider und keine Gazekleidchen aus allerkostbarster Muschelseide, sondern war so schlicht gekleidet wie die lieben armen Frauen bei uns!
Einer:
O Pater! Ich kann es kaum glauben! Mir scheint, als könnte Maria sogar mich lieben! Mich! In meinen abgetragenen und zerrissenen Kleidern und in den löchrigen Schuhen und mit der alten Mütze auf dem verwirrten Kopf!
Priester:
Ja, das ist wahr und deines Glaubens würdig, dass die Maria des Evangeliums dich so liebt, wie du bist, was immer auch in der deutschen Kirche gepredigt wird und in den florentinischen Museen angegafft!



ADAM UND EVA


1

Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht in seinem Herzen... (der macht sie in seinem Herzen zur Ehebrecherin)... Nicht nur äußerlich ein Gesetz: Du sollst nicht die Ehe brechen! Sondern die größere Gerechtigkeit: Die innere Erfüllung. Nicht einmal begehren! Du sollst nicht nach der Frau eines andern Mannes verlangen! Wer die Gebote hält, gelangt ins Himmelreich. Nicht nur formell den ehebrecherischen Akt vermeiden, sondern die innere Gesinnung: Wer sie lüstern ansieht, hat sie im Innern quasi vergewaltigt...

2

Begierlichkeit zerbricht die Einheit in der Ehe. Du Mensch heute, entweder der, der das Gesetz – Du sollst nicht die Ehe brechen – anerkennt oder der, dem das Gesetz ins Herz geschrieben ist. Es ist Adam in der Geschichte, der Eva mehrmals erkannte – so dass sie schwanger ward. Als Mann und Frau schuf Gott sie. Der Mensch als Mann im Fleisch und durch sein Geschlecht der Frau verbunden, soll durch Christus den Reinen Inneren Menschen finden. Christus spricht zum Herzen. Es geht um die bräutliche Dimension sowie um die zeugungsbezogene Dimension. Der Mann bricht die Ehe, wenn er ein Fleisch wird mit einer Frau, die nicht seine Gattin ist. Auch die Frau bricht die Ehe. Ehebruch im Herzen durch lüsternes Anschauen: Klar umschriebener Akt. Verlangen des Mannes nach der Frau, die nicht seine Gattin ist, um sich mit ihr zu vereinigen, als wäre sie seine Gattin, um Ein Fleisch zu werden. Dieses innere Verlangen offenbart sich im begehrlichen Blick, vgl. David und Bathseba (auch Genesis 34,2 und Richter 14,1 und 16,1), Aber auch die Frau soll nicht innerlich lüstern sein nach Ehebruch.

3

Frau Welt als Ort und Quelle der Begierde usw.




DAS JAHR DER HEIMSUCHUNG


Januar
Evi wollte heiraten. Ich drückte ihr meine tiefe Enttäuschung zum Ausdruck, mein Leben wäre gescheitert. Sie war zornig und brach den Kontakt mit mir ab. Ich ging zur Beichte. Karine lag mit Brustkrebs im Krankenhaus. Ich kümmerte mich um ihre drei Kinder. Was wird aus den Kindern? Ich überlegte, mit Karines Mutter zusammen die Kinder zu übernehmen, wenn Karine stirbt. Der Beichtvater ermutigte mich dazu. Mein Freund Mark riet mir davon ab, versprach mir sein Gebet und sagte: Wenn es nicht der Wille des Herrn ist, wird er die Türen schließen. Es war scharfer Frost. Meine Seele litt ein nahezu unerträgliches Martyrium. Ich fing an, die Theologie des Leibes (Theology of the Body) von Johannes Paul zu studieren und schrieb den Liebesroman über Adam und Eva, darin ich meine durch schreckliche Liebesschmerzen noch größer gewordene Liebe zu Evi besang.

Februar
Ich durfte Evi nicht mehr besuchen. Ich war oft bei Karines Kindern, die einen erbärmlichen Eindruck machten. Der weite Weg dahin durch den bitteren Frost war schrecklich. Karines Kinder wurden von einer jungen Studentin namens Anja gepflegt, die sehr hübsch und nett war. Sie kam mir vor wie ein Engel der Gnade. Zu Sankt Valentin schrieb ich Anja ein Gedicht. Gott war gnädig und an Sankt Valentin rief mich Evi an. Ich besuchte Karine, es war das letzte Mal, dass ich sie sah. Sie lag im Krankenbett, wir hielten Händchen. Ich klagte ihr meine schrecklichen Liebesschmerzen. Sie versprach mir, Evi werde die Freundschaft zu mir nicht aufgeben. Ich besuchte die Heilige Messe im katholischen Pius-Hospital und besuchte danach Karine noch einmal. Eine Nonne betrat mit dem Sakrament Karines Krankenzimmer. Karine sagte: Ich möchte auch die Kommunion! Die Schwester sagte: Darüber sprechen wir noch einmal. Sie gab Karine einen Segen und sagte noch zu mir: Das finde ich gut, dass sie Kranke besuchen. Ich sagte Karine, der Beichtvater habe mich ermutigt, mich um ihre Kinder zu kümmern. Sie war dem Beichtvater dankbar. Ich sagte ihr, der Beichtvater habe mir einen Holzschnitt von der nackten Sulamith geschenkt, mit langen schwarzen Haaren. Wie Evi, nicht wahr, sagte Karine und lächelte. Sie lächelte und schien einschlafen zu wollen, da küsste ich sie und verließ sie. Es war das letzte Mal, das ich sie lebend sah. Zwei Tage später rief Karine mich noch einmal aus dem Krankenhaus an und sagte: Das Jugendamt will die Kinder holen! Kannst du bitte mit Evi zusammen die Kinder nehmen! Am nächsten Tag rief Evi mich an: Karine hat nur noch ganz wenige Stunden zu leben! Evi und ich holten Karines Kinder und fuhren ins Pius-Hospital, aber Karine war schon gestorben. Ich ging mit Milan und Simon zu ihrer Leiche, bekreuzigte ihre Stirn mit Weihwasser, die Nonne streichelte meine Schulter. Ich ging mit Milan und Simon in die Kapelle und vertraute Karines Seele der Mutter Gottes an: Führe unsre Mama in den Himmel, Maria, und sei du jetzt unsre Himmlische Mutter! Evi und ich nahmen Milan und Simon mit zu Evi, machten ihnen ein Bett und sorgten vierzig Tage für sie in Evis Haus. Es war Fastenzeit, denn Karine wurde an Aschermittwoch beerdigt, und diese Fastenzeit wollte der Heilige Geist von mir Werke der Barmherzigkeit.

März
Ich lernte Karines Verwandtschaft kennen. Ein kinderloses Rechtsanwaltspaar hatte sich angeboten, Milan und Simon zu nehmen und sie großzuziehen. Es war eine Erhörung all unsrer Gebete. Ich lernte auch Karines Verwandte Kati kennen, eine gute liebe Frau, und ihre Kinder, wobei ihre sechzehnjährige Tochter Juli eine Schönheit, eine Botticelli-Madonna war. Mit Milan und Simon besuchte ich Karines Vater in Hamburg. Milan sagte: Ich will lieber bei dir bleiben, als bei dem Rechtsanwalt. Ich sagte Milan, das gehe leider nicht, denn ich habe eine kranke Seele und müsse immer weinen. Die Rechtsanwälte wollten Milan und Simon nehmen, wollten aber nicht, das der Kontakt zu den Menschen ihrer Kindheit weiter bestehe. Es gab viel Streit in Karines großer Sippschaft. Ostern musste ich Abschied nehmen von Milan. Er sagte: Wir werden uns nie wiedersehen! In der Osternacht, die ich im Geiste mit dem Papst feierte, sagte mir der Heilige Geist, ich solle Milan auf dem Altar Gott opfern, wie Abraham seinen Liebling Isaak geopfert hatte.

April
Ich schwärmte für Juli. Ich schrieb Shakespeares Romeo und Julia für sie um. Es wurde ihr aber von der Mutter nicht gegeben, das Mädchen wäre sonst pikiert. Ich war in Gedanken bei Karine und dachte viel an unsere Jugendwollust – Felix Culpa! Ich hatte die Idee, die wirklich kraftvoll erotischen Gedichte der griechischen Anthologie als Requiem für Karine nachzudichten. Ich verschwand in einer Welt der antiken Erotik. Karine nahm die Gestalt einer zur Göttin gewordenen Venus an. Ich weinte viel.

Mai.
Ich hörte viele Vorträge über Maria, besonders über die Botschaft von Fatima. Dieser Frühling war kein Frühling der Lebenslust, sondern der großen Totentrauer. Aber dennoch, mitten in all der Totentrauer, doch ein Frühling der großen Lebenslust, denn Karine wurde mir immer mehr zur antiken Venus und ich holte die ganze Jugendwollust und heidnische Sinnlichkeit meiner Jugend mit ihr im Geiste nach. Ich suchte immer noch Beistand durch den Beichtvater, aber der Beichtvater hatte keine Zeit mehr, mir die Beichte abzunehmen. Auch hatte ich das Gefühl, dass er weder meine Passionsmystik verstand noch meinen religiösen Erotismus. Ja, ich hatte das Gefühl, er wollte mir einfach nicht mehr die Beichte abnehmen. Das ganze Jahr über las ich schon die Briefe von Edith Stein. Ich spürte sehr deutlich die Nähe von Edith Stein als einer besonderen Freundin. Oft spürte ich die Nähe von Johannes Paul als meines persönlichen heiligen Vaters. Ich meinte auch, das Karines Geist mich umschwebte.

Juni
Die Erinnerung an die florentinische Madonnen-Schönheit Juli inspirierte mich zu einigen poetischen Werken über die Idee der Schönheit. Allerdings war das junge Mädchen zornig auf mich und auch die liebevolle Mutter verbat sich, von mir mit dem gütigen Mutterherzen Mariens verglichen zu werden. Ich brach den Kontakt zu diesen Menschen ab. Noch schrecklicher waren deren Verwandte, die Rechtsanwälte, die mit einem steinernen Herzen eine hohe unüberwindliche Mauer zwischen mir und meinem geliebten Milan errichten. Karines Vater verhielt sich in dieser Zeit wie ein guter Freund mir gegenüber. Poetisch tauchte ich immer tiefer in die griechische und römische Erotik ein, vor allem schrieb ich klassische französische Alexandriner, denn Karine war mein Südfrankreich, und Südfrankreich war mein Griechenland der Aphrodite.

Juli.
Es war eine fast unerträgliche Hitze diesen Sommer. Die vielen Telefonate mit Karines Vater drehten sich um Karines Grab, den Grabstein und die Blumen des Grabes und wer das Grab pflegen wird. Ich erklärte mich bereit, Karines Grab zu pflegen. Allerdings sind bei der Sommerhitze alle Blumen vertrocknet, denn ich konnte nicht oft zum Grab. In der brennenden Hitze setzte ich mit einer Frau das Granitfundament für Karines Grabstein.

August
Karines Sohn Juri war in Oldenburg geblieben. Ich machte einige Tage Urlaub mit ihm bei Karines Vater in Hamburg. Juri, der in Karines Agonie unausstehlich geworden war, von einer fast dämonischen Boshaftigkeit, war jetzt wieder lieb wie ein Engel und erinnerte mich an unsere frühere innige David-und-Jonatan-Liebe. Ich dichtete Poeme von Puschkin nach und in einem Poem war es, das die Muse mir einflüsterte, Layla, Layla rufe mich, Layla sei eifersüchtig auf Julie und sagte zu Julie: Ich bin seine große Liebe! Gib mir sein Herz zurück! Layla war natürlich Evi. Karines Vater aber war ein entschiedener Antichrist und Gegner der Kirche. In endlosen kommunistischen und buddhistischen Hasstiraden ergoss er sich feindlich gegen meinen Gott und meinen Glauben. Ich suchte einen anderen Beichtvater auf und erklärte ihm, dass ich die fromme katholische Kirche in den katholischen Medien liebe, aber die Gemeinde vor Ort erscheine mir lieblos, ungläubig, gottlos. Er riet mir, die Frage, ob ich vor Ort in der Gemeinde kommuniziere oder rein geistig über die katholischen Medien kommuniziere, ganz dem Heiligen Geist zu überlassen. Fortan besuchte ich die völlig verweltlichte Gemeinde nicht mehr, nahm aber um so lieber fast täglich an den schönsten Heiligen Messen in den Medien teil. Ich beschrieb dem Beichtvater, wie Karine kurz vor ihrem Tod nach der Kommunion verlangt habe, und fragte ihn, ob es, wie eine Begierdetaufe, auch eine Begierdekommunion gäbe. Er sagte mir, dass der Wunsch nach einer Kommunion als Kommunion gelte und wenn er dort gewesen wäre, er hätte Karine den Leib Christi gespendet. Nun war mir Karine gerettet.

September
Ich las die Vita der heiligen Theresa. Besonders trösteten mich Theresas viele Schwierigkeiten mit den Beichtvätern und Seelenführern, die sie meistens verdächtigten, ihr mit Misstrauen begegneten und ihr alle möglichen Hindernisse in den Weg legten. Auch ich hatte bei den Ortspriestern immer nur Unverständnis gefunden und keine wirkliche geistliche Führung, ich habe den Weg allein finden müssen, das heißt, eine alte Karmel-Nonne versicherte mir: „Wenn Sie keiner versteht, dann wird der Herr Sie selber führen.“ Ich versenkte mich weiter in die erotische Poesie und eignete mir mehr und mehr einen vulgären, ja, obszönen Ton an. Ich entdeckte französische erotische Poesie, französische erotische Malerei, auch altindische Götterstatuen von kopulierenden Götterpaaren. Es war die Zeit einer sexuellen Orgie in der Kunst. Langsam kehrte ich aber aus der Versunkenheit in die Seele Karines im Jenseits und die Wiederbelebung meiner Jugendwollust zurück und fand in der Gegenwart, im Heute Gottes, wieder die ganze Schönheit Evis, ihre besondere Mischung aus mystischer Weisheit und allerfeinster Erotik. Da übernahm die eigentliche Herrin wieder ihr Zepter, sie war auch ganz und gar gnädig und mir wohlgesonnen und freundlich zugetan und sagte: Ich und meine Kinder und Tiere, wir haben dich doch alle lieb!

Oktober.
Ich vertiefte mich noch in die erotische Mystik oder mystische Erotik des Hinduismus, auch des indischen Mohammedanismus und lernte die erotische Bildersprache der indischen Poesie noch einmal besser kennen. Auch begeisterte mich die französische Sprache. Karine war ja von einer Französin in Paris geboren. Ich hörte den Radio-Sender Radio Notre Dame und betete oft um Mitternacht den Rosenkranz auf französisch mit, das klang viel zärtlicher als der lateinische Rosenkranz, den ich sonst um Mitternacht mit dem Papst mitbetete. Auch las ich manchmal im französischen Evangelium. In den dramatischen Versuchen ging ich über von der Nachahmung der englischen Renaissance-Dramatik, vor allem Ben Jonsons, zur Nachahmung französischer Klassiker. Vor allem wollte ich den Hippolit von Euripides so nachahmen, das es gleichzeitig eine Nachahmung der Euripides-Nachahmung von Racine sei, und so ist aus meiner doppelten Nachahmung, gefüllt mit den eigensten Liebesschmerzen, meine eigene Tragödie Phädra geworden. Auch studierte ich die Stadt Paris anhand eines Reiseführers für Literaturfreunde, da ich viele Dichter leben, leiden und lieben sah in dieser Stadt der Liebe. Ich besuchte auch noch einmal mit Karines Sohn Juri seinen Großvater. Während er aber in der Zeit der Krebskrankheit Karines mir gegenüber immer mit großer Wertschätzung und wohltuendem Respekt aufgetreten war, bemerkte ich nun immer mehr Worte der Geringschätzung und Verachtung, der Missbilligung vor allem meines Lebens aus dem Glauben. Seine endlosen Tiraden, denn er führte keine Dialoge, sondern nur Monologe, waren alle gegen den Glauben, die absolute Wahrheit, die Bibel und die Kirche gerichtet. Er sagte auch, mein Gedicht über die Enthauptung des französischen Königs durch die Revolutionäre hätte ihn fast dazu bewegt, mich aus dem Haus zu werfen. Ich konnte allerdings viel von ihm lernen, denn durch seine endlosen Monologe lernte ich den Prototyp eines Altachtundsechzigers kennen, der sein ganzes Leben für die neomarxistische Kulturrevolution eingesetzt hatte und am Ende nun dem Okkultismus der Traditionellen Chinesischen Medizin folgte. Diese Meditationsübungen schienen mir gar nicht geeignet, einen Weg zum Geist Gottes zu bilden, vielmehr schien hier eine wahrhaft antichristliche Geisteshaltung vorzuherrschen. Karines Seele allerdings begleitete mich und jeden Tag sprach ich mit ihr. Vor allem bat ich sie immer wieder, meine von Liebesleidenschaft für Evi aufgewühlte Seele immer wieder zu beruhigen und zu trösten. Ich sah Karine mich oft begleiten auf den Straßen der Stadt und sah sie manchmal mir in der Tele-Vision erscheinen. Auch schenkte sie mir ganz persönlich das Epos „Urania“ von Tiedge, welches Goethe nicht schätze, ich erlaubte mir aber, dieses Epos dennoch sehr zu schätzen.

November
Anfang November hatte Evi Geburtstag. Ich gratulierte allen zur heiligen Weihnacht, denn heute ist uns der Christus geboren! Ich schrieb für Evis Mutter ein Ave gratia plena. Ich sah Evi sich die Haare waschen und die Haare mit Henna färben. Ich schüttete ihr den Fischfang meiner Geschenke vor die Füße. Ich hatte ihr ein Buch aus dem Englischen frei übersetzt, da ein Herr Evelin zur Neuen Eva wird und sich mit Layla verlobt, welche sich später Lilith nennen. Alle meinten, dies Buch könne nur von mir sein. Am Abend feierte ich mit ihr und ihren Jugendfreundinnen beim Sekt. Sie öffnete die Sektflasche, indem sie den Flaschenhals in die Hand nahm und kräftig schüttelte und der Pfropfen herausschoß und der Venus Medici an die Stirn flog. Ich ging als letzter von der Feier, der ich auch als Erster gekommen war. Fünf Tage später hatte ich Geburtstag und der Papst feierte in der neuen Basilika der Heiligen Familie in Barcelona eine Heilige Messe für mich. Er erinnerte an den heiligen Josef und an die göttliche Intelligenz, die Inspiration für den genialen Künstler, diese göttliche Intelligenz ist die wahre Architektin des Kunstwerks zum Lob der göttlichen Schönheit, denn der geniale Künstler war verliebt in die göttliche Schönheit. Da erschien mir in einer Wolke von Weihrauch die Hagia Sophia und segnete mich zu meinem Geburtstag. Am Nachmittag küsste mich Evi auf den Hals. Den Rest des Monats verbrachte ich in Anbetung des kabbalistischen Gottesnamens Evi, das heißt, der Gottheit des Ewigen Lebens.

Dezember
Evi erinnerte wieder an ihren Seelenschatten Lilith, nicht eine Dämonin sei sie, sondern der unterdrückte Teil ihrer Seele, ihre wahre Kraft und Freiheit, nicht eine Dämonin, denn in ihrem Innern vermählte sich der Innere Christus mit der Inneren Lilith. Am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens sprach die Madonna zu mir: „I AM THE SECOND EVE! MY YES FOR YOU – FOR EVER!“ Als ich um Mitternacht mit meinem heiligen Vater Johannes Paulus Secundus den Rosenkranz meditierte, zeigte mir die Zweite Eva ein Bild von Lilith, von der Unbefleckten Lilith, wie sie Evi gesehen hatte in ihrer inneren Vision. Und so wie ich mich als heiliger Josef vermählte mit der Zweiten Eva, so vermählte sich der innere Christus mit der Unbefleckten Lilith in Evis Brautgemach.



DIE GELIEBTE IM JAHRESKREIS – KALENDER DER LIEBE


Januar.
Die Jungfrau von Guadelupe. Motto: Am Himmel erschien das Große Zeichen (Magnum Signum) der FRAU. In der Aureole der Sonne, der mandelförmigen, Madonna mit langen schwarzen Haaren, weichem und gütigem Antlitz, im grünen Mantel der Mutter Natur, voll mit kosmischen Ordnungen, darunter ein rosiges Kleid, überdeckt mit einem blütenbestickten transparenten Gazekleidchen. Vor dem Schoß die goldene Blüte Gottes. Sie faltet die Hände. Ihre Füße stehen auf der jungen Luna, von einem kindlichen Engel getragen. Ich sage: Ich bin dein Adler, deine Feder, dein Schwanz! Sie sagt: Bin ich nicht der Brunnen deiner Freude? Ruhst du nicht in meinen Armen?
Februar.
Jules Joseph Lefebvre, The Gates of Dawn. Motto: Ave, Pforte des Himmels! Ave, Morgenstern! Eine hohe goldene Pforte, zwei Säulen (Jachim und Boas der Potente), dazwischen auf dem Boden rote Rosenblüten. Da steht die Frau, mit den ausgestreckten Armen öffnet sie die Pforte. Sie ist schlank, jung, weiß und nackt der Oberkörper. Um die Hüfte ein violetter Schleier gebunden. Über dem rechten Arm ein rosiger Schleier. Die Brüste fest, wie Bälle, Rosinenspitzen rötlich. Das Haar dunkelblond-brünett. Im Haar ein Kranz von roten Rosen. Im Hintergrund Himmel, Sonnenaufgang, glühende Wolkengebirge.
März.
William-Adolphe Bouguereau, Abendstimmung. Motto: Siehe, du bist schön, meine Freundin, zauberhaft schön! Strand mit einem Felsen am Meer. Auf dem Sandstrand steht die Frau, nackt ihr weißer Leib. Hinter ihrem Rücken weht die eine Wolke ein schwarzgrauer Schleier, der ihre Beine auch verhüllt. Sie steht auf einem Bein, ja, auf den Zehenspitzen. Ihr Schamdreieck ist nur halb verhüllt. Ihre weißen jungen festen Brüste frei. Das Haupt neigt sie traumversunken auf die eine Hand an ihrer Schulter. Braune Haare aufgebunden, zum Knoten gesteckt. Am Himmel Ätherbewegung, blaugrau. Eine ganz schmale Mondsichel.
April.
William-Adolphe Bouguereau, Amor und Psyche. Motto: Ah, mein Eros wurde gekreuzigt! Amor und Psyche in Umarmung, wie bei Amors Himmelsfahrt. Amor ein nackter Jüngling, weiße Flügel aufgerichtet an den Schultern, ein schwarzer Schleier über seinem Geschlecht, umarmt er Psyche, ihr Unterleib verhüllt von hell-lilanem Rock, nur halb verhüllt der mons veneris. Ihr Oberleib nackt, aber sie bedeckt mit den Händen die Brüste. Sie schmiegt sich in Amors Arme und lehnt den Kopf an seine Schulter, schaut lächelnd selig verzückt mit geschlossenen Augen nach innen. Amors schwarzer Schleier umgibt ihren Leib wie eine Wolke, die sie gen Himmel trägt.
Mai.
Botticelli, Primavera. Motto: Der Frühling ist der Glaube Gottes. Im Gartenwald. Über allen fliegt der nackte kleine Amor mit Pfeil und Bogen. Im Zentrum die florentinische Muse im langen weißen Kleid, hauchfein, und roten Rock des Unterleibes. Neben ihr Flora im hauchfeinen weißen Gazekleidchen, mit Frühlingsblumen bestickt. Neben ihr wird eine Nymphe von Zephyr gehascht. Links von der florentinischen Muse die drei Charitinnen in durchsichtigen Seidenkleidern. Neben den drei reizenden Grazien ein antiker Jüngling, vielleicht Paris, das Schwert um die Hüfte gegürtet. Bäume und Wiesen voller Blüten. Das ist der Frühling des florentinischen Neoplatonismus, die Renaissance der Humanität.
Juni.
William-Adolphe Bouguereau, die Geburt der Venus. Du bist Aphrodite, und ich bin das Meer, das dich trägt. Eine Verschmelzung von Botticellis Venus und Raffaels Galathea. Hier verschleiert die Venus nicht mit ihren langen roten Locken die Brüste und die Scham. Der weiße perfekte Leib der Göttin ganz nackt, völlig unverhüllt. Das Schamdreieck ist das Zentrum des Bildes, die weißen Brüste sind klein, fest, wohlgeformt. Der Leib wohlgerundet, wohlgeformt. Das Antlitz friedlich, in sich gekehrt. Lange rotblonde Lockenflut den Rücken hinab, die Arme erhoben zu den Haaren. Mons veneris und Achseln unbehaart. Ihr Thron die schneeweiße Muschel.
Juli.
Herbert James, Magdalena in the cave. Motto: Der Erlöser liebte Maria Magdalena mehr als die andern Jünger und küsste sie oft auf den Mund. In einer südfranzösischen Grotte, zwischen provencalischen Felsenklippen liegt die heilige Maria Magdalena, Christi Hetäre, nackt ausgebreitet im rötlichen Licht. Ihr weißer Leib ist perfekt gebaut vom Schöpfer. Die lange hennarote Mähne flutet über die Felsenklippen. Die Arme hat sie über ihr Gesicht erhoben. Sie ist in hochzeitlicher Stimmung. Sie ist ganz Hingabe. Alles an ihr erwartet das Glück und die Lust der göttlichen Liebe. Ihre ganze Gestalt ist der unaussprechliche Seufzer: Komm schnell, Herr Jesus, komm jetzt!
August.
William-Adoplphe Bouguereau, das Meer. Motto: Die Ewigkeit ist ein Ozean der Liebe. Ein lichtes, blaugrünes Meer, hohe Wellen mit spritzender Gischt, vom Wind aufgewühlt. Am Strand sitzt eine nackte Frau, halb sitzend, halb liegend. Ihr weißer Leib ist perfekt gebaut. Sie winkelt die Beine an und stützt sich mit den Armen auf dem Strand ab. Ihr Hintern ist breit. Ihre Brüste fest, wohlgeformt. Ihre brünett-hennaroten Haare in wilden Locken. Ihr Mund scharlachrot geschminkt. Weiße Zähne. Der lichte Ozean der glückseligen Lust in Ewigkeit der verschmelzenden Liebe – in Person der perfekten Geliebten! Wahrlich einladende Ewigkeit! Die Geliebte ist Frau Liebe, willig zur ewigen Vereinigung!
September.
Lilith. Motto: Wilder, Eva, bekenne schweifender, deine Sehnsucht war die Schlange! Lilith steht in einem dunklen grünen Wald, vielleicht dem Urwald-Dschungel des Paradieses. Ihr nackter weißer Körper ist wohlgerundet, wohlgeformt. Ihre Brüste sind wundervoll. Sie neigt ihr Haupt, ihre lange rotblonde Lockenmähne fällt herab wie ein Wasserfall aus Feuer. Um ihr rechtes Bein, ihr Becken windet sich eine große dicke Schlange, die ihr Haupt auf Liliths rechte Schulter legt. Lilith hat die Augen geschlossen, ihr Mund lächelt selig. Ihr Antlitz ist voller Frieden und Freundlichkeit.
Oktober.
Edward Munch, Madonna. Motto: In deinem Haar liegt ein König gefangen. Der Oberkörper der Madonna ist nackt. Ihre Brüste sind schön. Den rechten Arm hebt Madonna über ihr Haupt. Ihr Kopf ist zurückgelehnt, die Augen geschlossen, ihr Antlitz ernst. Die Lippen fast streng. Die Augenhöhlen der Augen liegen in dunklen Schatten. Ihre langen schwarzen Haare fallen auf ihre Schultern, auf ihre Brust. Auf dem Haupt trägt sie entweder eine rote Kappe oder einen rosenroten Heiligenschein.
November.
Die Jungfrau von Guadelupe. Motto: Unser Herr ist Gott und Unsere Frau ist Göttin, Mechthild von Magdeburg. Am Allerseelentag im Mond November ist meine Muse geboren. Sie meint, die Große Frau der Apokalypse sei die Inkarnation der Göttin Sophia.
Dezember.
William-Adolphe Bougereau, die Jungfrau mit Engeln. In einem dunkelgrünen Wald sitzt die Madonna auf einer Bank. Ihr langes blaues Kleid fließend, nur der eine nackte Fuß zu sehen. Über dem Haupt ein weißer fließender Schleier. Das Antlitz Anmut, femininer Liebreiz. Sie träumt. Auf ihrem Schoß das nackte göttliche Kind schläft im Arm der Madonna. Drei weibliche Engel in langen weißen Kleidern und mit großen weißen Schwanenflügeln musizieren für Madonna und ihr Baby mit Violinen und Mandolinen. Motto: Meister Eckard: Gott will in dir geboren werden!


ILLY


Angebetete!
In meinen nächtlichen Studien stieß ich auf den Gottesnamen El, den die Israeliten von den Kanaanäern übernommen haben. El bedeutet vermutlich, der Starke, der Mächtige, und bezeichnet den väterlichen Schöpfergott. Nun behauptete ein Autor, der andere Gottesname Eloah müsste eigentlich mit Göttin übersetzt werden, denn wie El mit „God“ übersetzt wird, bedeute die Endung von Eloah eben „god-dess“. Allgemein wird gesagt, Eloah sei die Einzahl, Elohim aber der Plural. Elohim ist das Wort im Alten Testament, das allgemein mit Gott übersetzt wird. Elohim ist aber Plural und bedeutet: Gottheiten. Wenn allerdings in der Bibel Jahwe gemeint ist, spricht die Bibel: Elohim, Gottheiten, Du bist! Wenn allerdings Götter und Göttinnen der Heiden gemeint sind, spricht die Bibel: Elohim, ihr Götter und Göttinnen, ihr seid nichts! Die Kirchenväter sagten, der Plural des Gottesnamens Elohim bezeichne den Plural der drei göttlichen Personen in der Einen Gottheit. Moderne Theologen meinen eher, dass die Pluralform ein Plural Majestatis sei, in der Form, wie früher der Papst sprach: Wir definieren kraft Unserer apostolischen Vollmacht... Nun haben wir also: El, den Vater, den Schöpfer der Welt, und Eloah, die mütterliche Gottheit, und Elohim, Jahwe, Unsere Lieben Gottheiten! Jesus allerdings rief am Kreuz: Eli, Eli, lama asabthani! Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Der Name Eli bezeichnet auch einen Priester der Israeliten, der Name Eli bedeutet der Heraufsteigende oder der Erhabene. Genauer gesprochen aber, rief Jesus nicht: Eli, Eli! Jesus rief: Eloi, Eloi, lema sabachthani? Eloi heißt: Mein Gott! Nun wird aber von dem Namen El-Eloah-Elohim auch der arabische Gottesname Allah abgeleitet, was in der arabischen Sprache einfach „Gott“ heißt. Bevor die Araber den Glauben Mohammeds an den einen einzigen Gott Allah angenommen haben, haben sie auch eine Göttin namens Allath verehrt. Allath heißt „die Göttin“, wie Allah „der Gott“ heißt. Einige vergleichen Allath mit der Göttin Athene, die sowohl als Göttin des Krieges, als auch als Göttin der Weisheit gilt, und sagen, die Göttin Allath habe einen göttlichen Partner gehabt, der dem Gott Dionysos gleiche, dem Gott des Weines und des Wahnsinns. Das ist zwar eine etwas merkwürdige Paarung, denn kein Grieche könnte sich ein Götterpaar vorstellen, das aus Athene und Dionysos besteht. Aber der griechische Historiker Herodot nennt Allath auch Alilath. Alilath vergleicht er mit Urania. Urania ist die himmlische Aphrodite, die Göttin der puren, spirituellen Liebe und die Idee der Schönheit als das Höchste Gut des Platon. Nun sind wir also von El, von Gott dem Herrn, zu Alilath gekommen. A-lil-ath. Da ich in dem göttlichen Namen Alilath nun die Silbe “lil” finde, komme ich auf die drei Namen deiner Seele, meine Allergeliebteste! Nämlich Illy, Lilith und Lili erscheinen mir als drei Variationen der Silbe „lil“ oder „il“. In der französischen Sprache bezeichnet „il“ einfach das Er, während „elle“ das Sie bezeichnet. Der Mann also heißt Il, die Frau heißt Elle. Der Name Lilith wird nun von den Rabbinen übersetzt mit dem hebräischen Wort Laila, das heißt: Die Nacht. Das Wort Layla oder der Name Lili erinnern mich an das Sanskrit-Wort Lila. Was heißt Lila? Lila bezeichnet die Liebesvereinigung von Gott und Göttin, das heißt von Deva und Devi, die durch ihre erotische Liebesvereinigung die Welt erschaffen. Lila bedeutet: Das göttliche Liebesspiel, der göttliche schöpferische Liebesakt, die Vereinigung in der Gottheit. Der Gott und die Göttin heißen in Sanskrit: Deva und Devi. Der Mann und die Frau, also Adam und Eva, heißen in der hebräischen Sprache Isch (der Mann) und Ischah (die Frau). In der französischen Sprache heißen Mann und Frau: Il und Elle. Spielerisch komme ich zu dem Götterpaar El und Elle oder auch Il und Illi. Der sumerische Ursprung des Wortes Lilith besteht in dem Namen Lili, wobei die Göttin Lili eine Mutter- und Liebesgöttin ist, deren männlicher Partner Lil heißt. Das sumerische Götterpaar also heißt Lil und Lili, aus Lili wurde dann Lilith. So sehen wir die Eine Einzige Lebendige und Ewige Gottheit in ihren väterlichen Aspekten ausgedrückt als Deva, Allah, Lil, Il und letztlich El, dem Herrn. Die Eine Ewige und Lebendige Gottheit in ihrem mütterlichen Liebeswesen finden wir bezeichnet als Devi, Alilath, Lili, Elle und letztlich Eloah. Somit scheinen mir die drei Namen deiner Seele – Illy, Lili und Lilith – auf den hebräischen Gottesnamen ELOAH hinzuweisen. Von Eloah aber sage ich mit der Kleinen Heiligen von Lisieux: „Die Liebe Gottes ist zärtlicher als eine Mutter.“ Mit diesen Gedanken schlafe ich ein und bete Eloah an und lege mein Leben in die Hand Eloahs. Allergeliebteste Angebetete, verzeihe mir meinen Wahnsinn! Ich bin schlichtweg wahnsinnig geworden aus Liebe zu Dir!


EVI DANKT GOTT FÜR IHRE GABEN



Danke, Gott, dass ich als Mitschöpferin mit dem Schöpfer zwei Kindern das Leben schenken konnte

Danke, Gott, dass ich einem Sohn eine überdurchschnittliche geistige Intelligenz vermitteln konnte

Danke, Gott, dass ich einem Sohn das liebenswürdigste Sozialverhalten vermitteln konnte

Danke, Gott, für meine Innerlichkeit

Danke, Gott, dass ich nicht oberflächlich, sondern tiefsinnig bin

Danke, Gott, dass ich mystisch begnadet bin und den Bräutigam Christus im Innern meiner Seele in erotisch-mystischer Vereinigung mit meinem Seelen-Schatten schauen konnte

Danke, Gott, dass ich gut zuhören kann

Danke, Gott, dass ich geduldig bin

Danke, Gott, dass ich Mitgefühl mit leidenden Geschöpfen empfinden kann

Danke, Gott, dass ich sanftmütig und friedlich bin

Danke, Gott, dass ich seelisch und körperlich Zärtlichkeit schenken kann

Danke, Gott, dass ich erkennen kann, dass zwischen Platon und Fichte ein Unterschied ist

Danke, Gott, dass ich ein sensibles Gespür für meinen heiligen Engel habe

Danke, Gott, dass ich mich beschäftigen kann mit der spirituellen Dimension der Architektur

Danke, Gott, dass ich handwerklich geschickt bin

Danke, Gott, dass ich ein feines Gespür habe für die Seelen der Blumen, die Seelen der Tiere und überhaupt für die Seele der Natur

Danke, Gott, dass ich als eine Meisterin in der Kunst des Küssens unaussprechlich süße Geburtstagsküsschen geben kann...

Danke, Gott, dass ich ein Empfinden für die Schönheit der Natur habe

Danke, Gott, dass ich ein Empfinden für die Schönheit der Kunst habe, in der Malerei, in der Architektur, in der Musik, im Tanz und in der Poesie

Danke, Gott, dass ich schöne lebendige Frauen und Blumen mit Seele malen kann

Danke, Gott, dass ich den hohen geistigen Wert von Religion, Philosophie, Theosophie und Mystik schätzen kann

Danke, Gott, dass ich nicht stolz bin und dass ich meine eigenen Schwächen und Fehler kenne

Danke, Gott, dass ich ein feinfühliges Gewissen habe

Danke, Gott, dass ich ein Dichtergenie geistig befruchten kann in solch genialer Weise als inspirierende Muse, dass mein Nachruhm gesichert ist, zwar nicht in der breiten Masse des Volkes, aber gewiss im engeren Kreis der Gebildeten

Danke, Gott, dass ich ausgesprochen ansprechend Bauchtanz tanzen kann

Danke, Gott, dass ich mich schön zu kleiden weiß, besonders auch in Übereinstimmung mit den Stimmungen der Natur

Danke, Gott, dass ich mich wie ein Kunstwerk zu schmücken und zu schminken weiß

Danke, Gott, dass ich mit meinem gütigen und lieblichen Lächeln tiefbetrübte Seelen trösten kann

Danke, Gott, dass ich durch meine bloße Gegenwart einem gekreuzigten Herzen die Schmerzen lindern kann

Danke, Gott, dass ich liebevolle und heitere Tischgemeinschaft begründen kann

Danke, Gott, dass ich erfrischende und köstliche Salate machen kann

Danke, Gott, dass ich die Schokolade zu genießen weiß

Danke, Gott, dass ich den Tee mehr schätze als den Alkohol

Danke, Gott, dass ich glauben kann, dass Gott wahrhaftig existiert

Danke, Gott, dass ich mich freuen kann, dass es die Schöpfung gibt

Danke, Gott, dass du mich so wunderbar gemacht hast, so dass ich für einen mystisch begnadeten Menschen zum Spiegel der Göttlichen Schönheit geworden bin

Danke, Gott, für meinen wunderschönen Körper!

Danke, Gott, für meine gütige Seele!

Danke, Gott, für meinen wahrheitsliebenden Geist!

Jesus! Amen.