Von Josef Maria Mayer
Ein Lehrstück
Personen:
Adam, Gatte und Vater
Eva, Gattin und Mutter
Die Söhne Quintus, Georg, Thomas, Simeon & Maximilian
Lili, Nachbarin
Jesus Christus
Ort: Der Flecken Hage im idyllischen Ostfriesland, ein romantisches Bauernhaus mit Blumengarten und Obstbäumen
Zeit: Ungewiss, allein dem Ewigen Vater bekannt
ERSTE SZENE
(Adam und Eva in ihrem Garten, die Söhne spielen Fußball, bis auf Quintus, der in einem Buch liest.)
ADAM
Geliebte! Wüsst ich, dass die Welt zugrund geht morgen,
Ich wär in Gott getrost, in Gottes Schoß geborgen
Und pflanzte heute noch den schönsten Apfelbaum.
Geliebte, wahrlich, du bist schöner als mein Traum!
EVA
Du hast mir doch geschenkt die beiden Apfelbäume,
Die pflanz ich heute ein in unsre Gartenräume,
Der Apfelbäume Paar sich so bestäuben kann!
O Liebe in der Welt! O Glück von Frau und Mann!
ADAM
Johannesbeerenbusch mit deiner Früchte Frische,
Ihr Erdbeerpflanzen auch und süßen Himbeerbüsche,
Wenn euch der Frühlingswind als lieber Buhle hascht,
So weiß ich wohl, wie gern der Thomas von euch nascht.
EVA
Frag Kinder nur nach Glück, nicht großer Gaben Gnaden
Begehrt das frohe Kind, wenn nur des Bäckers Laden
Den Kuchen bietet an, das süße Zuckerbrot,
Vor Glück und Freude wird des Kindes Wange rot.
ADAM
Der erstgeborne Sohn studiert in seinem Buche,
Studiert der Weisheit Wort und weiß von keinem Fluche,
Sohn Quintus ist dem Buch und seiner Weisheit hold,
Der Stein der Weisen schafft durch ihn uns wohl noch Gold.
EVA
Von Golde will ich nicht, der Armut fromme Schule
Lehrt uns auf Gott vertraun, mein vielgeliebter Buhle.
Sind wir auch arm, bei Gott, beim schönen Abendrot
Wir danken Gott gewiss fürs liebe Abendbrot.
ADAM
Mit Käse von der Kuh, mit Käse von den Schafen,
Oliven auch dazu, so lässt sich ruhig schlafen,
So danken wir dem Herrn, der uns die Speise gab,
Und Ziegenkäse auch, und alles ohne Lab.
EVA
Gemüse frisch und grün und knackige Salate,
Was hat ein König mehr in seinem großen Staate?
Der Sonnenblume Kern, des blonden Weizens Korn,
Dazu den roten Wein, dir überfließt das Horn!
ADAM
Die Sonne lacht dazu, die Jungfrau in der Sonne
Gibt ihren Segen uns, die Süßigkeit und Wonne
Und Leben für uns ist, ich bete ihren Gruß
Und küss der Jungfrau fromm voll Demut ihren Fuß!
(Lili tritt in den Garten ein)
EVA
O Lili, Nachbarin, wie geht’s in deiner Hütte?
Dort lebst du so allein und doch in frommer Sitte!
LILI
Doch Nachricht bring ich euch vom Welten-Wettersturm,
Ob auch von Elfenbein einsiedlerisch mein Turm.
EVA
Du kannst mir Freude doch mit Plauderei bereiten.
Was lieber hört ein Weib doch je als Neuigkeiten?
LILI
Ein Anschlag auf den Papst in Roma ist geschehn!
Das ist der Anfang erst der schmerzensreichen Weh’n!
ADAM
O Jesus! Hat der Papst denn überlebt den Frevel?
Wie stinkt doch Satanas nach saurem Gift und Schwefel!
EVA
Ja, sag es, Lili, ob der Papst hat überlebt?
Wie zittert mir mein Herz! Mein voller Busen bebt!
LILI
Gefallen war der Schuss von einem Islamisten,
Geplant war so der Mord am Oberhaupt der Christen.
Doch grad, als fiel der Schuss, der Papst hat sich gebückt
Und ein Madonnenbild voll Liebe angeblickt!
Verwundet ist der Papst, doch Gott sei Dank lebendig,
Ob er auch leiden muß der Wunde Schmerz elendig.
EVA
Sprach schon der Papst ein Wort zu diesem Attentat?
LILI
Er sprach: Vergebung ist Gesetz im Gottesstaat,
Dem Täter wollte er von Herzen gern vergeben,
Maria dankte er und Jesus für sein Leben.
ADAM
Die Wehen kommen jetzt! Der Feind des Lebens will
Zerstörn die Christenheit, die lebt im Lande still.
Wo ist der Frieden hin in unserm kleinen Eden?
Geliebte Eva, ich will zu Maria beten!
(Adam geht abseits zu einer kleinen Steinmadonna im Garten und betet)
Maria, weihen will ich deinem Herzen mich,
Ich schenke mich dir ganz und bitt von Herzen dich,
Nimm du mein Opfer an und schenk uns bald den Frieden,
Schenk uns das Friedensreich in dieser Welt hienieden,
Schenk du uns deinen Sohn, schenk du der Liebe Licht,
Daß ohne Weltkrieg, wenn es geht, zusammenbricht
Des Todes Unkultur, das Reich des Antichristen!
Beschwöre Jesus du mit deinen Mutterbrüsten!
ZWEITE SZENE
QUINTUS
Mein Bruder Thomas hat geschossen seinen Ball
Auf dies mein neues Buch, ich aber hasse all
Die Fußballspieler! Gott, was wissen sie vom Buche?
Mir aber steht der Sinn nach einem bittern Fluche!
THOMAS
Es war nur ein Versehn. Ich habe mich entschuldigt.
Es hat ja nur mein Ball dem Weisheitsbuch gehuldigt.
Und Fußballspielen ist ein Spielen ohne Schuld,
Wenn man nicht pflegt dabei des Fußballgottes Kult.
MAXIMILIAN
Ah, das tut aber weh! Nein, Georg, das ist übel!
Das hast du nicht gelernt aus Vater Adams Bibel!
Was, Bruder, fällt dir ein, so schlimm mir weh zu tun?
Ich glaub, das sage ich dem Vater Adam nun.
SIMEON
Was quälst du uns denn so? Wir leiden nun gemeinsam.
O Georg, aber du, du bist als Täter einsam.
GEORG
Ihr habt mich provoziert! Das habt ihr nun davon!
Ihr grinstet wie die Clowns im Karneval von Bonn.
ADAM
Still, alle Burschen, still! Was habt ihr wilden Jungen
Für Drachenherzen doch, gespaltne Schlangenzungen!
EVA
Du reagierst zu hart, geliebter Adam mein,
Du musst den Jungen doch den Streit und Zank verzeihn.
Wie zähmt man denn die Wut der aufgewühlten Triebe
Des heißentflammten Zorns? Nur durch die sanfte Liebe!
ADAM
Es ist doch in der Welt nun nur noch Rebellion!
Das Kind die Mutter schmäht, den Vater schmäht der Sohn!
Kein Wunder darum doch, dass Revolutionäre
Die Ordnung stürzen ein, rebellische Gewehre
Nun machen Politik, an jedem Erdenort
Regiert brutal Gewalt und statt Gesetz der Mord.
Lateinamerika hat seine wilden Banden,
Die Terroristen schon mit Macht in allen Landen
Errichten ihr Regime, ihr Staatsgesetz ist Terror,
Die Politik Gewalt und die Kultur ein Horror.
Die Indianer und die Bauern leiden Not,
Da für Gewehre Geld da ist, doch nicht für Brot.
Die Terroristen wild in allen Winkeln lungern,
Die Mutter und das Kind verdursten und verhungern.
Die rasende Musik ist ohne Schönheitsglanz,
Ein wildes Totenfest, ein schwarzer Totentanz.
Die Dichter singen nicht von Liebe mehr, von Küssen,
Der Dichter lauter Lärm gleicht nun Pistolenschüssen.
Und auch in Afrika ist nichts als Bürgerkrieg,
Das schwarze Militär behauptet seinen Sieg,
Roms Christen sammeln sich wie einst in Katakomben,
Die Erde übersät mit Minen und mit Bomben.
Die Kinder kämpfen auch schon in den Heeren mit,
Zerfetzt wird jedes Kind, das auf die Mine tritt!
Dort herrscht jetzt die Armee und der brutale Knüppel,
Viel Kinder sieht man da als ruinierte Krüppel!
Die Mutter Asia, die Mutter Asia
Noch nie soviel Gewalt und Rebellionen sah.
In Asia einst still doch standen alle Uhren,
Doch jetzt marschiert die Zeit im Takt der Diktaturen,
Rebellendiktatur des Pöbels Herrschaft ist,
Und eine Diktatur die andre Herrschaft frisst.
Kaum siegt die Rebellion, die Revolutionäre
Sich fressen selber auf, sie kennen keine Ehre,
Des Lebens Heiligkeit ist den Rebellen fremd,
Sie beten an als Gott des Diktatoren Hemd.
In Russland an der Macht sind nun die Nationalen,
Vorbei des Zaren Reich, vorbei das Recht der Wahlen,
An Russland glaubt man jetzt und glaubt nicht mehr an Gott,
Für Russland ist die Welt ein Übel und ein Spott,
Europa sie bedrohn und sie bedrohen China!
EVA
Maria, Morgenstern, o Stella Matutina!
Wir weihen in Gebet und Sühne und in Buß
Das große Russland dir, die alte Mutter Rusj!
ADAM
Und darum will ich streng der Söhne Schar erziehen!
Nicht alles sei sogleich und ganz umsonst verziehen!
Mit Vaterwürde und mit Strenge, doch gerecht,
Den Söhnen bring ich bei, wie ehrenwert das Recht!
EVA
Bei der Gerechtigkeit des ernsten strengen Vaters
Die Söhne in dem Spiel lebendigen Theaters
Nur lernen strenges Recht, doch Sanftmut, Mildigkeit
Der Mutter lehre sie des Herrn Barmherzigkeit.
Als Mutter will ich nur der Söhne Schar umarmen,
So lernen sollen sie das göttliche Erbarmen!
ADAM
Doch allzu sanft und weich und allzu honigsüß,
Bewahrt den Kindern nicht das Kinderparadies.
Mit Vollmacht sprich ein Wort, zeig ihnen ihre Grenzen!
Das Leben ist nicht Lust allein und faules Lenzen!
EVA
Die Welt ist hart genug, da fließt kein süßer Wein!
Da trinken sie das Gift, da essen sie den Stein!
Ich aber will mit Milch und Honigseim und Butter
Barmherzig sein, das ist die Liebespflicht der Mutter!
DRITTE SZENE
(Spaziergang auf dem Waldweg)
ADAM
Wie gern spaziere ich mit dir doch Hand in Hand,
Wenn still und schweigsam du durchwandelst unser Land,
Wenn vor uns scherzend läuft der liebe Thomas fröhlich,
Wie bin ich dann mit dir auf Erden schon glückselig!
EVA
Du rede mir dein Wort und sprich von Weisheit nur,
Sprich von der Gottheit, von der göttlichen Natur,
Ich bitt dich um dein Wort, ich mag dir gerne lauschen
Und will Ideen mit dir in einem Geiste tauschen.
THOMAS
Mein Vater Adam, weißt du, dass wir Schatten sind,
Daß Schatten Mann und Frau, dass Schatten ist das Kind?
Das wahre Wesen ist viel größer als der Schatten,
Das Innere der Welt der Kinder und der Gatten
Ist größer als die Welt. Das Äußere ist klein,
Ich aber schau im Geist ins Innere hinein,
Da größer als die Haut das Innre ist der Zwiebel.
Das hab ich aber nicht aus meiner Kinderbibel.
ADAM
Wie weise du und klug in deiner Kindheit bist!
Ein großer weiser Mann und tiefgelehrter Christ!
THOMAS
Jetzt lauf ich aber los, alleine fort durchs Dunkel!
Ich hör Titania und ihrer Feen Gemunkel.
(Thomas rennt fort)
EVA
Ich mach mir Sorgen doch, ob nicht mit bösem Bann
Von böser Zauberei ihn fängt der schwarze Mann!
Der böse Onkel geht durch tiefe schwarze Nächte,
Die Kinder schändet er, der schlimme Ungerechte!
ADAM
Nur keine Sorge, Frau, sein Engel doch beschützt
Den kleinen Thomas dein, des Engels Waffe blitzt,
Er zieht das Schwert heraus aus seiner goldnen Scheide!
Getrost, du liebe Frau, du meine Augenweide!
EVA
Nein, nicht getrost, mein Mann, ich bin in großer Not!
Ist unser Thomas wohl ermordet schon und tot?
Dann gäbe es für mich nicht Tag mehr und nicht Morgen!
Ich bin in großer Angst, in kummervollen Sorgen!
Mein Thomas, komm zurück! Wo bist du, liebes Kind?
Denk doch, wie sorgenvoll jetzt deine Eltern sind!
Komm, Adam, komm doch schnell, wir wollen Thomas suchen!
Ob er beim Teiche ist im Schutze alter Buchen?
(Lili und Thomas kommen ihnen entgegen)
LILI
Hier ist dein lieber Sohn. Hat er sich wohl verirrt?
Doch ruhevoll im Baum die Turteltaube girrt.
EVA
Mein Sohn, mein lieber Sohn, ich habe dich gefunden!
Wie quälte mich der Schmerz in meinen Seelenwunden!
THOMAS
Warum denn, Mütterchen? Mein Engel mich bewacht,
Der ist viel lichter als die tiefe Mitternacht.
LILI
Es ist die Zeit der Flucht. Wie Thomas ist geflohen,
So auch in dieser Zeit Soldaten schrecklich drohen,
Die antichristlichen Soldaten drangen ein
In Romas Vatikan mit Brüllen und mit Schrein,
Um in dem Vatikan die Venus zu zerstören
Und den Apollon auch, Apoll von Belvederen,
Ach dass ich scherze noch! Humor, wie du erlabst!
Doch ist vor der Armee geflohen heut der Papst!
ADAM
Wohin geflohen ist der Papst, der Herde Hirte?
LILI
Bin ich die Wirtin denn, dass ich den Papst bewirte?
Die Ahnung habe ich in meinem Geist, mein Sohn,
Der Papst geflohen ist ins schöne Avignon.
In der Verbannung dort, der Papst dort im Exile,
Spielt voller Weisheit er des Geistes Perlenspiele.
Doch kehrt er wieder bald, der Hirte kehrt zurück
In Romas Vatikan, dann lächelt uns das Glück.
EVA
Mein vielgeliebter Mann, hör ich von Avignon,
Dann denk ich, wie wir einst in unserm Pavillon
Getrunken Apfelwein aus Avignon, den süßen,
Den ich dir mitgebracht aus Frankreichs Paradiesen.
ADAM
Ja, liebevolle Frau, da fühlt ich mich geliebt,
Da dachte sich mein Herz: Wenn meine Eva gibt
Mir Wein aus Apfelsaft, den Adamswein zu trinken,
Wenn wir zusammen sehn den Wein im Glase blinken,
Dann hat sie mich doch lieb, sie hat an mich gedacht.
So trank ich gern den Wein mit dir in stiller Nacht.
(Lili geht fort)
EVA
Und ist es wahr, mein Mann, wenn Wein die Männer trinken,
Daß alle Frauen dann so schön wie Nymphen blinken?
ADAM
Ja, als ich trank den Wein, an Lili dachte ich
Und fand auch Lili schön, zwar nicht so schön wie dich,
Auch Lili hatte da an sich gewisse Schöne,
Du aber warst so schön, ich denke dran und stöhne,
Du warst im Rausch so schön, wie eine Göttin groß,
Vor deiner Schönheit Macht war ich ganz atemlos!
VIERTE SZENE
(Adam und Eva allein im Garten nachts beim Wein)
ADAM
Den Wein hat mir geschickt ein lieber Freund und Bruder,
Ich trinke nicht vom Wein mit einem losen Luder,
Ich trinke nicht den Wein vulgären Ehebruches,
Ich trinke edlen Wein nicht mit dem Gift des Fluches,
Nicht Drachengeiferwein, ich trink das Traubenblut
Mit meiner lieben Frau und trink aufs Höchste Gut!
EVA
Was ist das Höchste Gut, das letzte Ziel des Lebens,
Der tiefste Herzenswunsch, das höchste Ziel des Strebens?
ADAM
Der eine nennt es so, der andre nennt es so,
Glückseligkeit in Gott, so las ich irgendwo,
Das Ziel des Menschen sei, doch andre Menschensöhne
Als aller Liebe Ziel verherrlichen das Schöne.
Erkenntnis Gottes sei das Höchste, liebe Frau,
So sagen manche, freun sich auf die Gottesschau.
Ich denk, das höchste Glück für alle Erdentriebe,
Das ist in Ewigkeit die schöne Gottesliebe.
EVA
Doch jeder denkt sich Gott auf seine eigne Art,
Der eine denkt sich Gott als Große Mutter zart,
Der andre denkt sich Gott als lieben Vater weise,
So jeder denkt sich Gott auf seine eigne Weise.
ADAM
Gott als der Schöpfer hat die Seele eingehaucht,
Gott jeder Seele gibt, was diese Seele braucht,
Gott prägt sich selber ein im Inneren der Seele,
Es lebt ein Gottesbild im Innern ohne Fehle.
In deiner Seele Kern, o liebe Ehefrau,
Lebt rein und makellos ein Bild als Gottesschau,
Das ganz dein eigen ist. So schaut nur deine Seele
Den einen lieben Gott. Nicht andre Wege wähle,
Als deinen eignen Weg zum innerlichen Gott.
Im Herzen schaust du Gott, wenn unbefleckt von Spott
Du dich in Gott versenkst in inneren Gebeten.
In deiner Seele ist noch heut der Garten Eden,
Da abends wandelt Gott im Garten voller Licht
Und zur geliebten Braut als Ehegatte spricht.
Gott ist den einen Glanz, Gott ist den andern Klarheit,
Gott ist dem einen Huld, Gott ist dem andern Wahrheit,
Ist dem Gerechtigkeit, ist dem Barmherzigkeit,
Ist jenem Ewigkeit und dem Glückseligkeit,
Ist jenem höchstes Glück und schönste Lust der Triebe,
Gott jenem Weisheit ist und jenem schöne Liebe.
Das alles ist der Herr, der Eine, ohne Spott,
So viele Götter gibt’s, wie’s Bilder gibt von Gott.
EVA
Mein lieber Ehemann, was ist das für ein Leuchten
Dort in der dunklen Nacht, der schwarzen Nacht, der feuchten?
(Ein merkwürdiges Licht erscheint am Himmel, vielleicht ein Komet)
ADAM
Ist kein normaler Stern und ist auch kein Planet,
Ein Zeichen Gottes ists, ein glühender Komet!
EVA
Ein Zeichen des Gerichts? Wird jetzt in Himmelsfeuern
Die Sündenerde Gott verbrennen und erneuern?
ADAM
Kommt jetzt das Strafgericht, kommt jetzt des Richters Zorn?
EVA
Die Menschheit ist in Angst! Die Frevler gehn verlorn!
ADAM
Maria, Gottes Braut, ich grüß mit frommem Gruße.
EVA
Die Menschheit bete und bring Früchte ihrer Buße!
ADAM
Die Menschheit betet nicht, sie betet nicht zu Gott,
In lauter Blasphemie sie lästern voller Spott,
Bei diesem Übermaß an Sündigen und Schlechten
Die Buße legt der Herr auf Schultern der Gerechten.
Als Stellvertreter wir für alle Sünder flehn
Zu Gott: Barmherzigkeit in diesen schweren Weh’n!
EVA
Erbarmen, Jesus! Hab Erbarmen, Jesu Christe!
Laß überströmen von Erbarmen deine Brüste!
Barmherzigkeit, allein Barmherzigkeit, du Held,
Erbarmen, Menschenfreund, Erbarmen mit der Welt!
Den Indianern schenk Erbarmen und den Indern,
Zumeist Barmherzigkeit erweise allen Kindern,
In erster Unschuld noch sie sind von Sünden rein,
Erbarm dich im Gericht der lieben Kinderlein,
Schenk du Barmherzigkeit den gottgeschaffnen Knaben,
Den lieben Mädchen auch schenk deiner Gnade Gaben,
Europas Kindern und den Kindern Afrikas,
Den Kindern Asias, der zwei Amerikas,
Den frommen Töchterlein, den jugendlichen Schönen,
Herr, deine Liebe schenk den vielgeliebten Söhnen!
Herr, Quintus schenke Huld, verzeihe seine Schuld,
Herr, Thomas schenk Verzeihn, erweise deine Huld,
Herr, Georg schenke Kraft und gib ihm deine Stärke,
Und Maximilian und Simeon, die Werke
Der Schöpfermacht des Herrn, bewahr in deiner Gunst,
Auch Adam du bewahr in deiner Weisheit Kunst,
Ich schenke dir mein Herz, beim Beben meiner Brüste,
Mein Retter und mein Gott, geliebter Jesu Christe!
FÜNFTE SZENE
(Eva sitzt in der Hütte auf einem Sessel, Thomas auf ihrem Schoß, in ihren Armen, sie liebkost ihn. Adam steht draußen vor dem Fenster, raucht eine Zigarette. Durchs Fenster beobachtet er Eva und vergleicht sie mit der Marien-Ikone, die neben Eva auf dem Hausaltar steht.)
ADAM
O Gott, wie ist sie schön, wie lieb ich ihr Gesicht,
Es ist so sanft und weich, von mildem dunklem Licht,
Wie Sterne blitzt ihr Aug, wie eine Himmelsblüte,
Wie lächelt auch ihr Mund voll mütterlicher Güte,
Wie ist die Wange weich, ich geb ihr gern den Kuß,
Zu küssen ihre Haut ist lieblicher Genuß,
Wie fein die Brauen auch, die dunklen Augenbrauen,
Darunter Blitzen gleich voll Licht die Augen schauen,
Und dieses schwarze Haar, so schwarz wie Ebenholz,
Wie Rabenflügel schwarz. O Gott, wie bin ich stolz,
Daß solche Frau mich liebt, ist gern in meiner Nähe,
Von Gott gesegnet ist, von Gott ist unsre Ehe.
Und schaue ich das Bild Mariens nebenan
Und schau ich Eva und Maria beide an,
So scheint Maria mir die Schönheit der Ideen,
In Eva kann ich dann Mariens Schönheit sehen,
Wie Zwillingsschwestern sie, wie Urbild und wie Bild,
Maria himmlisch süß und Eva irdisch mild,
Maria ganz perfekt in göttergleicher Schöne,
Doch Eva auch so schön, dass ich vor Liebe stöhne!
Maria mit dem Sohn ist wie ein Gottesbild,
Wo in Maria ich Gott-Mutter sehe mild
Und in dem Sohn mich selbst, mich selbst im Gottessohne,
Da ich in Gottes Arm wie Jesus Christus throne.
Und schau ich Eva an und Thomas auf dem Schoß,
So kommt mir Eva vor wie eine Göttin groß
Und Thomas seh ich an als ihren Sohn-Geliebten.
Das ist ein großer Trost für alle die Betrübten,
Die Mutterliebe einst vermissten als ein Kind,
Daß Gott und Gottes Sohn wie Kind und Mutter sind!
So Eva ist ein Bild, sie ist ein Abbild Gottes,
Sie ist Ikone, ist trotz allen Sünderspottes
Ein Gottesebenbild, ob Sünder oder Christ,
Die Frau ein Ebenbild der großen Gottheit ist,
Gott hat die liebe Frau als Gottes Bild gegeben,
Wie Eva Leben heißt, die Gottheit ist das Leben,
Die Gottheit heißt mir Jahwe-Eva denn,
Gott ist Gott-Mutter für all die Lebendigen.
In Eva schaue ich die Gottheit ohne Spott,
Denn Eva ist so schön und liebevoll wie Gott!
(Lili tritt zu Adam)
LILI
Hier stehst du in der Nacht und rauchst die Zigarette?
Ging deine Eva denn alleine schon zu Bette?
ADAM
Sie spielt noch mit dem Sohn, das ist ihm angenehm.
LILI
Maria jüngst erschien! Ja, in Jerusalem
Ist Unsre Liebe Frau auf einem Berg erschienen,
Der Ölberg war der Berg. Sie will dem Frieden dienen,
Sprach in Jerusalem: Was eure Konfession
Und euer Glaube ist, bekehrt euch zu dem Sohn!
Zwar gibt es in der Welt verschiedne Religionen
Und in der Christenheit verschiedne Konfessionen,
In jeder Religion herrscht als ein König Gott,
Ich aber streitet euch, verlästert euch mit Spott.
Was eure Religion auch ist und euer Glauben,
Laßt euch den Frieden nicht mit Gott dem Schöpfer rauben.
Es gibt nur einen Weg zum einen wahren Gott,
Wenn ich’s euch heute sag, so lästert nicht mit Spott,
Es gibt nur einen Weg zu Gott dem Himmelsvater,
Der Weg ist Jesus! Hier im irdischen Theater
Ihr streitet euch im Krieg. Ob Jude, Christ, Muslim,
Bekehrt euch zu dem Herrn und wendet euch zu ihm,
Denn Jesus ist der Weg. Ihr Gläubigen hienieden,
Nur Jesus schenkt der Welt den langersehnten Frieden.
So wendet im Gebet euch nun an Gottes Sohn,
Er führt euch alle zu des Vaters weißem Thron.
ADAM
Was sagen Juden nun, was sagen die Muslime,
Was sagen Christen nun? Vernehmen die sublime
Verkündigung im Geist die Frommen dieser Welt?
Ob Unsrer Lieben Frau Verkündigung gefällt?
LILI
Die Juden rufen laut: Maria, Tochter Zion,
In der Plejaden Kranz, im Kranze des Orion,
Jesajas Jungfrau du, du Jungfrau Israel,
Messias du gebarst, den Sohn Immanuel!
Und die Muslime auch zur Mutter des Messias
Sie rufen freudig laut: Preis Jesus, Sohn Marias,
Messias’ Mutter lobt, Messias’ Mutter preist,
Die Gottes Wort empfing allein von Gottes Geist!
Die Protestanten auch und auch die Orthodoxen,
Sie singen dieses Lied: Die Esel und die Ochsen,
Sie kennen ihren Herrn! Wir glauben an den Herrn
Und seine Mutter auch, der Hoffnung Morgenstern!
ADAM
Zu dem Ereignis in dem irdischen Theater
Gab einen Kommentar der Papst als weiser Vater?
LILI
Als Jude, Christ, Muslim getreten zu dem Papst,
Sie sprachen: Heiligkeit, wie oft du Trost schon gabst!
Nun aber in der Welt die Gläubigen sich hassen
Und führen Krieg um Krieg, da hat uns Gott verlassen!
Da sprach der Papst: Bist du ein Jude, Moslem, Christ,
Gott ist uns Abba, ja, doch Gott auch Mutter ist!
Und Gott spricht: Kann ein Weib die Leibesfrucht vergessen?
Doch Gott vergisst dich nicht! Gott liebt dich unermessen!
SECHSTE SZENE
(Eva im Morgenmantel tritt aus dem Schlafzimmer in die Küche, die Haare noch zerzaust. Adam sitzt am Tisch und trinkt Kaffee. Vor ihm liegt noch ungelesen die Zeitung.)
EVA
Ach Adam, lieber Mann, glaubst du an Prophetie
Der Träume einer Frau? Ich hörte Lehrer, die
Von Träumen dies gesagt, dass grade Morgenträume
Sehr oft prophetisch sind und nicht nur eitle Schäume.
ADAM
In jedem Fall, o Frau, du Venus aus dem Schaum,
Erzähle deinem Mann doch deinen Morgentraum.
EVA
Das Universum sah unendlich ich und dunkel,
Durchzogen wie von Licht, von glitzerndem Gefunkel,
Von einem kosmischen harmonischen Gesetz,
Das sah ich in dem Traum so wie ein Spinnennetz.
ADAM
War das ein Angsttraum, Frau? Du fürchtest dich vor Spinnen.
Saß eine Spinne denn im Spinnennetze drinnen?
EVA
Es saß im Spinnennetz die Spinne riesengroß
Und meine Panik war abgründig bodenlos!
ADAM
Bist du davon erwacht? Und musstest Angstschweiß schwitzen?
EVA
Ich schaute einen Blitz, ein Licht von tausend Blitzen,
Da hört ich einen Lärm wie lauten Donnerschall,
Wie eine Explosion, wie einen lauten Knall,
Da ist das Spinnennetz in Stücke jäh zerrissen!
Was sagt mir dieser Traum? Das möchte ich gerne wissen.
ADAM
Des Kosmos Harmonie im göttlichen Gebot,
Der Liebe Weltgesetz vom Tode ist bedroht,
Von Krieg und Untergang und ewiger Vernichtung.
Ach leider, liebe Frau, der Traum ist nicht nur Dichtung.
Der Liebe Weltgebot, der Venus goldnes Netz,
Des Kosmos Harmonie, der Liebe Weltgesetz
Bedroht ist von dem Tod, der kommt vom Vater Kriege,
Der Explosion des Kriegs! Geb Gott, dass Venus siege!
EVA
Du liest die Zeitung, Mann? Sie dient doch nur der Zeit!
Doch tausend Jahre währt der Tag der Ewigkeit.
ADAM
(Nach einer Zeit stillen Lesens)
Weh, ausgebrochen ist der Krieg! Die stolzen Russen
Von Osten nahen sich Berlin und seinen Prussen,
Sie stehen schon in Prag, im kaiserlichen Prag,
Sie stehn vor Warschaus Tor, ein großer Schreckenstag,
Auch Ungarn überfiel und Serben und Kroaten
Die russische Armee mit vielen Gräueltaten.
Die europäische Vereinigung erbebt
Und militärisch sich zur Gegenwehr erhebt.
Die Russen wollen noch nach Frankreich und nach Spanien,
Der Kaiser aber stellt sein Heer auf in Germanien!
EVA
O Krieg, du Gräuelgott! Europas Geißel, Rusj!
Maria, höre uns, wir knien vor deinem Fuß!
ADAM
Doch nicht genug, o Frau, der Krieg der wilden Russen,
Der stolze Widerstand Europas und der Prussen:
Das große China auch schon Japan überfiel,
Korea nahmen sie sich auch zum Angriffsziel,
Vietnam ergab sich schon, es haben die Chinesen
Ganz Asien unterjocht, der Inder sanftes Wesen
Nur bleibt noch souverän. Die Kirche ruft zu Gott,
Die Philippinen schrein zur Mutter ohne Spott,
Die Mantras helfen nicht und nicht die Tempeltänze
Der Bajaderen mehr, allein die Rosenkränze
Mariens retten noch, allein der Perlenschnur
Gebet schreit auf zu Gott, zur Einen Gottnatur!
EVA
Erbarm dich, großer Gott, der ganzen Welt hienieden!
Maria schenke bald der Welt den Völkerfrieden!
SIEBENTER GESANG
(Eva und Adam im Wohnzimmer bei einer großen Kanne grünen Ginko-Tees.)
EVA
Der Völkerpräsident, er rief den Wandel aus,
Der Friede herrsche nun im ganzen Erdenhaus.
Man pries zuvor den Krieg, die atomaren Bomben,
Da rettet kein Versteck in tiefen Katakomben.
Der Völkerpräsident will bannen nun den Krieg,
Den Wandel ruft er aus, dem Frieden sei der Sieg.
Den Armen schenkt er schon Versichrung des Gesundens,
Die Schulden stundet er, der Gönner großen Stundens.
Es jubelt alle Welt: O Völkerpräsident!
Die ganze Welt tut so, als ob sie Gott ihn nennt,
Doch scheint mir auch der Mann ein Gott zu sein hienieden,
Gebührt ihm doch der Kranz des Lorbeers für den Frieden,
Des Friedens Komitee gab ihm den Lorbeerkranz:
O Völkerpräsident, vorbei der Waffentanz,
Vorbei der Wettbewerb der atomaren Bomben,
Vor denen kein Versteck uns hilft in Katakomben.
Versöhnt das Christentum wird nun mit dem Islam,
Muslime einen sich den Juden monogam.
Der Völkerpräsident, ein Wundermann hienieden,
Jerusalem zum Tost schenkt Israel den Frieden.
Arabien voll Glück wird frei von allem Krieg,
Vernunft behauptet nun des Friedens sanften Sieg.
Der Terror schon erlahmt, verbannt die Terroristen,
Das Christentum befreit von Fundamentalisten,
Die Welt in Hoffnung singt, den Wendebringer preist,
Freimaurerlogen schon lobpreisen seinen Geist,
Die ganze Welt entzückt vom großen Friedensbringer,
Ein jeder Staatsmann ist des Präsidenten Jünger.
Der Jugend macht er Mut: Auch ich war jung und wild,
Auch ich hab wüst getobt im irdischen Gefild,
Die fromme Tyrannei hat mich nicht lang belogen,
Ich hab es auch probiert, das schnelle Glück der Drogen.
Ich kenn der Jugend Lust und flüchtigschnelle Liebe,
Ich lieb der Jugend Lust, mir heilig sind die Triebe,
Das sexuelle Glück ist doch ein Menschenrecht,
Die Freie Liebe wird dem menschlichen Geschlecht
Die Freuden bringen, und die Erde wird voll Liebe!
Prinzessinnen der Lust verheißen Glück der Triebe,
Ich Völkerpräsident, ich diene ganz bewusst
All den Prinzessinnen der schrankenlosen Lust!
ADAM
Ja, Närrin, juble nur! Doch nur der Sohn Marias
Den Frieden schenkt der Welt, der göttliche Messias!
Freimaurerlogen dient der Völkerpräsident,
Verachten wird ihn nur, wer seinen Plan erkennt:
Er setzt den Mammon frei, die Kinder zu ermorden!
So siehst du, Satanas ist Herr von seinem Orden!
Der Völkerpräsident, die Spinne in dem Netz,
Brutalen Kindermord macht er zum Weltgesetz!
Das Volk von Afrika lässt er in Not verhungern
Und Kinder jammervoll auf ihrem Müllberg lungern,
Wenn sich nicht Afrika bekehrt von diesem Wahn,
Des Kindes Leben sei ein Glück nach Gottes Plan!
Das schwarze Afrika wird nicht sein Brot bekommen,
Wenn weiter Afrika ein Land ist voll von Frommen,
Wo Kinder ein Geschenk von Gott dem Schöpfer sind,
Wo Gottes Gabe ist und Liebesglück das Kind!
Er predigt Kindermord und macht es zum Gesetze,
Libellen fangen sich in seinem Spinnennetze.
Millionenfacher Mord an Kinderseelen wird
Aufschreien zu dem Herrn! Der Gute Hirte wird
Ausgießen seinen Zorn! Den Teufelspakt schließt Faustus,
Es will der Satanas den Kinder-Holocaustus!
Doch alle Kinder sind der Menschheit Zukunftsglück!
Wie göttlich liebevoll ist eines Kindes Blick!
EVA
Mein lieber Ehemann, wie laut wird deine Stimme
In deinem heißen Zorn, in deinem großen Grimme!
ADAM
O Maximilian, mein vielgeliebtes Kind,
O wehe, wüsstest du, wie schlimm die Sünder sind,
Wie schlimm die Frevler sind in ihres Vaters Orden,
Die Vater Satans Plan befolgen, Kinder morden!
Ein Menschenembryo hat Seele schon und Geist,
Du, lieber Embryo, schon von der Liebe weißt,
Du weißt schon, wer dich liebt, ob der Plazenta Futter
Dich schon mit Liebe speist erbarmungsvoller Mutter,
Ob deine Mutter sich auf dein Erscheinen freut,
Ob sie, von Satanas getäuscht, dich hasst schon heut,
Ob Lügenväter dich aus Vater Satans Orden
Bei deiner Zeugung schon im Schoße wollen morden!
Des Lebens Heiligkeit, des Kindes Heiligkeit
Zu schützen, ist Triumph des Herrn in Ewigkeit!
Was soll die Phrase mir vom großen Völkerfrieden,
Wenn kleine Kinderlein im Mutterschoß hienieden
Ermordet werden, weil der Präsident ein Faust,
Mit Satan schloß den Pakt zum Kinder-Holocaust!
ACHTE SZENE
(Georg und Maximilian und Simeon spielen im Garten. Adam und Eva sitzen lesend abseits auf einer Gartenbank im Rosenhag.)
GEORG
Komm, Maximilian, komm her und sei mein Sklave!
So sprich: Ich bin dem Tod geweiht und grüß dich: Ave,
Mein Cäsar und mein Gott! Dann wirf dich vor mir hin!
MAXIMILIAN
Nein, danach steht mir nicht, mein Brüderlein, der Sinn.
GEORG
Doch ich befehl es dir! Und willst du mir nicht folgen,
So treffe dich der Blitz aus finstern Wetterwolken!
Dann trifft dich wie ein Blitz mein Wüten und mein Grimm,
Fürwahr, ich sage dir, dann geht’s dir wirklich schlimm!
MAXIMILIAN
Da lauf ich lieber weg und wähle andre Wege.
GEORG
Komm jetzt sofort hierher, sonst setzt es aber Schläge!
Sprich: Ave Cäsar, du mein Gott, den Sklavengruß,
Ich tret in dein Gesicht dir sonst mit meinem Fuß,
Ich schlage mit der Faust voll Kraft in deine Hoden
Und werf dich in den Staub und tret dich auf dem Boden!
MAXIMILIAN
Ich habe Angst, geh weg! Ich sag das Adam an!
GEORG
Wenn du das weiter sagst, dann wirst du nie ein Mann.
Du musst nicht altklug, Narr, wie alte Weise klügeln,
Ich werde jedenfalls dich unbedingt verprügeln!
Ich reiße dir das Haar aus deinem blonden Schopf
Und schlag mit meinem Kopf dann gegen deinen Kopf!
MAXIMILIAN
O Papa Adam mein! Der Georg will mich hauen!
Mein Papa, hilf mir doch, bei Unsrer Lieben Frauen!
ADAM
Still, Georg! Hör jetzt auf mit deiner wilden Wut!
Willst du, die Erde schreit von deines Bruders Blut?
GEORG
Gott Cäsar bin ich doch, er aber ist mein Sklave,
Ich prügle ihn zu Tod, ich schlachte ihn wie Schafe!
ADAM
In Jesu Namen! Sohn, hör auf mit diesem Bösen!
Der Name Jesu wird vom Bösen dich erlösen!
GEORG
Was hab ich denn getan? O Vater Adam mein,
Kannst du denn deinem Sohn, dem Georg noch verzeihn?
Ich bin doch auch dein Sohn und zähl mich zu den Deinen.
Ach, weinen muß ich sehr, muß heiße Tränen weinen!
ADAM
Dich lieb ich sehr, mein Sohn! Doch nicht den bösen Geist,
Der manchmal voller Zorn in deinen Gliedern reißt.
Dich, lieber Georg mein, von allen meinen Söhnen,
Dich nenn ich den Apoll, antikisch-griechisch Schönen.
EVA
Warum, mein lieber Mann, ist unser Kind brutal?
Warum entscheidet er sich so in freier Wahl?
ADAM
Dämonen gehen um auf dieser unsrer Erde,
Wie Wölfe voller Gier, sie reißen an der Herde.
Wie hilflos ist das Lamm vorm wilden Wolfe doch!
Die ganze Erde geht in Satans schwerem Joch!
Der Völkerpräsident, die Völker unterjochend,
Will kleine Kinder, sie im Blut der Mütter kochend,
Verschlingen, Moloch gleich, dem Gräuelgötzenbild.
Die Philosophen auch sind wie die Wölfe wild.
EVA
Die Philosophen, so? Was lehren Philosophen
In dieser unsrer Zeit? Ich frage wie die Zofen.
ADAM
Sie lehren einen Gott, der gut und böse ist,
Den Gott der Liebe nicht, den glaubt der wahre Christ.
Der gut und böse Gott, der schafft durch die Vernichtung,
Erschafft die Welt durch Mord, das ist nicht schlechte Dichtung.
Sie sagen, dass der Mensch zuvor ein Affe war,
Der seine Ahnen fraß, sie fraß mit Haut und Haar,
Und weil er fraß das Fleisch mit seinen Proteinen,
Zu denken er begann. So also wurde ihnen
Des Denkens Kraft zuteil durch ihren Vatermord.
Der Philosophen Witz lehrt nämlich dieses Wort:
Der Starke überlebt! Der Starke ist der Böse,
Der Starke überlebt durch seiner Bosheit Größe.
Drum Stärke gilt allein, es gilt allein die Macht.
Die Macht ist das Gesetz in dieser Denker Nacht.
Es gilt nicht Lammesart, wie bei des Landes Stillen,
Der Mensch will nichts als Macht mit dem brutalen Willen.
Es siegt allein der Mensch der unbegrenzten Kraft.
Nicht Liebe ist Gesetz, nein, wilde Leidenschaft.
Der Bestie wüste Gier, der aufgesperrte Rachen
Besiegt die Lammesart, jetzt gilt die Kraft des Drachen.
Der Mensch befreie sich vom göttlichen Gebot,
Der Gott der Liebe ist gescheitert! Gott ist tot!
Jetzt gilt der Neue Gott, der Gott der Macht und Stärke,
Vernichtung ist sein Ziel und Mord sind seine Werke.
So schafft der Gott der Macht den starken Übermann,
Das wilde Überweib, die wild sich paaren dann
Und zeugen dann in Lust die Übermenschenrasse!
Die Lammesart verdirbt, die Untermenschenklasse.
EVA
Wer ist der Untermensch, der unterlegen ist?
ADAM
Jehowahs Jude ists und es ist Christi Christ!
NEUNTE SZENE
(Georg kommt aus der Schule. Adam steht am Tor des Hauses und geht seinem Sohn mit offenen Armen entgegen. Er nimmt ihn in die Arme.)
GEORG
O Vater Adam mein, wir müssen in der Schule
Ein Zeichen tragen nun, das Mal vom Beelzebule,
So denke ich, es ist das Zeichen Sechs Sechs Sechs!
ADAM
Sie lachen alle laut und brüllen: Sex Sex Sex!
GEORG
Was heißt dies Zeichen denn, was hat es zu bedeuten?
ADAM
Ich hörte früher oft von vielen frommen Leuten,
Sechshundertsechzig und noch sechs sei Neros Zahl.
Der Kaiser Nero war ein Kaiser Roms einmal
Und hielt sich selbst für Gott und ließ sich auch anbeten.
So war es schon dereinst im Freudengarten Eden,
Da Satan sprach zur Frau: Du selbst wirst Gottheit sein,
Gott ist nicht absolut und ewig, einig Ein,
Vielmehr der Mensch ist Gott, der Mensch an Stelle Gottes!
Ursünde nennt man dies und Inbegriff des Spottes.
Doch heute vielmals mehr als einst im Paradies
Die Welt der Sünder sagt genau gerade dies,
Die Sünder unsrer Welt die Schuld noch potenzieren
Und spielen Schöpfer selbst. Doch Satan wird verlieren!
Der Mensch vergöttert sich und hält sich selbst für Gott,
Will selber Töpfer sein und töpfern den Schamott,
Will selber Schöpfer sein und schaffen Lebewesen.
Das ist der Bestie Zahl, so sagen Exegesen.
GEORG
Wenn ich jedoch die Zahl nicht trage auf der Haut,
Darf ich zur Schule nicht. Ich hab es angeschaut
Bei einem Kind, das von der Schule ward verwiesen,
Weil es geglaubt an Gott, den Herrn von Paradiesen,
An Gott, den Schöpfergott, den schöpferischen Geist.
Verachtet wird ja jetzt, wer Gott als Schöpfer preist!
ADAM
Verachtung, Hohn und Spott, das sind der Sünder Waffen,
Der Gotteslästerer, die Söhne sinds des Affen.
Wir aber lieben Gott, den lieben Vater mild,
Der uns geschaffen hat als Gottes Ebenbild.
GEORG
Und nun das Sechs Sechs Sechs, was will das mir nun sagen?
ADAM
Ich will die Deutung jetzt auf diese Weise wagen:
Es werden kommen sechs, es werden leiden sechs,
Es werden dann bestraft vom Zorn des Lammes sechs.
GEORG
Sankt Michaelis Schwert soll Satans Macht verkürzen!
Er soll die Satansschar rasch in die Hölle stürzen!
ADAM
Erzengel Michael beschütze dich, mein Sohn!
Erzengel Michael, sei Georgs Schutzpatron!
(Eva tritt aus dem Haus)
EVA
Wer nicht des Biestes Zahl trägt, wer sich nicht lässt taufen
Auf dieses Biestes Zahl, der kann jetzt nichts mehr kaufen!
ADAM
Nun backe mir ein Brot und gib mir etwas Fleisch!
EVA
Ich habe nichts mehr da. O hilf uns, Jungfrau keusch!
ADAM
Ich betete zu Gott dem Vater um die Speise,
Gott sprach mir in mein Herz, der Ewige, Allweise:
Der Mehlkrug wird gefüllt an jedem Tage sein,
Du bitte nur ums Brot, so wird dein Gott allein
Dir Speise geben, Brot und Fleisch dazu als Nahrung.
Gedenke doch daran, wie in der Offenbarung
Elias sprach mit Gott und wie des Herrn Gebot
Ihm, dem Propheten, und der Sunemitin Brot
Gegeben jeden Tag und ihren Mehlkrug füllte,
Der Sunemitin und dem Sohn den Hunger stillte.
Schau, wie Elias einst zu Gott gebetet keusch
Und Raben brachten ihm alltäglich Brot und Fleisch.
So wird am Abend und an jedem neuen Morgen
Gott durch ein Wunder selbst auch dich und mich versorgen.
Sei ohne Sorge, Frau, in dieser Zeit der Not,
Den Vater bitte nur alltäglich um das Brot.
Nun in die Küche geh, das Brot wird dir geraten
Und in der Pfanne sollst du mir das Fleisch auch braten.
Dann mach ein leckres Mahl für dich, wie dirs gefällt,
Und unsern Söhnen auch, verachtet von der Welt,
Geliebt vom lieben Gott, den Hungernden, Betrübten
Bereite du ein Mahl, den von dem Herrn Geliebten!
EVA
Und speisen wir das Mahl, dann segne dein Gebet
Die Speise, die bei uns auf unserm Tische steht.
ADAM
Ja, immer soll des Herrn, des großen Gottes Segen
Heil über unser Brot und alle Speise fegen!
EVA
Mein lieber Jesus! Sei bei unsrer Mahlzeit Gast
Und segne uns das Mahl, das du gespendet hast!
ADAM
Und nach dem Mahl des Danks wir wollen uns nicht schämen:
O lieber Gott und Herr, wir wünschen teilzunehmen
Dereinst im Paradies in Christi Speisesaal
Als Gottes Kinder an des Lammes Hochzeitsmahl!
ZEHNTE SZENE
(Adam spielt mit Thomas im Garten. Im Gartentor flüstern Lili und Eva.)
LILI
Wo warst du heute Nacht? Du warst ja nicht zu Hause.
EVA
Beim Komödianten war, beim Clown ich in der Klause.
Er hatte viel Humor, war heiter und war nett,
So bin gelandet ich in eines Engels Bett,
Wo wir des Liebesspiels im Ehebruche pflagen.
LILI
Doch davon sollst du nichts dem Ehemanne sagen!
THOMAS
O lieber Adam mein, wir spielen Sternenkrieg!
Der Sternenkriegern wird zuletzt der große Sieg!
ADAM
Mein Thomas, weißt du, dass ich Kaiser bin von China?
Wie lacht der Morgenstern, die Stella Matutina,
Wie ging die Sonne auf, wenn ich es ihr gebot,
Wie folgsam folgte mir die Jungfrau Morgenrot,
Wie schön und jung sie war, wie ließ sie ihre Wimpern
Von rötlichblondem Haar an ihren Lidern klimpern!
THOMAS
Bist du nicht Kaiser mehr? Wo ist dein Kaiserthron?
ADAM
Die Bauern haben mich verjagt vom Thron, mein Sohn,
Mit Knüppel und mit Spieß verjagten mich die Bauern,
Ich muß als Himmelssohn in der Verbannung trauern.
THOMAS
Ich werde helfen dir, ja, meine Krieger gleich
Erobern dir zurück dein großes Kaiserreich!
ADAM
Die Grenze ist bewacht. Dort Bauer steht an Bauer
Und überwacht das Reich an Chinas großer Mauer.
THOMAS
Dann schleichen wir uns still und heimlich, leis und sacht
Im Schutz des Nebels durch die dunkle Mitternacht.
ADAM
Schon aufersteht mein Heer aus seinen Katakomben!
THOMAS
Und ich befrei dein Reich mit atomaren Bomben!
ADAM
Nur Tonsoldaten, Sohn, aus ihren Katakomben!
Ich bitte dich, sprich nicht von atomaren Bomben!
(Quintus kommt in heller Aufregung in den Garten gerannt.)
QUINTUS
O Mama, Mama mein! In diesem schlimmen Krieg
Gibt’s keinen Sieg, es gibt auf keiner Seite Sieg.
Nun Russland liegt im Krieg mit China in dem Osten,
Der vielen Seele doch das Leben noch wird kosten.
Das allerschlimmste doch, das jetzt geschehen ist,
Das glaubt keiner guter Mensch, das glaubt kein lieber Christ,
In Nordkorea fiel die atomare Bombe!
EVA
In Nordkorea fiel die atomare Bombe?
ADAM
In Nagasaki einst in Japan fiel sie auch,
Die Menschen starben hin von ihrem Todeshauch.
In einem Kirchlein nur ein Häuflein Jesuiten
War grad beim Rosenkranz. Schenk, Königin, uns Frieden!
Dieweil die Bombe tanzt den großen Todestanz,
Die Jesuiten flehn nur mit dem Rosenkranz,
Und Nagasaki ward zerstört und ward zu Trümmer,
Es starben Jahr um Jahr die Menschen, immer schlimmer,
Allein das Kirchlein blieb verschont, das Kirchlein schön,
Es blieb das Kirchlein heil und ganz erhalten stehn.
EVA
Sag bei des Todes Macht und seiner Schrecken Klarheit,
Ist, was du grad erzählt, die makellose Wahrheit?
ADAM
Als das Atomkraftwerk in Russland explodiert,
Der Todeswolke Gift sich durch das Land verliert
Und alles krank wird und viel Menschen aus dem Volke
Versterben an dem Gift der dunklen Todeswolke,
Ein Höhlenkloster blieb erhalten, heut noch steht
Das Höhlenkloster, da man betete Gebet
Und sang Maria Lob, die Mönche nicht erkrankten
Und Unsrer Lieben Frau allein das Wunder dankten.
EVA
So rettet uns auch jetzt nur Unsre Liebe Frau?
Wir Sünder wissen, dass wir Sünder sind, genau,
Nur Unsre Liebe Frau ist ohne jede Sünde!
ADAM
Gib deinen Segen uns, o Mutter mit dem Kinde!
ELFTE SZENE
(Dreitägige Finsternis. Eva und Adam flüstern im Dunkeln.)
EVA
Drei Tage währt nun schon die große Finsternis,
Ob Licht erneut erscheint, ist leider ungewiß.
Unheimlich ist es hier, ich höre ein Gemunkel
In dunkler Finsternis, von Augen ein Gefunkel,
Die Tiere herrschen nun, es herrscht in unserm Haus
Und in dem Schlafgemach die fette graue Maus
Und unterm Dache herrscht die alte fette Ratte,
Die Rättin triumphiert, die geil ist wie ihr Gatte,
Hoch oben auf dem Dach die alte Eule sitzt,
In tiefer Finsternis ihr graues Auge blitzt,
Vom Walde höre ich den Uhu auch, den Boten,
Der kündet Geister an der heimgegangnen Toten,
Vorm Hause aber laut die alte Eiche ächzt,
In ihrem Wipfel laut die schwarze Krähe krächzt,
Der Rabe auch stolziert und schlägt die schwarzen Flügel
Und durch den Efeu schlüpft zur Mitternacht der Igel.
ADAM
Das alles ist nicht schlimm. Bei Romas Obelisk!
Ich seh, das Auge blitzt, es blickt der Basilisk,
Sein Blick versteinert wie das Blicken der Meduse,
Wie blickt der Basilisk, so schaut nicht meine Muse,
Die schaut mit Taubenaug durch ihren keuschen Schleier,
Ich aber seh im Geist die Basilisken-Eier,
Dem Basilisken-Ei ein Basilisk entschlüpft,
Ein Flügeldrache auch durchs tiefe Dunkel hüpft,
Der Feuerdrache hat zu fauchen angefangen,
Ich seh in dunkler Nacht hier auch ein Nest von Schlangen,
Die Anaconda und die Boa würgen stark,
Der Skorpionenschwanz sticht Gift ins Knochenmark,
Pfeilschlangen richten sich blitzschnell in steile Höhe,
Die Strumpfbandnatter auch ich dich umwinden sehe,
Feldteufel lauern dort, die ich gesehen hab,
Die Bocksdämonen dort beim Götzenbild Priap,
Die Bocksdämonen sich vermählen ohne Zweifel
Mit Nachtgespenstern, mit Frau Lilith, dem Sie-Teufel,
Die Lilith-Teufelin hab ich zur Nacht geschaut,
Geliebte Luzifers, des alten Satans Braut,
Verführerin der Welt, die Kinder zu ermorden,
Die Weiber heute sind von Liliths Teufelsorden,
Die Lilith-Teufelin brüllt immer Sex Sex Sex,
Den Neuen Adam nennt sie ihren alten Ex,
Verführt die Weiber mit wollüstigen Versprechen,
Zu stiften Unheil und den Ehebund zu brechen.
Herr Jesus, Gott, du ewiger Ich-Bin,
Treib du aus dieser Welt die Lilith-Teufelin,
Die Lilith-Teufelin treib aus in Gottes Namen,
O Jesus Christus, o Herr Christus Jesus, Amen!
(Maximilian tritt fröhlich aus seinem Schlafzimmer)
MAXIMILIAN
O liebster Papa mein, du starker Lebensbaum,
Ich hatte diese Nacht solch einen schönen Traum,
Ich war alleine in der schönsten Gartenlaube,
Da aus dem Frühlingsgrün mich schaute an die Taube,
So sanft ihr Auge war, so liebevoll ihr Blick,
So voller Frieden und Erbarmen, dass voll Glück
Mein Herz ging auf und ich vernahm, fern allen Spottes,
Die Menschenstimme sanft der Friedenstaube Gottes:
Ich künde Frieden euch, ich Taube Elohims!
Die Engel sah ich da vom Tal Mahanajims,
In Händen hielten sie goldweiße Rosenkränze
Und tanzen froh im Lenz die schönsten Hochzeitstänze!
EVA
O schaut, ein Licht erscheint, ein junges Morgenrot,
Der neue Tag erscheint, die Finsternis ist tot,
Aurora kommt zurück, die Göttin Morgenröte,
Hyperion erscheint und Pan bläst seine Flöte,
Hyperion erscheint vom alten Götterstamm,
Die Sonne kommt, das Licht erscheint als Bräutigam,
O Wonne, welch Genuß, dies süße Licht zu kosten,
Es kommt der Bräutigam, es kommt das Licht von Osten!
ADAM
O Jesus, Licht der Welt, erleuchte uns dein Licht,
Laß leuchten über uns, o Herr, dein Angesicht!
(Lili tritt ein)
LILI
O meine Lieblingin und o du auch, mein Lieber,
Singt Halleluja Gott, der Krieg ist jetzt vorüber!
Der Kaiser Chinas hat zu Chinas höchstem Ruhm
Zu seiner Religion erklärt das Christentum!
Auch Russlands neuer Zar weiht Russland nun Maria
Und betet Christus an als Hagia Sophia!
Europas Völkerbund, die heilige Union,
Nimmt als Patrone an Maria mit dem Sohn,
Europas Fahne trägt das Bild der Unbefleckten,
Der höchsten himmlischen All-Schönheit, der Perfekten!
ADAM
Nie wieder mehr der Krieg, nie wieder mehr der Krieg!
Die Taube Elohims, sie brachte uns den Sieg!
Die Taube Elohims, sie segne uns hienieden!
Jetzt kommt der Friedefürst zum allgemeinen Frieden!
ZWÖLFTE SZENE
(Maximilian und Simeon spielen im Garten. Am Himmel erscheint für alle Welt sichtbar das Kreuz. Dann erscheint auf einer Wolke die Jungfrau Maria mit dem göttlichen Jesuskind. Das göttliche Jesuskind trägt eine Kaiserkrone und einen weißen Kaisermantel, weißer als Schnee. In der einen Hand hält das Jesulein die Erdkugel mit einem Kreuz und in der anderen Hand sein Szepter.)
SIMEON
Ich habe große Angst, ich zittere vor Angst!
Sing, Maximilian, was du dem Vater sangst!
MAXIMILIAN
Beim lieben Jesulein! Gott lässt die Lieben sprießen
Und lässt die Bösen in der heißen Lava fließen!
JESUS
Geliebte Kinderlein! Ich segne euch in Gott,
Des Himmels Vatergott! Ich komme ohne Spott
Voll von Barmherzigkeit als euer lieber Heiland,
Ich war in Bethlehem Kind in der Krippe weiland
Und bin auch heut noch Kind, mein Vater ist mein Gott,
Und König bin ich auch, ja Kaiser ohne Spott,
In aller Einfachheit, ich bin der Fürst der Liebe.
Ihr lieben Kinderlein in diesem Weltgetriebe
Sollt auch wie Kinder sein, und euer Vater ist
Der liebe Vatergott, der niemals euch vergisst.
So hört nicht auf die Welt und auf ihr falsches Flüstern,
Hört nicht auf den Betrug, die Leute sind so lüstern,
Ihr sollt nur einfach sein, gerecht sei euer Herz,
Und eure Liebe schickt zum Vater himmelwärts
Und liebt auch Gottes Sohn, ich bins doch, Jesu Christe,
Heut komme ich zu euch. Schaut meiner Mutter Brüste!
Ich schenk euch meine Huld, die Gnade und die Gunst,
Ich kenne eure Not, ich kenne eure Kunst.
So betet, dass ich mich an eurem Beten freue,
Und haltet mir und auch der Lieben Frau die Treue.
Ich helfe euch, ich bin als euer Retter da,
Sagt ihr nur zu dem Herrn und seiner Mutter Ja!
Oft habt ihr große Angst, euch locken viele Reize,
Schaut immer nur zu mir und schaut zu meinem Kreuze
Und tragt auch euer Kreuz und ruft noch mehr zu mir,
Denn wenn ihr zu mir ruft, ich sag dann: Ich bin hier!
Ich bin der Heiland doch. Ihr Kinderlein auf Erden,
Ihr sollt nur Kinder sein, nur Gotteskinder werden,
Das ist der ganze Weg, des Vaters Kind zu sein,
Das ist das Ganze schon, so seid ihr ewig mein!
MAXIMILIAN
O süßes Jesulein, ich seh in deinem Blicke
In weiter Ferne schon des Paradieses Glücke!
Schon schwebt die Seele mir aus meinem Kerker-Leib,
Wie durch den Wirbelsturm ich in das Dunkel treib.
Was ich im Jenseits schon als reiner Geist gefunden,
Ist, tausend Jahre währt ein Augenblick von Stunden.
Ich sehe ein Gesicht, ich sehe im Gesicht
Mein ganzes Leben, seh, wo mir gelungen nicht
Der frommen Tugend Weg, wo Kinder ich gepeinigt,
Wo ich der Lüge mich, dem Diebstahl mich vereinigt.
Und Jesus, da bist du, unsichtbar die Person,
Doch spürbar bist du da, sanft deiner Stimme Ton,
Du sagst mir: Kindlein, dort du tatest nicht das Gute.
Voll Reue ist mir da zu Tränenflut zumute.
Dort eine Geisterschar will sehen mich bestraft,
Die andre Geisterschar, voll des Erbarmens Kraft,
Bedeutet mir, dass nichts dich, Jesus, so erfreue
Als voll Bedauern und Betrübnis meine Reue,
Das sei dir schon genug und nichts von Strafe mehr!
Da schweb ich in der Nacht, des Universums Meer,
Ich hänge ganz allein in bodenlosem Nichtsein,
Da seh ich einen Punkt voll wunderschönem Lichtschein,
Es zieht mich an der Punkt. Wie meine Seele reist
Nun näher diesem Punkt, gesellen Geist an Geist
Sich meiner Seele zu, ganz geistig ihre Leiber,
Doch schön, viel schöner selbst als allerschönste Weiber.
Wir reden Weisheit nur, der Menschheit Wissensschatz
Wird denkend ausgetauscht mit einem bloßen Satz.
Das Licht kommt näher und ich gehe in den Lichtschein
Mit meiner Seele ein, ich tauche in das Licht ein.
Ja, jetzt bin ich in Gott! Ich bin total geliebt!
In Gottes Innerem es nichts als reine Liebe gibt!
So große Liebe gab es niemals auf der Erde
Und immer größer dort die Geisterliebe werde!
Und alles ist so schön, das sagt kein Menschenmund!
Ja, alles ist ganz weiß und alles ist ganz bunt!
Ja, alles ist ganz still und alles voll von Tönen
Und ich bin auch ein Ton in dieser wunderschönen
Musik des Himmels! Ach, mein Reden ist ein Spott!
Die Liebe ists allein! Die LIEBE ist mein Gott!