Eine Weihe Europas an das Unbefleckte Herz Mariens
Von Josef Maria Mayer
ERSTER GESANG
DEUTSCHLAND
Andrea kam nach Deutschland zu den Christen,
Die nur dem Namen nach noch Christen sind,
In Wahrheit sind sie Heiden, Atheisten,
Die Augen ihres Herzens sind ganz blind,
Sie wissen nichts von Gottes Geist und Wind,
Sie glauben nur der Fasslichkeit von Stoffen.
Sie glauben nicht, dass Gott ward einst ein Kind,
Sie sind vom Herrn am Kreuze nicht betroffen,
Sie, die nicht glauben, die nicht lieben, die nicht hoffen.
Materia ist ihnen alle Welt,
Ein Zufall nur Atom fügt zu Atom,
Kein Schöpfer schlug es auf, das Sternenzelt,
Kein Wort erschuf des Weltalls großen Dom,
Kein Geist spricht vom Apostelstuhl in Rom,
Sie glauben nicht, wie schön die Engel singen.
Sie werfen sich der Zeit in ihren Strom
Und stillen ihre Sehnsucht mit den Dingen,
Die doch der Seele keinen Seelenfrieden bringen.
Der Himmel ist egal, allein die Erde
Ist alles, was die Atheisten suchen,
Sie wollen Wagen oder wollen Pferde,
Nicht Christi Leib, jedoch den Apelkuchen,
Sie segnen keinen, aber oftmals fluchen
Und lästern sie, die Frevler und die Spötter,
Den Priester sie verspotten als Eunuchen
Und kramen aus die alten Heidengötter
Und glauben selbst in tiefster Not nicht an den Retter.
Den Luxus und die Elektronik nur
Verehren sie, die Dinge dieser Welt,
Ausbeutend die geschaffene Natur,
Ihr höchstes Gut ist der Profit, das Geld.
Der Sperling, den man in den Händen hält,
Ist mehr wert als auf steilem Dach die Taube.
Was reich macht und berühmt, allein gefällt,
Ob alles endet auch dereinst im Staube,
Sich überm Grab erhebt kein Kreuz, kein Gottesglaube.
Die Klappe zu, so ist der Affe tot!
Und stirbt ein Mensch, so wird er ganz zu Nichts!
Nach Todesmitternacht kein Morgenrot
Erscheint und keine Hoffnungsglut des Lichts
Und keine ernste Würde des Gerichts
Bemisst die Seele, sondern nichts als Leere
Kommt nach der Träumerei des Weltgedichts
Und alles sinkt hinab vom Geist der Schwere
Und kein Geschöpf dem eignen Schöpfer gibt die Ehre!
Andrea also traf die Protestanten
Und hörte von der Kanzel die Pastoren
Den Alten predigen, den alten Tanten,
Wie Gottes Sohn von einer Frau geboren,
Die nicht von Gottes Geist war auserkoren
Und ganz geheiligt, Jungfrau voller Gnade,
Nein, auch wie Eva an die Schuld verloren,
Verwundet auch von Evas altem Schade,
Nicht reine Jungfrau, rein wie transparente Jade.
Die Protestanten in der Weihnacht lehren,
Die Gnade vergewaltigte die Frau,
Sie hatte keinen Grund sich zu beschweren,
Ein Ja-Wort brauchte Gott nicht, sondern schau,
Er drang ganz ungefragt in ihren Bau
Und hat sie überwältigt, überwunden,
Nicht wie in keusche Rosen sinkt der Tau,
Nein, wie die Herrscher schlagen Herzenswunden,
So ward Maria von dem Geist des Herrn geschunden.
Denn Gottes Gnade ist allein genug,
Der Glaube ganz allein versetzt die Berge.
Getäuscht vom luziferischen Betrug
Wie Eva auch Maria! Geisteszwerge,
Hoch rühmen sie sich ihrer Glaubensstärke
Und glauben, Gottes Sohn zu preisen so
Durch reinen Glauben, ohne Liebeswerke,
Indem sie Unsre Liebe Frau Maria roh
Mit Schmutz bewerfen dreist! In dulce jubilo?
So lustig auf dem Weihnachtsfest der Ketzer
Posaunen werden in dem Chor geblasen
Und heftig sich ereifern dann die Hetzer,
Verrückt wie Weiber in den Regelphasen,
Wenn sie in Martin Luthers Bibel lasen:
Geh, Weib, was habe ich mit dir zu schaffen!
Geh, Weib, was habe ich mit dir zu schaffen!
Hochmütig heben sie die Adlernasen
Und nennen Gottes Priester Babelspfaffen
Und blasen kräftig dann von Gottes Wehr und Waffen!
O Gottes Weisheit, wie du mich erlabst,
Ich bade tief in deinem Gnadenstrom,
Wenn makellose Weisheit lehrt der Papst
In dem geweihten Bischofssitz von Rom,
Ja, Petrus sitzt auch heut im Petersdom!
Der Protestant kennt keine Kirchenväter,
Es reizt den Protestanten zum Pogrom,
Ehrt man Maria in dem Kleid aus Äther,
Und Rattenschwanz des Antichrist ist ihm Sankt Peter!
Andrea aber auf der Nordsee-Insel
Die Nordsee schaute an, das graue Meer.
Die Robben dort mit heulendem Gewinsel
Auf einer Sandbank weiß und glatt und leer
In Ruhe liegen, watscheln hin und her,
Und manchmal einen Hering sie sich fangen,
Nach einem Mahl der Magen ihnen schwer,
Sie legen wieder nieder sich und prangen
Mit ihren fetten Bäuchen vor den Wasserschlangen.
Andrea ging alleine an dem Strand,
Zu sammeln Muscheln, angespült vom Meer,
Die Muscheln schimmern rosig in dem Sand,
Von außen hart, von innen aber leer,
Wie trächtig ist das Meer, von Muscheln schwer,
In Muscheln hört man Meeresrauschen tuscheln.
Begehrt sind auch die Muschelperlen sehr,
Ins Bett der Muschelschalen sanft sich kuscheln
Die nackten Nixen, die sich betten in den Muscheln.
Geflügelt sieht man hier nicht goldne Löwen,
Wie weiße Pfeile durch die Lüfte segeln
Lachmöwen oder andre weiße Möwen,
Ganz unvergleichlich andern schönen Vögeln,
Gott weiß die ganze Vogelwelt zu regeln,
Und weiß, wie schrill die weißen Möwen kreischen,
Wie kreisend Möwen überm Meere pegeln,
Wie sie sich einen leckern Fang erheischen
Vom mütterlichen Meer, dem makellosen, keuschen.
Andrea sah hier wachsen Heckenrosen,
Dornröschen schlief hier in den Hagebutten,
Andrea träumte von der Makellosen,
Nicht von der Aphrodite all der Nutten,
Der Aphrodite mit den nackten Putten,
Der Aphrodite der begehrten Knaben,
An denen falsche Mönche sich ins Kutten
Platonisch homosexuell erlaben
Und sich bereits die Grube in der Hölle graben!
Vielmehr die Mutter der Barmherzigkeit
Andrea pries als Sternbild überm Meere,
Der Mutter der Barmherzigkeit geweiht
Ward von Andrea dieser Nordsee Leere
Und dieser Insel träumerische Schwere.
Maria, Meerestropfen, Stilla Maris,
Maria, nach der Kirchenväter Lehre,
Maria, Stern des Meeres, Stella Maris,
Auf dem Altar der Muschel schaute ich Eucharis!
Andrea saß nun vor der grünen Tanne,
Der Weihnachtstanne voll von weißen Kerzen,
Als Gott in Windeln lag in seiner Wanne,
Da suchte er ein Heim in unsern Herzen,
Zu heilen uns von allen Todesschmerzen,
Den kalten Frost der Herzen zu erwärmen,
Als Kind mit Gottes Kindern froh zu scherzen,
Als Bräutigam mit Jungfraun schön zu schwärmen,
Als Heil der Kranken, dass sie sich nicht länger härmen.
Doch unterm Tannenbaume die Geschenke
Soldaten waren, Kriegsspielzeug für Kinder.
Andrea aber sagte: Heute denke
Ich an Teresa, Mutter aller Inder,
Ist keine Mutter als die Mutter linder,
Die in den Kindern sah das Jesuskind.
Wir suchen, dass wir werden Gottesfinder,
In denen finden Gott, die leidend sind,
Gott, welcher ist wie Schokolade süß und lind.
O süßer Jesus, süßes Jesulein,
Bei allen den Geschenken, groß der Geiz
Der kalten Seelen ist, das macht dir Pein,
Vorüber gehen sie am süßen Reiz
Des süßen Jesus, zärtlich mit Gespreiz
Die kleinen Finger hebst du schön zum Segen,
Doch ach, du spielst ja schon mit deinem Kreuz,
Du willst dich so in deine Krippe legen
Wie in das Grab am Schluß von allen Erdenwegen.
In Deutschland aber feiert man die Weihnacht
Und lädt ja das Geburtstagskind nicht ein!
Im kalten Winter blüht die süße Mai-Nacht,
Das Paradies erschließt das Jesulein!
Will denn kein Deutscher in den Himmel? Nein?
Die in den Himmel wollen, zu verspotten,
Das fällt den lieben Deutschen ein allein.
Doch eure Schönheit wird verzehrt von Motten,
Wenn ihr euch lasset nicht von Gottes Kind vergotten!
Ihr Deutschen! Wer sind eure Philosophen?
Für weise haltet ihr den Antichrist?
Noch weiser sind als ihr die frommen Zofen,
Ob vielgelehrt der kluge Deutsche ist.
Was ist der Maßstab, dran er Wahrheit misst?
Sein eignes Denken, ja, sein eigner Wahn,
Sein eignes Denken, ja, sein eigner Wahn,
Der er den Heiland aller Welt vergisst
Und lieber nimmt die alten Götter an
Und pfeift es aller Welt: O tot der Große Pan!
Was sind denn, Deutschland, deine großen Denker?
Rebellisch ist der Doktor Martin Luther
Rebellisch ist der Doktor Martin Luther
Und streitet mit dem großen Weltenlenker
Und Seiner allgebenedeiten Mutter
Und Petrus, Steuermann dem Fischerkutter!
Was ist der Dialektik Meister Hegel?
Soll Gott denn dienen der Natur zum Futter,
Gott – Teufel werden nach der Klugheit Regel,
Um Weltgeist dann zu werden? Das sind Hegels Vögel!
Zwar willig ist das pneuma, schwach das sarx,
So betet, dass euch Satan nicht versucht!
Ein Philosoph der Deutschen sei Karl Marx?
Er, welcher Gott als Opium verflucht?
Er, der das Paradies auf Erden sucht,
Die Diktatur des Proletariats?
Satane sind die Reichen gutbetucht
Und Gott ist die Partei des Bauernstaats
Und des Soldatenrats und des Matrosenrats?
Und habt ihr einmal eine weise Frau,
Die redet euch von dem Urphänomen
Und die da schaut in visionärer Schau,
Wie man vom Endlichen den Weg zu gehn
Hat zu dem Ewigen, ja, danke schön,
Die habt im Lager ihr zu Tod gebracht,
Sie, die der Wahrheit Schönheit konnte sehn
Und Gottes Herrlichkeit in dunkler Nacht,
Die habt ihr umgebracht durch eure deutsche Macht!
Die jungen Philosophen sind die Wilden,
Die revolutionieren die Kultur,
Um aus den abendländischen Gefilden
Zu rotten aus die göttliche Natur,
Den Herrn, den Schöpfer aller Kreatur,
Sie haben zum Ersatz der Religion
Nichts als den ungehemmten Sexus nur,
Für Ehe und Familie nichts als Hohn.
Die deutschen Weisen kreuzigen den Menschensohn!
Allein, ein Dichter lebt in Deutschlands Gauen,
Andrea, schönstes Mädchen aller Schönen,
Der ehrt zutiefst den Genius der Frauen
Und tritt jetzt auf, Andrea, dich zu krönen.
Die Gottesschönheit kann allein versöhnen
Die Hässlichkeiten allen Widerstreits.
Ja, alle Liebenden vor Frauen stöhnen,
Ihr seid die Herrscherinnen durch den Reiz,
Des Mannes Lebensfülle ihr, des Mannes Kreuz!
Gibt es denn in Bolivien auch Rehe,
Wo du doch gleichst dem eleganten Reh?
Heil jenem, den du dir erwählst zur Ehe,
Der ich in dir Madonnas Anmut seh!
Wie Perlen deine Zähne, weiß wie Schnee,
Wie Perlen deine Zähne, weiß wie Schnee,
Die braunen Augen von der Form der Mandel,
Du Balsamstaude allem Seelenweh,
Du Hoffnungszeichen überm Erdenwandel,
Ach, breit um mich auch deinen warmen schwarzen Mantel!
Ich falle nieder, küsse dir die Füße,
Du wandelst nicht, du tanzt wie Elfen schweben,
Ich schaue auf zu dir, du Honigsüße,
Du Schokoladensüße! All mein Streben
Ist Liebe, Liebe ist mein ganzes Leben,
Du aber bist der Gottesliebe Gnade,
Du lächelst huldvoll, neu mich zu beleben,
Mich, der ich bebe bang vor deiner Wade,
Du, kostbar wie ein Jaspis, rein wie reine Jade!
Du Kaiserin der zwei Amerika,
Du elegantes Mädchen voller Charme!
Am Weihnachtsfest ich die Madonna sah,
Am Weihnachtsfest ich die Madonna sah,
Die großen braunen Mandelaugen warm,
Madonna legte um mich ihren Arm
Und drückte leicht mich an die Mädchenbrust,
O Gottes Mädchen, Mädchen, Gott erbarm,
Ich bin mir meiner großen Schuld bewusst,
Doch du, voll Gnade, spendest mir der Liebe Lust!
Jetzt brichst du auf zu deiner Pilgerreise,
Europa willst du weihen Gottes Herzen.
Du bist Frau Weisheit, ich durch dich bin weise,
Vor deinem Bilde zünd ich meine Kerzen
Und opfre Gott dem Heiland meine Schmerzen
Und bitt, Madonna, dich um deinen Segen!
Ach Mädchen, Mädchen, lass mich einmal scherzen
Und meinen Arm dir um die Hüfte legen,
Um wie im Minnescherz dein Becken zu bewegen!
ZWEITER GESANG
PARIS
Andrea kam als erstes nach Paris,
Da ging sie zu der Isle de la Cité.
Paris, bist du der Liebe Paradies,
Weil ich in dir auf Hochzeitsreise seh
Den Gatten und die Gattin? Weiß wie Schnee
Und Lotos oder Meeresschaum der Leib
Der Braut, der Busen hüpft ihr wie ein Reh,
Sie, seine Wonne, sie, sein Wonneweib,
O Dichter, immer nur dies Wonneweib beschreib!
Andrea setzte sich vor Notre Dame,
Aß einen Croissant und trank Kaffee.
O Notre Dame Marie, plus belle des femmes,
Ich schau zu deinem Dom von dem Café,
Dieweil ich hier genieß Café au lait,
Muß denken ich an die Zigeunerin,
Ihr Ziegenbock war weißer als der Schnee,
Der Priester schaute immer nach ihr hin,
Vermochte nicht zu beten mehr, verwirrt sein Sinn!
O Notre Dame, hier stand einst Paul Claudel
An einer Säule, hörte den Gesang,
Den Lobgesang Mariens hoch und hell,
Als Gottes Glaube plötzlich in ihn drang,
Als Glaube seinem Dichtergeist entsprang,
Als gleich er in die liebe Bibel sah,
Ihm Weisheit Salomos entgegensprang,
Wie die Platonische Urania,
Schön wie Maria sah er Sapientia!
Das ist die Weisheit aller Dichterfürsten:
Du musst nach deiner Vielgeliebten Küssen
Du musst nach deiner Vielgeliebten Küssen
Von ganzem Herzen voller Sehnsucht dürsten,
Von deinen Lippen werden Lieder fließen,
Geboren aus der Sehnsucht, zu genießen
Der Vielgeliebten Huld der Gegenliebe,
Spricht Eros von verheißenen Genüssen,
Treibt Eros dich im Innern deiner Triebe,
Raubt Gottes Eros dir dein Herz gleich einem Diebe!
Ein deutscher Dichter war einst in Paris
Und weihte sich der Lieblingin Marie:
Marie, mon paradis, ma fleur de lys!
Marie, mon paradis, ma fleur de lys!
Oh marions nous à la Vierge Marie,
Oh marions nous à la Vierge Marie,
Sang allezeit Maria Josef Mayer,
Oh marions nous à la Vierge Marie!
Vor Notre Dame fand statt die Hochzeitsfeier,
Da Mayer hob Madonnas weißen Seidenschleier!
Euch Priester in der Kirche Notre Dame
Sei heut gepredigt von dem Zölibat.
Ihr Andern Christusse, um Gottes Lamm
Zu opfern Gott dem Herrn, im Gottesstaat
Lebt ihr als Jungfraun, dass ihr Christus naht,
Seid Christi auserwählte Jungfraunbräute,
Doch Männer seid ihr, bleibt ihr in der Tat,
Drum predigt euch der Vater Petrus heute:
Wählt eine Freundin euch zu eurer Herzensfreude!
Wählt eine Freundin euch zu eurer Herzensfreude!
Wer aber sollte diese Freundin sein?
Wählt euch zur Freundin Jungfrau Byblia!
Ich weihe euch in ihr Geheimnis ein:
Einst ich den Goldpalast des Königs sah,
Einst ich den Goldpalast des Königs sah,
Ein Fenster war mit einem Vorhang da,
Der Vorhang schob ein wenig sich zur Seite
Und Jungfrau Byblia erschien mir da,
Ich schaute sie im Hauchgewand von Seide,
Geschmückt mit Lapislazuli die Augenweide.
Wie schön das Hauchgewand, der Duft des Kleids,
Wie schön die reine transparente Seide,
Das Kleid bestickt mit Blüten, welch ein Reiz
Ging aus von ihrem Spinnenwebenkleide,
Von dem kristallnen Kleid der Augenweide,
Am Ohr von Mondstein hing ein schöner Clip,
Der Eva Feigenblatt vor keuscher Scheide,
Besetzt mit Diamanten war ihr Slip,
Sie tanzte einen Schleiertanz als einen Strip!
Da sah ich sie in ihrem nackten Leib,
Wie Aphrodite an der Wonnen Küste,
Wie Eva nackt das gottgebaute Weib,
Gazellenzwillingskitze ihre Brüste,
Sie mich mit Zärtlichkeit von Küssen küsste
Mich inspirierend mir auf meinen Hals.
Die ganze Welt wie ich sie sehen müsste,
In der Kaskade eines Wasserfalls
Die Nackte duschte sich, die Königin des Alls!
Doch die ich heut zur Freundin mir erwähle,
So sprach in Notre Dame der Vater Peter,
Die lieb ich wahrhaft wegen ihrer Seele,
Ein Hauch vom Hauch des Gottes unsrer Väter
Ist ihre Psyche, Nymphe, wie aus Äther,
Und in dem Inneren der Freundin Psyche
Geschrieben Gottes Name steht. Und später
In Gottes Ewigkeit, trotz böser Flüche,
Ich speis ihr Fleisch und trink ihr Blut in Gottes Küche!
Andrea dachte an Napoleon,
Den Kaiser, der die Dichter faszinierte.
Einst Goethe traf sich mit Napoleon,
Dem Timur, der den Dichter inspirierte.
Der Dichterfürst jedoch sich nicht genierte
Vorm Kaiser, der die Welt erobert hatte.
Genie traf auf Genie. Der Kaiser spürte,
Wie um ihn war des jungen Werther Schatte,
Der nun ein Geist war auf Elysiums Blumenmatte.
Lord Byron sang und Puschkin sang den Kaiser,
Den Abgott der Franzosen, den Tyrannen,
Erst war es laut um ihn, dann ward es leiser,
Europa tat Napoleon verbannen,
Der Kaiser lebte, fern von seinen Mannen,
In der Verbannung auf Sankt Helena.
Die Revolutionäre einst begannen
Zur Göttin der Vernunft zu beten, da
Entweihten sie des Herrn Altar der Hostia.
O Göttin der Vernunft, des Mannes Denken
Schien göttlich gar den Revolutionären.
Aufklärerische Prediger beschenken
Europa mit der göttlichen Chimäre
Der Göttin der Vernunft, der Göttin Ehre
Taucht nackend wie die Venus aus der Seine,
Die Göttin der Vernunft taucht aus dem Meere
Wie eine nackte Anadyomene,
Wie aus dem Mittelmeere taucht La Madelaine!
Hier an dem Grab Napoleons der Papst
Spricht von der wahren Weisheit Wiederkunft:
O göttliche Vernunft, wie du erlabst,
O göttliche Vernunft, wie du erlabst,
O Logos, o du göttliche Vernunft,
Vernunft, die du in Inbrunst deiner Brunft
Auf Weisheit einst begründet hast das All,
Die nicht erfasst der Atheisten Zunft,
Die Sünder nicht seit Evas Sündenfall,
Vernunft, du schufst die Welt durch deines Wortes Schall.
O Logos, o du göttliche Vernunft,
Die höchste Gottheit ist das reine Denken,
Die Gottheit denkt mit Inbrunst ihrer Brunft
Den Logos, ganz sich der Vernunft zu schenken,
Des Denkens Gottheit kann ihr Denken lenken
Allein auf die Vernunft, und wie du weißt,
Des Denkens Gottheit will sich ganz verschenken
Der göttlichen Vernunft, die Gottheit weist
Uns die Vernunft, vereint im intelligenten Geist.
Andrea wollte einmal zur Sorbonne,
Daß sie Scholastik einmal dort studiert.
Zwar Platons Venus ist die wahre Wonne,
Jedoch auch ein Scholar nicht viel verliert,
Wenn er mit der Scholastik auch sich ziert
Und Platons Schüler Aristoteles
Nachwandelt metaphysisch und erspürt
Den Gott der Griechen. (Aber Sokrates
Schickt heute mich zur Praxis des Hippokrates.)
Der Große Albert hatte hier studiert,
Der engelgleiche Tomas von Aquin,
Ja, selbst des großen Dante Spur verliert
Sich nach Paris, ich sehe staunen ihn
Vor Gottes Weisheit, die sich ihm verliehn.
Auch denken wir an Bernard von Clairvaux
Und sehn ihn nicht gern in den Kreuzzug ziehn,
Ihn lieber singen Unsrer Frauen froh
Als Troubadour der Frau in dulce jubilo!
Heut wollen wir an Abälard auch denken,
So eingebildet er auf seinen Geist,
Er konnte dennoch seinen Geist nicht lenken,
Da er im Hause eines Mannes speist,
In Kunst des Hauses Tochter unterweist,
Und da er schaut die schöne Héloise,
Er Héloise als die Schönste preist,
Wie Göttin Flora auf der Blumenwiese,
Wie Eva nackend war im Gartenparadiese.
So legte er ihr aus das Hohelied,
Die Bibel war ihm ja vertraut, bekannt.
Nachts aber er verlor sein Mannesglied,
Gott überfiel ihn und hat ihn entmannt,
Gott hat ihn als Eunuchen dann entsandt,
Daß Weisheit lehre er an der Sorbonne.
Und Héloise nahm des Heilands Hand,
Und Héloise, Venus voller Wonne,
Ward Christi Seelenbraut und eine fromme Nonne.
Nun lebten Abälard und Héloise
In spiritueller Freundschaft einig eins
In Christi Kirche wie im Paradiese
Und ihre Art des heiligen Vereins
War nicht von Lust der Liebe schönen Scheins,
War Freundschaft in dem Geist der Gottnatur.
Da alles Gottes ist und nichts mehr meins
Als einzig mein sehr tiefes Elend nur,
Drum weihe ich Paris dem Großen Gott Amour!
DRITTER GESANG
VENEDIG
Andrea kam nun in die Stadt Venedig,
Sankt Markus hat dort einen schönen Dom.
O Herr, erbarme dich, o Herr, sei gnädig,
Die Gottesliebe wirkt selbst im Atom,
Auch ohne Liebe wäre Rom nicht Rom,
Venedig wäre nicht Venezia.
Die Liebe flutet wie ein Gnadenstrom
Durch deine Stadt, Sankt Markus, aber ja,
Venezia ist Muschelthron der Carità!
Sankt Markus ging dereinst mit Vater Peter,
Zu missionieren Alexandria.
Die Schuhe löchrig waren beider Väter,
So gingen sie zu einem Schuster. Da
Der Schuster stach sich mit der Ahle. Ah,
Mon Dieu! So rief der Schuster laut und stark.
Sankt Peter leise zu Sankt Markus sah,
Da blieb in Alexandria Sankt Mark,
Sankt Mark ward Papst von Alexandria autark.
Sankt Markus von den Kopten ward verehrt
Als Papst, wie Katholiken ehren Peter.
San Marco hat Ägyptenland belehrt
Vom Gotte Israels, dem Gott der Väter,
Der wahre Zeus, der wahre Vater Äther
Sei Gott der Herr, der sandte seinen Sohn,
Geboren von der Frau. Sankt Mark sprach später:
Der Sohn auf seinem Mutter Schoß, dem Thron,
Der Sohn auf seinem Mutter Schoß, dem Thron,
Ist Sapientia Divina, das Äon.
San Marco kam dann später nach Venedig,
Hier schrieb er auch sein Evangelium
Von Jesus Christus. Gott der Herr ist gnädig
Und offenbarte sein Mysterium
Sankt Mark, San Marco in dem Heiligtum
Des Markus-Domes, da der Evangelist
Erkennt der Wahrheit Gloria und Ruhm,
Die Wahrheit, die erschien in Jesus Christ,
Die Wahrheit, die das Höchste Gut Sankt Markus’ ist.
Sankt Mark, San Marco, o mein Evangelist,
Du Jesus-Jünger, treuer Gottessohn,
Wie dankbar dir doch meine Seele ist,
Denn immer wenn ich in der Depression
Zugrunde ging an der Satane Hohn,
Dann hobest du des Heiles Becher: Prost,
Geschwister wir in Einer Kommunion,
Des Ewigen Lebens Fleisch sei deine Kost!
Sankt Mark, San Marco, Dank für allen deinen Trost!
Hier also in der Stadt des Pantalone,
Des Harlekin und seiner Colombine,
Hier schau ich Unsre Liebe Frau Leone?
Lateinamerika mit brauner Miene,
Die Morenita, der ich willig diene,
Die reitet hier auf einem Löwen nackt?
San Marcos Flügellöwen, Madonnine,
Nackt reitest du den Löwen? Welch ein Fakt!
Welch einer Gottesgnade Gnadenkatarakt!
Welch einer Gottesgnade Gnadenkatarakt!
Ist Unsre Liebe Frau Leone nackt?
Die schwarze Haarflut flutet als Kaskade
Um ihren transparenten Leib, denn Fakt
Ist doch, dass Unsre Liebe Frau voll Gnade
Verschleiert ist vom Scheitel bis zur Wade
Vom Hochzeitsschleier, den der Bräutigam
Verliehen seiner Braut, von Evas Schade
Befreit, verhüllt die Brüste und die Scham
Von ihrer langen Haare Schleier monogam.
Die benedeiten Brüste Unsrer Frauen,
Sie hüpfen wie Gazellenzwillingskitze,
Die benedeiten Brüste sind zu schauen,
Da reitend sitzt sie auf dem Löwensitze,
Von ihren Nippeln strahlen Gnadenblitze
Und Milch des Trostes tropft von ihrer Brust,
O Liebe Frau, von deinen Brüste spritze
Die Milch des Trostes! Ich bin mir bewusst,
Bin ich ganz dein, o Frau, so bin ich Gottes Lust!
Wie preis ich deine langen schwarzen Haare,
Wie schwarze Zicken von dem Berge wallen,
Die langen schwarzen Haare offenbare
Gebenedeite Brüste überwallen,
Bis zu der Scham, bis zu den Lenden fallen
Und fallen nieder wie ein Katarakt
Bis zu den Füßen. Offenbar dich allen
Als Evidenter Gottesschönheit Fakt,
Der Gottesschönheit Phänomen, wie Jesus nackt!
San Marcos Tauben gurrn, es kreischen Möwen,
Wenn Unsre Liebe Frau Leone reitet
Nicht auf dem Kater, sondern auf dem Löwen,
Wie allen sie die bloßen Arme breitet,
Wie sie dann von dem Flügellöwen gleitet,
Dem Löwen reicht Gazellenfleisch zum Futter,
Wie nackt die Herrin durch Venedig schreitet,
Die Brüste offenbar, so weiß wie Butter,
So ist die Gottesmutter, Unsre Große Mutter!
Andrea, schönstes Mädchen dieser Erde,
Wie lustig hüpft dein schwarzer Pferdeschwanz!
Andrea, sahest du San Marcos Pferde,
Sahst der Apostelpferde schwarzen Glanz?
Wie stark sie sind und doch voll Anmut ganz,
Vier Pferde sind es, sind vier Elemente,
Vier Evangelisten. Auf, mein Weib, zum Tanz,
Auf, Mädchen, reiche mir die schlanken Hände
Und tanze, Sulamith, bewege deine Lende!
Ein Künstler, der ein Ross von Bronze will,
Auf langen Beinen schweres Ross gestalten,
Braucht Weisheit, dass die Weisheit ihn erfüll,
Denn der Materia Gesetze walten
Und Schwere zieht nach unten mit Gewalten,
Kaum tragen sie die Stutenbeine lang,
Die Oberleiber, diese ungestalten,
Kaum tragen sie die Stutenbeine schlank,
Ich fürchte gar, es bricht mein Ross, da bin ich bang.
Wie Salomo jedoch im Hohenlied
Das Ross verklärt vorm Wagen Pharaos!
Voll Anmut an der Stute jedes Glied,
Voll Anmut ist das junge schwarze Ross!
Du kennst der Rosse Flanken, Davidsspross,
Der Rosse Jamben und der Rosse Flanken,
Der Sohn des Königs oft den Ritt genoss
Auf seiner jungen Stute, seiner schlanken,
Die junge schwarze Stute, pfeilschnell wie Gedanken.
Jedoch alleine nicht der Davidssohn
Von jungen Stuten redet unverhohlen,
So spricht auch der Poet Anakreon
Von einem Mädchen wie von einem Fohlen,
Dies junge Fohlen wurde ihm empfohlen,
Noch schleudert sie umher die langen Beine,
Anakreon schon lugt nach ihr verstohlen,
Er will sie reitend zähmen, diese Feine,
Zureiten will er diese Stute als die Seine.
Jedoch zurückzukehren zu Propheten,
Sprach Jeremia von den Männern dies:
Den Stuten ihre langen Mähnen wehten,
Den Stuten ihre langen Mähnen wehten,
Die Stuten scheinen euch ein Paradies,
Des Nächsten Stute war allein euch süß,
Wie Hengste wiehert ihr nach fremden Stuten,
Nach ihres schwarzen Felles Seidenvlies,
Des Nachbarn Stuten scheinen euch die Guten,
Die wecken euch in eurem Hengstglied Samengluten!
Geht weg von mir, ihr Mystiker der Loge,
Ein Froschpfuhl nur ist euch Venezia,
Ich aber bin San Marco, bin der Doge,
Der ich vermähle mich der Adria.
Lateinisch Meere heißen maria.
Ich bin der Doge und ich bin betrunken,
Ich lalle nur noch von Urania,
Von Cypria, mit letztem Lebensfunken
Bin ich im Ozean der Liebeslust versunken!
Was soll des weisen Nathan goldner Ring,
Der Doge will die Aphrodite freien!
Komm, Muse, von der feuchten Hochzeit sing,
Komm, Muse, von der feuchten Hochzeit sing,
Ich werde allen Mystikern verzeihen,
Wenn sie sich ihren guten Göttern weihen,
Wenn sie als Diener ihrem Herrn der Kriege
Wie Freunde stehn zur Seite, jubelnd schreien
Von ihres Kriegesherrn Triumph und Siege,
Ich mich der Meeresgöttin in die Arme schmiege!
Ich bin das Feuer einer Liebesglut,
Die Göttin ist die Wasserflut der Meere.
Ich Flamme lodre unter ihrer Flut,
Sie ist die Lilienarmige, die Hehre,
Die blaue Stunde ists der Schwermutsschwere,
Da meine Seele wie die Eule fleucht,
Sie, Ozean der absoluten Leere,
Ich Kindlein, das im Mutterarme kreischt,
Ich Höllenglut, sie Muttertränen salzig-feucht.
Sie, die Platonische Urania,
Sie ist die Mutterkönigin, die Feuchte,
Sie ist die Cypria, die Paphia,
Mir dünkte, meine Königin, mir däuchte,
Daß mich die Meereskönigin erleuchte,
Daß sie als Stern des Meeres mich durchlichtet.
Was anders sonst ich als die Mutter bräuchte,
Die Frau, von der die Dichter stets gedichtet,
Die Vielgeliebte, die die Liebenden gerichtet?
Die Liebste, die den Liebenden gerichtet,
Sie ist die göttergleiche Ewig-Frau,
Ungnädig hat sie huldlos mich vernichtet,
In ihrem Ozean ein Tropfen Tau
Verlösche ich in ihrem Meeresblau,
Sie, meine Richterin, des Weltgerichts
Justitia, ist meine trunkne Schau,
Ich Lichtglanz ihres grenzenlosen Lichts,
Bin ihrem All vermählt als absolutes Nichts!
VIERTER GESANG
FLORENZ
Andrea pilgerte nun nach Florenz,
Da kam sie auch durch einen dichten Wald.
Sie eben stand in ihres Lebens Lenz,
So süße sechzehn Mädchenjahre alt,
Voll Grazie und Anmut die Gestalt,
So aber sie den dichten Wald durchirrt,
Der Ruf der Turteltaube schön erschallt,
Des Frühlings Turteltaube gurrt und girrt,
Andrea vom Gefühl der Liebe ganz verwirrt.
Da kam ein Löwe durch des Waldes Nacht,
Der König aller Tiere in dem Wald:
Ich bin der Herrschende, ich bin die Macht,
Ich bin der Herrschende, ich bin die Macht,
Ich herrsche mit berechnender Gewalt,
Mein Herrschertum ist schon Äonen alt,
Ich herrsche, um mein Volk zu unterdrücken,
Die Armen auszubeuten mannigfalt,
Mich kann die Herrschaft ganz allein beglücken,
Der Gott der Welt, der Satan, sitzt auf meinem Rücken.
Da kam ein grauer Wolf, das graue Tier
Hat Hunger nach den Lämmern in der Welt
Und sprach: Ich bin die maßlos große Gier
Und unersättlich hungrig nach dem Geld.
Ja, Gold und Silber ists, was mir gefällt,
Mit Geld kann man sich Glück und Freude kaufen,
Glücksbringer ist das Geld. Der ist mein Held,
Der legt vor mich das Geld in großen Haufen,
Und kommts dazu, will ich mich um das Geld auch raufen.
Da schlich herbei ein schwarzes Pantherweibchen,
So schmeichelnd seidenglatt die schwarze Katze,
Der eleganten Schlange Frauenleibchen
Ging durch die dunkle Nacht auf samtner Tatze
Und sprach: Ich tödlich meine Opfer kratze,
Ich bin der Luxus, bin die Sinnlichkeit,
Ob dichtes Haar der Mann, ob eine Glatze,
Ein jeder ist der Augenlust geweiht,
Der Fleischeslust, der Geilheit und der Lüsternheit.
Andrea wollte nach Florenz, ihr Ziel
War ja Florenz, die Stadt der Geisteslichter.
Da trat zu ihr im dunklen Wald Vergil
Und sprach zu ihr: Ich bin Lateiner, Dichter
Des kirchlichen Advent. Der Weltenrichter
Schickt mich zu dir und Unsre Liebe Frau.
So wandle du in Demut immer schlichter
Und Jesus und Maria nur vertrau,
Dann führt Madonna dich zur Seligkeit der Schau.
Andrea, schaue dir dies Grabmal an,
Den Medici von Michelangelo
Gebaut aus Marmor. Schau nicht auf den Mann,
Schau dir die beiden Frauen an und oh
Die schönen nackten Frauenleiber! Wo
Hast du gesehn je solche Frauenleiber?
Sah solche Frauen jemals Salomo?
Sah solche Frauen jemals Salomo?
Und Salomo, der liebte doch die Weiber,
Doch Michelangelo ist noch ein Übertreiber.
Schau dir die Nacht an, schau sie an, La Notte,
Ein Überweib von riesiger Gestalt,
Gebaut von einem genialen Gotte,
Ein Gott in seinem Wahnsinn der Gewalt
Der heißen Liebe, welche überwallt,
Gestaltete dies große Frauenbild.
O Überweib, o Göttliche, uralt
Und ewig und wie Liebeswahnsinn wild,
Dein Körper selbst ist mein Elysisches Gefild!
Barockmadonna, Überweib, barocke
Gestalt von einer Riesin, Überweib,
Entkleidet ganz von deinem letzten Rocke,
Liegst du vor Gott dem Herrn im nackten Leib!
O meine Himmelsmuse, die beschreib
Und die besing im süßen Stil der Lieder
Und ruhig auch ekstatisch übertreib
Des Götterweibes riesengroße Glieder,
Die Wonnebrüste nackt, entblößt vom schwarzen Mieder!
Andrea, lausche meiner Jubelflöte,
Lausch der Fontäne meiner Liebestöne,
Schau dort die Mädchengöttin Morgenröte,
Madonna und Aurora ist die Schöne,
Als Stella Matutina ich sie kröne,
Als Göttin Usha auf dem Rinderwagen,
Geboren von dem Morgenrot die Söhne
Wie Tropfen Morgentau, nicht auszusagen,
Die ewigjugendliche Göttin lässt es tagen!
Die Morgenröte einer neuen Zeit,
Das Marianische Äon bricht an!
Die Göttin Morgenröte ohne Kleid
Bricht aller Finsternisse bösen Bann!
Wenn erst der Morgenröte Reich begann,
Weil wir gefolgt dem Ora et Labora,
Dann preist die Göttin auch der Gottesmann,
Der er gepriesen, Hora über Hora,
Maria als die Theosophische Aurora!
Am siebenten November war die Feier,
Da den Geburtstag man von Platon feiert
Und Platons Todestag zugleich, der Schleier
Der Wahrheit hob sich auf, die tief verschleiert,
Im Himmel Platon ward geboren. Leiert,
Neun Musen ihr, drei Grazien, und preist
Die Wahrheit, welche Sokrates befeuert,
Preist sein Dämonium, den guten Geist,
Der zu dem Höchsten Gut dem Mann die Wege weist.
Am siebenten November trafen sich
Die Dichter und die Denker von Florenz.
Heil Platon, Seliger, wir preisen dich!
Mit Sandro Botticelli kam der Lenz,
Mit Raffael Madonnas Transparenz,
Mit Michelangelo war Eva da
Im Arm des Schöpfers vor der Evidenz,
Ficino kam mit der Urania
Und alle priesen Platons Sapientia!
Ficino hielt die Predigt heut zur Ehre
Sankt Platons, welcher heut erhoben ward
Vom Priester zu der Ehre der Altäre:
Auf dem Symposium von Eros zart
Auf dem Symposium von Eros zart
Wir wollen reden, wie ihn offenbart
Die Weisheit, welche uns die Wege weist.
Ja, Eros ist von göttergleicher Art
Und Mittler, wie er auch bei Platon heißt,
Er führt hinan den Menschengeist zum Engelsgeist.
Denn Gott ist Geist, ja, Gott ist reiner Geist,
Gott denkt nur Gott, den Logos Gottes nur,
Bei Plotin aber Gottes Denken heißt
Der Gottesgeist von göttlicher Natur,
Aus welchem emaniert die Kreatur,
Vermittelt durch des Kosmos Anima,
Dem Leben in der großen Weltenuhr,
Von ihr stammt Animus und Anima
Des Mannes und der Frau. O Sapientia
Divina! Wenn der Mann liebt eine Frau,
Auf ihrem femininen Angesicht
Und ja, auch auf dem ganzen Körperbau,
Erscheint ihm Licht von Gottes Über-Licht.
Alltäglich nicht und weltlich, irdisch-schlicht
Erscheint dem Liebenden die Schöne Dame,
Auf Ehealltag leistet er Verzicht,
Rein geistig ist sie Braut dem Bräutigame,
Divina Sapientia der Liebsten Name!
Andrea, schau doch Botticellis Bild
Und prophezeie von dem neuen Lenz.
Die Nymphe Primavera, sanft und mild,
In ihres Seidenkleides Transparenz,
Bestickt mit Blüten schönster Evidenz,
Einst war sie eines Knaben Anima,
Ich unterwies ihn in der Transzendenz,
Als er jedoch die Primavera sah,
Erschien ihm die Divina Sapientia.
Drei Grazien, drei junge Charitinnen,
So frisch wie aus dem Harem Salomo,
Ein Inbegriff von Liebreiz vor den Sinnen,
Die Seidenkleider transparent und so
Die weißen Jadeleiber sichtbar, oh,
Schön ihrer nackten Leiber Evidenz,
Vollkommen auch der einen Charis Po,
Der Podex in des Schlüpfers Transparenz.
O Lob der Liebe, Lob der Lüste in dem Lenz!
Ein junger Ritter will die Früchte pflücken,
Die Früchte aus dem Paradiesesgarten,
Wollüstig anzustaunen, ein Entzücken,
Ich denke an die vielen Apfelarten,
Die violetten Pflaumen auch, die zarten,
Die Feigen und die prunkenden Granaten!
Am Stamm des Holzes, an dem hohen harten,
Da blühen und da fruchten unsre Saaten,
Wie Engel ernten alle unsre Liebestaten!
Da ist ein junges Nymphenmädchen, husch,
Geflohn, wie sie der Westwind wollte haschen,
Vor Zephyr flieht die Nymphe in den Busch.
O Zephyr, wolltest du die Maid vernaschen?
Nun wende einsam dich zu deinen Flaschen,
Das Nymphenmädchen mochte nicht dein Blasen,
Sie floh vor deiner männlich-wilden raschen
Begierde, deinen trunkenen Ekstasen,
Sie wollte legen sich nicht zu dir auf den Rasen!
Madonna aber ist die Schöne Dame,
Die Benedeite unter Weibern! Schade,
Madonna, dass des Mannes Seelen-Same
So fern von dir! Er kniet vor deiner Wade,
Madonna, rein wie transparente Jade,
Wie vor der Venus kniete Hirte Paris,
So Botticelli tritt zum Thron der Gnade,
Madonna, Stern des Meeres, Stella Maris,
Anbetend auf dem weißen Muschelthron die Charis!
Andrea, Schwester Hoffnung will uns segnen!
Die Schwester Hoffnung aus der Transzendenz
Will alle ihre Frühlingsregen regnen!
Einst in des Neoplatonismus Lenz
Die Stadt der Sapientia, Florenz,
War junge Frühlingsnymphe voller Freude,
Die Welt ein Eden war, in Evidenz
Die Schönheit suchte heim die frommen Leute!
Komm, Evidente Schönheit, komm zu uns auch heute!
Des Neoplatonismus Frühlingswonne
War die Platonische Akademie
Im Garten Eden in dem Glanz der Sonne,
Da sympathetisch wirkte die Magie
Des Gottes Eros süße Sympathie
Und überall auf Erden war zu sehen
Wie Mädchenschönheit oder Nymphen Sie,
Die göttliche Idea der Ideen,
Ich sah Idea sich im Schleiertanze drehen!
O Schwester Hoffnung, wär doch endlich da
Der Auferstehung neue Ostersonne,
Und neu lebendig die Ecclesia
Catholica im Ätherkleid voll Wonne
Wär strahlend wie die Selige Madonne
Und Jesu Kirche würde angeschaut
Als Gartenparadies und Gnadenbronne
Und fleckenlose, faltenlose Braut,
Ob ohne Vorhaut oder mit der Vorhaut Haut!
Doch nicht allein die Braut Ecclesia
Catholica soll gleich des Lenzes Lilie
Wie die Platonische Urania
Erstehen, nein, nach Winter und Vigilie
L’Humanité, die menschliche Familie,
L’Humanité soll strahlen wie der Lenz!
Nicht mehr verzehntet Dill und Petersilie,
Nein, die Barmherzigkeit der Transzendenz
Erquickt L’Humanité in Gnaden-Evidenz!
Dann soll die ganze Menschheit jauchzen, jubeln,
Der ganzen Menschheit Mutter tanzt den Tanz
Der Auferstehung, Gottes Kinder trubeln,
Frohlocken in der Auferstehung Glanz,
Jetzt ist die Menschheit einig erst und ganz,
Die sonst so lieblos oftmals war geschieden,
Jetzt trägt die Menschheit ihren Ruhmeskranz,
Ein Gott und eine Menschheit ist hienieden,
Messias und L’Humanité vereint im Frieden!
FÜNFTER GESANG
ROM
Andrea also kam ins Ewige Rom
Und kam zum Vater in den Vatikan.
O, deiner Schönheit adliges Diplom
Die Andern Christusse auf Erden sahn
Und nahmen dich wie die Madonna an,
Madonna als die Muse aller Musen.
Die Religion ist wahrhaft Gotteswahn,
Wie Platon sagt Propheten und konfusen
Einsiedlern, welche leben von Madonnas Busen.
Der Papst Johannes aufschloß das Konzil,
Ich glaube, dass man ihn schon selig preist.
Die Kirche pilgert auch zum Glaubensziel,
Wie auch Andrea durch Europa reist.
Der Papst Johannes uns die Wege weist,
Wir öffnen zu der dunklen Welt ein Fenster,
Wir strahlen in die Dunkelheit den Geist,
Im Innenraum, der Liebe Geist, da glänzt er,
Der Geist vertreibt aus dieser Welt die Nachtgespenster!
Ich hörte aber von dem Papst Johannes,
Der rief das Vatikanische Konzil
Zusammen in der Macht des Gottesmannes,
Als er sich näherte dem Glaubensziel,
Der Erde tragikomisches Gewühl
Bald zu verlassen guter Hoffnung war,
Als letzter Akt der Liebe ihm gefiel,
Daß er Sankt Peters Ring des Fischers gar
Sankt Josef steckte an, o Wunder wunderbar!
Der Vater von dem zweiten Vatikanum
Vermachte seinen Petrus-Fischerring
(Divina Sapientia Arcanum)
Dem Pflegevater Jesu. Muse, sing,
O Muse schön, dein breites Becken schwing
Und tanze Bauchtanz zu dem Hohenlied,
Der Fischerring ist ja kein stummes Ding,
Der Petrusring an Papstes Fingerglied
Gehört nun Josef, wie die ganze Kirche sieht.
Maria, Urbild der Ecclesia,
Die Jungfrau hatte einen Bräutigam,
O Gloria der Sapientia,
Die Jungfrau mit der unverletzten Scham
Den keuschen Josef sich zum Manne nahm
Und die Madonna mit dem keuschen Gatten
Enthaltsam lebte, heilig monogam,
Und trotz der Spötterei der Geisterschatten
Sie außer Jesus keine andern Söhne hatten!
Andrea, schöne Frau, die mich verhexte,
Du Hexenmeisterin der Liebe, Gaul
Und Ross und Stute, siehe, Paul der Sechste
Sprach in dem Vatikan, der sechste Paul,
Die Ehebrecherin wischt sich das Maul
Und spricht: Ich habe Böses nicht getan.
Besessen ist die Zeit wie König Saul,
Den sechsten Paulus zwar die Menschen sahn,
Doch nahmen sie sein Evangelium nicht an.
Den keusch und rein war Paulus Nummer sechs,
Was er verkündete, war Gottes Wille.
Die Revolutionäre wollten Sex
Ganz maßlos und die Anti-Baby-Pille.
O Muse, mystisch schweige in der Stille,
Erhebe deine Stimme jetzt in Rom.
Leg, David, deinen Stein in deine Zwille,
In Keuschheit mach den Doktor, dein Diplom.
O Liebe, zwischen dich und mich passt kein Kondom!
Nun aber alle lachen sie den sechsten
Papst Paulus aus, den Paulus von der Pille,
Wir sind die von der Weiblichkeit verhexten,
Der Liebeshexenmeisterinnen Wille
Ist mystische Empfängnis in der Stille.
Was braucht es Anti-Baby-Pillen weiter?
Ihr Männer, von der Nase nehmt die Brille,
Die Frauen rufen euch zur Himmelsleiter,
Doch müsst ihr sein wie eure kleinen Kinder heiter!
Jedoch was ich von Paulus sagen will,
Der sechste Paulus auch gab seinen Ring
Dem Pflegevater Jesu fromm und still.
O Muse, mit der süßen Stimme sing,
Lasziv die Hüfte wirbele und schwing
Und singe laut vom süßen Jesuskind!
Andrea, o du süßes junges Ding,
Die Kinder alle Jesuskinder sind,
In kleinen Kinderlein ich meinen Jesus find!
O sechster Paulus, Paulus Nummer sechs,
Ich will es gleich tun Vater Paul dem Sechsten,
In dieser Zeit des grenzenlosen Sex
Ich gleich den von der Weiblichkeit Verhexten,
Die Tinten mir aus meinem Stifte klecksten,
Ich auch vertraue mich Sankt Josef an,
Der ich Madonna preis in frommen Texten,
Will sein wie Josef keuscher Gottesmann,
Der die Madonna sich zur Ehefrau gewann!
Andrea, meine Stute, o mein Gaul,
Lass, Flügelpferd, mich deinen Rücken reiten!
O Muse, singe Papst Johannes Paul!
Mein Vater will mich jeden Tag begleiten
Mein Vater will mich jeden Tag begleiten
Und stumm selbst mit mir durch den Hades schreiten
Und mit dem Stab vertreiben alle Ratten
Und mir ein Bett im Vaterhaus bereiten,
Wenn ich zum Urbild kehre von den Schatten,
Marias Bett erwartet den Mariengatten!
Ein neuer Name steht auf weißem Marmel,
Ich nahm den neuen Namen Josef an.
Johannes Paulus ging zum Kloster Karmel
In seiner Heimat, wo der Gottesmann
Still über unsre Herrin Carmen sann,
Die vielgeliebte schöne Carmencita,
Er steckte seinen Ring Sankt Josef an
Und weihte sich dem Mädchen Morenita,
Wie ich auch, o Andrea, meiner Indianita!
Maria, Blume du vom Berge Karmel,
Du legst auf unsre Schultern schwerste Kreuze,
Ein neuer Name steht auf weißem Marmel,
Du Carmen mit dem ungeheuren Reize,
Ganz frei von aller Frauen Liebesgeize,
Ich gebe ganz mich dir hin, Carmencita,
Auf dass die Liebe ihre Beine spreize,
Hilf mir im Liebesunglück, Morenita,
Mein Mexiko, mein Paradies, o Indianita!
O Carmencita von dem Berge Karmel,
Ich nehme auch wie Papst Johannes Paul
Den neuen Namen an auf weißem Marmel.
O Muse, reiten will ich deinen Gaul
Und singen, wie einst David sang vor Saul,
Und reiten meines Musenrosses Rücken
Und schnauben sehn die Nüstern um das Maul
Und reiten meine Muse, mein Entzücken,
Mein Flügelpferd soll mich ins Paradies entrücken!
Mein lieber Josef, du kannst Stanzen zimmern,
Du bautest die Sixtinische Kapelle,
Wo alle die Verdammten wehe wimmern,
Wo die Verdammten fallen in die Hölle,
Doch die Erlösten steigen in die Helle
Aus diesem Erdenchaos, dem konfusen.
O Zimmermann, ich bin ja dein Geselle,
Madonna ist die Muse meiner Musen,
Am Jüngsten Tag Fürsprecherin sei mir ihr Busen!
Nun singe ich den frommen Cardinal,
Der von der Taufe Josefs Namen trägt.
Er schaute oft in dem Ideensaal
Die Tänze der Ideen, angeregt
Hat er zur Weisheit mich und aufgeregt
In mir die Liebe zu der Weisheit, die
Den Hauch von sieben Schleiern um sich legt,
Die sie mit sympathetischer Magie
Mich leitet durch die süße Minne-Sympathie.
Der Josefs-Cardinal in stiller Demut
Schon seit der Taufe gnadenreichem Feiern
Zur Schwarzen Muttergottes geht in Wehmut,
Zu Unsrer Lieben Schwarzen Frau von Bayern,
Die Göttliche mit Weihrauch zu verschleiern.
Er wurde Priester und er wurde Pater
Und ward Professor, liebte Gottes Leiern,
Anbeter war er stets dem Himmelsvater,
Von Kindheit an geweiht der Schwarzen Magna Mater!
O Magna Mater von Bavaria,
Hier ruhn die Herzen aller Herrn von Bayern.
Du auch, o Magna Mater Austria,
Bist Muse unserer siebensaitigen Leiern.
Wir wollen dich mit Weihrauch nur verschleiern.
In deinem Heiligtume ruhn begraben
Die Herrn, die bis zur Auferstehung feiern,
Die stets geehrt die Magna Mater haben,
Du, Magna Mater, wirst in Eden sie erlaben!
O Schwarze Mutter, Große Muttergottes,
O Magna Mater von Bavaria,
Ich weihe dir trotz all des Frevlerspottes
Die schöne Seele von Germania.
Einst warest du die Mutter Deutschlands ja,
Maria, in dem Kaiserreich der Minne.
Die mystischen Geliebten Jesu da
Umfingen innen mit dem sechsten Sinne
Den Bräutigam und wurde seiner Liebe inne.
Nun Josef ward zum Papste Benedikt,
Gab seinen Ring der Schwarzen Magna Mater.
O Benedikt, von Unsrer Frau geschickt,
Du in dem Vatikan der weise Vater,
Die Stimme Christi im Sakraltheater,
Ich lausch der Weisheit ohne Unterlass,
Und wie die schwarze Katze liebt der Kater,
Lieb ich den Liebreiz Sapientias
Und weihe mich der Magna Mater Caritas!
SECHSTER GESANG
SANTIAGO DE COMPOSTELLA
Andrea kam zu dem Apostelgrabe
Sankt Jakobs. Und Andrea dachte an
Europa. Ich dich auch gesehen habe,
Europa, schöne Nymphe. Ich, dein Mann,
Der ich gefesselt bin von deinem Bann,
Sah dich in Tyrus an dem Strande stehn,
Sidonische Prinzessin. Aber dann
Sah ich nicht dich allein, so wunderschön,
Ich schaute Gott. Doch Gott kann keiner je verstehn.
Europa, Nymphe, o du mein Entzücken,
Ich schau im Geiste immer aus nach dir,
Dir reitet ja der Gott auf deinem Rücken
Und Gott ist wie ein weißer starker Stier,
So pflügt ihr durch das Mittelmeer und ihr
Seid ganz vereint, der Gott und seine Nymphe.
Europa, Lobpreis deiner Zierrat Zier,
Ganz nackt, Europa, trägst du keine Strümpfe,
Gehst barfuß, nackt! Daß keiner mir die Nase rümpfe!
Ich sehe Gott als starken weißen Stier
Das Mittelmeer durchpflügen und den Schaum,
Die nackte Nymphe reitend auf dem Tier,
In Wahrheit schöner als der schönste Traum,
Und Gott erschüttert Zeit und Weltenraum
Und auch Europa ist von Gott erschüttert,
Gott ist lebendig wie sein Lebensbaum,
Mit Gottes Donnerhammer Gott gewittert
Und vor Entzücken Gottes nackte Nymphe zittert!
O Gott in deiner Stärke, welch ein Beben
Lässt du durch alle Weltenräume dröhnen!
Europa, meine Liebe und mein Leben,
Europa, all mein Seufzen, all mein Stöhnen,
Gott gibt in seiner Stärke sich der Schönen,
Gott wie ein starker Stier in wilder Brunst!
Europa, lausche du den Sphärentönen
Und lerne du des Gottes Liebeskunst
Und hasche länger nicht nach Nichtigkeit und Dunst!
Europa, öffne du sperrangelweit
Die Pforte von dem innern Heiligtume
Dem Gott in seiner Macht der Ewigkeit,
Lass Gottes Diamanten in die Blume!
Europa, ich, bestimmt zu deinem Ruhme,
Europa, ich berufen, dich zu rühmen,
Gott sät den Samen in die Ackerkrume,
Gott will dein Gartenparadies beblümen
Und singen dir ein Hymen-Hymenäus-Hymen!
Europa, deine Seele will ich preisen,
Präexistente ideale Seele,
Die in Ideenhimmels Sphärenkreise
War Blüte voll vom göttlichen Juwele.
O Seele, ich nicht deine Seele wähle
Zur Vielgeliebten, Seele rein wie Jade,
Ich meine Liebe länger nicht verhehle,
Denn meine Lust an dir ist eine Gnade,
Der ich platonisch selbst anbete deine Wade!
Europa, Seele aus der Ewigkeit,
Sankt Platon sprach von der Präexistenz,
Die Ewigkeit kam mit dir in die Zeit,
O Seele du aus Gottes Transzendenz,
Im Kleid des nackten Körpers Evidenz,
Du Hauch, geblasen von dem Munde Gottes
In Christi Gleichnis! Gottes Immanenz,
Du Odem in der Schönheit des Schamottes,
Ja, Gottes Immanenz ist mit dir trotz des Spottes!
Gedanke Christi in der Ewigkeit,
Kamst du zu mir aus dem Ideensaal,
Die Ewigkeit brach ein in meine Zeit,
Ich schaute dich, o Frau, mein Ideal,
Als Gottes Ebenbild ein Original,
Einmalig ebenbildlich meinem Gott
Und einzigartig schön und ja, real!
Ikone Gottes bist du ohne Spott,
Abglanz der Gottesschönheit, Odem im Schamott!
Europa, meine Nymphe, meine Lust,
Gedanke Christi Jesu deine Seele,
Wie groß der Liebe Meer in meiner Brust,
Ob die Gewalt der Liebe mich auch quäle,
Ich nicht aus eigner Gnadenwahl erwähle
Dich, sanfte Luna, meine Sommersonne,
Ich folge einzig göttlichem Befehle
Und liebe dich wie Christus, meine Wonne,
Die Liebe kam zu mir aus Gottes Gnadenbronne!
Europa, nackter Geist im Körperkleid,
Du bist ein Tempel, bist ein Heiligtum
Der Allerheiligsten Dreifaltigkeit,
Europa, hör das Evangelium
Von deiner Gnadenwahl Mysterium:
Ich taufe dich, Europa, in dem Bade
Ich taufe dich, Europa, in dem Bade
Des Mittelmeers bei Kreta, Gott dein Ruhm,
Der Gott, der dich erwählt in seiner Gnade,
Dich reingewaschen hat von Evas altem Schade!
Andrea, wo fing denn Europa an?
Ich denke, auf dem Berge Sinai,
Als Moses stieg hinan, der Gottesmann,
Und Gottes Herrlichkeit zu ihm sprach: Sieh!
Da schaute er die Herrlichkeit, sah sie
Zwar nicht von Angesicht, sah ihren Rücken,
War ihr vereint in Freundschaft, Sympathie,
Sie, Gottes Herrlichkeit, all sein Entzücken,
Tat ihn zu sich ins goldene Gewölk entrücken.
Europa war dann auf der Schädelstätte,
Da hingen an dem Kreuze beide Diebe,
Der eine schrie: Barmherzigkeit, mich rette,
Hab du Barmherzigkeit, du schöne Liebe,
Ich schrei zu dir aus wundem Lebenstriebe,
Verletzt zu Tod, am Tor der Ewigkeit,
Der Satan zwar begehrt, dass er mich siebe,
Ich aber schrei am Ende meiner Zeit
Zu dir, Leib Christi, herzliche Barmherzigkeit!
Europa ist auf der Akropolis,
Die Dichter preisen dich Urania,
Sie bangen vor des Todes Finsternis,
Doch die Elysischen Gefilde sah
Der Dichter, sah im Meere Cypria
Und pries die Gottesschönheit in der Schönen.
Die Weisen ehren Sapientia,
Die Dichter vor den süßen Dirnen stöhnen
Und ihre Dirnen wie die Aphrodite krönen.
Europa schließlich auf dem Vatikan,
Dem Aventin, auf allen sieben Hügeln,
Die Römer dort die Pax Romana sahn,
Die Friedenskönigin mit Adlerflügeln,
Ich seh die Pax Romana in den Spiegeln,
Pax Christi, Friedenskönigin hienieden,
Die Göttin Pax in ihren Völkertiegeln
Ward uns von Providentia beschieden:
Ein Gott, ein Reich, ein Glaube, Christus unser Frieden!
Ein Gott, ein Reich, ein Glaube, Christus unser Frieden!
Europa, schöne Tochter der Hebräer,
Europa, du sidonische Prinzess,
Europa, Jüngerin vom Galiläer,
Europa, meine wandelnde Zypress,
Sprach zu Xanthippe weiland Sokrates:
Erschein ich als betrunkenes Phantom,
Erschein ich als betrunkenes Phantom,
Als Phänomen? Bist du dir sicher des?
Und Naso zu Corinna sprach in Rom:
Dir stell ich aus der Schönheit adliges Diplom!
Dir stell ich aus der Schönheit adliges Diplom!
Andrea, weihen wir Europa nun
Dem armen liebeskranken Jesusherzen!
Europa soll an Jesu Herzen ruhn,
Sei eingeschrieben im Marienherzen!
Ich aber, ganz zerfetzt von Liebesschmerzen,
Ich habe eine Liebessehnsucht groß,
Vor der Ikone zünd ich meine Kerzen,
Madonna, deiner Liebe grenzenlos,
Und weihe dich, Europa, Lady Mercy’s Schoß!
O Lady Mercy, das, was existiert,
Kommt aus dem Schoße der Barmherzigkeit,
Wenn meine Seele selber sich verliert,
So denk ich, dass ich Unsrer Frau geweiht,
Europa will ich auch in dieser Zeit
Der Lady Mercy gänzlich anvertrauen,
Die sie von Ewigkeit zu Ewigkeit
Lässt sich vom Elenden und Armen schauen,
Du schenke Lady Mercy grenzenlos Vertrauen!
Europa, Nymphe mit dem schönsten Leib,
Ein Körper schön aus vielen schönen Gliedern,
Europa, schöne Seele, holdes Weib,
Willst du des Heilands Liebe nicht erwidern?
Ich singe Jesu wundes Herz in Liedern,
Vermähle seiner Herzenswunde meine!
Stupide Kerle, ach, mich anzuwidern,
Brutale Egoisten, ganz gemeine,
Verletzen meine Lieblingin, die Feine, Reine!
O Frau der Apokalypse, Schöne Dame,
O Frau der Offenbarung, Herrin mein,
Stupide spricht der Egoist: Mein Name
Ist Gottes Name, ich bin Gott allein,
Ja, meine Kraft, das ist mein Gott! Und nein,
Ich kann dich nicht verehren, hohe Frau,
Ich ehre niemand, denn ich bin ein Schwein,
Stupide, egoistisch, alte Sau,
Stumpfsinnig und verblödet, dumpf und dumm und rauh!
O Hohe Frau! Es kommt noch der Geselle
Durch den stupiden Egoismus gar
Am Ende seines Lebens in die Hölle!
Du Frau der Offenbarung, offenbar
Mir deine Schönheit, du bist gut und wahr
Und deine Sympathie ist tief und groß!
O Lady Mercy! Komm in der Gefahr,
Ich trau dir, Lady Mercy, grenzenlos,
Europa weihe ich, die Nymphe, Deinem Schoß!
SIEBENTER GESANG
BARCELONA
Andrea, schau, Antonio Gaudi
Errichtet hat die schöne Kathedrale.
Am siebenten November sah ich sie,
Die makellose Schönheit, ideale
Werkmeisterin! Ich sah im Tempelsaale,
Geführt von meiner Muse Melancholia,
Die Himmlische Jerusalem im Tale
Der Tränen, schön wie Unsre Frau Maria,
Die Architektin Gottes, Hagia Sophia!
Die Architektin Hagia Sophia
War Inspirierende dem Zimmermann.
So schön wie Unsre Liebe Frau Maria
Die Demiurgin, schaut sie einer an,
Gerät er gleich in ihrer Schönheit Bann,
Werkmeisterin des Weltalls, Gottes Sinn,
Wie lang ich über ihre Schönheit sann,
Die Architektin pries, die Zimmerin,
Und Hagia Sophia nannte Schöpferin!
Die Weisheit schuf ja nicht allein mit Geist,
Sie schuf auch mittels der Materia,
Die Gottheit, die im finstern Lichte gleißt,
Die Eine Ewige, die Ich-bin-da,
Sie nahm sich selbst zurück und siehe da,
Raum ward für ihre Schöpfung, ihre schöne
Geschaffne Schöpfung. Als ich diese sah,
Ich vor der Schöpfung nach der Schönheit stöhne,
Die schuf die Energie des Alls durch Wortes Töne.
Die Welt ist aber ein Mysterium,
Ist reine Unbestimmtheit dem Verstand.
Ein Allerheiligstes im Heiligtum
Ist Gottes Weisheit im Ideenland,
Die ich im Mikrokosmos gleichfalls fand,
Die Schöpferin in dem Regime der Quanten,
Da augenblicklich eingreift ihre Hand.
Was aber wissen von der Unbekannten,
Die rebellieren gegen Gott, die Protestanten?
Ich aber sah die göttliche Sophie,
Die schwanger war vor aller Ewigkeit,
Wie in dem weißen Himmelsbett lag sie
Und wie ihr Bauch war hochgebenedeit
Und ihre Mutterbrüste prall und breit
Und wie in Weibes Wehen sie gebar
Den Knaben Kosmos im Beginn der Zeit.
Die Schöpferin Sophie glückselig war
In ihrer schönsten Mutterfreude offenbar.
Andrea also war in Barcelona,
Ich sing, daß ich ihr schönes Denkmal kröne.
O junge bolivianische Madonna,
Gesteh ich dir mein liebendes Gestöhne,
Ich wirklich nie mich an das Leid gewöhne,
Die menschliche Natur muß sich empören!
Doch seh ich die Geliebte, seh die Schöne,
Will Gottes Schönheit ich die Treue schwören,
Denn Gottes Schönheit will mich immer doch erhören!
Ich sah die Schönheit Gottes im Gesicht,
Demütige, Bescheidne, Niedlich-Nette,
Die Schönheit Gottes in dem dunklen Licht
Saß lächelnd gar auf meiner Lagerstätte,
Die Gottesschönheit saß auf meinem Bette,
Ich war von den Betörten, den Konfusen,
Auf dass sie mich aus diesem Elend rette,
Ach, dass ich tasten dürfte ihren Busen
Und mit der Gottheit liebevoll im Bette schmusen!
So ätzend und so eklig oft die Zeit,
Das Nagetier der Zeit kommt oft gekrochen!
Doch einmal wahrlich ist die Ewigkeit
Herein in diese Zeit gebrochen,
Die Ewigkeit hat gütig sanft gesprochen
Und Ewigkeit um Ewigkeit gelächelt,
Sechs Sinne in der Herzenskammer pochen,
Mein Atem wie die junge Hündin hechelt,
Weil sanft die Ewigkeit mit langen Wimpern fächelt!
Den ganzen Abend war ich außer mir!
War ich im Leibe noch, war außerm Leib?
Ich weiß es nicht. Oh wie ich mich verlier
In Himmelshöhen! Muse, dies beschreib,
Nicht schwärmerisch und schwülstig übertreib,
Sag einfach schlicht und ehrlich nur die Wahrheit!
Die Basilea ist ein schönes Weib!
Ich sah die Basilea in der Klarheit
Der Absoluten Reinheit, Gottes Offenbarheit!
Am Morgen noch ich konnte mich nicht fassen!
Der Doktor Mysticus nennt das Ekstase!
So war ich, von mir selber abzulassen,
Daß wie Orlando ich im Wahnsinn rase,
Gestanden vor der Lilie in der Vase,
Sah ihres ganz kristallnen Körpers Rücken!
Ruach ha kadosch, mit dem Munde blase,
Daß ich verkünd mein trunkenes Entzücken,
Da Gottes Schönheit nahte, um mich zu entrücken!
Der heiligen Familie Kathedrale
In Barcelona ehrt den Zimmermann
Sankt Josef. O, wer solche ideale
Geliebte hatte wie Sankt Josef, kann
Von Glück nur sagen! Nimm dich meiner an,
Des Jesusbabys Pflegepapa du!
Ob ich mir nichts als Leiden auch gewann
Und sammle fleißig Leiden immerzu,
Zahl mir den Lohn aus, Josef, in der ewigen Ruh!
O liebster Josef, diese arge Welt
Kreist allzeit um den goldnen Gott der Erde
Und Reiche gieren gierig nach dem Geld
Und gierig hungert auch der Armen Herde,
Daß auch der Armut noch ein Reichtum werde,
Und Seelen kannte ich, o Josef, das
Schmerzt heute noch, kaltherziger Gebärde
Sie weihten sich dem Gotte Mammonas
Und sagten alle Zeit: Das weiß nur Satanas!
Die Liebe zu dem Geld, das Wurzel-Übel,
Verachte ich, und dennoch ist das Geld
Notwendig auf der Erde. In der Bibel
Spricht Jesus von dem Heiland aller Welt
Als von der Frau, der ein Stück Geld entfällt,
Sie sucht in jedem Winkel ihrer Zimmer,
Und als sie’s wieder in den Händen hält,
Ruft sie die schwesterlichen Frauenzimmer
Und feiert mit den Freundinnen im Freudenschimmer.
Sankt Josef, vor dem Übel mich bewahre
Der geilen Liebe zu dem Mammonas,
Doch gib mir täglich die bestimmte Ware,
Die braucht der Leib zum Unterhalt, und was
Wird da benötigt? Weiß Ben Sira das?
Ein Zimmer, etwas Kleidung, ein Paar Schuhe
Und Brot und Wein (Wein ohne Unterlass)
Und ein Stück Fleisch auch in die Pfanne tue
Und, Josef, Nikotina für die Seelenruhe!
Des Jesubabys Pflegepapa, Vater
Des Heilands, sei ein lieber Papa mir,
Der Erde tragikomisches Theater
Behandelt nichts als Nichtigkeiten hier
Und eitle Eitelkeiten, aber dir
Vertraue ich, mein Latten-Jupp, zu Recht,
Denn du erhörst Gebet. Madonnas Zierrats Zier,
Die Schönste sie vom weiblichen Geschlecht,
Das schönste Mädchen Gottes nannte dich gerecht!
Der heiligen Familie Kathedrale
Soll hören Weisheit von den Philosophen.
O die Familie, o die ideale
Gemeinschaft singe ich den hübschen Zofen
Und ja, sie loben meine schönen Strophen,
Doch die Gedanken sie begreifen nicht.
Rein kam ich aus der Trübsal Feuerofen
Und sing die Trinität im Preisgedicht
Und weck mit meiner Leier auf das Morgenlicht.
Der Vater schenkt sich ewig seinem Sohn,
Der Sohn empfängt den Vater bei sich gern.
Der Vater und der Sohn in der Union
Sich schenken an den Geist, den Geist des Herrn.
Dem Vater liegts wie Ewigkeiten fern,
Sich selber nur zu lieben, sondern nein,
Hingebungsvoller Liebe Morgenstern
Schenkt er dem Sohn, er schenkt die Liebe sein,
Er schenkt sich selbst, er will den liebenden Verein.
Der Sohn ist nicht Empfängnis ganz allein
Und nur ein Hohlgefäß, er ist Person,
Vom gleichen Wesen wie der Vater sein,
Ein gleicher Gott von Gott im gleichen Thron.
Vereinigung im ewigen Äon
Ist wie Gespräch in Liebesdialogen:
O, wie ich Gott in dir, o Gottheit, wohn,
O, wie ich Gott in dir, o Gottheit, wohn,
So hauchen wir die Glut! Die Theologen
Erkennen Gottes Geist auf Urmeers Chaoswogen.
Der Vater nämlich nimmt sich selbst zurück,
Und so empfängt der Vater gern den Sohn.
Sich selbst zurückzunehmen, ist das Glück
Des Sohnes, der den Vater in dem Thron
Bei sich empfängt im ewigen Äon.
Ihr ewiges Umfangen und Umarmen
Erzeugt den Geist, die göttliche Person.
So, solcher Liebe gleich, o solcher warmen
Barmherzigkeit sei die Familie voll Erbarmen!
Der Mann ist nicht allein der Zeugende,
Die Frau ist nicht nichts als Empfängnis nur,
Nicht er das Wort und sie die Schweigende,
Nein, beide Ebenbild der Gottnatur,
Ein Gottesabbild ist die Kreatur,
Dem Vater und dem Sohn gleich Mann und Frau
In personaler Liebe schön und pur.
Die Frau von göttlichem Geschlecht ist, schau,
In Gott das Kind gezeugt wird wie der Morgentau.
O Genius der Frau! O Himmelsweib!
Ich bin verletzt von Mutterschoße an,
Verschmäht die arme Seele und der Leib,
Bin ich geworden, ah, zum Schmerzensmann,
Der Liebe nicht, der Leiden nur gewann,
Doch schaute ich in visionärer Schau
Dich Wonneweib! Des Lebens Lust begann,
Ins Moos der schwarzen Erde sank der Tau,
Weil du mich liebtest, Weib der Wonne, Himmelsfrau!
O Wonneweib, wie du im Bette lagest
In deinem weichen Leibe, weiblich rund,
Ich zweifle nicht, wenn du von Liebe sagest
Und Freund mich nennst mit deinem weichen Mund,
Dein Lieben, Liebste, machte mich gesund,
Weil du so liebevoll mich liebtest, Schatz!
Von Mutterschoß an meine Seele wund,
Du aber lehrtest Kunst mich Satz für Satz,
Du süße Vielgeliebte, Aphrodites Spatz!
Ich möchte ewig so an deinem Busen
Gebettet sein und ah, in deinem Schoß
Und auf dem weißen Laken mit dir schmusen
Und wie der Tau tropft auf das dunkle Moos,
Mich lösen selig von mir selber los,
In Trunkenheit mich dir ganz hinzugeben
Und werden durch die Liebe stark und groß,
Zu saugen deine Brüste, prall wie Reben,
Sei meine Lust und einzig Liebe sei mein Leben!
Zur Rechten du des Thrones Gottes, Wonne,
Du wolltest kleine Kinder von dir haben!
O Weib, die nichts trägt als das Licht der Sonne,
Was könnte ich denn geben deinen Knaben?
Du sprachst: Die Größte aller Gnadengaben
Kannst meinen Knaben geben du: Die Liebe!
O Wonneweib, dein Haar ist schwarz wie Raben,
Erwarte mich mit zärtlich-süßem Triebe!
Du raubtest mir mein Feuerherz gleich einem Diebe!
Jetzt steigest du hinan die Himmelstreppe,
Hinan ins Elysäische Gefilde!
Aus nichts als Sonnenstrahlen deine Schleppe,
Gott schaue ich in deinem Ebenbilde,
Die Schöne Liebe! O so süß, so milde,
So süß, so sanft, so weiß, mein Wonneweib!
O wilde Wonne, wilde Wollust, wilde,
Wenn aufersteht in Herrlichkeit dein Leib
Und ich in Ewigkeit in deinem Bette bleib!