Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Wer ist Sophia?

 
Von Josef Maria Mayer

„Nenne Sophia deine Freundin!“
(Salomo)


„Wer sagen die Leute, dass ich sei?“
(Jesus)


ERSTER TEIL

1

O Freundin, in der Rosenkreuzer-Sekte
Vernahmst du etwas von der Pansophie.
Wer ist die Pansophie, geliebte Freundin?
In intellektueller Vision
Sah ich Sophia tauchen aus dem Nebel,
Der falschen Theosophen Nebelsuppe.
Ich schaute die Katholische Sophia!
Sie ist die Wahre Biblische Sophia! –
Hör von der feministischen Sophia
Des Feministen Otfried Eberz, der
Sophia eine Jungfraungöttin nannte,
Die Große Göttin aus dem Heidentum.
Sophia hätte einen Sohn-Geliebten,
Gott Logos wäre dieser Sohn-Geliebte.
Sophia-Göttin und der Logos-Gott
Im Hieros Gamos einer Götterhochzeit
Erscheinen als Zweifaltigkeit des Einen,
Des Absoluten, Allerhöchsten Wesens.
Sophia-Göttin ist die Aphrodite,
Gott-Logos aber wäre der Adonis.
Sophia-Göttin wäre Jungfrau Mirjam,
Gott-Logos aber wäre Jüngling Jesus.
Sophia-Mirjam wäre Mutter-Braut
Und Logos-Jesus wäre Sohn-Geliebter.
Sie zelebrierten eine Götterhochzeit.
Die Jungfrau Mirjam sei die Mutter Jesu,
Doch Mirjam sei auch die Geliebte Jesu.
Gott-Logos-Jesus aber als Adonis
Ermordet worden wäre von Jehowah.
Jehowah sei der Feind des Göttersohnes.
Die Jungfrau Mirjam sei als Magdalena
Die Aphrodite, die beweint Adonis,
Die steigt wie Ishtar nieder in die Hölle,
Da Mirjam ablegt Schleier über Schleier
Und nackt erscheint im Totenreich, erlöst
Den Sohn-Geliebten Logos-Jesus, liebt
Den auferstandenen Adonis Jesus
Als Jungfrau Magdalena-Aphrodite
Im Ostergarten, im Adonisgarten.
So diese feministische Sophia
Verkündet wiederum das Heidentum
Des Götterhochzeitpaars von Gott und Göttin,
Die sexuelle Einigung der Götter,
Das Hochzeitspaar von Aschera und Baal.
So diese feministische Sophia
Ist aufgestanden gegen Jahwes Namen
Und feiert Hochzeit mit dem Abgott Baal.
So diese feministische Sophia
Bekennt sich als satanische Sophia
Zur Hochzeit mit dem alten Anti-Jahwe!


2

Wer aber ist die gnostische Sophia?
Hier seh ich den katholischen Apostel
Und Papst von Rom, Sankt Simon Petrus, streiten
Mit Simon Magus aus der Gnosis Sekte.
Was lehrte Simon Magus von Sophia?
Er lehrte in der Gottheit eine Hochzeit
Von Gott und Göttin, von der Kraft und Weisheit.
Er sprach: Ich bin ein Gott und heiße Kraft,
Ich selber bin der große Gott der Kraft,
Herr Kraft ist Gott und dieser Gott bin ich!
Gott Kraft jedoch vermählt sich seiner Göttin,
Vermählt sich seiner göttlichen Sophia.
Wer ist die Göttin, die Gott Kraft gefreit?
Sie ist die Hure Helena von Tyrus,
Die Simon Magus im Bordell gefunden.
Die Hurengöttin Helena von Tyrus
War vor der Seelenwanderung dereinst
Die Hurengöttin Helena von Sparta,
Die Hure und die Hündin des Homer,
Die Paris sich im Ehebruch genommen.
Wer aber ist die Hure Helena?
Die Hure Helena ist die Sophia,
Sophia als ein himmlisches Äon,
Als eine Lichtgestalt in Ewigkeit,
Die aus der Ewigkeit gefallen ist
Und aus dem Reich des unbefleckten Geistes
Und ist gefallen in die schlechte Welt.
Denn schlecht ist die Materie, ist geschaffen
Vom Demiurgen, von dem bösen Gott.
In diese schlechte Welt gefallen ist
Die göttliche Sophia durch die Sünde
Und lebt in der Materie nun als Hure
Und hurt als Hure Helena von Tyrus
Und sehnt als Hure doch sich nach Erlösung.
Wer aber ist Erlöser Helenas?
Gott Kraft ist der Erlöser, Simon Magus,
Der Mann, der selber sich zum Gott erklärt.
Gott Kraft vereinigt sich mit Helena,
Vereint sich mit der Hure im Bordell
Und so erlangt die Hure Helena
Durch ihres Göttergatten Kraft Begattung
Erlösung von gemeiner Fleischeslust
Und fährt mit Jauchzen in das Paradies
Und legt das Kleid der schönen Hure ab
Und kehrt zurück zu ihrem Göttinsein,
Befreit von aller ihrer Menschlichkeit,
Ist wieder sie wie in dem Anbeginn
Das Lichtäon der himmlischen Sophia.


3

Wer ist die theosophische Sophia?
Madame Blavatsky preist die Göttin Isis
Und Rudolf Steiner spricht vom Christentum
Als von ägyptischen Mysterienkulten.
Er unterscheidet nicht das Heidentum
Vom Christentum. Für ihn ist Christentum
Ein neues Heidentum. Der Gott Osiris
Ist Christus in der Lehre Rudolf Steiners,
Der sieht am Christentume einen Mangel,
Es fehlt im Christentum die Göttin Isis,
Sophia-Isis fehlt im Christentum.
So denkt der Heide Rudolf Steiner sich
Das Christentum als neues Heidentum
Von Gott Osiris-Christus und der Göttin
Sophia-Isis, Braut und Bräutigam.
Das ist die List der gnostischen Verführer,
Dass sie Begriffe aus dem Christentum
Mit neuem Inhalt füllen, heidnisch deuten.
Der geistverwirrte Wahnsinn Rudolf Steiners
Hat Christus selbst ja gründlich missverstanden.
Denn Christus ist für ihn ein Sonnengeist,
Nicht Gott von Gott wie in der Kirche Credo,
Er ist nicht Gottes Sohn, der Christus Jesus,
Er ist der Christus-Sonnengeist, der nicht
In Jesus Mensch geworden aus der Jungfrau
Maria in dem Stall von Bethlehem,
Der Christus-Sonnengeist kam in der Taufe
Am Jordan auf den Jesus erst hernieder.
Im Garten von Gethsemane jedoch
Am Abend vor der Kreuzigung des Jesus
Verließ der Christus-Sonnengeist den Jesus
Als Jüngling, der die Kleider fallen ließ.
Nicht nur, dass dieser Christus-Sonnengeist
Nicht Gott von Gott ist, ist nicht Gottes Sohn,
Nicht nur, dass Christus nicht ein Mensch geworden
In Jesus, der geboren von der Jungfrau,
Der wirre Wahnsinn Rudolf Steiners spricht
Nicht nur von einem Jesus, sondern von
Zwei Jesusknaben und von zwei Marien,
Die eine lebte wohl in Nazareth,
Die andre lebte wohl in Bethlehem.
Der eine Jesus war Inkarnation,
Doch nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation des Philosophen Buddha,
Der andre Jesus war Inkarnation,
Doch nicht Inkarnation des Sohnes Gottes,
Inkarnation des Denkers Zoroaster.
Bei diesem geistverstörten Wahnsinn ist
Es wirklich nicht bedauerlich, dass Steiner
Uns nicht geoffenbart als Visionär,
Wer die Sophia-Isis ist in Wahrheit.


4

Die Rosenkreuzer-Sekte nennt Sophia
Verklärte Psyche. Wenn des Menschen Seele
Ist eingeweiht in den Mysterienkult
Der Loge, wenn die Seele sich purgiert
Durch vegetarische Ernährung und
Verzicht auf den Genuss des Weines Gottes,
So wird verklärt die Psyche im Astralleib
Zur kosmischen Sophia, zu der Jungfrau
Sophia, zu der Jungfrau Pansophie.
Die kosmische Sophia aber ist
Weltseele oder Energie des Kosmos.
In dieser Energie des Kosmos sind
Beschlossen die Mysterien der Natur,
Magie, Astrologie und Esoterik.
So wird die kosmische Sophia nackt
Als Himmels-Eva dargestellt, umfassend
Den Zodiak der Astrologen Babels
Und magische Symbole aus der Gnosis.
Der Künder dieser kosmischen Sophia
Ist nicht in Wahrheit Jesus Nazarenus,
Nein, sondern Apollonius von Tyana,
Der Scharlatan, der alte Zaubermeister,
Der Wunder wirkte durch Dämonenmacht
Und von den Heidenphilosophen des
Neuplatonismus religiöser Färbung
Im Gegensatz zum Christentum und Christus
Als Gegen-Christus wurde aufgebaut,
Als Antichrist des Neuen Heidentums.
Auch heute in dem Neuen Heidentum
In synkretistischer Verwirrung dient
Derselbe Apollonius von Tyana
Als esoterische Ikone, als
Mysterienmeister voller Magiermacht.
Man sagt, dass Jesus predigte den Glauben,
Doch Apollonius von Tyana lehrte
Erkenntnis für die höhern Eingeweihten.
Die Pansophie der Rosenkreuzer-Sekte
Beruft sich auf ägyptische Mysterien
Und mischt ägyptische Mysterienkulte
Mit altbekannter Ketzerei der Gnosis
Und mischt dazu die Philosophen Chinas
Und würzt die ganze Lügensuppe mit
Magie, Astrologie und Pseudo-Mystik.
Die kosmische Sophia oder auch
Die nackte Himmels-Eva in dem Kosmos
Verkündet so die Weisheit der Dämonen,
Die magische, die astrologische
Sophia ist dämonische Sophia.


5

Wer ist die kabbalistische Sophia?
Es heißt die Gottheit in der Kabbala
En-Soph, das ist das Höchste, Absolute,
Ist der verborgne Gott, geheimnisvoll
Und unerforscht, ja ewig unerforschlich.
En-Soph jedoch, Gott, offenbart sich selbst
Und in der Offenbarung Gottes sind
Zehn Hypostasen Gottes offenbar,
Zehn Qualitäten Gottes, Sephirot,
Die Sphären der Selbstoffenbarung Gottes.
En-Soph am nächsten steht die Krone Kether,
Die Krone der Selbstoffenbarung Gottes,
Gewissermaßen ist es selber Gott.
Doch dann erscheinen gleich Vernunft und Weisheit.
Vernunft und Weisheit in der Offenbarung
Geheimnisvoller Gottheit sind die höchsten
Selbstoffenbarungen geheimer Gottheit.
Die göttliche Vernunft mit Namen Bina
Gilt in der Kabbala als höchste Mutter,
Die Mutter Bina ist Vernunft und Einsicht.
Die Weisheit Gottes mit dem Namen Chochma
Gilt als der höchste Vater aller Wesen.
Was lehrt die kabbalistische Sophia,
Die höchste väterliche Weisheit Gottes?
Die Theorie der Kabbala betrachtet
Den Wagenthron des allerhöchsten Gottes
In der Vision Hesekiels, des Sehers,
Und die Geheimnisse des Schöpfungswerkes
Gemäß der Genesis des Sehers Moses.
Der praktische Aspekt der Kabbala
Besteht in babylonischer Magie,
Im magischen Gebrauch der Namen Gottes,
In magischen Beschwörungen der Engel
Gemäß der Hierarchie der Astrologen,
In Liebeszauber und in Talismanen.
Der Vater Chochma in der Kabbala
Lehrt auch die Seelenwanderung, die Metem-
Psychose. Diese kabbalistische
Sophia ist ein Synkretismus aus
Den Offenbarungsglauben an Gott Jahwe
Und babylonischer Magie der Heiden
Und Philosophenlehren Griechenlands,
Neuplatonismus und Pythagoras.
So ist die kabbalistische Sophia
Nicht mehr die Reine Heilige Sophia
Des weisen Salomo, des Lieblings Jahwes,
Die kabbalistische Sophia hat
Gehurt mit Astrologen Babylons.


ZWEITER TEIL


1

Wer ist nun die romantische Sophia?
Sie ist ein Weibchen, das ein Dichter liebte,
Ein schönes Weibchen, das Sophia hieß.
Sie starb zu früh. Der fromme Schwärmer weinte
Und wollte sterben der Geliebten nach
Und dachte manchmal an den Suizid.
Er trug an seinem Finger einen Ring,
Darin der Name der Geliebten stand,
Sophia. Also er betrachtete
Sich als Verlobten der Sophia, sie
War seine mystische Verlobte. Er
Las Jakob Böhme über die Sophia,
Mit philosophischer Begeisterung
Verklärte er die tote Vielgeliebte
Zur Jungfrau Weisheit. Und so forschte er
In der Natur, betrachtend die Natur,
Gesetze der Natur zu kennen, die
Gegeben von der Jungfrau Weisheit sind,
Er dachte an die Wesenheit des Menschen,
Studierte tief den deutschen Idealismus,
Vor allem Fichtes Lehre von dem Ich
Und Nicht-Ich, auch die kantische Vernunft,
Studierte auch die Art der Poesie
Und lernte viel vom Dichterfürsten Goethe,
In religiöser Hinsicht ehrte er
Madonna als die Königin der Frauen,
Besang auch die Sixtinische Madonna
Und schrieb auch von persönlichen Visionen
Der Allgebenedeiten, schöner als
Die Bilder der Madonna allesamt,
Er pries auch Christus, schrieb auch ein Gesangbuch
Und pries die Auferstehung Jesu Christi.
Sein Lebensmotto war: Sophie und Christus!
Sophie war ihm wie Dantes Beatrice,
War sein Idol, Personifikation
Der Weisheit vom Geheimnis der Natur,
Des Menschen und der fleischgewordnen Gottheit.
Doch hab in seinem Werk ich nicht gefunden,
Daß Christus selber die Sophia ist.
Sophia war für ihn ein Wesen, das
Von anderer Natur als Jesus Christus,
Sophia war Person, doch nicht die selbe
Person wie Jesus Christus, Gottes Weisheit.


2

Wer ist die protestantische Sophia?
Am Anfang war ein androgyner Urmensch,
Der Adam hieß, der männlich war und weiblich
Und der vereinigt war mit der Sophia,
Der Himmelsjungfrau. Doch im Sündenfall
Ist Adam abgefallen von Sophia
Und dadurch wurde Adam erst ein Mann
Und trennte ab von sich die Weiblichkeit,
Daß diese Weiblichkeit zur Eva wurde.
Weil Adam aber wie auch Eva noch
Im Herzen trugen die Idee, daß sie
Einst androgyner Urmensch waren, darum
Ersehnen sie die Androgynität.
Gott kommt mit seiner Gnade nun zu Hilfe
Und Jesus Christus wird zum Bräutigam
Der frommen Eva, in Vereinigung
Mit Jesus Eva findet wieder ihre
Ersehnte Androgynität. Und Adam
Vereinigt sich der himmlischen Sophia.
Was Jesus ist für die Geliebte Eva,
Für Adam ists die himmlische Sophia.
Sophia ist ein femininer Jesus,
Und in Vereinigung mit der Sophia
Wird Adam wieder androgyn. Jedoch
Die mystische Vereinigung auf Erden
Des Adam und der himmlischen Sophia
Ist ein Verlöbnis, eine keusche Brautzeit.
Sophia aber spricht vom Paradies,
Daß sie im Himmelsrosengarten Eden
Dem Manne Adam ihre Perle schenkt,
Das heißt, die eheliche Ganzhingabe.
Wenn Jakob Böhme aber über Gott spricht,
Nennt er den Vater Urgeheimnis, Urgrund,
Den abgrundtiefen Urgrund, der sich fasst
In der Person des Wortes oder Sohnes,
Der Vater und sein Wort vereinigt sind
In der Person des Geistes, dass der Zyklus
Der drei Personen in der einen Gottheit
Vollendet ist und Gott in der Vollendung
Betrachtet sich im Spiegel der Sophia,
Sophia also kommt hinzu als vierte
Person der Gottheit, aber selbst nicht göttlich,
Die Erstgeschaffne Gottes ist Sophia,
Selbst aber nicht von göttlicher Natur,
Wenn auch von idealer Perfektion.


3

Wer ist die anglikanische Sophia?
Der weise Dichter Edmund Spenser sah
Die allgemeine Hierarchie des Kosmos,
Er griff zurück auf das Modell des Kosmos,
Da stammt aus der Antike, das verwandte
Auch Hermes Trismegistos wie auch Dante,
Da reist die Seele durch das All die sieben
Planetensphären bis zum Fixsternhimmel,
Doch über diesem Kosmos dieser sieben
Planeten sieht er den Ideenhimmel,
Da schweben die Platonischen Ideen,
Doch über den Ideen sind die Engel,
Er schaut die Engel in der Hierarchie,
Wie Dionysios Areopagita
Sie dargestellt in ihrer Chöre Neunheit,
Doch über Seraphim und Cherubim
Und über jenen höchsten Götterthronen
Erscheint die Sapientia Divina
Als höchste Gottesschönheit in den Himmeln.
Was einst Ficino nannte Engelsgeist,
Ist hier ihr Wesen, doch von solcher Schönheit,
Daß sie noch schöner als die schöne Venus
Im neuplatonischen Florenz im Frühling
Des Humanismus, Venus Medici
In der Ikone Sandro Botticellis.
Ja, wenn man Spensers Hymne an die Schönheit
Mit Liebe in dem Herzen liest, so fragt
Man sich, ob diese Himmelsschönheit ist
Die heilige Urania des Platon,
Die Aphrodite spiritueller Liebe,
Ob sie die reine makellose Jungfrau
Maria ist, die ja die Kirche nennt
Die tota pulchra perfectissima?
Doch theologisch ist die Himmelsschönheit
Versöhnerin des großen Grimmes Gottes.
Hier sieht der Protestant den Gott des Zornes,
Der voll Gerechtigkeit und voll Gericht
Verdammnis ausspricht über alle Sünder,
Jedoch die Sapientia Divina
Versöhnt den allgerechten Zorn des Herrn
Durch ihre Allbarmherzigkeit und Gnade.
Der Gott der Protestanten ist ein Gott
Des Zornes und des Grimmes, des Gerichts,
Den Christus als Versöhner gnädig stimmte
Durch seine Sühne in dem Kreuzesopfer.
Der Gott der Kirche ist ein Gott der Liebe,
Ein lieber Vater, der den Sohn geschenkt
Und selber litt beim Opfer seines Sohnes
Und will, dass alle Welt gerettet werde,
Ein lieber Vater, der die Menschen liebt!


4

Die orthodoxe Hagia Sophia
Beschrieb der fromme Philosoph und Dichter
Wladimir Solowjew, er schaute sie
In seiner Kindheit, da sie schöner war
Als jenes Weibchen, das er töricht liebte.
Er schaute noch einmal ihr Angesicht
Beim Studium im Britischen Museum.
Beim dritten Mal sah er sie in Ägypten,
Da war sie ganz die Herrlichkeit des Herrn,
Schön wie das lichte Morgenrot der Ewigkeit.
Er war ein Liebender und liebte Frauen
Von andern Männer, aber rein platonisch,
In idealisierender Mania
Er liebte die Idee der schönen Frau.
Doch über aller Frauenliebe schwebte
Das Ewigweibliche, sein Ideal.
So schrieb er einmal der geliebten Frau:
Sei du mir die Sophia und Madonna!
Das Ewigweibliche, einst Aphrodite,
Vom Himmel kam hinab als die Madonna,
Die Sternenjungfrau in der Offenbarung.
Wer aber war ihm Hagia Sophia?
Er schaute die Ikone an der Weisheit,
Da stand zur Rechten dieser Gottesweisheit
Die Gottesmutter als die Advocatin
Und überm Haupt der Gottesweisheit war
Das Antlitz Jesu Christi. Solowjew
Sprach: Gottes Weisheit ist nicht die Madonna
Und ist auch nicht der Gottmensch Jesus Christus.
Die Gottesweisheit Hagia Sophia
Ist Duscha Mira, Psyche dieses Kosmos,
Schutzengelin des Universums, ist
Idee der Menschheit und Idee der Schöpfung,
Ist jenes Nichts, aus dem der Herr geschaffen,
Das feminine Nichts des Urbeginns.
Und diese Hagia Sophia ist
Mir die geheimnisvolle Freundin, die
Ich liebe in geheimnisvoller Freundschaft.
Weltseele, meine vielgeliebte Freundin,
In einer reinen Freundschaft lieb ich dich,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit in Freundschaft!
Der Gottmensch Jesus Christus ist erschienen,
Auf dass die Seele Menschengöttin werde.
Berufen sind wir nicht zum Übermenschen,
Berufen sind wir zum Gottmenschentum,
Zu Menschengöttern, Menschengöttinnen
Durch diesen einen Gottmensch Jesus Christus.


5

Wer ist nun die katholische Sophia?
Sie ist allein die biblische Sophia,
Denn der Apostel Paulus schreibt im Brief
An die Korinther: Christus ist gemacht
Vom Vater zur Sophia und Dynamis,
Zur Gottesweisheit und zur Gotteskraft.
So die katholische Sophia ist
Die biblische, paulinische Sophia,
Ist Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Sophia ist erschienen Heinrich Seuse
Und er erwählte sie zur Minnedame.
Die Ewge Weisheit, seine Minnedame,
Verzückte ihn zu himmlischen Visionen
Und führte ihn als strenge Minneherrin
Den Kreuzweg Christi, ihn zu imitieren.
Sankt Grignion de Montfort sah die Sophia
Als zweite der Personen in der Gottheit,
Die einst prophetisch sprach durch Salomo
Und Jesus Sirach, die in Jesus Christus
Ein Mensch geworden und am Kreuz gestorben
Und auferstanden ist am dritten Tage
Und heimgekehrt zu Gott, dem Ewigvater,
Auf Erden aber blieb im Sakrament
Und sich vereinigt mit den Menschenkindern
Als Eucharistische Sophia, die
In einer geistlichen, doch wahren Ehe
Vereinigt sich mit auserwählten Seelen
Und macht sie zu Propheten und zu Freunden
Der Gottheit, die in Freundschaft mit der Gottheit
Als Gatten Hagia Sophias leben.
Sankt Augustinus aber nennt Sophia
Nicht nur Person des Sohnes, sondern auch
Person des Vaters und Person des Geistes:
O Hagia Sophia du des Vaters,
O Hagia Sophia du des Sohnes,
O Hagia Sophia du des Geistes!
Wer also ist die Hagia Sophia ?
Sie ist die Eine Göttliche Natur,
Die Eine Gottheit Hagia Sophia!