Nachgedichtet von Josef Maria Mayer
1
O Güte, deren Pforte
Auch Sündern und Bösen offen steht,
Verleihe mir, einzugehen
Und deine Schönheit
Staunend zu betrachten!
O Speicher alles Guten,
Du sättigst selbst die Undankbaren,
Nähre auch mich,
Denn du bist Leben für jene,
Die dich schmecken!
O Becher,
Dein Trank berauscht die Seele,
So vergisst die Seele ihre Leiden,
Von dir will ich trinken,
Um von dir inspiriert
Von dir zu singen!
Du verschmähst nicht unser Geschlecht,
Du verherrlichst unser Geschlecht,
Verherrliche meine Worte
Durch deine schöne Sprache!
O Sohn der Jungfrau,
Du bist zum Sohn geworden
Der allerdemütigsten Niedrigkeit,
Verleihe mir, dem Staub,
Von deiner kaiserlichen Majestät zu singen!
O Sohn des Allerhöchsten,
Du wurdest ein irdischer Mensch,
Erhebe meine Worte
Zur himmlischen Höhe,
Dich würdig zu singen!
Herr, du bist die Vernunft,
Du bist das lebendige Wort,
Du bist die göttliche Sprache,
Und wer dir seine Ohren leiht,
Dem schenkst du große Schätze.
Jeder, der spricht, der spricht durch dich,
Aufgrund deines Wortes,
Denn du bist das Wort vor allen Worten
Und die allerhöchste Weltvernunft.
In der Seele regen sich keine Gedanken ohne dich,
Die Zunge sagt keine Wort, es sei denn durch dich,
Auf deinen Befehl hin geben Laute die Lippen,
Das Ohr vermag nicht zu hören, außer du öffnest das Ohr.
Deine Schätze verteilst du
Unter die Nahen und die Fernen.
Deine Pforte steht offen,
Daß die Guten eingehn
Und die Bösen auch.
Von dir wird alles beschenkt,
Du schenkst allen Geschöpfe maßlos Geschenke!
Beschenke auch mein Preisgedicht
Mit deiner Schönheit,
Damit ich Madonna singen kann!
O Sohn der Jungfrau,
Gib mir die Gnade,
Von deiner Jungfraumutter zu singen,
Obgleich sie über alles Lallen
Des menschlichen Lobes erhaben ist!
Worte voll Verwunderung regen sich in mir,
Gesagt zu werden. O ihr Weisen, hört mich an,
Hört mir zu mit den Ohren des Herzens!
Die Huldigung der Madonna
Erhebt sich wundervoll in mir,
Zu erscheinen im Gedicht.
Bereitet eure Herzen durch Einsicht!
Die glückliche Jungfraumutter hat mich berufen,
Von ihr zu singen!
Wir wollen also unsre Ohren bereiten,
Worte über die Erhabene Mutter zu hören!
2
Sie ist der zweite Himmel,
Da in ihrem Schoß
Der Herr des Himmels gewohnt
Und erschienen ist,
Die Finsternis zu verscheuchen
Von allen Enden der Erde.
Sie ist die Gesegnete
Unter den Frauen,
Durch sie ist der Fluch der Erde getilgt,
Von ihr an hat die Strafe ihr Ende erreicht.
Sie ist die Keusche,
Sie ist die Demutvolle,
Sie ist die in der Glorie
Ihrer Heiligkeit Strahlende,
Von ihr zu singen
Ist meine Zunge zu schlecht,
Sie ist die Armut,
Die Mutter eines Königs geworden ist,
Sie hat der armen bedürftigen Welt
Den Reichtum der Liebe geschenkt,
Damit die Welt das Leben erlange.
Sie ist das Schiff,
Das die Schätze und Güter
Vom Hause des Vaters herbeitrug,
Den Reichtum Gottes auszuschütten
Über unser verödetes Land,
Sie ist der fruchtbare Acker,
Die sie ohne Samen
Getreide hervorgebracht,
Sie ist der fruchtbare Acker,
Obwohl sie nicht gepflügt worden ist vom Pflug,
Brachte sie doch fruchtbare Ernte.
Sie ist die Neue Eva,
Die das Leben geboren
Unter den sterblichen Menschen,
Die den Schuldbrief vernichtet,
Der gegen Eva geschrieben war.
Sie ist die Tochter,
Die der Ahnin die Hand reicht
Und die Ahnin aufrichtet
Vom Fall, in den die Schlange Eva gelockt.
Sie ist die Tochter,
Die das Kleid der Glorie webt
Und es ihrem Vater gibt,
Auf dass er sich damit bedecke,
Nachdem Adam nackt lag unter den Bäumen.
Sie ist die Jungfrau,
Die ohne Ehe-Vereinigung
Mutter geworden ist.
Sie ist die Mutter
Und zugleich die immerwährende Jungfrau.
Sie ist die Burg,
Die der König gebaut,
In die der König einzog
Und die der König bewohnte.
Nicht geöffnet wurde die Pforte der Burg,
Als der König hinauszog.
Sie ist die Magd,
Die wie der Thronwagen Gottes
Den Allmächtigen trug
Und ihn gehütet,
Der alle Kreaturen trägt.
Sie ist die Braut, die empfing
Und sah doch den Bräutigam nicht.
Sie gebar den Sohn
Und sah doch nicht die Wohnung des Vaters.
Wie könnte ich malen ein Bild
Dieser wunderbaren Schönen
Mit gewöhnlichen Farben,
Da nicht einmal die Farbenmischungen
Höchster Meister ausreichend sind,
Ihre Schönheit zu malen!
Zu erhaben
Und zu glorreich ist ihre Schönheit
Für alle Farbenmischungen
Und auch mein Geist
Vermag nicht, eine Ikone zu gestalten,
Die ihrer Schönheit ähnlich wäre!
Leichter ist es, Glanz und Glut der Sonne zu malen,
Als ein Gedicht zu schreiben
Von der Schönheit der Madonna!
Ein Feuerrad kann man malen,
Aber keine Beredsamkeit
Und keine Gelehrsamkeit
Kann die Schönheit der Madonna evozieren!
Wollte einer Madonna beschreiben,
In welche Schar von Geschöpfen
Will er sie reihen?
Zählt er sie zu den Jungfrauen,
Zu den heiligen Frauen,
Zu den Ehefrauen,
Zu den Müttern?
Jungfräulichkeit und milchpralle Brüste
Sind bei ihr vereinigt,
Bei der allen Lobpreises Würdigen!
Sie, die geboren hat,
Sie, deren Hymen intakt ist,
Wer vermag ihren Lobpreis zu singen?
Eben schien sie mir ein Mädchen
In den Scharen der jungfräulichen Mädchen,
Da sah ich, wie sie als Mutter
Ihr Kind gestillt an der milchprallen Brust!
Ich hörte, Josef sei ihr Ehemann,
Da sah ich, dass sie allzeit allein geschlafen.
Da wollt ich sie reihen in die Reihe
Der heiligen Jungfraun,
Da hört ich, dass sie schwanger war
Und einen Sohn geboren hat!
Ich dachte, wegen Josef,
Sie eine heilige Gattin zu nennen,
Da lehrte mich die Wahrheit,
Daß sie nie einen Mann erkannt!
Da sah ich sie,
Die Mutter trug den Sohn in den Armen,
Doch schien sie unter Jungfraun zu wandeln
Als Jungfrau der Jungfraun!
Sie ist Jungfrau und Mutter,
Sie ist Mutter und Jungfrau,
Sie ist Gattin eines Mannes
Und wurde doch nie erkannt von einem Mann!
Was kann ich singen und sagen,
Als dass Madonna unbegreiflich!
Die Liebe bewegt mich,
Die Wunderbare zu singen!
Aber zu erhaben ist sie
Für meine geringe Kunst!
Was soll ich tun?
Ich will also bekennen
Vor aller Welt,
Daß ich unwürdig war
Und unwürdig bin
Und unwürdig sein werde,
Sie jemals würdig zu preisen!
Dann aber will ich aus Liebe
Das Lob der Erhabenen singen!
Nur die Liebe vermag,
Wenn die Liebe singt,
Dem Tadel zu entgehen.
Denn die Gedanken der Liebe
Sind voller Anmut
Und beschenken die Leser dieses Liedes.
3
In Ehrfurcht
Und Staunen
Will ich von Madonna singen,
Zu welcher hohen Würde
Die Tochter der Erde aufstieg!
War es nichts als Gnade,
Was den Sohn herabsteigen ließ
In ihren Schoß
Oder war sie vielmehr so heilig
Und hatte Gott an ihr ein solches Wohlgefallen,
Daß sie die Mutter
Des Sohnes Gottes wurde?
Das ist wahr, dass Gott
Aus Gnade herabgekommen ist
Zu dieser Erde,
Doch Madonna durfte ihn empfangen
Wegen ihrer außerordentlichen Reinheit.
Gott sah ihre Demut und Sanftmut
Und ihre Reinheit
Und wohnte in ihr!
Gott weilt gern bei der Demut,
Wie Gottes Wort spricht:
Auf wen soll ich anders schauen,
Als auf jene,
Deren Herzen voll Demut und Sanftmut?
Gott sah,
Daß sie die Demutreichste
Unter allen Menschenkindern war
Und darum wohnte Gott in ihr,
Wie sie selbst gedichtet,
Daß Gott sie angeschaut
In ihrer Niedrigkeit
Und in ihr gewohnt!
Darum will ich sie preisen,
Weil sie Gott so wohlgefallen!
Ihre Demut ist
Der Gipfel der Vollkommenheit.
Je näher nämlich ein Mensch zu Gott kommt,
Um so mehr wird er gedemütigt.
Mose war der Demütigste
Unter allen Menschensöhnen,
Obgleich Gott zu ihm herabgestiegen war
In der Vision auf dem Berge.
Die Demut war auch bei Abraham,
Als er sich Staub und Asche nannte.
Demütig war Johannes der Täufer,
Als er sprach, dass er nicht würdig sei,
Dem Bräutigam der Braut
Die Sandalen aufzuschnüren.
Allein durch die Demut
Gefallen die Heiligen Gott.
Die Demut ist die Straße,
Auf der der Mensch zu Gott gelangt.
So tief gedemütigt vor Gott wie Madonna
War nie ein Mensch seit Anbeginn,
Ist doch auch kein Mensch so erhöht
Von Gott wie sie!
Gott verleiht die Verherrlichung
Nach dem Maß der Demut.
Gott hat Madonna verherrlicht
Zu Gottes Mutter!
Welche Demut also wäre gleich
Der Demut der Madonna?
Wäre eine andre Frau
Sanftmütiger und demütiger als Madonna,
Hätte Gott in jener Frau gewohnt,
Madonna wäre von Gott verlassen worden
Und er wäre nicht bei ihr geblieben.
Hätte es eine Frau gegeben,
Die heiliger und vollkommener wäre als Madonna,
So hätte Gott ja jene Frau erwählt
Und hätte Madonna aufgegeben.
Als Gott zur Erde herabstieg,
Beschaute er alle Frauen
Und erwählte sich die Eine,
Die unter allen Frauen am meisten
Gottes Wohlgefallen fand.
Er prüfte sie
Und fand bei ihr die Demut
Und die Heiligkeit,
Eine reine Gesinnung
Und Gottesliebe in der Seele,
Ein reines Herz
Und keine andern Gedanken
Als allein vollkommne Gedanken.
Darum erwählte er die Reine,
Die vollkommene Schönheit!
Er verließ seine himmlische Wohnung
Und wohnte in der Benedeiten,
Die mehr gesegnet ist als alle andern Frauen!
In der ganzen Welt
Ist keine ihresgleichen,
Keine Frau darf sich ihr zur Seite stellen.
Sie war ganz Demut,
Ganz Reinheit,
Sie war die Makellose,
Die allein es verdiente,
Gottesmutter genannt zu werden
Und keine andre Frau als sie allein!
Gott erforschte sie
Und fand sie rein
Und erhaben über alles Böse.
Nicht war sie lüstern,
Nicht dachte sie an Sünden,
Nicht stellte sie sich gleich
Den Verderbten dieser Welt,
Noch beschäftigte sie sich
Mit dem gemeinen Treiben
Der ordinären Weiber.
Gott sah, dass in der ganze Welt keine Frau sei,
Die ihr gleiche oder auch nur ähnlich sei.
Deshalb erwählte er sie
Zu seiner Gottesmutter,
Um von ihr die Milch des Trostes zu empfangen.
Sie war ganz der Weisheit gleich
Und voller Liebe zum Herrn.
Wo die Liebe nicht ist, mag Gott nicht wohnen.
4
Als es Gott gefiel,
Unser Land zu besuchen,
Gefiel es ihm,
Im allerreinsten Tempel
Der ganzen Erde zu wohnen,
Nämlich im Schoß,
Im jungfräulichen Schoß
Voll heiliger Lebensweise,
Geschmückt von Würde.
Sie ist von Natur aus schön
Und sie ist durch die Freiheit ihres Willens schön,
Nicht voll hässlicher Geilheit,
Von Kindheit an rein
Und treu in Gerechtigkeit
Und wandelte fehlerlos auf dem guten Weg
Und strauchelte nicht.
In ihr blieb der freie Wille rein
Und nur auf das Gute gerichtet,
Keusch blieb ihr Fleisch
Und heilig ihre Seele.
Weil Gott so Schönes an ihr getan,
Bin ich berechtigt,
Die unaussprechlich wundervolle
Jungfraumutter zu singen.
Sie wurde die Muttergottes,
Denn sie war die einzige
Vollkommene Frau auf Erden.
Allzeit blieb sie rein
In der Reinheit ihres Herzens
Und in ihren edlen Gedanken.
Sie wich nicht ab von Gottes Gebot
Und wurde nicht aufgewühlt
Von fleischlicher Geilheit.
Von Kindheit an erfüllten sie
Gefühle der Heiligkeit,
Die sie mit Einsicht pflegte.
Immer sah sie den Herrn vor Augen
Und schaute auf den Herrn,
Um von Gott erleuchtet zu werden
Und von Gott erquickt.
Da sah Gott,
Wie rein und gut ihre Seele war,
Da wollte er in ihr wohnen,
Da sie vom Bösen frei war.
Kein Weib ist ihr gleich,
Sie ist die über alle andern Weiber
Staunenswerte und Bewunderungswürdige!
Eine einzige Menschin
Ward gesucht unter allen Weibern,
Da wurde sie erwählt,
Weil sie schöner war als alle andern Frauen.
Der heilige Vater
Suchte seinem Sohne
Eine heilige Mutter,
Und Gott fand keine andre
Als diese Eine,
Die er erwählte,
Daß sie die Gottesmutter sei.
Diese junge Frau war innerlich
Und äußerlich voller Schönheit
Und vermochte wegen ihres reinen Herzens
Das Mysterium zu schauen,
Das Gott in ihr vollzog.
Die Schönheit der Seele
Kommt aus der Freiheit des Willens
Und der reinen Lebensweise,
Wenn der vollkommene Glanz Gottes
Durch den freien Willen
In der Seele aufstrahlt,
Ist die Seele schön.
Wohl manchem Menschen verlieh der Herr
Eine große Seelenschönheit,
Die Schönheit ist dann nur lobenswert,
Wenn es eine Schönheit des Innern ist.
Denn auch die Sonne ist schön,
Doch tut sie nichts für ihre Schönheit.
Wer aber etwas für die Schönheit der Seele tut,
Der wird zurecht als innerlich schön gepriesen.
Auch Gott liebt die innere Schönheit,
Die aus der guten Wahl
Des freien Willens kommt,
Und Gott lobt den Willen,
Der sich frei für das Gute entscheidet.
So gefällt ihm auch diese Frau,
Die ich nun besinge,
Besonders gut wegen ihrer freien Wahl
Des Guten
Und darum hat er sie auserkoren.
Er stieg herab vom Himmel,
Um in der Menschin Mensch zu werden.
Wegen ihrer großen Schönheit
Erwählte er sie,
Und wollte von ihr geboren werden.
Die ihr geschenkte Gnade
Übertrifft alle andern Gnaden,
Die andern Menschenkindern geschenkt werden.
Ihre Seelenschönheit,
Die Seelenschönheit meiner Madonna,
Übertrifft alle andern Seelen an Schönheit.
Wegen ihrer Schönheit
Wurde sie zur Gottesmutter.
Ihre Demut und ihre Reinheit,
Ihre Gerechtigkeit und ihre Güte
Gefielen Gott sehr gut,
So wurde sie erwählt.
Wäre eine andere Dame schöner gewesen
Als meine Madonna,
Wäre jene andere auserkoren worden,
Denn Gott ist unparteiisch.
Wäre in der Seele meiner Madonna
Auch nur der geringste Flecken gewesen,
So hätte der Herr eine andre erwählt
Zur Makellosen.
Aber diese Schönheit meiner Madonna,
Die durch ihre Reinheit
Alles andre Schöne übertrifft,
Diese innere Schönheit
Wurde erworben furch den freien Willen,
Der das Gute erwählte.
Es müsste doch wirklich jeder staunen
Über die Hochgepriesene,
Wegen ihrer Schönheit,
Da der Herr sie erwählte
Als Gottesmutter.
Ihr Schönheit war so groß
Wie es irgend die Mutter Natur
Ermöglichen konnte,
Denn ihre Schönheit erreichte
Das allerhöchste Maß.
Da kam die Gnade auf sie herab.
Und wenn sie zuvor geheiligt lebte
Aus menschlicher Kraft,
So ging nun Gott aus ihr hervor,
Was reine Gnade war.
So weit wie sich ein Geschöpf
Dem Schöpfer nahen kann,
So weit nahte sich die Schöne
Durch die reine Schönheit ihrer Seele.
Aber dass Jesus
Aus ihrem Schoße hervorkam,
War nichts als Gnade,
Darum preisen will ich
Die Barmherzigkeit Jesu.
Meine Madonna war so schön,
Daß es im Weltall nichts Schöneres gibt.
Aber dass Jesus aus ihrem Schoße kam,
Dafür will ich Gottes Gnade danken,
Der über alles denkbare Maß
Seine Liebe ausgegossen
Über die Schöpfung!
Schätze die Gnade Gottes so hoch ein,
Daß alle Welten zusammen
Nicht genug danken können,
Und schätze die Würde der Madonna so hoch ein,
Daß alle Menschen aller Äonen
Sie nicht genug verherrlichen können!
Sie war asketisch wie Johannes der Täufer
Und sanft wie Johannes der Evangelist,
Sie fuhr gen Himmel wie Elias
Und war Priesterin wie Melchisedek.
Über diese Heiligen stieg sie hinaus
Durch ihre unbeschreibliche Schönheit
Und wurde auserwählt
Zur Mutter des Heiligen.
Denn Gott erkannte,
Daß sie glänzte von Heiligkeit
Und darum wollte er
In ihrem Schoße wohnen!
5
Darum sandte er einen Engel
Aus den himmlischen Scharen,
Damit er der Seligen,
Schönen
Botschaft bringe.
Gabriel wars, der Fürst
Der himmlischen Hierarchie,
Er machte sich auf den Weg
Und kam zu ihr,
Vom Allerhöchsten geschickt.
Sie allein war es würdig,
Des großen Mysteriums,
Welches ihr mitgeteilt wurde
Durch göttliche Offenbarung.
In Gebet und Meditation
Und reiner Einfalt des Herzens
Empfing Madonna
Die übernatürliche Offenbarung,
Dieweil sie voll Staunen
Vor Gott war
Und ihr Herz voll Liebe
Ausgegossen vor dem Herrn im Gebet.
Sie war ins Gebet versunken
Wie einst der weise Daniel,
Als der Engel
In glühender Glut zu ihm kam.
So kam der Engel auch
Zum Priester Zacharias,
Als er im Tempel war
Und betete zu dem Herrn.
So war auch diese junge Frau,
Gewürdigt der schönen Offenbarung,
Im Gebet versunken,
Als sie den Engel empfing,
Der herabkam zu ihr.
Denn das Gebet des Herzens verbindet
Geheimnisvoll mit dem Herrn
Und spricht mit dem Herrn,
Empfängt seine Weisung
Und findet Kraft in ihm.
Der Engel kam,
Als meine Madonna in ihr Gebet versunken,
Grüßte sie mit dem Gruß des Herrn:
Freue dich, o Madonna,
Der Herr ist mit dir,
Du Selige unter den Frauen!
Du bist mehr gesegnet als alle anderen Frauen,
Und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!
Als sie den Gruß vernahm,
Da sann sie nach,
Was dieser Gruß bedeuten möge,
Und sie überlegte mit ihrem Verstand,
Was die Ursache sei
Des englischen Grußes.
Da sprach der Engel zu ihr:
Sei ohne Angst,
Du begnadete Frau!
Der Herr begehrt dich,
Daß du in deiner mädchenhaften Unschuld
Zur Gottesmutter wirst!
Siehe, von nun an wird man dich selig preisen
Und du wirst den himmlischen König gebären!
Meine Madonna gab dem Engel dies zur Antwort:
Aber wie kann das geschehen?
Wie kann ich fruchtbar werden
Ohne einen Mann zu erkennen?
Du verheißt mir ein Kind,
Doch schlafe ich nicht mit meinem Verlobten.
Ich höre von der Geburt eines Sohnes
Und bin doch fern dem Vollzug der Ehe.
Das war eine wundervolle Zeit,
Als Gabriel bei Madonna war
Und Madonna sich mit Gabriel unterredet.
Sie war die Tochter der Armut
In bescheidener Demut
Und er war der herrliche Engel
In glühendem Strahlenglanz
Und sie verhandelten miteinander,
Wie der Frieden wiederhergestellt werden könne
Zwischen Vater Himmel und Mutter Erde.
Eine einzige aus der großen Schar der Frauen
Schloß mit dem Fürsten unter den Engeln
Einen Pakt der Versöhnung
Aller Menschenkinder mit Gott
Und aller Kreatur mit dem Schöpfer.
Wie Schiedsrichter saßen
Die Madonna und der Engel
Zwischen den himmlischen Wesen
Und den irdischen Wesen.
Sie sprachen miteinander,
Sie hörten aufeinander
Und stifteten Frieden
Unter den Erzürnten.
Das Mädchen und der Engel
Brachten alles wieder in Ordnung,
Der Streit zwischen Gott und Adam
Ward zur Ruhe gebracht.
Der Streit unterm Baum der Erkenntnis
Ward zur Versöhnung geführt,
So kam der Friede zustande.
Die irdische Frau
Und der himmlische Engel
Sprachen miteinander,
So dass die beiden Parteien,
Die Partei Gottes und die Partei des Sünders,
Frieden miteinander schlossen.
Die schlimme Zeit fand ein Ende,
Die Adam den Tod gespendet hatte,
Und es kam herauf eine neue Zeit,
Da Adam wieder aufgerichtet wurde.
Nicht mehr lispelte jetzt die Schlange,
Sondern der Engel Gabriel sprach
Und nicht mehr lauschte den Lockungen Eva,
Sondern der Weisung lauschte meine Madonna.
Statt des Vaters der Lüge,
Der den Mord gerbacht,
Sprach jetzt die Wahrheit,
Um das ewige Leben zu verheißen.
Für die Ahnfrau Eva
Mit ihrem Schuldbrief
Trat jetzt die Tochter der Ahnfrau ein,
Madonna, die Neue Eva,
Die Adam von seiner Sünde erlöste.
Die Schlange wurde zum Engel
Und Eva wurde zur Madonna.
Das Chaos vom Anfang
Wurde zur göttlichen Ordnung.
Eva tat ihr Ohr auf
Dem Flüstern der Schlange,
Die Lügen gelispelt.
Komm, und ergötze dich,
Nun flößt der Engel
Das ewige Leben
In das Ohr der Madonna,
Befreit die Frau
Von der Umschlingung durch die Schlange
Und verleiht ihr den göttlichen Trost!
Gabriel pflanzte wieder
Den von der Schlange zerstörten
Garten Eden
Und meine Madonna
Machte den von Eva verscherzten Garten Eden
Wieder zum Wonnegarten des Paradieses!
6
Zwei Frauen empfingen die Botschaft
Von zwei Boten
In zwei verschiednen Äonen.
Luzifer sandte sein Mysterium
Durch die Schlange zur alten Eva,
Gott sandte sein Mysterium
Durch den Erzengel Gabriel zu der Neuen Eva.
Gabriel bewirkte
Die Auflösung der luziferischen Schlangenworte
In dem Ohr der Neuen Eva
Anstelle der alten Eva.
Gabriel erneuerte
Das heilige Leben wieder
Und löste durch seine Einsprache
Das Flüstern der Schlange auf.
Gabriel sprach die Wahrheit
Und tilgte die Lüge.
Die erste Frau war im Paradiese
Von dem gefallenen Engel betrogen worden
Sie hatte geöffnet ihr Ohr
Dem Blasen der Flöte des Betruges.
Statt der alten Eva
Erwählt ward die Neue Eva,
Die göttliche Wahrheit ward vom Herrn
Ihr in das Ohr gegossen.
Die Pforte der Frau,
Aus welcher einst der Tod gekommen,
Diese Pforte empfing das ewige Leben.
Gelöst ward die Fessel,
Womit der Böse uns früher gefesselt.
Am Anfang war die Sünde groß geworden
Und der Tod gewaltig,
Aber nun strömte Gnade über,
Die göttliche Gnade, um Adam zu befreien.
Die luziferische Schlange grüßte nicht
Mit einem Gruß des Friedens Eva,
Es gibt ja keinen Frieden
Auf dem Weg des Todes.
Betrügerisch flüsterte
Die luziferische Schlange Irrtum ein,
Sie zischte Falsches,
Sünde flößte sie ihr ins Ohr,
Schlechte Ratschläge gab die Schlange,
Ihre Reden waren verlogen.
Feindschaft unter den Geschöpfen,
Mordgier und Blutdurst
Führte der Böse in die Menschheit ein,
Das Geschlecht Adams.
Dagegen erhob sich der heilige Erzengel Gabriel,
Der Bote Jesu,
Er brachte von Gott die Kunde
Zur Neuen Eva,
Die Kunde des ewigen Lebens.
Gabriel grüßte die Neue Eva,
Das ewige Leben säte er in ihr Ohr,
Heil und Frieden verhieß er,
Voller Liebe trat Gabriel zur Neuen Eva
Und schaffte allen Schaden der Sünde hinweg.
Die von dem Bösen errichtete Mauer der Sünde
Zerstörte Jesus bei seiner Herabkunft,
Die Mauer wird nicht wieder errichtet.
Zwischen Vater Himmel und Mutter Erde
War ein trennender Zaun errichtet,
Aber Jesus riß nieder den,
Damit das Himmlische und das Irdische wieder
In Frieden und Versöhnung geeinigt sei.
Darum sprach Gabriel zur Neuen Eva:
Friede sei mit dir!
Denn der Himmel wünschte der Welt den Frieden.
Der Engel Gabriel sprach zur Neuen Eva:
Ich grüße dich, Madonna,
Unser Herr ist mit dir!
Du wirst jungfräulich empfangen das Wort Gottes!
Die Neue Eva sprach zum Erzengel Gabriel:
Wie kann das geschehen?
Kann eine Jungfrau fruchtbar sein?
Die Neue Eva fragte den Engel Gabriel,
Wie die Weisheit Gottes Mensch werden will,
Der Engel sollte die Neue Eva belehren
Über die reine Empfängnis,
Damit wir erleuchtet werden.
Siehe, wie lichtvoll ist die Neue Eva
Für alle, die sie beschauen,
Wie lehrreich sind alle ihre Worte
Für die Weisen.
Daß sie den Engel fragte
Nach der Empfängnis der Weisheit im Fleisch,
Das tat sie aus eigenem Antrieb
Und zugleich zum Nutzen aller,
Die es hören mit hörenden Ohren.
Die alte Eva hatte ja damals
Die luziferische Schlange nichts gefragt,
Sondern war stumm geblieben
Und hatte dem Betrüger Glauben geschenkt.
Aber die Neue Eva
Hörte die Wahrheit von dem, der die Wahrheit ist,
Und bat um Erklärung.
Die alte Eva hörte,
Die Frucht vom Baum der Erkenntnis
Mache sie zu einer Göttin,
Sie werde gleich sein einer Gottheit!
Da fragte sie nicht nach:
Wir kann ich zu einer Gottheit werden?
Die Neue Eva nahm die Botschaft des Engels nicht eher an,
Bis sie geprüft und erforscht hatte,
Wie Gott ein Mensch wird.
Die Gattin Adams zweifelte nicht
An den Lügen des gefallenen Engels,
Daß sie Gott gleich sei.
Die Neue Eva schwieg erst,
Nachdem sie studiert
Und den Engel um Erklärung gebeten,
Wie sie die göttliche Weisheit gebären soll.
Viel schöner ist die Neue Eva!
Wegen der Schönheit der Neuen Eva
Erwählte sie der Herr
Zur Gottesmutter!
Sie hätte ja schweigen können,
Aber sie befragte den Engel.
Weil sie klug war und nach Gott fragte,
Lehrte der Engel sie Weisheit.
Die alte Eva kann man tadeln,
Die Neue Eva muß man besingen!
Im Vergleich mit Frau Torheit
Strahlt ja Frau Weisheit!
Schlecht benahm sich die alte Eva
In ihrer eigenen Angelegenheit,
Aber gut benahm sich die Neue Eva
In der Angelegenheit Jesu.
Die Schuld der alten Eva vor Gott
Wird aufgelöst durch die Schönheit der Neuen Eva!
Adams Geschlecht ist gefallen
Durch die Sünde der alten Eva,
Aber Adams Geschlecht ist wieder aufgerichtet worden
Durch die Gunst der Neuen Eva.
Durch das Schweigen der alten Eva
Kam zu uns ein befleckter Name,
Aber durch das Fragen der Neuen Eva
Kam zu uns das ewige Leben und das göttliche Licht!
7
Sie sprach zum Engel:
Wie kann das geschehen,
Was du gesagt?
Da erklärte er ihr den Weg
Des Königs und seiner Herabkunft:
Heilig Geist wird zu dir kommen,
Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten,
Allerseligste!
Hier wird meine Zunge überflutet
Von der Fülle des zu Sagenden
Und kann nur noch im Staunen stammeln.
Dieses Thema fordert Gefühl,
Erhabners Gefühl als gemeine Gefühle.
Über Maria darf nur die Liebe reden,
Jene Liebe, die uns die ewige Weisheit verleiht.
In den Worten des Engels
Wirkt das ewige Leben.
Warum kam der Heilige Geist
Vor dem einiggeborenen Sohn?
Zuerst bereitete ja der Geist
Die Unbefleckte.
Dann wohnte der Sohn des Allerhöchsten
In ihr und ward von ihr geboren.
Christus ist die Kraft des Vaters.
Der Vater sandte den Engel zu ihr,
Der zu ihr sprach, der Geist werde kommen
Und in ihr werde die Kraft des Höchsten wohnen.
Der Heilige Geist kam zu Maria
Und nahm die Strafe von Adam und Eva.
Der Heilige Geist schuf Maria
Als Unbefleckte in makelloser Reinheit,
Eine würdige Wohnung der ewigen Weisheit.
Der Geist machte sie zur Gebenedeiten
Unter allen andern Frauen
Und ließ sie frei sein vom Fluch
Der Schmerzen beim Gebären.
Da sie auserwählt war,
Mutter des Sohnes Gottes zu sein,
Hat sie der Heilige Geist geheiligt,
Bevor Er in ihr wohnte.
Durch den Geist ist sie frei von aller Schuld,
So wurde sie zur makellosen Wohnung
Für Christus.
Christus selbst
Schuf seine eigene Mutter makellos
Durch den Heiligen Geist,
Damit der Sohn des Vaters, wenn er kommt,
In einer sündlosen Mutter wohne
Und einen sündlosen Leib
Empfange von der makellosen Mutter.
Damit der beseelte Leib,
Den Jesus von der Mutter empfangen,
Frei von aller Sünde sei,
Schuf Gott Maria als Unbefleckte.
Der Sohn Gottes wollte in und durch Maria
Der Menschheit eingepflanzt werden.
Der Logos stieg herab,
Um Fleisch anzunehmen,
Uns in allem gleich zu sein,
Außer in der Sünde.
Als Gott Mensch ward,
War die Jungfrau makellos
Und wurde durch den Geist zur Mutter Gottes.
So wollte er der Welt ein zweiter Adam werden
Und dem ersten Adam die Hand reichen
Zum Aufstehen, nachdem ihn die Schlange gestürzt.
Damit der Fürst der Welt, der Satan,
Keinen Grund zur Anklage finde,
Musste Jesus ohne Sünde sein,
Denn die Sünde öffnet dem ewigen Tod die Tür.
Gott wollte ja als Mensch,
Doch ohne dem Strafurteil unterworfen zu sein,
Aus der Menschin Maria in die Welt kommen.
Darum machte Gottvater für Gottsohn durch Gottgeist
Maria zur Unbefleckten.
Maria war so rein
Wie Eva vor dem Zwiegespräch mit der Schlange.
Gott gab so Eva die Ursprungsunschuld wieder,
Die unser aller Mutter besessen,
Bevor sie vom Baum des Todes gekostet.
Der Geist schuf Maria
Rein wie Eva,
Bevor Eva den Lügen der Schlange gelauscht.
Gott Geist stellte in Maria
Evas Unschuld wieder her
Und wohnte dann in ihr.
Die Gotteskindschaft Adams
Gab der Geist nun Maria.
Gleich wie Vater Adam ohne sexuelle Vereinigung
Gezeugt die Mutter Eva,
So jungfräulich gebar Maria,
Denn sie war rein wie Adam vor dem Sündenfall.
Der Geist, den Gott in Adams Nase blies,
So dass er Eva erzeugte,
Den Geist empfing Maria,
Daß sie Jesus gebar.
Adams Reinheit erlangte Maria
Durch das Überkommenwerden vom Geist,
So dass sie ohne sexuelle Erkenntnis gebar.
Adam zeugte die Mutter allen Lebens wunderbar
Und so ward der Herr geboren wunderbar,
Der Herr, die Quelle des Lebens,
Wunderbar geboren von der Jungfrau.
Von Anbeginn waren Adam und Eva
Vorbilder für Maria und Jesus.
Adam gebar jungfräulich Eva,
Die Mutter allen Lebens.
Er weissagte so,
Daß aus Eva in einer zweiten Geburt
Das ewige Leben geboren wird
Und Eva in unbefleckter Jungfräulichkeit
Und ohne sexuelle Erkenntnis
Das ewige Leben in Jesus gebären wird,
Denn Jesus ist das ewige Leben
Und Maria die Neue Eva, Mutter des Lebens.
Adam besang prophetisch den Herrn.
Gott begnadete so die Makellose
Und machte sie frei von aller schlechten Begierde,
Wie Eva frei von aller schlechten Begierde war,
Bevor die Schlange sie lockte.
Der Geist vertilgte in Maria
Jeden Schandfleck der Sünde
Und der ungeordneten Begierde
Und erfüllte sie mit heiliger Unschuld.
Gott machte sie zu einer neuen Schöpfung.
Da sah er, dass sie überaus schön war,
Überaus schön wie Eva im Paradies!
Da wohnte er ihr bei
Und nahm ihr Fleisch an.
Darum sprach der Engel: Der Geist wird kommen,
Dann steigt das Wort herab,
Maria beizuwohnen.
Gesegnet sei Maria,
Durch dessen Frage an den Engel Gabriel
Wir dieses alles erfahren.
Wenn sie ihn nicht gefragt hätte,
So wüssten wir nichts vom Geheimnis
Der Menschwerdung Christi.
Ihr Verdienst war’s,
Daß dies öffentlich geworden ist.
Sie war die Ursache dafür,
Daß der Engel uns erleuchtet.
Die weise Jungfrau
War der Mund der Kirche
Und war das Ohr der ganzen Menschheit.
Hätte Maria nicht erhabne Gedanken gehabt,
Dann hätte sie nicht so mit dem Engel gesprochen.
Wenn sie nicht innerlich
Und äußerlich vollkommen schön gewesen wäre,
Hätte Gabriel mit ihr nicht gesprochen.
Aus eignem Verdienst war sie so hoch gestiegen,
Bis der Geist auf sie herabkam.
Von Gott ward sie mit Gnade erfüllt,
Der Eingeborne nahm Wohnung in ihrem Schoß
Und machte alles neu.
Maria ist wie ein versiegelter Brief,
In welchem die Geheimnisse Christi stehen,
Die Tiefen der Gottheit.
Ihren Leib bot sie dar
Wie ein weißes Blatt,
Das Wort schrieb sich selbst darauf.
Der Sohn ist das Wort,
Maria der Brief,
In diesem Brief steht die Vergebung.
Dieser Brief ward nicht erst versiegelt,
Nachdem er beschrieben worden ist,
Sondern der Brief ward zuerst versiegelt
Und dann beschrieben
Von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Er wurde zuerst versiegelt,
Dann beschrieben
Und schließlich gelesen,
Ohne aufgebrochen worden zu sein,
Wegen der ungeheurn Geheimnisse Gottes.
Ohne Verletzung des Siegels
Trat das Wort ein.
So hat uns Gott die Botschaft gesandt
Der ewigen Glückseligkeit
Durch die Fruchtbarkeit der Jungfrau.
Adam ist seine einstige Würde wieder zugesprochen worden,
Die Würde des Erben Gottes.
Durch Maria sind versöhnt
Die Irdischen mit den Himmlischen.
Die Beschämung ist von den Frauen genommen.
Der verschlossene Pfad zum Paradies
Ist sichtbar geworden!
Die Schlange ist vertrieben,
Der Mensch darf treten vor Gott.
Der Cherub zog sein Feuerschwert weg,
Der Baum des Lebens bietet nun seine Speise.
Sie hat uns die süße Frucht des Lebens geschenkt,
Daß wir sie speisen
Und ewig mit Gott vereinigt leben.
Alle Geschlechter werden mich selig preisen!
So sprach die erleuchtete Jungfrau Maria.
Sie sah, wie hoch sie gestiegen war
Und wie die Menschheit staunend sie feiern wird.
Sie sah voraus, dass alle Völker
Die jungfräuliche Mutter feiern werden.
Sie wusste durch den Geist,
Daß ihr Sohn der König aller Völker wird,
Darum forderte sie
Von allen Zungen
Tribut für die Mutter des Königs der Völker!
Darum will auch ich sie besingen,
Diese Höchstglückselige!
Ihre übermäßige Überglückseligkeit
Ist für alle Zungen unsagbar!
Allerglückseligst ist sie,
Weil sie den Heiligen Geist empfangen,
Der in ihr wohnte,
Da der Herr des Himmels aller Himmel
In ihr Wohnung nahm.
Überaus selig ist sie,
Weil sie in Ewigkeit Jungfrau sein wird!
Selig ist sie und mehr als selig,
Weil sie Adams Geschlecht aufgerichtet!
Über alles Maß glückselig ist sie,
Weil sie erhaben ist über die Ehegemeinschaft
Und doch geboren hat!
Glückselig ist sie,
Weil sie ihren Leib nie entweiht,
Aber doch die süße Frucht der Jungfrau hervorgebracht!
Über alles Denkbare hinaus ist sie selig,
Weil in ihrem engen Jungfraunschoß
Der unendliche Ewige weilte!
Von nahezu göttlicher Seligkeit ist sie,
Weil sie den Schöpfer geboren!
Jauchzen kann sie,
Weil sie Gott mit Milch gesäugt!
Jubeln kann sie,
Weil sie ihre süßen Lippen legte
Auf die süßen Lippen Gottes,
Vor dessen Glut die Seraphim erschrecken!
Unbegreiflich herrlich ist sie,
Weil an ihrer Brust gelegen
Und an ihrer Brust gesogen
Gott, aus dessen barmherzigen Mutterbrüsten
Alle Universen schlürfen!
Gelobt sei meine Gottheit,
Die mir Madonnas Schönheit aufstrahlen ließ!