Herausgegeben von Dr. P.M. – Herausgeber der

Colombines Hochzeit


Von Josef Maria Mayer



ERSTE SZENE


(Colombine, ihr Lebensgefährte Harlekin und ihr Hausfreund Pierrot)

COLOMBINE

Ich lieb den David und den Alexander,

Die beiden sind ja Forcen miteinander.

HARLEKIN

Ich bin doch der Gefährte deines Lebens.

PIERROT

Du, Harlekin, bist Colombines Freund,

Geliebt als der Gefährte ihres Lebens,

Ich aber bin ihr armer Minnesklave,

Sie ist mir Engel, Muse und Madonna!

COLOMBINE

Pierrot, du kannst so herrlich Süßholz raspeln!

PIERROT

Ach Colombine, ach, wie lieb ich dich!

HARLEKIN

Wie? Meine Colombine willst du lieben?

COLOMBINE

Ach Harlekin, mach dir nur keine Sorgen,

Pierrot liebt mich rein geistlich und platonisch.

HARLEKIN

Aha? Platonisch liebt er dich und musisch?

COLOMBINE

Pierrot, Pierrot, ich aber lieb dich nicht,

Ich lieb dich nicht, ich lieb dich nicht, Pierrot!

PIERROT

Man soll mich nicht durch Gegenliebe stören...

HARLEKIN

Und liebst du mich, geliebte Colombine?

COLOMBINE

Am Anfang war ich sehr in dich verliebt,

Du ähnelst meinem Vater, als er jung war,

Doch weiß ich nicht: Ob ich dich jetzt noch liebe?

PIERROT

Du liebe Gott, den Nächsten wie dich selbst –

Ach lass mich bitte deinen Nächsten sein!

Hast du mich nicht ein kleines bisschen lieb?

COLOMBINE

Du kannst so nette Sachen sagen, Freund,

Ich hab dich gern, ja auch ein wenig lieb.

Vor allem aber liebe ich mich selber!

Wenn ich mich selber nur genügend liebe,

Hab ich das göttliche Gebot erfüllt.

Wenn ich mich selber lieben kann von Herzen,

Dann kann ich auch die ganze Menschheit lieben!

PIERROT

Ich aber liebe dich, o Colombine!

COLOMBINE

Pierrot, ich liebe ja die ganze Menschheit!



ZWEITE SZENE


(Harlekin am Bett des sterbenden Pantalone)

PANTALONE

Ich sterbe nun. Doch gibt es keinen Gott!

Gott ist ein Märchen nur aus alten Büchern!

Mein Vater ist gestorben in dem Krieg

Und meine Mutter starb, als ich noch Kind war.

Wenn Gott ist gut und dazu noch allmächtig,

Warum dann musste ich als Kind so leiden?

Vielleicht ist Gott nicht gut und schafft das Leid?
Vielleicht ist machtlos Gott, dem Leid zu wehren?

Ich fand auf dieser Erde, dass das Geld

Die Wünsche alle dir erfüllen kann.

Der Pastor sagte: Lern den Glauben kennen,

Ich aber wollte nichts vom Glauben wissen.

Ich hörte: Wenn du gehst zur Jugendkirche,

Die Paten schenken dir Geschenke dann.

So ging ich also zu der Jugendkirche,

Als grad der Unterricht vorüber war.

Der Pastor drückte beide Augen zu

Und nannte mich doch einen Christenmenschen.

Da habe ich Geschenke um Geschenke

Bekommen und – trat aus der Kirche aus.

Das Geld allein ist wirklich Glücklichmacher!

Mein Harlekin, mit einem Fuß im Grabe,

Verkünd ich dir die Lehre wahrer Liebe:

Wenn du ein Mädchen wirklich lieben willst,

Dann teile deinen Geldbesitz mit ihr!

Wenn du dein Geld für dich allein behältst,

Dann fühlt die Frau sich nicht von dir geliebt.

Doch wenn du teilst dein Eigentum an Geld,

Dann spürt sie: Du liebst sie von ganzem Herzen!

HARLEKIN

Ich geh zur Arbeit ja den ganzen Tag

Und bring allein das Geld in unsern Haushalt.

Die Freundin soll zuhause Ordnung schaffen,

Soll Essen kochen und den Garten pflegen,

Wenn sie sich langweilt, soll sie plaudern doch

Mit diesem närrischen Pierrot von Gott.

Mein Geld jedoch behalt ich für mich selber,

Ich muß mir meine Drogen doch beschaffen.

PANTALONE

Und rede nicht so viel mit deiner Frau!

Die Frauen lieben allzu sehr das Plaudern,

Du aber rede nur mit deiner Flasche!

Wenn deine Frau sich unterhalten will,

So soll sie doch mit den Kaninchen reden!...

(Pantalone stirbt)

HARLEKIN

Ein Vorbild er an väterlicher Strenge!

Warum muss sterben doch ein solcher Vater?

Unsterblich müsst er sein, das wär gerecht!



DRITTE SZENE


(Dottore Grazioso und Pierrot)

DOTTORE GRAZIOSO

Ich möchte dich nicht überfallen mit

Dem vollen Redeschwall des alten Mannes,

Was doch die Ritter von dem Kreuze taten,

Wie Richard Löwenherz gewütet hat

Und wie so weise Saladin gewesen,

Dem Richard Löwenherz in Sherwood Forest

Ist treu geblieben einzig Robin Hood.

Die Weltgeschichte schrieb mir ein Professor,

Wie sie erlebt ward von den armen Leuten.

Denn in den Büchern der Geschichte sonst

Stehn nur die Meinungen der Herrschenden.

Reiß aber aus den Büchern der Geschichte

Nur jedes Blatt, drauf Lüge steht geschrieben!

Doch Neunzehnhundertachtundsechzig stand

Ich in Paris auch auf den Barrikaden!

Wenn jetzt die kleinen Enkel zu mir kommen,

Versohl ich ihnen tüchtig ihren Hintern!

Doch ich vergesse nicht, wie du gepredigt

Als Freigeist hattest über Buddhas Weisheit,

Erinnerst du dich? Oder war es doch

Der weise Lao Tse auf seinem Büffel?

Ich bete jeden Abend zu dem Büffel,

Daß er in dieser Finsternis der Endzeit

Mich trage einen Weg in bessre Zeiten.

PIERROT

Es kommt das Reich des Friedens des Messias!

DOTTORE GRAZIOSO

Ob unsre Wege sich noch einmal kreuzen?

Du weißt jedoch, wo du mich finden kannst:
Ich wohne auf dem Zwillingssternbild Kastor.

PIERROT

Ich bin zuhause auf dem Pollux-Stern.

Doch sind die Zwillinge stets nah beisammen.

DOTTORE GRAZIOSO

Ob du geboren auch am Arsch der Welt,

Da sind geboren doch auch große Denker,

Die dem gemeinen Pöbel weit voraus!

PIERROT

Dottore, dich zu sprechen, welche Freude!

DOTTORE GRAZIOSO

Dank allen Egoisten, die mich plagten,

Sie lehrten mich die Feindesliebe üben!

Dank allen Satanisten, die mir fluchten,

Sie lehrten mich, den Herrn noch mehr zu lieben!

Dank allen, die mich ganz allein gelassen,

Sie lehrten mich die Freiheit, die der Geist schenkt!

Vor allem aber Dank den schönen Seelen,

Die mich so lieben, wie ich bin, denn sie

Beschenken mich mit Lebenskraft und Hoffnung!



VIERTE SZENE


(Pierrot geht bei Don Juan und Eros in die Schule, die Sprache der Liebe zu lernen)

PIERROT

O Don Juan, wie spricht man von der Liebe?

DON JUAN

Im Süden sind die Frauen Huris gleich,

Geheimnisvoll die schöngeformten Augen,

Stets enggebaute Jungfraun noch im Alter,

Mit vierzig Jahren schwarz noch ihre Haare,

Schön wie die Frauen sie des Paradieses!

PIERROT

Hast du erkannt die ideale Traumfrau?

DON JUAN

Ich liebte Julia auf dem Balkon

Und Haidi liebte ich an Zyperns Strand,

Mit Dudu lag im Harem ich im Bett,

Die Zarin Katharina liebte ich,

Die große Hure, welche Friedrich plagte,

Aurora liebte ich im kühlen England.

Doch als ich dann Elvira sah, da starb ich,

Der steinerne Komtur hat mich ermordet!

Die große Liebe meines Lebens ist

Die Frau, die Todesschmerzen mir geschenkt!

PIERROT

Ja, meine Mörderin ist Colombine!

EROS

Ist Colombine deine schöne Psyche?

PIERROT

Ich habe keine eigne Psyche mehr,

Denn meine Psyche, das ist Colombine.

EROS

Gott Eros redet wie ein Therapeut:
Ist sie dir die blauäugichte Athene,

Ist sie dir Hera mit den Lilienarmen,

Ist sie die Aphrodite deines Blutes?

PIERROT

Wenn Colombine wandelt, wandelt sie

Schön wie die Himmelskönigin im Himmel,

Wenn Colombine redet, redet sie

Geheimnisvoll und mystisch wie Frau Weisheit,

Wenn Colombine lächelt, lächelt sie

Voll Charme und Zauber wie die Schöne Liebe!

EROS

Wenn du nun deine Colombine liebst,

Ist Unsre Liebe Frau dann eifersüchtig?

PIERROT

Was kann Frau Weisheit denn dafür, dass sie

So ähnlich ist der Liebe meines Lebens?



FÜNFTE SZENE


(Colombine zieht aus dem gemeinsamen Haus aus, da sie sich eben mal kurz von Harlekin trennt. Pierrot schleppt ihre kaputten antiken Möbel und ein wurmstichiges antikes Klavier hinter seiner Herrin her.)

COLOMBINE

Mein Harlekin, mein schlimmer Harlekin!

Du bist genauso wie mein alter Vater,

Du siehst auch aus, wie einst mein Vater aussah,

Als er noch jung war und ich war sein Kind,

Da strengte ich mich an, um seine Liebe

Mir zu verdienen, aber ach, vergeblich!

Nun hab ich lange strebend mich bemüht,

Auch deine Liebe zu verdienen, aber

Du bist genauso wie mein Vater – lieblos!

HARLEKIN

Was für ein psychologisches Geschwätz!

Wenn du nur in der Küche fleißig wärst

Und jeden Tag die alten Teller spültest

Und meine Kaffeebecher sauber wüschest

Und wenn du dann den Boden fegen würdest

Im Wohnraum, fegen alle Essenskrümel,

Dann könnte ich dich lieben auch von Herzen.

Du aber sitzest Tag für Tag beim Tee

Mit deinem Hausgalan Pierrot und plauderst!

Schau dir doch nur das Schlafgemach mal an,

Wie dort sich große Wäscheberge sammeln

Und Bücher stapeln sich in allen Ecken

Und überall Papiere liegen da

Mit Liebesdichtung von Poet Pierrot

Und Essenskrümel liegen unterm Bett,

Wo Mäuse sich zum Abendmahl versammeln.

Pierrot kann schwatzen viel von Liebeskunst,

Altindisch, altchinesisch, doch Pierrot

Muß auch nicht unter deiner Decke liegen,

Die Monde lang nicht mehr gewaschen wurde.

COLOMBINE

Ich gründe meinen eignen Haushalt jetzt.

Mein Freund Pierrot, du hilfst mir bei der Arbeit?

PIERROT

Ich bin ganz dein, bin dein geringster Sklave!

COLOMBINE

Ach, nie mehr wird ein schöner Mann mich lieben!

Ich sterb als alte Jungfer Trockenpflaume!

PIERROT

Die Männer aller Völker reißen sich

Darum, dich Supergöttin zu beglücken!

COLOMBINE

Mein Freund, du sagst so nette Sachen immer.



SECHSTE SZENE


(Colombine und Pierrot renovieren Colombines neue Wohnung, die Sterbewohnung der frommen Großmutter Kolumbina.)

PIERROT

Den Pinsel tauch ich in den Farbentopf.

COLOMBINE

Vom Pinsel tropft die weiße Farbe ab.

PIERROT

Wie du geschickt den harten Hammer hältst!

COLOMBINE

Der Hammer liegt sehr gut in meiner Hand.

PIERROT

Ich sehe schon, du bist geschickt im Nageln.

COLOMBINE

Reichst du die Latte bitte zu mir hoch?

PIERROT

Ist kein Problem! Empfange du die Latte!

COLOMBINE

Kriegst du die Latte hoch? Ich helfe dir.

PIERROT

Im Oberstübchen ist mein Schlafgemach.

COLOMBINE

Mein Himmelsbett verschleire ich mit Schleiern.

PIERROT

Wenn ich in deinem Haus mal schlafen dürfte!

COLOMBINE

Du hast zu tief geschaut wohl in den Becher?

PIERROT

Ein Becher ist dein Becken voller Rauschtrank!

COLOMBINE

Das geht mir doch zu weit! Mein lieber Freund!

(Sie schweigen eine Zeit peinlich verlegen)

PIERROT

Ich hör in meinem Kopfe deine Stimme.

COLOMBINE

Was sagt in deinem Kopfe meine Stimme?

PIERROT

Ich höre deine Stimme immer seufzen:
Ach Harlekin, ach liebster Harlekin!

COLOMBINE

Ich dachte eben auch an Harlekin,

Ich dachte, und es seufzte meine Seele:
Ach Harlekin, ach liebster Harlekin!

PIERROT

Verwandt sind unsre Seelen, dass ich deine

Gedanken lese wie ein offnes Buch.

COLOMBINE

Du kannst nun gehn. Wir machen morgen weiter.



SIEBENTE SZENE


(Weihnachten. Weihnachtlich geschmückte Stube. Colombine ist zu Harlekin zurückgekehrt. Pierrot kommt als Hausfreund zu Besuch.)

PIERROT

O Colombine, o mein Colombinchen

Ich habe soviel zärtliche Gefühle

Für deine schöne Seele, meine Freundin!

Mir scheint gemütlich diese Weihnachtsstube

Der Stall von Bethlehem und du Madonna!

COLOMBINE

Mein Harlekin, du wunderschöner Mann,

Dein Körper ist wie eine Marmorsäule,

Du stehst erhaben auf dem goldnen Sockel,

Dein Kopf ist gelbes Gold, ganz rein geläutert,

Dein Lockenhaar ist schwarz wie Rabenfedern.

PIERROT

Mein honigsüßes Colombinchen, du

Bist meine vielgeliebte Turteltaube!

Ich kenne viele Närrinnen auf Erden,

Die Corallina und die Smeraldina,

Du aber bist die allerschönste Närrin!

Du bist die auserwählte Zofe Gottes!

COLOMBINE

Mein Harlekin, du Mann nach Gottes Herzen,

Wie männlich bist du und wie riechst du männlich,

Auch bist du gut rasiert und parfümiert,

Hier ist das männliche Parfüm Tabak,

So mag ich deinen männlichen Geruch.

PIERROT

O Colombine, meine Weihnachtstanne,

Behangen mit Rosinen und mit Feigen,

Ich möchte plündern diese Weihnachtstanne!

Ach, wickle du dich in Geschenkpapier

Und schenk dich mir zu eigen diese Weihnacht!

Bestreichen will ich dich mit Schokolade

Und dann genüsslich dich vernaschen, Süße!

COLOMBINE

Mein Harlekin, du bist mein Weihnachtsmann,

Ich zieh dir deinen roten Mantel aus,

Wie gut bist du gebaut, perfekt genormt,

Heut nacht vernasche ich den Weihnachtsmann,

Den süßen Schokoladenweihnachtsmann!

PIERROT

Ach, Colombine, ach! Du siehst mich nicht!

(Pierrot ab wie ein fortgejagter Straßenköter)

COLOMBINE

Mein Gott, mein Gott, mein lieber Harlekin,

Wie schön ist es, mit dir allein zu sein!



ACHTE SZENE


(Pierrot trifft am zweiten Weihnachtstag die Schöne Dame oben unter ihrem Dach im Oberstübchen. Sechzehnjährige Schönheit! Leicht bekleidet! Viel nackte Haut!)

PIERROT

Verschleire dich, du junge schöne Dame,

Denn sonst erwacht in mir die Fleischeslust!

(Die Dame verhüllt ihre bloßen Schultern und Arme, aber der Ansatz ihrer festen Brüstchen bleibt offenbar)

SCHÖNE DAME

Im humanistischen Gymnasium

Hab Solomon und Platon ich gelesen.

PIERROT

So sag mir, Schöne Dame, was ist Liebe?

SCHÖNE DAME

Gott ist die Liebe und der Mensch ist Liebe!

Die Liebe Gottes ist ein Mensch geworden!

Wenn ein Verliebter seine Liebste schaut,

So schaut er Gottes Liebe an im Gleichnis,

Er schaut, er betet seine Liebste an,

Doch betet er nicht die Geliebte an,

Er betet an die Schöne Liebe Gottes!

Gewissermaßen scheint ihm die Geliebte

Inkarnation der Schönen Liebe Gottes!

So sagen Hindus von der Heiligen:
Sie ist Inkarnation der Liebe Gottes!

Genauso redet aber der Verliebte:
Geliebte, du bist Gottheit, Mensch geworden!

Und Jesus Christus ist nicht eifersüchtig,

Wenn der Verliebte die Geliebte preist

Als seine Retterin und seine Göttin,

Sein Seelenheil und Paradiesesgarten,

Wenn er vergleicht die Lieblingin mit Christus

Und seine Vielgeliebte Christa nennt.

Er betet ja allein die Liebe an,

Die schöpferische Liebe ruft er an,

Frau Liebe nennt er seine höchste Herrin!

Frau Liebe, seine allerhöchste Gottheit,

Sieht aber ganz aus wie die Vielgeliebte!

PIERROT

Frau Liebe sah ich auch auf einem Bild,

Doch Colombine ist noch vielmals schöner!

SCHÖNE DAME

Weil jedes Bild, das je ein Maler malte,

Nicht schön wie die Lebendige Ikone

Der Gottheit Liebe! Aber du kannst sagen:
Ich habe Gottes Schönheit schon geschaut!



NEUNTE SZENE


(Colombine bedroht den Harlekin mit chinesischer Kampfkunst)

COLOMBINE

Wenn du mich nun nicht endlich nimmst zur Frau,

Dann prügle ich dich windelweich, du Narr!

HARLEKIN

Ach, jeder spricht von der Gewalt der Männer

Zuhause, wie sie ihre Frauen schlagen,

Ich werde doch von meinem Weib verprügelt!

Die häusliche Gewalt der Frauen ist

Erschreckend! Komm ich nachts nach Hause, steht

Schon Colombine mit dem Nudelholz

Am Tor und wartet, mich zu Tod zu prügeln!

Und warum lernst du jetzo Chinas Kampfkunst?

Um deinen armen Harlekin zu treten!

COLOMBINE

Dein Psycho-Terror ist noch vielmals schlimmer!

Wenn ich mit meiner Faust auf deinen Brustkorb

Dir schlag, so nur, weil ich dein Herz begehre,

Ich will dich zwingen: Liebe mich doch endlich!

Sag endlich Ja zu mir und feire Hochzeit!

HARLEKIN

Nun gut! Ich sprach mit dem Finanzbeamten.

Wenn wir in Wilder Ehe weiter leben,

So fällt die Steuer nicht so günstig aus.

Doch schließen rechtlich wir den Ehebund,

So gibt es einen großen Steuervorteil.

Ich hab das einmal richtig durchgerechnet.

Selbst wenn wir eine Hochzeitsfeier machen,

Die etwa tausend Taler kosten sollte,

Genügend Bier für alle unsre Narren,

So holen wir die Kosten wieder ein

In einem Jahr, was wir an Steuern sparen.

COLOMBINE

So nimmst du endlich mich zur Ehefrau?

HARLEKIN

Das wird ein überströmendes Besäufnis!

COLOMBINE

Und ich im roten Kleidchen in Venedig

Mit dir in einer schwarzen Schwanengondel

Fahr unterm Bogenjoch der Seufzerbrücke

Und lass die Haare flattern in dem Winde

Und dann im Dom San Marco feiern wir

Die Eheschließung mit dem Segen Gottes?

HARLEKIN

Es reicht das bürgerliche Standesamt.

Das ist genug, um Steuern einzusparen.

Es lohnt sich also: Werde du mein Weib!

COLOMBINE

Ich will! Bis dass uns scheidet unsre Scheidung!